Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Slatermans Westernkurier 01/2018

Auf ein Wort, Stranger, wer kennt noch Martin Marty, den Seelenfänger der Plains-Indianer?

Man schrieb das Jahr 1834, als in Schwyz, dem Hauptort des gleichnamigen Schweizer Kantons, Martin Marty, der spätere Benediktinermönch und Bischof von St. Cloud, Minnesota, das Licht der Welt erblickte.

Der Junge wuchs in einer Welt auf, deren Alltag streng von der römisch-katholischen Religion reglementiert wurde. Bereits als Fünfjähriger wurde Marty von den Jesuiten erzogen, die aus katholischer Sicht als Elite und Kämpfer für die Rechtgläubigkeit galten.

Die Mönche sahen in dem wissbegierigen Jungen schon früh einen zukünftigen Ordensmann und sandten ihn 1846 ins Kollegium St. Michel nach Fribourg.

Doch bereits ein Jahr später fand Martys Ausbildung durch den Sonderbundskrieg (3. bis 29. November 1847) ein jähes Ende.

In diesem kurzen aber blutigen Bürgerkrieg besiegten die eidgenössischen Truppen den Sonderbund der konservativ regierten katholischen Kantone mit dem Ergebnis, dass am 12. September 1848 der liberale schweizerische Bundesstaat gegründet wurde und man danach alle Jesuiten des Landes verwies.

Marty kam daraufhin in das Internat der Benediktinerabtei Einsiedeln, wo er nach dem Gymnasium dort Theologie studierte und dem Orden beitrat. Unterdessen jedoch geriet das Kloster im Gefolge des Sonderbundskriegs immer mehr in Bedrängnis.

Da man sogar mit der Schließung des Klosters rechnen musste, entschied der Abt, in die neue Welt zu ziehen und sich in Amerika ein neues Refugium aufzubauen.

1854 gründeten die ersten Mönche dort in Indiana die Niederlassung St. Meinrad.

Doch kaum sechs Jahre später drohte das Unternehmen wegen finanzieller Probleme zu scheitern. 1860 sandte der Abt Martin Marty als Hoffnungsträger über den Atlantik. Der erst 26jährige Mönch ging voller Tatendrang an seine Aufgabe. Erst modernisierte er den Farmbetrieb, dann stellte er das Unternehmen auf eine solide wirtschaftliche Grundlage. Der Dank sollte nicht lange auf sich warten lassen. Keine zehn Jahre später erhob Papst Pius IX. St. Meinrad zum eigenständigen Kloster und ernannte Marty zu dessen ersten Abt.

St. Meinard ist auch heute noch ein Paradebeispiel dafür, wie sich die in Europa durch Kulturkämpfe zurückgedrängte Kirche neues Terrain eröffnete, auf dem sie sich weiter entfalten konnte.

Hier kam ihr die amerikanische Verfassung entgegen, in welcher die Trennung von Staat und Kirche sowie die darin verankerte Glaubensfreiheit festgeschrieben war.

 

***

 

Als der Bürgerkrieg, der fast eine Million Opfer gefordert hatte, im Wesentlichen im April 1865 mit der Kapitulation der Nord-Virginia Armee bei Appomatox Court House beendet war, sehnte sich ganz Amerika nach einem dauerhaften Frieden.

Dennoch kam es weiterhin zu heftigen militärischen Auseinandersetzungen mit den Indianern.

Nachdem diese der US-Armee Ende 1866 eine fatale Niederlage zugefügt hatten, forderte General William Sherman, den Indianern in Zukunft mit ernster Vergeltung entgegenzutreten, die auch vor der Ausrottung der Indianer nicht zurückschrecken sollte.

General Philip Sheridan ließ sich dabei zu einer Aussage hinreißen, die selbst heute noch an Zynismus und Menschenverachtung kaum zu überbieten ist.

»Die einzigen guten Indianer, die ich je gesehen habe, waren tot.«

Diese barbarischen Worte und die daraus folgende Politik der Gewalt stießen bei den Kirchenvertretern auf strikte Ablehnung. Sie wollten stattdessen die Indigenen mit Friedensabkommen verpflichten, in den Reservationen zu bleiben. Dort sollten sie Lebensmittel erhalten, zu Farmern ausgebildet und zu Christen erzogen werden.

Dies war die Stunde des Martin Marty.

Sein Gegenspieler war dabei kein Geringerer als der damals einflussreichste Indianer der Sioux-Nation.

Wer mehr darüber wissen will, sollte demnächst wieder hier reinlesen, wenn es heißt: Sitting Bull gegen das katholische Glaubenssystem.

Quellenhinweis:

  • Damals, das Magazin für Geschichte, Ausgabe Februar 2017
  • Mission Sitting Bull, die Geschichte der katholischen Sioux von Dr. Manuel Menrath
  • Archiv des Autors