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Sir Henry Morgan – Der Bukanier 6

Kapitän Marryat
Sir Henry Morgan – Der Bukanier
Aus dem Englischen von Dr. Carl Kolb
Adolf Krabbe Verlag, Stuttgart 1845

Sechstes Kapitel

Morgan beginnt seine Reisen und bereut. Owen schließt sich ihm an. Er wird von einem Covenanter betrogen, den er nachher wieder betrügt.

Der wilde und verzweifelte Knabe schlief in der nächsten Nacht nicht unter dem väterlichen Dach, sondern lief bis zum Anbruch des Morgens am Ufer hin umher. Henrys Vater war zu sehr an derartige Unregelmäßigkeiten gewöhnt, um durch seine Abwesenheit, die er vielleicht nicht einmal bemerkte, beunruhigt oder überrascht zu werden.

Wir wissen wohl, dass man einem Romanschreiber zumutet, er solle jede unveröffentlichte Regung seiner Charaktere kennen und über jeden Vorfall Rechenschaft abzulegen imstande sei. Diese Verantwortlichkeit müssen wir jedoch aus verschiedenen Gründen von uns ablehnen, denn erstlich schreiben wir eine Biografie und können uns nur auf das berufen, was unsere Held in gelegentlichen Gesprächen selbst bekannt gemacht hat, oder auf Autoritäten, deren viele leider zweifelhaft sind. Ferner hat man Henry auch viele Handlungen – sollten wir sie nicht lieber Schaudertaten nennen – aufgebürdet, die er entschieden in Abrede zieht. Wir sind genötigt, all dies zu berichten, und müssen dem Leser aus der Art, wie wir es vortragen, beurteilen lassen, was davon ihm mit Recht zur Last gelegt werden kann.

Man hat nie mit Sicherheit ermitteln können, ob Henry Morgan nach seiner Besprechung mit Miss Glenllyn nach Hause ging oder nicht. Indes ist es wahrscheinlich, dass es nicht geschah. Der ganze zahlreiche Haushalt des begüterten Yeoman liebte den ältesten Sohn, und einige von den wilderen Geistern würden vor nichts Anstand genommen haben, was er sie tun hieß. Es darf daher niemand wundern, wenn sie nichts veröffentlichten.

Am Mittag nach Morgans Unterredung mit Lynia, als die junge Dame eben auf den Arm des Spaniers gestützt unter dem Bogen des jetzt türlosen Schlosseinganges stand, ließ sich der Knall einer Feuerwaffe vernehmen, und zwei Kugeln schlugen sich unmittelbar hinter Alonzo an den Steinen breit. Eine derselben hatte ihm eine Fleischwunde in die Schulter verletzt, die andere aber zu gleicher Zeit fast ein ganzes Ohr weggerissen. Das Gewehr musste aus einer beträchtlichen Entfernung abgefeuert worden sein. Das Ziel war also von einer nicht ungeübten Hand ziemlich scharf genommen worden.

Der Spanier war mehr aufgebracht als verletzt, und wollte eben forteilen, um die Meuchelmörder festzuhalten, als er noch von Miss Glenllyn, welche ihre Arme um ihn schlug, zurückgehalten wurde. Sir Georges Hausstand war zu schwach, um eine Festnahme so gut bewaffneter Feinde in Aussicht zu stellen.

Unser Held ließ sich später nie wieder in der Nähe von Glenllyn Castle blicken und zog es stets in Abrede, dass er die feigen Kugeln abgefeuert habe, obwohl die Einwohner des Schlosses in der festen Überzeugung vom Gegenteil lebten. Indes ist es möglich, dass die Handlung auf Rechnung eines der Hirten kam, denen vielleicht Henry seine vermeintliche Kränkung berichtet hatte. Gaffer Morgans Arkebuse wurde jedoch später nie wieder aufgefunden.

Das Verschwinden des Jungen und die Wunde des Spaniers erregten in jenem Teil des Landes großes Aufsehen. Zwei Tage später zogen Sir George, seine Tochter, der Priester und Don Alonzo nach Cardigan, bald darauf aber nach Bristol, von wo aus sie sich nach Spanien einschifften und in Wales nichts mehr von sich hören ließen. Auch wurde nur selten von ihnen gesprochen, wenn nicht etwa der alte Lywarch, welcher unter den Trümmern des Schlosses vegetieren durfte, davon eine Ausnahme machte.

Am vierzehnten Juli 1617 nachmittags vier Uhr finden wir Henry Morgan viele Meilen von Zuhause, wie er allein mit nur wenig Geld in der Tasche, kleinmütig, aber doch entschlossen, voll unbestimmter Hoffnungen und mit seltsamen Einbildungen sich tragend, auf einem elenden Feldweg, der nach Tregaron führte, dahinzog. Hatte er doch die ganze Welt vor sich und durfte nur wählen. Die Aufregung des Weines und seines Gespräches mit Miss Glenllyn hatte sich gelegt, aber in seinem Inneren brannte der Durst nach Rache, welcher sich unter den Beschwerden, denen er sich freiwillig unterzogen hatte, nur noch steigerte.

Es würde von wenig Bedeutung sein, den Schritten unseres Helden durch den wilden Bezirk zu folgen, den er jetzt zurückzulegen hatte, bis er in dem kleinem Dorf Llaudadum ankam, wo sein Geld vollends auf die Neige ging. Er schlief die Nacht über unter dem Vieh eines Farmhauses und setzte die Kühe wegen des Frühstücks in Kontribution. Seine Absicht war, nach Bristol zu gehen und dort sich an Bord irgendeines großen Handelsschiffes zu begeben, mit der Begeisterung und Unerfahrenheit der Jugend von seiner ziemlich überlegenen Erziehung, seinen Talenten und seiner Tatkraft Beförderung erwartend. Er wusste nicht, dass er unter den Weltlichen der Welt nur ein Kind war, obwohl er in seinem eigenen beschränkten Kreis als ein Held betrachtet wurde und bisweilen auch als ein solcher gehandelt hatte.

Der sengende, unerträgliche Mittag des anderen Tages fand den Knaben matt mit wunden Füßen und fast ohnmächtig vor Hunger einige Meilen jenseits von Vaynor. Seine physische Erschöpfung hatte eine Ruhe hervorgebracht, die ihm seit mehreren Tagen fremd geblieben war. Das Fieber einer ungewohnten Aufregung und noch ungewohnterer Becher war in eine völlige Ermattung übergegangen und mit der Überlegung kehrte auch die Reue in seiner Seele ein. Seine Visionen von künftigem Ruhm schwanden vor seinem geistigen Auge dahin, wie die Nebel seiner Heimatberge in der sengenden Hitze der Mittagssonne schmolzen. Zum ersten Mal fiel ihm die ungemeine Wichtigkeit und Würde der Erstgeburt auf. Er nannte sich selbst einen Toren, dachte an seine beiden jüngeren Brüder und wurde zornig. Dann vergegenwärtigte er sich die weißen Haare seines ernsten, alten Vaters und zum ersten Mal traten Tränen in seine Augen.

Henrys leidenschaftlicher Schmerz währte lange und wurde wohl sehr wohltätig auf seine Seele gewirkt haben, wenn nicht einer jener kleinen Vorfälle dazwischengekommen wäre, welche das Geschick der Menschen bestimmen. Nachdem er sich wieder leidlich zur Besinnung geweint hatte und der Entschluss in ihm aufgetaucht war, umzukehren und aufs Neue das Amt eines Verwalters und Dieners seines Vaters aufzunehmen, ließ ihn auch noch der Stachel des Hungers und des Durstes fühlen, wie unklug er sich benommen hatte. Den Durst konnte er zwar stillen, aber mit dem Hunger ging dies nicht so leicht. Die Jahreszeit war noch zu früh, als dass ihm die Hecken oder Obstgärten hätten Nahrung bieten können. Auch war weit und breit kein Haus und keine Wohnung zu sehen, weshalb Henry mit wankenden Schritten und gesenktem Kopf das Gesicht wieder der Heimat zuwandte. Hätte er dieses gute Vornehmen zur Ausführung gebracht, welche Entsetzen und Gräuel wären der gekränkten Menschheit erspart geblieben!

Er war kaum einige Ackerlängen weiter gegangen, als die schrille klare Stimme des jungen Owen ap Lywarch, die ein vortreffliches abwelsches Liedchen abquälte, sein Ohr begrüßte, und kurz nachher kam dreimal willkommen diese sehr sorglose Person zum Vorschein. Er hatte sich jedoch dem väterlichen Ansehen in weit vorsorglicherer Weise entzogen, als Henry, denn er trug ein erträglich gut gefülltes Felleisen auf dem Rücken.

»Wie?«, sagte Owen, »hat sich das Vögelchen eines Besseren besonnen und will es, den Kopf unterm linken Flügel, im Armesünderschritt den Heimmarsch antreten? Der Tausend, mein Hähnlein unter den Krähen, bereust du schon? Doch höre mich an, Heinz. Du magst mich zwar für einen Pinsel halten, aber lass dir raten und mache wieder rechts um. Der Friedensrichter hat einen Haftbefehl gegen dich ausgefertigt. Es war gut gezielt, Heinz, aber du hast nur gestreift, nicht ganz getroffen.«

Mit einer Überraschung, die, wenn sie nicht wirklich, doch jedenfalls bewunderungswürdig gut gespielt war, erklärte der junge Morgan, dass er zum ersten Mal von dem Meuchelmordversuch gegen Don Alonzo höre. Er ließ sich jedoch Owens Nachricht zur Warnung dienen. Nachdem sich die beiden Weisen mit einem vortrefflichen Mahl, zugleich aber mit mehr Aquavit, als eben weise war, geletzt hatten, beschlossen sie, energisch zu handeln und Henrys erste Absicht auszuführen, indem sie auf dem ungewissen Meer ihr Glück suchten, denn sie fühlten sich völlig überzeugt, im unglücklichsten Fall werde ihnen die Heimat immer noch ein Asyl bieten.

Wir müssen dem Leser mitteilen, dass die beiden hoffnungsvollen Jünglinge weit besser gekleidet waren als die Söhne der arbeitenden Klassen, deren Anzug in der Regel sehr erbärmlich aussah. Aber dennoch trugen sie nicht die reiche Tracht des Adels oder der wirklichen Gentry. Sie zogen auf wie die Söhne wohlhabender Landbesitzer, und obwohl Owen damals entschieden bäurisch und sogar tölpisch aussah, hatte doch Henry viel von der freien stolzen Haltung eines vermögenden Franklin.

Ihr heiteres Mahl war eben zu Ende und Owen im Begriff, den verlockenden Inhalt des Felleisens wieder einzupacken, als ein langer, hagerer, schwärzlicher Reiter sein Pferd gegen die Stelle hin spornte, wo sie noch auf dem Gras saßen. Auch befand er sich ganz nahe bei ihnen, ehe sie noch seine Anwesenheit wahrgenommen hatten.

»Sprecht! Gebt Auskunft! Wer seid ihr? Schätz wohl ein Paar Reim singender Lehrlinge. Gebt Antwort, ihr Spitzbuben! Versucht es nicht, euch nur einen Zoll von der Stelle zu rühren, oder etwas zu verbergen – legt nur diese appetitlich aussehende Pastete wieder auf den Rasen.«

Während dieser Worte war der Mann abgestiegen und begann nun furchtlos den Tyrannen zu spielen. Die beiden Knaben sahen den Aufdringling an, hatten aber keine sonderliche Lust, mit einem augenscheinlich so starken und gut bewaffneten Mann zu kämpfen.

Nachdem der Fremde mit aller Gemächlichkeit sein gewaltiges Ross an eine Stelle gefesselt hatte, wo der Rasen das süßeste und reichlichste Gras zu geben schien, machte er zuerst den Sattelgurt los und nahm dann seinem Tier das Gebiss ab. Endlich schenkte er den Jünglingen seine Aufmerksamkeit und begann deren Habe einer strengen Untersuchung zu unterwerfen. Das Resultat davon war, dass er ihnen erklärte, er halte sie für zwei sehr verdächtige Personen. Er müsse daher zuvörderst ein sehr langes Gebet sprechen und dann die volle Hälfte ihres Proviants nebst der Gesamtheit ihrer starken Wasser zu sich nehmen. Wenn dieses geschehen sei, so wolle er vorderhand ihr kleines Eigentum konfiszieren, während sie zugleich sich als seine Gefangenen zu betrachten hätten. Sowohl Henry als Owen brachten eine sehr unvollkommene und verdächtige Geschichte vor, deren Hauptfehler darin lag, dass es ihr mehr an Wahrscheinlichkeit als an Wahrheit fehlte. Der junge Morgan war zu ermüdet, um ein Entkommen zu versuchen, und auch Owen dachte nicht daran, seinen Pack und seinen ganzen kleinen Reichtum im Stich zu lassen. Sie beschlossen daher wohl oder übel, den Ausgang abzuwarten und auf das Umfangreichste aller Kapitel, das der Zufälle zu bauen.

Nachdem der Kavallerievielfraß zur Genüge gegessen und über Genüge getrunken hatte, wurde er salbungsvoll und namentlich sehr ruhmredig. Er war einer von den Agitatoren der Parlamentsarmee und besaß die gefährliche Gabe einer allzu fertigen Zunge. Da er nur ein Pröbchen von einem in jener Periode sehr gewöhnlichen Charakter war, so wollen wir ihn so schleunig als möglich abfertigen, denn er begegnete Morgans abenteuerlicher Laufbahn nur ein einziges Mal und fand Anlass, es zu bereuen.

»Ihr Teufelsbraten, wisst ihr, dass ihr zu den Gottlosen und Erwählten der Sünde gehört? Doch ist einer von euch kein übler gut aussehender Burschena, aber ihr beide habt mich aufs Unverschämteste angelogen. Steht still, ihr ringelnden Schlangen der Ungerechtigkeit – ich will euch zusammenfesseln – ja mit Fesseln von Eisen sollt ihr gebunden werden.«

Die Reiter, welche damals im Land nach den zerstreuten Royalisten umherspähten, waren stets mit den nötigen Werkzeugen versehen, um ihre Gefangenen sicher zu verwahren, und der Anblick der Fesseln übte eine sehr löbliche Wirkung auf die Entlaufenen. Ihr störrisches Benehmen ging in Achtung und Demut über, und Morgan ließ sich sogar herab, ein wenig zu schmeicheln. Der Reiter hatte einen zu guten Imbiss eingenommen, um es allzu streng zu nehmen, weshalb er auf ihre dringende Bitte und ihr Versprechen, dass sie keinen Fluchtversuch machen wollten, einwilligte, ihnen die eisernen Strumpfbänder zu erlassen.

Man muss annehmen, dass die Verdauungsfunktion des Reiters von ebenso vortrefflicher Beschaffenheit war, wie Henrys Gabe, sich die Leute zu gewinnen, denn nachdem sie eine Strecke weit gekommen waren, ließ er sich herab, seinen Gefangenen mitzuteilen, dass er Nummer fünfundachtzig in der Schwadron des Obristen Bekehre-die-Gottlosen Thomson sei. In den Tagen seiner Finsternis habe er den sündigen Namen Joseph Dobson getragen. Seit er sich aber in dem neuen Licht gewärmt hatte, habe er in der neuen Taufe den wohlklingenden Namen »Schlag-den-Belzebub-nieder« angenommen. Auch führe er in dem Lederkoller unter seinem Stahlpanzer das Signalement eines Kavaliers, der sich als einen seines eigenen Regiments verkleidet und einen Haftbefehl gegen denselben bei sich habe.

Um uns einer modernen Novellenphrase zu bedienen, wurde jetzt die Unterhaltung allgemein und sehr lebhaft. Auch spielte darin Schlag-den-Belzebub-nieder zuverlässig die erste Rolle. Der Aquavit und die heiße Nachmittagssonne begannen eine sehr augenfällige Wirkung zu entfalten, und er erklärte seinen Begleitern, sein Herz neige sich gegen sie zur Gnade. Um sich weitere Mühe zu ersparen, wolle er sie bloß als Vaganten dem Bürgermeister des nächsten Dorfes übergeben, wo sie in den Stock gelegt werden sollten. Ihr Gepäck aber müsse mit ihm zum Hauptquartier, um daselbst genau untersucht und gebührend verwendet zu werden, denn es seien gefährliche Zeiten und Verschwörungen ebenso häufig wie gebrochene Versprechen.

Diese Maßregel war nicht nach dem Geschmack der am meisten dabei Beteiligten. Indes schwiegen sie über den Gegenstand und suchten es nach Kräften dem plaudernden Puritaner zu Gefallen zu machen.

Endlich wurde Schlag-den-Belzebub-nieder auf seinem langsamen Traber halb schläfrig und ganz wohlwollend. Sein Geist beschäftigte sich mit Gesichten über den Segen, welcher den Wiedergeborenen bestimmt war, ohne dass ihnen etwas von der Folter zuteilwerden konnte, welche den Prälatisten blühten. Henry benutzte diese Gelegenheit und winselte kläglich über seine Müdigkeit und Erschöpfung, indem er zugleich den Reiter um die Gunst bat, sich hinter ihm auf den Sattel setzen zu dürfen. Das Gesuch wurde augenblicklich erfüllt, und sie trabten harmonisch weiter. Wir müssen hier noch bemerken, dass das als Prise verurteilte Felleisen an dem Sattelbug lag.

Wir erröten, eingestehen zu müssen, dass Henry jetzt eine höchst unheldenmäßige Tat beging. Ungeachtet des eisernen Panzers und des ledernen Kollers gelang es ihm, dem Reiter unbemerkt seinen Haftbefehl abzunehmen – ein sehr gemeiner und taschendiebsartiger Kniff, den er jedoch später dadurch wiedergutmachte, dass er den Leuten ihr Eigentum in viel großartigerem Maßstab entriss.

Nichts ahnend von seinem Verlust erhob Schlag-den-Belzebub- nieder seine Stimme zu einem Psalm, und unter dem laut schallenden Gesang des Covenanters zog das Kleeblatt auf Pontypool zu.

Henry begann nun seine Operationen, denn nachdem er bei einigen Versen des Sängers als Chor mitgewirkt hatte, bat er demütig um Gehör. Er sagte, sie seien zwei ehrliche Zungen, welche ihren Meistern entlaufen wären, um zur See zu gehen, wie Seine Weisheit bereits entdeckt habe. Zwar wüssten sie, dass sie dafür Strafe verdienten, aber dies könne doch ihrem Häscher nicht zu Frommen kommen. Was ihr kleines Gepäck betreffe, so sei ihnen nicht unbekannt, dass man es ihnen nicht lassen werde – es sei deshalb wohl dahin, denn wenn sie nach Bristol kämen, würden sie alles finden, was sie brauchten. Ihr Eigentum sei daher dem Soldaten wohl gegönnt, vorausgesetzt, dass er sie ruhig ihrer Bestimmung entgegenziehen lasse.

Sie näherten sich nun dem Eingang des Dorfes, weshalb er und sein Begleiter nichts wünschen, als dass er ihnen seinen Segen gebe, ihrer im Gebet gedenke und ihnen erlaube, dass sie friedlich ihres Weges gehen dürfen.

Schlag-den-Belzebub-nieder hielt all dies für ganz verständig, namentlich den Teil, welcher auf das Felleisen Bezug hatte, und half daher Morgan sehr sorgfältig beim Absteigen. Mit frommen Tränen im Auge betete er über sie, erteilte ihnen seinen Segen, trabte fromm dem Hauptwirtshaus zu und machte es dort sich und seinem Gewissen für die Nacht gemächlich.

Als sich die beiden Knaben allein sahen, heiterte Henry seinen kleinmütigen Gefährten mit folgenden Worten auf: »Owen, mach kein solches Armesündergesicht. Wir werden uns noch an diesem stutzohrigen Spitzbuben rächen. Brauchst deine glutrote Platte nicht so zu schütteln, Mensch. In der Tat, Owen, so ein schlauer Bursche wie du muss noch einiges Geld bei sich haben. Du bist nicht aus der Heimat gezogen wie ich, toll oder trunken, vielleicht auch beides. Na, leere deine Ficke aus, mein Freund.«

»Ja siehst du, Heinz, einiges Geld habe ich freilich noch, aber alle unsere Kleider und meine Sonntagsschuhe mit den plattierten Schnallen – der Psalmen verdrehende Halunke!« »Sei wohlgemut und lass sehen, wie es mit deiner klingenden Münze aussieht. Ei, Owen, das ist ja vortrefflich. Aber wir müssen jetzt weiter nach Newport, zuerst aber unsere Geschichte ein bisschen besser ordnen, damit wir auf Zufälligkeiten gefasst seien. Höre mich an.«

Morgan teilte nun seinem Freund einen Operationsplan mit, dessen erfolgreiche Resultate bald zur Sprache kommen werden.