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Lotte Minck – Mausetot im Mausoleum

Lotte Minck – Mausetot im Mausoleum

Loretta Luchs, Hobby-Kriminalistin aus dem Kohlenpott, hat einen neuen Zeitvertreib entdeckt, nämlich das Fotografieren. Sie läuft mit ihrer Kamera durch den Nebel, auf der Suche nach guten Motiven, und lernt dabei Stefan Neumüller kennen, seines Zeichens Hobbyfotograf, der ihr anbietet, ihr einige Tipps bezüglich des Fotografierens zu geben. Loretta willigt ein, und sie verabreden sich.

Loretta ist gerade dabei, sich endgültig von Pascal, ihrem Freund, zu trennen. Ihre Freundinnen raten ihr, doch einmal zu Stella zu gehen, einer Astrologin, die ihr in vielerlei Hinsicht helfen könne. Loretta hält zunächst gar nichts von Astrologie, lässt sich aber dennoch überreden, Stella aufzusuchen, vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil ihre Freundinnen bereit sind, die erste Sitzung bei der Astrologin zu bezahlen.

Als sie Stella zum ersten Mal aufsucht, bekommt sie zuerst Kontakt zu deren Großmutter, die unter dem Namen Madame Pythia als Wahrsagerin in derselben Orangerie praktiziert, wie ihre Enkelin.

Loretta sieht hier zunächst ihre Vorurteile bestätigt. Dann aber lernt sie die richtige Astrologin kennen; Madame Pythias Enkelin ist ganz anders, als Loretta es erwartet hatte, und sie fasst deshalb zunächst Vertrauen und kann nun ihre Freundinnen schon eher verstehen, die auf die Dienste von Stella Wert legen.

Während all dieser Veränderungen in ihrem Leben geht Loretta natürlich weiter arbeiten, und zwar als Telefonsexanbieterin innerhalb eines Callcenters. Sie verlegt sich eine Weile auf die Nachtschicht, die sie aber durchaus stresst. Dabei lernt sie Mark kennen, einen Mann, der ebenfalls Nachtschicht in einem anderen Unternehmen im selben Haus macht, in welchem sich das Callcenter befindet.

Und noch etwas geschieht, was Loretta zuerst gar nicht so ernst nimmt. Irgendjemand klemmt ihr unter die Scheibenwischer ihres Autos Blumen. Zunächst weiß sie nicht, was sie davon halten soll und vermutet nur einen heimlichen Verehrer hinter den verschiedenen Blumengrüßen, die nun nach und nach folgen. Als sie einen Farn erhält, kann sie sich nicht erklären, was der Spender ihr damit sagen will. Endlich erhält sie zu einer Blumengabe eine Liste mit der Bedeutung verschiedener Blumen. Nun weiß sie, was der Blumenkavalier ihr mit seinen Gaben jeweils sagen will.

Schließlich passiert etwas, das Loretta und alle anderen aufhorchen lässt, mit denen sie üblicherweise zu tun hat. Als sie sich mit Stefan Neumüller auf einen alten Friedhof verabredet, auf welchem er ihr die Fotomotive in einem Mausoleum nahebringen will, liegt der Hobbyfotograf wie aufgebahrt und unbeweglich in diesem Mausoleum.

Loretta denkt zuerst, er habe das so inszeniert, um als Motiv für sie zu fungieren. Endlich aber merkt sie, dass Neumüller mausetot ist. Völlig fertig ruft sie die Polizei in Gestalt von Kommissarin Astrid Küpper, die sie schon lange kennt. Die Polizisten und ihre Chefin stellen fest, dass Stefan Neumüller ermordet wurde. Gibt es dabei eine Verbindung zu Loretta, ja, vielleicht sogar zu dem Blumenkavalier, mit dem sie neuerdings zu tun hat?

Im Lauf der Geschichte werden die Zusammenhänge deutlich, und den Leser erwartet ein hochdramatisches, aber auch von schräger Komik geprägtes Finale, bei welchem ihm das Lachen buchstäblich im Halse steckenbleibt.

 

Mausetot im Mausoleum wird als Ruhrpott-Krimödie angekündigt und trägt diesen Namen zu Recht. Die Autorin erzählt in ihrem Roman eine Geschichte voller Charme, die im Kohlenpott spielt – einige Charaktere sprechen auch den Slang dieser Gegend – und gerade am Ende zum Lachen animiert, allerdings zu einer Art Galgenhumor, welchen die Hauptfigur trotz aller Schwierigkeiten, die sie zu meistern hat, an den Tag legt.

Als ich die ersten Kapitel dieses Krimis las, dachte ich unwillkürlich, es handele sich um einen Frauenkrimi, erzählt von einer Frau für Frauen, die an gerade den Inhalten interessiert sind, die Lotte Minck hier kredenzt. Loretta, Erzählerin und Hauptperson, ist eine typische Ruhrgebietsfrau, emanzipiert, modern, mit einem außergewöhnlichen Job und einem ebenso außergewöhnlichen Hobby, und sie steht Ihre Frau Im Leben, das durchaus nicht nur ein Ponyhof ist.

Wer nun aber denkt, Loretta sei einfach nur taff und ein Mannweib, der hat sich ganz schön geschnitten. Nein, diese Frau ist nicht nur mit sehr viel Verstand gesegnet, sondern auch mit viel Sensibilität und Menschlichkeit. Gefühle kommen bei Lotte Minck ebenfalls vor, und zwar nicht zu knapp; das geht manchmal sogar so weit, dass ein Charakter in Tränen ausbricht und hemmungslos heult.

Eine gehörige Portion psychologisches Gespür oder Menschenkenntnis, wenn Ihnen dieser Ausdruck lieber ist, zeichnet die Autorin aus, und sie beschreibt dabei nicht nur einfache Menschen, sondern auch Psychopathen und ähnlich schwierige Charaktere.

Bei allen Charme und Witz, den die hier vorliegende Geschichte der Lotte Minck birgt, bleibt folglich am Ende zu sagen, dass es sich nicht um eine Komödie im klassischen Sinn handelt, sondern um einen bis zuletzt spannenden Krimi, der diesen Namen verdient.

Fazit:
Zu guter Letzt ist festzuhalten, dass Lotte Minck in Mausetot im Mausoleum feine Charakterstudien, eine charmante Umgebung, spannende Unterhaltung und eine große Portion Galgenhumor zu einer Krimödie aus dem Ruhrpott verdichtet, die eben nicht nur Frauenkrimi ist, sondern Leser beiderlei Geschlechts gut zu unterhalten vermag und insgesamt etwas Besonderes darstellt. Ich möchte diesen Roman deshalb allen Lesern empfehlen, die gute Krimis, gute Atmosphäre, sympathische Leute und Lebensart aus Nordrhein-Westfalen schätzen oder kennen lernen möchten, gerne lachen und trotzdem auf Spannung nicht verzichten wollen.

Die Autorin:

Lotte Minck, mit bürgerlichem Namen Brenda Stumpf, wurde 1960 in Recklinghausen geboren. Sie  arbeitete in der Veranstaltungs- und Medienbranche und lebte 50 Jahre im Ruhrgebiet, bevor sie sich entschied, an die Nordseeküste zu ziehen.

Ihrer Hauptfigur Loretta Luchs und alle anderen Personen in deren Umgebung sind eine Huldigung an Lotte Mincks alte Heimat.

Die Autorin arbeitet seit etwa 2007 als freiberufliche Schriftstellerin.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Droste Verlag GmbH.
  • Foto der Autorin. Copyright: Daniela Schworm. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Droste Verlag GmbH.

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