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Romantruhe-Western Band 20

Aylin Carrington
Romantruhe-Western Band 20
Ein Gunfighter namens Bodie

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, November 2017, 70 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Firuz Askin
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
Als der ehemalige Gunfighter James Bodie nach vier Jahren aus dem Zuchthaus von Yuma entlassen wird, ist er ein verbitterter Mann. Bei dem Rancher Heath Arlington findet er nach langer Suche Arbeit. Er ahnt nicht, dass dieser ebenfalls ein gefürchteter Revolverheld war. Und eines Tages holt beide die Vergangenheit ein …

Leseprobe:

Als das Haupttor des Zuchthauses von Yuma krachend hinter James Bo­die zufiel, blickte er sich nicht um. Vier lange Jahre hatte er sich danach gesehnt, jenseits der dicken Mauern wieder in Freiheit zu sein. Nun war es soweit und er hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.

Seufzend schulterte er seinen Sattel. Der, eine Decke, ein paar Dollar, sein Revolver und das, was er auf dem Leib trug, war alles, was er besaß. Sein Magen knurrte und so machte er sich festen Schrittes auf den Weg in die Stadt. Während die heiße Mittagssonne auf das Land niederbrannte, überlegte Bodie fieberhaft, wie er schnell an Geld kommen konnte. Die Idee mit dem Pokerspielen verwarf er nach wenigen Augenblicken wie­der, er hatte darin noch nie Glück gehabt und wäre einem Gambler haushochunterlegen gewesen. Auch die Kopfgeldjagd kam nicht infrage, da­für hatte er schon viel zu lange keine Waffe mehr angefasst. Er würde also versuchen, auf einer der umliegenden Ranches Arbeit zu finden. Zu­mindest vorerst. Bis er genug Geld zusammenhatte, um … ja, um was eigentlich? Bodie wusste selber nicht.

 

*

 

Es war schon fast Mittag, als der Rancher Heath Arlington von seinen Büchern aufblickte, weil er Hufgetrappel hörte. Der Vormann Sam Prit­chard betrat das Arbeitszimmer und meldete einen fremden Reiter.

»Danke, Sam!« Arlington legte die Bücher zur Seite, stand auf und ging hinaus auf die Veranda. Er wartete, bis der Fremde auf dem Hof hielt, und musterte ihn aufmerksam.

Er hatte braune Haare, war unrasiert und trug ziemlich abgewetzte Klei­dung. Das Pferd, das er ritt, war alt, genauso wie der Sattel. Umso mehr erstaunte es den Rancher, dass der Revolver des Mannes, den er auf Mitte dreißig schätzte, auf Hochglanz poliert war. Heath kannte solche Gestal­ten, es waren meist Revolverhelden, die gerade aus dem Gefängnis ent­lassen worden waren. Er hatte nicht viel für sie übrig und schickte sie üblicherweise weg. Doch irgendetwas an diesem Mann kam ihm bekannt vor. Und als sein Blick auf die Narbe fiel, die sich vom linken Ohr bis fast zur Kinnspitze hinzog, wusste er auch wieder was.

»Howdy!«, sagte er und der Fremde hörte sofort, dass der Besitzer die­ser Stimme gewohnt war, Befehle zu erteilen.

»Guten Tag, Mister Arlington!«, antwortete er freundlich.

»Sie suchen Arbeit, nehme ich an!«

»Das ist richtig«, nervös leckte sich Bodie über die trockenen Lippen.

Heath nickte. Er war nicht der Erste und er würde garantiert auch nicht der Letzte sein, der nach den Jahren im Zuchthaus von Yuma hier auf der Ranch nach Arbeit fragte.

»Nun, Mister, viel kann ich Ihnen nicht anbieten. Meine Mannschaft ist vollzählig. Aber wenn Sie sich für das Stallausmisten und Zäunereparie­ren nicht zu schade sind, können Sie gerne hier bleiben!«

»Danke, Mister Arlington, das ist sehr freundlich von Ihnen!«

Der Rancher ging die drei Stufen der Veranda hinunter und forderte sei­nen Gast mit einem Nicken auf abzusitzen. »Während Sie Ihr Pferd in den Stall bringen, frage ich meinen Koch Pete, ob er noch was zu essen für Sie machen kann. Wenn Sie mir Ihren Namen verraten, setze ich ihn auch gleich auf die Lohnliste.«

»James Bodie, aber die meisten nennen mich einfach nur Bodie!«

»Dann willkommen auf meiner Ranch.« Er legte eine Hand auf den Hals des Pferdes. Vermutlich hatte Bodie es von seinem letzten Geld gekauft und sich dabei auch noch über den Tisch ziehen lassen. »Tja, ich fürchte, mit dem alten Gaul ist nicht mehr viel los. Sie können sich für die Arbeit ein Pferd aus dem Corral holen. Ist das alles, was Sie an Kleidung besit­zen?«, er deutete auf die kaum gefüllte Satteltasche.

Der neue Cowboy nickte.

»Nun, da werden wir auch noch was finden. Jetzt versorgen Sie erst einmal ihr Tier!«

 

*

 

Bodie schob sich gerade im Esszimmer des Haupthauses das letzte Stück Speck in den Mund, als Arlington die Treppe herunterkam und einen Stapel Hosen und Hemden auf den Tisch legte. »Ich denke, die Sachen müssten Ihnen passen, Sie haben ja ungefähr meine Größe. Sie können sie behalten!«

»Danke!« Bodie war die ganze Sache unangenehm. Er hatte heute Mor­gen fast schon die Hoffnung aufgegeben, einen Job zu finden. Vor Ar­lington hatten ihn bereits vier Rancher weggeschickt.

»Sam, mein Vormann, zeigt Ihnen gleich die Ranch. Ich habe noch Pa­pierkram zu erledigen. Zwei Sachen noch, Bodie! Machen Sie Ihre Arbeit gut und lassen Sie das Schießeisen stecken! Wer Arger macht, fliegt raus. Haben Sie verstanden?«

»Natürlich, Boss!«

»Gut. Ich werde Sam sagen, dass er Sie jetzt rumführen kann und mor­gen früh beginnen Sie gleich mit dem Reparieren des Stalldaches.«

 

*

 

In den nächsten zwei Wochen beobachtete Arlington seinen neuen Cow­boy sehr genau. Bodie war zwar schweigsam, doch er machte seine Ar­beit gründlich. Er suchte nie Streit und war sich für nichts zu schade. Nur dein Pritchard war der Neue nicht geheuer. Und er machte aus seiner Meinung keinen Hehl.

»Kann ich Sie sprechen, Boss?«

Der Rancher nickte. »Natürlich!« Arlington saß in einem tiefen Sessel am Kamin und bedeutete seinem Vormann sich ebenfalls zu setzen. »Du willst mit mir wahrscheinlich über den neuen Cowboy sprechen, oder?«

»Ja!«

Heath seufzte, während er sich Whiskey nachschenkte. »Gibt es Probleme?«

Pritchard schüttelte den Kopf und nahm Platz. »Nein. Aber er gehört nicht hierher. Schicken Sie ihn wieder weg!«

Pritchard war einer der wenigen Männer, die so mit Arlington reden durften, denn Sam war mehr als nur der Vormann. Er war die rechte Hand des Ranchers und dessen Freund.

»Sam, ich schätze deine Meinung und das weißt du. Du irrst dich, Jim Bodie ist kein schlechter Mensch!«

»Aber er ist auch kein Guter! Boss, alle wissen, dass er kein Cowboy ist. Warum haben Sie also einen dahergelaufenen Revolverhelden einge­stellt? Sie wissen ganz genau, dass er früher oder später Arger machen wird!«

»Es reicht, Sam!« Er hob die Rechte. »Das ist ganz allein meine Entscheidung!«

Arlingtons eisige Stimme ließ Pritchard zusammenzucken. Noch nie in all den Jahren hatte der Rancher ihn so angefahren.

»Gibt es sonst noch was, Sam?«

Pritchard holte tief Luft. »Nein!«

»Dann kannst du jetzt gehen!«

Der Vormann erhob sich, setzte den Hut wieder auf und stapfte zur Tür. Sekunden später knallte sie hinter ihm zu.