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John Sinclair Classics Band 2

Jason Dark (Helmut Rellergerd)
John Sinclair Classics
Band 2
Mörder aus dem Totenreich

Grusel, Heftroman, Bastei, Köln, 26.09.2017, 66 Seiten, 1,80 Euro, Titelbild: Ballestar
Dieser Roman erschien erstmals am 20.11.1973 als Gespenster-Krimi Band 10.
www.john-sinclair.de
Kurzinhalt:
Viola Wayne ließ sich aufs Bett fallen. Klebriger Schweiß stand ihr auf der Stirn. Die Luft wurde ihr knapp. Hys­terisch zerrte sie am Kragen ihres Kleides und bäumte sich wild auf.

Ihr Blick fiel zufällig in den Spiegel neben dem Bett. Nein, das konnte nicht sein! Das war doch nicht ihr Gesicht! Es hatte sich total verändert, war grau und faltig geworden. Und dann ihr Körper! Er wurde kleiner und gedrungener, schrumpfte regelrecht zusammen. Plötzlich sah sie ein kaltes blaues Feuer. Es schwebte im Zimmer, schien sie zu erfassen und zu verschlingen. Eine widerliche Fratze schälte sich daraus hervor. Eine Fratze ohne Körper, mit glühenden, stechenden Augen. Dann ertönte eine dröhnende Stimme: »Du bist dem Teufel verschworen! Du musst mir gehorchen, und ich befehle dir: Töte! Töte!«

Leseprobe

Es war ein gespenstisches Bild.

Vier Männer und drei Frauen stan­den um den Stein. Sie trugen lange, dunkle Umhänge und Masken vor den Gesichtern. Ihre Haltung war steif. Sie erinnerte an Wachsfiguren.

In dem großen Gewölbe brannte kein Licht. Und trotzdem gab es eine Lichtquelle. Den Stein!

Er war quadratisch. Fast so groß wie ein Tisch. Und auch so hoch. Der Stein war von Natur aus dunkel, und doch strahlte er ein inneres Leuchten aus.

Die Luft über dem Stein schien elektrisch geladen. Sie flimmerte, erhellte schwach die Finsternis.

Niemand wagte zu atmen. Jeder wusste: Der große Augenblick war gekommen. Wochenlang hatten sich die Männer und Frauen darauf vor­bereitet.

Plötzlich drang eine Stimme durch das große Gewölbe.

Die Menschen zuckten zusammen. Die Stimme war laut, befehlend. »Ich schicke euch in die Welt. Ihr werdet meine Aufträge ausführen. Ich habe die Macht über euch. Ich, der Herr der Toten!«

Die sieben Menschen lauschten atemlos dieser Stimme. Jedes Wort drang tief bis in den letzten Winkel ihrer Gehirne.

»Der Stein wird euch Macht geben! Fasst euch an den Händen!«

Die Menschen gehorchten. Sie um­klammerten gegenseitig ihre Hände. Die Augen waren starr auf den Stein gerichtet.

Der Stein – er hatte die magische Kraft!

Plötzlich schien er zu brennen. Ein kaltes blaues Feuer legte sich wie ein Ring um den Stein. Es loderte auf, warf zuckende Reflexe auf die Kutten der Menschen und verlosch dann von einer Sekunde zur anderen.

»Es war das Höllenfeuer!«, klang wieder die Stimme auf. »Von nun an seid ihr dem Teufel verschworen …!«

 

*

 

New York!

Es war eine herrliche Sommer­nacht. Kein Lufthauch regte sich, und selbst der Smog, die immer über der Riesenstadt lag, schien sich verzogen zu haben.

Chester Davies parkte seinen alten Ford am Columbus Circle. Er zog den Zündschlüssel ab und ließ ihn in der Brusttasche seines kurzärmeligen Hemdes verschwinden.

Lilian, seine neueste Errungen­schaft, rekelte sich auf dem Beifah­rersitz. Dabei rutschte ihr das luftige Minikleid verboten hoch.

Chester hatte Lilian erst an diesem Tag kennengelernt. In einer kleinen Bar am Broadway. Sie hatten etwas getrunken, und Chester hatte Lilian zu einer Spazierfahrt überreden können. Die Spazierfahrt endete an der Süd­westspitze des Central Parks.

»Ist es im Wagen nicht bequemer?«, fragte Lilian und schüttelte ihre lan­gen blonden Haare.

Chester grinste. »Aber auf einer Wiese ist es romantischer.«

Lilian zuckte die Schultern. »Okay.« Sie stieg aus dem Wagen.

Chester Davies warf die Wagentür zu und legte seinen Arm um Lilians Taille. Er spürte ihren warmen, ge­schmeidigen Körper und merkte, dass er langsam verrückt wurde. Seine Hand glitt tiefer.

Lilian lachte leise. »Aber nicht doch.«

»Lange kann ich nicht mehr war­ten.«

Lilian sah ihn mit einem undefi­nierbaren Ausdruck in den Augen an.

Den beiden begegneten viele Paare. Der Central Park war eben für die New Yorker Bürger immer noch eine lauschige Oase.

Chester Davies zog Lilian in einen schmalen Seitenweg. Gebüsche säum­ten zu beiden Seiten den Weg. Ab und zu tauchten Bänke auf, die aber alle belegt waren.

»Pech«, sagte Lilian und lächelte kokett.

»Wieso?« Chester Davies schüttelte den Kopf. »Auf einer Bank macht es sowieso keinen Spaß. Ich hab eine andere Idee.«

Er zog Lilian mit sich nach links und schlug ein paar Zweige zur Seite.

»Aber mein Kleid«, beschwerte sich das Mädchen.

»Ziehst du gleich sowieso aus.« »Wüstling!«

Die beiden kämpften sich einige Meter durch die Sträucher und ge­langten zu einer herrlichen kleinen Wiese.

Chester Davies ließ sich ins Gras fallen. Er ließ Lilian nicht los, und sie fiel auf ihn.

»Chester, ich …«

Mehr konnte sie nicht sagen. Mit einem heißen, fordernden Kuss ver­schloss ihr Chester Davies den Mund.

Seine rechte Hand fuhr unter ihr kurzes Kleid …

»Nicht, Chester …«‚ stöhnte Lilian. »Ich zieh mein Kleid selbst aus. Du machst es mir sonst kaputt.«

»Okay«, knurrte Chester widerwil­lig.

Er setzte sich auf. Lilian lächelte ihn an. Langsam öffnete sie den obers­ten Knopf.

Chester Davies’ Wangenmuskeln zuckten.

Er hatte das Gefühl, verrückt zu werden.

Der zweite Knopf …

Plötzlich war noch etwas anderes da. Ein Druck, der sich wie ein Reif um Chester Davies’ Kopf legte.

Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimme: »Ihr seid dem Teufel ver­schworen …«

Chester begann zu schwitzen. Er fühlte, wie sich sein Körper zusam­menzog.

Entsetzt sah er, dass sich seine Hände verändert hatten, dass sie kleiner geworden waren …

»Chester … was … ist mit dir?« Er hörte Lilians Stimme nur undeutlich.

Chester Davies gab keine Antwort.

Ein Zucken durchlief seinen Kör­per. Mit dem Rücken warf er sich auf die Wiese, verdrehte die Augen, dass nur noch das Weiße zu sehen war …

Plötzlich war es wieder da.

Das kalte Feuer.

Das Höllenfeuer!

Es hatte ihn eingeholt. Jetzt musste er gehorchen. Er musste dem Herrn der Toten dienen.

Es gab kein Zurück.

Das Feuer wurde stärker, blendete ihn …

Chester Davies sah nicht mehr, dass Lilian aufschreiend weglief, für ihn gab es nur noch dieses kalte blaue Feuer.

Chesters Lungen arbeiteten wie Blasebälge. Seine Hände zuckten hin und her, als wollten sie das Feuer greifen.

Und dann wieder die Stimme: »Töte! Töte. Töte!«

»Ja, ich gehorche dir«, keuchte Chester Davies.

Er sah, wie das Feuer Gestalt an­nahm. Wie sich daraus eine dämoni­sche Fratze kristallisierte, wie sich zwei Knochenhände auf ihn niedersenkten …

Und plötzlich war alles vorbei. Verdammt, wie komme ich hierher? Chester Davies schüttelte den Kopf. Da sah er die Maschinenpistole! Sie lag neben ihm.

Chester packte die Waffe. Ein irres Leuchten trat in seine Augen. Er stand auf.

»Ich werde es ihnen zeigen«, mur­melte er, »ich ganz allein. Ich – Babyface Nelson …«

Das Krachen drang durch die Nacht. Das Liebespaar stieß noch nicht einmal einen Schrei aus, als die Kugeln es trafen.

Chester Davies lachte irr.

Wo waren die Nächsten?

Er hastete weiter. Schreie klangen hinter ihm auf. Natürlich war das Hämmern der MPi gehört worden.

Zwei junge Männer kamen ihm entgegen.

Chester Davies schoss noch im Lau­fen. Die Kugeln fegten die Männer wie welke Blätter beiseite.

»Ich bin Babyface Nelson!«, schrie Chester Davies.

Er rannte weiter.

Polizeipfeifen trillerten. Befehle gellten durch die Nacht.

Chester Davies blieb stehen. Sein Gesicht war nur noch eine Gri­masse. Sollten sie doch kommen, die Schweine. Er würde es ihnen zeigen. Mit Babyface Nelson war nicht zu spaßen.

Polizeisirenen heulten. Die langen Lichtfinger der Scheinwerfer fraßen sich durch den Park.

Zwei Cops brachen durch die Bü­sche.

Sie und Chester Davies sahen sich fast gleichzeitig.

Die Cops rissen ihre Revolver hoch. Zu spät.

Chester Davies hatte schon abge­drückt. Das tödliche Blei warf die Cops ins Gebüsch.

Chester Davies lachte. Denen hatte er es gezeigt.

Ein starker Scheinwerfer blendete ihn.

Chester Davies dachte nicht daran. Er riss seine Waffe hoch …

Mündungsblitze jagten durch die Nacht. Vier Cops schossen gleichzei­tig.

Die Kugeln aus ihren automati­schen Waffen fraßen sich förmlich in Chester Davies Körper.

Eine Sekunde später lag der Killer tot auf dem Boden.

Die Cops liefen auf ihn zu.

Ein älterer Beamter riss die Augen auf! »Aber das ist doch … aber das ist doch … Babyface Nelson. Mein Gott, der ist doch längst tot.«

Seine Kollegen sahen ihn verständ­nislos an.

»Spinnst du? Babyface Nel…«

In diesem Augenblick geschah zwei­erlei. Zuerst gab es einen Blitz. Dann sahen die Cops nur blaue Flämmchen.

Plötzlich stand Babyface Nelsons Leiche in Flammen. Es knisterte, Schwefelgeruch zog in trägen Schlei­ern durch die Luft, dann war alles vorbei.

Die Leiche war verschwunden. Auch die Maschinenpistole. Auf dem Boden lag nur noch ein Häufchen Asche.

Die Cops sahen sich an. Sie zitterten wie Espenlaub.

»Das war der Teufel«, sagte einer …

Personen:

  • Chester Davies (Babyface Nelson)
  • Lilian Webster
  • Herr der Tote
  • einige Cops
  • Bill Conolly, englischer Reporter
  • Captain Murdock, Leiter der Fahndung
  • Viola Wayne, Schauspielerin
  • mehrere Partygäste
  • Special Agent Sauners
  • John Sinclair, Inspektor bei Scotland Yard
  • Sir James Powell, Superintendent
  • Angestellte der Trans-World-Reisegesellschaft
  • Kenneth Hawk, Eastern Insurance
  • Inspektor Hagerty, Scotland Yard
  • Gloria Simpson, Exkursionsteilnehmerin
  • Jane Corby, Exkursionsteilnehmerin (Ma Barker, die Gangsterchefin)
  • Ramon Menderez, Reiseleiter
  • Walter Neumann, Deutscher, Exkursionsteilnehmer
  • Jack Bancroft, Engländer, Exkursionsteilnehmer
  • Jim Donovan, Aerikaner, Exkursionsteilnehmer
  • einige Indios
  • Goran, Diener des Herrn de Toten
  • alte Indiofrau
  • Flugkapitän

Orte:

  • New York
  • Los Angelas, Beverly Hills
  • London
  • Merida
  • Halbinsel Yukatan

Quellen:

  • Jason Dark: John Sinclair Classics. Geisterjäger John Sinclair. Band 2. Bastei Verlag. Köln. 26.09.2017
  • Thomas König: Geisterwaldkatalog.Band 1. BoD. Norderstedt. Mai 2000

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