Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Ritter Kuno von Malberg

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Zweites Bändchen

Ritter Kuno von Malberg

Im 12. Jahrhundert lebte auf seinem Schloss zu Malberg an der Kyll der reiche und angesehene Ritter Kuno. Er hatte einen Kreuzzug mitgemacht und sich dabei durch seine Tapferkeit rühmlich ausgezeichnet. Als er in den Jahren bereits vorgerückt war, trat er ins Kloster zu Himmerod ein. Dort zeigte er großen Eifer und hatte bald einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht. Gott gewährte ihm die Gnade, seinen Tod genau vorherzusagen.

Nun besaß die Abtei ein sehr wertvolles Pferd, das der Graf Heinrich von Isenburg durch Kauf gern an sich gebracht hätte. Da man es aber nicht verkaufen wollte, suchte er es auf andere Weise zu gewinnen, nämlich dadurch, dass er es heimlich entwendete. Man bat ihn, das Pferd zurückzugeben. Da er sich aber dazu nicht verstehen wollte, wurde Kuno, mit dem er gut befreundet war, zu ihm geschickt. Auch er richtete nichts aus, und voll heiligen Zornes lud er den Grafen vor den Richterstuhl Gottes auf einen genau bestimmten Tag.1 Kuno kehrte darauf in sein Kloster zurück. Einst sagte er zu dem Abe Eustachius: »An einem Freitag habe ich das Kreuz genommen zum Zug in das Heilige Land, an einem Freitag habe ich in meiner Schlosskapelle mich für den Eintritt in den Orden entschlossen, an einem Freitag habe ich das Ordenskleid erhalten, und an einem Freitag werde ich von Gott den Lohn für meine Mühen empfangen.«

Bald wurde Kuno krank. Als seine Freunde ihn besuchten, sagte er ihnen, dass er noch drei Tage leben werde. Und es geschah wirklich so, wie er gesagt hatte. Ein Freitag war sein Todestag.

Als Heinrich das hörte, wurde er von großer Furcht ergriffen. Denn jener Freitag, an dem Kuno starb, war der Gerichtstag, den ihm der Verstorbene bestimmt hatte. Er machte sich eiligst mit dem Pferd nach Himmerod auf und brachte es barfuß an das Grab Kunos. Dann übergab er es dem Kloster. Er trat dann selbst in dieses ein, um sich auf einen guten Tod vorzubereiten.

Show 1 footnote

  1. Er sagte ihm den Tag seines Todes voraus, an dem er den Dieb vor Gottes Richterstuhl verklagen werde.