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Interessante Abenteuer unter den Indianern 69

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Der Skalpiertanz

Der Skalpiertanz, sagt Herr Catlin, wird als Feier eines Sieges abgehalten. Unter den Sioux, wie ich während meines Aufenthaltes unter ihnen kennenlernte, wird er bei Nacht getanzt, beim Schein der Fackeln und gerade vor dem Schlafengehen. Wenn eine Kriegsabteilung von einem Kriegszug zurückkehrt und die Skalps ihrer Feinde mit nach Hause bringt, so tanzen ihn die Krieger fünfzehn Nächte hintereinander. Sie erzählen dabei die übertriebensten Prahlereien von ihrer Tapferkeit im Krieg, indem sie ihre Kriegswaffen in den Händen schwingen. Eine Anzahl junger Frauen wird ausgesucht, um beim Tanz mitzuwirken, obwohl sie eigentlich selbst nicht mittanzen. Ihre Mitwirkung besteht darin, dass sie in die Mitte des Kreises treten und die kürzlich erbeuteten Kopfhäute in die Höhe halten, während die Krieger in einem Kreis herumtanzen, oder besser gesagt, springen, ihre Waffen schwingend und auf eine fürchterliche Art heulend und schreiend. Alle springen mit beiden Füßen zugleich, mit einem gleichzeitigen Stampfen, indem sie Ausfälle mit ihren Waffen machen, dass es scheint, als ob sie sich mit denselben in der Tat gegenseitig in Stücke hauen wollten. Während dieser wahnsinnigen Sprünge, diesem tobenden Geschrei und dieser wütenden Ausfälle verzieht jeder Mann sein Gesicht so sehr, wie die Kraft seiner Muskeln es ihm erlaubt. Er rollt seine stieren Augäpfel herum und schnappt mit den Zähnen, als ob er sich in der Hitze der Schlacht befände, und atmet tatsächlich durch seine aufgeblasenen Nasenlöcher das Zischen des Todes. Man kann durchaus weder eine Beschreibung geben, welche mehr als einen schwachen Umriss von den schrecklichen Wirkungen dieser Szene dartun würde, die, in der Stille und Dunkelheit der Nacht bei dem schimmernden Licht ihrer brennenden Fackeln ausgeführt werden, noch können sämtliche Lebensjahre, welche dem sterblichen Menschen bestimmt sind, den lebhaften Eindruck, welchen eine solche Szene seinem Gedächtnis einprägt, weder verwischen noch entstellen.

Der genaue Grund, aus welchem der Scalp genommen wird, ist hinreichend bekannt und bereits erklärt worden; aber der Beweggrund oder die Ursache, warum diese Zeremonie bei allen amerikanischen Stämmen über den Skalp eines Feindes gehalten wird, ist ein Gegenstand, welchen ich mir bis jetzt noch nicht hinreichend erklären kann. Es unterliegt keinem Zweifel, dass allgemeine Freude diesen Vorstellungen hauptsächlich zugrunde liegt. Nichtsdestoweniger sind verschiedene entscheidende Beweise vorhanden, dass es noch andere wesentliche Beweggründe gibt, warum mit dem Skalp auf eine so förmliche und genaue Weise geprunkt wird. Unter einigen von den Stämmen ist es gebräuchlich, die Skalpe zu begraben, nachdem sie diese öffentliche Zurschaustellung durchgemacht haben, welche Letztere zu dem Zweck abgehalten worden sein dürfte, denselben Berühmtheit zu geben und denen, die sie eroberten, öffentliche Anerkennung zu gewähren, da dieselben, einem Brauch des Stammes zufolge, genötigt sind, sich von ihnen zu trennen. Die große Achtung, welche man ihnen zu zollen scheint, solange sie dieselbe brauchen und der bemitleidende und klagende Gesang, welche sie den Haaren ihrer unglücklichen Schlachtopfer nachheulen, sowie die genaue Sorgfalt, mit welcher sie zuletzt die Kopfhaut begraben, überzeugen mich hinlänglich, dass sie eine abergläubische Furcht vor den Geistern ihrer erschlagenen Feinde haben, und dass sie viele versöhnende religiöse Gebräuche, unter welchen die oben beschriebene Zeremonie zu zählen ist, verrichten müssen, um ihren eigenen Frieden zu sichern.