Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Slatermans Westernkurier 11/2017

Auf ein Wort, Stranger, denn heute wird es unanständig.

Das Thema, mit dem wir uns diesmal beschäftigen, gehört eigentlich genauso zur amerikanischen Pionierzeit wie die Besiedelung des Westens, die Indianerkriege, die großen Viehtrecks oder die Eisenbahn und der Bürgerkrieg.

Dennoch wird bis heute sowohl von zeitgenössischen Chronisten über die posthume Geschichtsschreibung hin bis zu den immer noch gedruckten fiktiven Abenteuerromanen, die im sogenannten Wilden Westen spielen, eben jenes Thema ausgenommen, mit wenigen Ausnahmen mit einer geradezu perfekten Ignoranz bedacht.

Die Rede ist hier von der Sexualität im Wilden Westen.

Damit sind nicht die allseits üblichen schwülstig-trivialen Liebesgeschichten oder der Hauch einer Andeutung von Prostitution in jenen oben genannten Abenteuerromanen gemeint, sondern Sex als das, für was dieses Wort tatsächlich steht.

Untersuchungen der historischen Wirklichkeit haben ergeben, dass das Sexualleben damals nicht weniger vielgestaltig und bedeutungsvoll und damit nicht weniger entscheidend war als zu allen anderen Zeiten unter den Menschen.

Im Gegenteil, es ist inzwischen erwiesen, dass die Einstellung zu diesem Thema seitens der damaligen puritanischen Gesellschaft teilweise mitverantwortlich für den Untergang der Indianer, Trapper, der chevaleresken Südstaatler und der Cowboys war.

Natürlich gibt es dafür auch gewichtigere, andere Gründe, aber einer der wesentlichen ist unbestritten die sexuelle Frustration eben dieser Gesellschaft. Dieser Ursprung ist in den drei grundlegend voneinander unterschiedlichen Einflüssen sexueller Betrachtung und Verhaltensweisen zu finden, die im amerikanischen Westen aufeinandertrafen und mit denen sich der Mensch dieser Tage gewollt oder ungewollt auseinanderzusetzen hatte.

 

***

 

Der erste Grund hatte seinen Ursprung in der freien und völlig unfrustrierten Regellosigkeit, den Ausschweifungen und dem vielseitigen Umfang des Sexuallebens der indianischen Ureinwohner. Ihnen galt der Geschlechtstrieb als etwas Natürliches und Freude Bereitendes, dem man ohne jegliche Einschränkungen nachgab. Entsprechend problemlos war bei ihnen auch das Verhältnis der Geschlechter untereinander.

Homosexualität galt unter den Indianern ebenso selbstverständlich anlagebedingt wie etwa andere Körpereigenschaften oder der persönliche Geschmack.

Rollenspiele kannte man auch schon damals.

Daraus ergab sich, dass Frustrationswirkungen wie sexuelle Brutalität, Sadismus, Gewaltanwendung oder sekundäre Wirkungsmerkmale wie Macht- oder Gewaltrausch völlig unbekannt waren.

Partnerwechsel, erotische Gesellschaftsspiele oder die Darbietung der Frau als Nachtgeschenk an den Gast gehörten ebenso zur tabulosen Selbstverständlichkeit wie Vielweiberei und Frauen, die sich mehrere Partner leisteten. Dadurch fehlten in den Ehegemeinschaften sowie auch im Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern die meisten Probleme andersartiger Gesellschaften.

Das hatte den zweiten Grund zur Folge.

Die durch christliche Religionsmaximen von Enthaltsamkeit und Sündigkeit belasteten Sexualtriebe der triebhaft temperamentvollen spanischen Conquistadoren und deren Nachfahren sowie ihrer Überbetonung sexualmoralischen Anstands in Ehe und Gesellschaft führten durch die Zügellosigkeit der Ureinwohner letztendlich außerhalb dieser sogenannten ehrenwerten und zivilisierten Gesellschaft zu brutalen und sadistischen Gewaltanwendungen und blutigen Orgien an Frauen und Minderjährigen.

Unter den Spaniern wurden diese Gewaltauswüchse nicht nur toleriert, sondern bei Vergewaltigungen von Indianern der Penis als eine Art Geschlechtsschwert betrachtet, das im Dienste des Kreuzes am Heidentum entweder fruchtbar oder im Sinne extremchristlicher Auffassung bestrafend tätig wurde.

Der dritte Grund ist aufbauend auf die beiden vorangegangenen unzweifelhaft der Entscheidendste.

Durch den englischen Extrempuritanismus, ausgehend von den Neu-England-Kolonien und den späteren 13 US-Atlantikstaaten, entsprang die bis heute noch in verschiedenen Gegenden der Vereinigten Staaten vorherrschende und am stärksten tabuisierte Vorstellung von der weltverderbenden Sündhaftigkeit jeglichen Sexuallebens.

In diesem viktorianischen Zeitalter gedieh die fixe Idee von der jungfräulichen Unschuld bis zur Hypertrophie. Den angloamerikanischen Puritanern war somit jede Form der Befriedigung ihres Sexualtriebs suspekt.

Die dem Koitus erfolgende Erschöpfung des Mannes galt als teuflischer Angriff, die Menstruation der Frau als Quelle ansteckender Unreinheit, die Ehe als eine Gemeinschaft gegenseitigen Büßertums und der Koitus als eine nur um der Kindererzeugung willen gerechtfertigte Sünde. Alle auch nur andeutenden Abweichungen von diesem Kodex hatten sofortige moralische Ächtung zur Folge.

Hieraus resultierte, dass Frauen nicht nur ein Kind nach dem anderen zur Welt brachten, sondern auch rasch verbraucht waren und früh starben.

Das wiederum hatte zur Folge, dass für sie Sexualverkehr nichts anderes war als eine ewige Quelle des Schmerzes, der Sorgen, Mühen und Todesfurcht.

Sie begannen sich den Männern zu verweigern und setzten das nicht nur in den Frauenvereinen der ersten Siedlungen durch.

Daraus resultierten – selbst heute noch – in verschiedenen Bundesstaaten geltende Gesetze und Verordnungen, die jedem halbwegs zivilisierten Europäer unserer Tage den Schweiß auf die Stirn treiben würden.

So ist beispielsweise in North Carolina die Masturbation gesetzlich verboten und in Arizona der Besitz von einsatzfähigen Dildos auf maximal 2 Stück begrenzt.

Kein Witz!

In Virginia ist laut Gesetz Sex nur im Dunkeln erlaubt und in Florida und Massachusetts müssen Frauen beim Sex immer unten liegen. Es ist per Gesetz nur die Missionarsstellung erlaubt. Man kann in diesen Bundesstaaten zwar problemlos ein Schnellfeuergewehr erwerben, aber wenn man, wie in Florida zum Beispiel, beim Liebesspiel die Brüste der Frau küsst, genauso problemlos für 30 Tage ins Gefängnis wandern.

Mehr davon in der nächsten Kolumne.

Euer Slaterman

Quellenhinweis:

  • Der Cowboy – Legende und Wirklichkeit, Bertelsmann Lexikon Verlag