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Fort Aldamo – Band 50

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 50
Mich kriegt ihr nicht!

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 04.10.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Master Sergeant Finnewacker reibt sich vergnügt die Hände – was gibt es Schöneres, als den neuen Strafsoldaten so richtig die Hölle heißzumachen? Doch dann traut der alte Haudegen seinen Augen nicht: Da wagt doch einer dieser Knilche, jeden Befehl zu verweigern! Dunning heißt der Kerl. Ein Ex-Lieutenant, ein verdammt harter Brocken.

Na, bis jetzt hat der wackere Commander von Fort Aldamo noch jeden weich geklopft! Als er mit den völlig geschlauchten »Neuen« vom 30-Meilen-Gepäckmarsch zurückkehrt, will er sich diesen Knaben mal so richtig zur Brust nehmen. Die Sache hat nur einen Haken: Dunning ist verschwunden. Und mit ihm Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter …

Leseprobe

»Herein, wenn’s kein Feind ist!«, tönte Master Sergeant Finnewackers berühmt berüchtigte Stentorstimme, nachdem es an der Tür zur Kommandantur ge­klopft hatte.

»Ich bin’s nur, Finnewacker«, sagte Sergeant Fitzgerald.

Er schlug die Hacken zusammen und grüßte zackig, was ihm einen an­erkennenden Blick seines Vorgesetzten eintrug, der hinter seinem Schreibtisch thronte, an einer dicken Zigarre zog und jetzt die Stiefel von der Schreib­tischplatte nahm.

Der altgediente, klein gewachsene und krausköpfige Fitzgerald hüstelte, denn es war Finnewacker gelungen, den Raum völlig zu verqualmen.

Der kleine Krauskopf marschierte zu einem Fenster, das er weit öffnete. Dann sog er tief die Luft in seine Lungen.

»Jetzt verstehe ich auch, warum du kaum älter wirst, Finnewacker«, brum­melte er missvergnügt.

Master Sergeant Finnewackers bu­schiger Schnurrbart begann sich Un­heil verkündend zu sträuben. Und das war ein ganz besonders schlechtes An­zeichen, was den Gemütszustand des Commanders von Fort Aldamo betraf.

»Was soll das denn wieder heißen, du Nulpe?«

»Rauchfleisch hält sich nun einmal länger, mein Alter!«

»Willst du mir meine gute Laune vermiesen, du Tugendbold?«

Fitzgerald schüttelte den Kopf.

»Wollte dir nur melden, dass die zehn neuen Strafsoldaten auf dem Appell­platz angetreten sind. Bestimmt willst du mit den Knilchen ein paar Takte reden. Sonst ist alles in Ordnung. Klei­ber und seine Küchenhengste kümmern sich um den Nachschub, der aus Camp Lowell mitgekommen ist.«

»In Ordnung, Kleiner. Bin in fünf Minuten an Ort und Stelle. Du meldest mir die Burschen.«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Fitzgerald wollte salutieren, doch Finnewacker schüttelte den Kopf.

»Diesmal sind einige besonders raue und hinterhältige Typen dabei. Ich habe gerade die Akten durchgelesen. Na ja, ich rede mit den Kerlen Fraktur! Die kriegen wir auch hin. Und wenn diese Elche nicht spuren, dann erwar­tet sie hier in Fort Aldamo die Hölle!«

»Die neuen Strafsoldaten fügen sich bestimmt schon bald nahtlos ein. Du hast es bisher immer geschafft!«

»Richtig, Kleiner. Und jetzt verzieh dich!«

Master Sergeant Finnewackers Stellvertreter baute sein Männchen und verließ die Kommandantur mit schnellen Schritten.

Der kommissarische Commander und Spieß der Strafkompanie der US Kavallerie erhob sich und zupfte seine Uniformjacke zurecht. Dann stülpte er den Feldhut auf seinen Kopf und stiefelte zur Tür.

Der Schreibstubenhengst, wie er meistens von Finnewacker bezeichnet wurde, schnellte hoch wie der Teufel aus der Kiste und schlug die Hacken so fest zusammen, dass es ihn fast von den Beinen riss.

Master Sergeant Finnewacker grüßte zurück.

»Tüchtig, tüchtig«, lobte er und ver­ließ die Schreibstube.

Der alte Haudegen trat in den Son­nenglast und marschierte auf die zehn Strafsoldaten im grauen Drillich zu, die dort in einer Linie angetreten wa­ren.

Sergeant Fitzgerald stand einige Schritte vor den Sträflingen. Ein Ruck ging durch seinen Körper, als er den Vorgesetzten heranstiefeln sah.

»Strafgefangene – stillgestanden!«‚ brüllte der kleine Krauskopf.

»Zur Meldung an unseren Master Sergeant – Augen rechts!«

Das alles klappte nicht ganz so kor­rekt, wie es Finnewacker von seinen Soldaten gewohnt war. Er ließ es aber durchgehen. Den Neuen würde er schon bald klarmachen, wie der Hase hier in Fort Aldamo lief.

Er blickte Sergeant Fitzgerald ent­gegen, der schneidig heranmarschierte und vor seinem Vorgesetzten salutierte.

»Melde dir zehn neue Strafsoldaten zum Appell angetreten, Master Ser­geant!«, rief Fitzgerald.

»Danke, Kleiner. Kannst ins Glied treten!«

Der Krausschopf sauste los, während sich der Commander von Fort Aldamo den neuen Sträflingen zuwandte.

Sein bulliger Körper straffte sich. Dann nahm er die Mittelfinger an die Hosennähte.

»Augen geradeeeee-aus!

Die Worte hallten dumpf von den alten Festungsmauern zurück, die Fort Aldamo umgaben. Master Sergeant Finnewacker liebte diese Melodie.

»Rührt euch!«

Es tackte wie eine Gatling Gun, als die Sträflinge den linken Fuß nach vorn setzten. Diese Melodie liebte Finnewa­cker überhaupt nicht. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann waren es Nachlässigkeiten solcher Art. Tiefe Falten furchten seine Stirn.

Sein Gesicht wirkte plötzlich so bis­sig wie das eines Schäferhundes, dem ein Artgenosse einen besonders dicken Knochen streitig machen wollte.

Sergeant Fitzgerald seufzte ver­halten.

»Stillgestanden!«, röhrte Finnewa­cker dann auch schon.

»Rührt euch!«

So ging das mehrere Male, bis die neuen Strafsoldaten langsam kapier­ten, worauf es dem bulligen Master Sergeant ankam.

Endlich gab es kein Nachklappen mehr.

Der Commander von Aldamo ver­schränkte die Hände auf dem Rücken und sah die Männer der Reihe nach an. Er blickte in ängstliche, verwegene und trotzige Gesichter. Und manch furcht­samer Blick traf das dicke Notizbuch des Commanders, das aus der Knopf­leiste der Uniformjacke ragte.

Anscheinend hatte es sich bei einigen der Neuen schon herumgesprochen, was es mit dem Notizbuch auf sich hatte. Darin notierte Finnewacker jeden, der unangenehm auffiel. Und das bedeutete auf jeden Fall Festungserweiterungs­kommando. Das aber war ein Vorge­schmack auf die Hölle.

»Mein Name ist Master Sergeant Finnewacker, ihr Krippensetzer!«, schnarrte der Commander. »Schreibt ihn euch hinter die Ohren. Ich werde in den nächsten Jahren euer Vorgesetzter sein. Ich verlange absoluten Gehorsam von euch, sonst lernt ihr mich kennen. Ihr alle seid Lumpen und Mistkerle, die zu Recht verurteilt wurden. Meine Aufgabe ist es, aus euch wieder richtige Soldaten und brauchbare Menschen zu machen, die später die Uniform der Kavallerie zu würdigen wissen.«

Master Sergeant Finnewacker lä­chelte breit. Es war aber mehr das Zähneknirschen eines Tigers.

Keiner der Sträflinge konnte dem Blick des eisenharten Master Sergeant standhalten. Die Neuen senkten die Köpfe. Angst lag auf fast allen Ge­sichtern. Zuviel hatten sie schon vor ihrer Ankunft von Fort Aldamo und vor allem von Master Sergeant Fin­newacker gehört.

»Sergeant Fitzgerald!«

»Aye, Master Sergeant!«

»Übernimm den Sauhaufen und lass die Kerle wegtreten. In einer Stunde halte ich Stubenappell!«

»Zu Befehl, Finnewacker!«

Der alte Haudegen machte lässig kehrt und marschierte auf die Kom­mandantur zu. Seine Schritte wurden länger, als er den dicken Kleiber aus der Tür zum Küchentrakt hervorspä­hen sah.

»Der fette Kalorienbomber hat mir gerade noch gefehlt«, knurrte Finnewacker und lief noch schneller. »Be­stimmt ist dem Küchenbullen wieder Salz oder Zucker ausgegangen. Und ich soll’s immer wieder ausbaden. Aber ich denke nicht daran – zum Henker!«

»So bleib doch stehen, Master Ser­geant!«, schrie Kleiber und setzte seine zwei Zentner Lebendgewicht in Be­wegung. So watschelte er hinter sei­nem Vorgesetzten her, der endlich ein Einsehen hatte und fluchend stehen blieb. »Was willst du?«, fauchte Finnewacker. »Übrigens, ich habe dich beim letzten Gipfelerstürmungskommando vermisst!«

Damit wollte er dem dicken Kleiber sofort den Wind aus den Segeln neh­men. Jeder in Fort Aldamo wusste, wie sehr dem Küchensergeant jede Art von Bewegung zuwider war.

Kleiber nahm Haltung an, jedenfalls bildete er sich das ein. Vergebens ver­suchte er, seinen kugelrunden Bauch einzuziehen, der wie ein Ballon über dem Koppel hing.

»Hast nur vergessen, mich einzu­teilen«, murmelte Kleiber und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

»Werde es nachholen!«, drohte Fin­newacker und verbiss sich ein Grinsen, als der Dicke mehrmals tief durch­atmete.

»Was willst du?«, knurrte der alte Haudegen.

»Wollte dir nur melden, dass sämt­licher Nachschub wie bestellt aus Camp Lowell eingetroffen ist, Finnewacker!«

»Prächtig, prächtig!«

Der Master Sergeant nickte.

»Auch Zucker?«

»Aye, Master Sergeant!«

»Salz?«

«Aye, Finnewacker!«

»Wird das Zeug auch ausreichen?«

»Denke schon, Finnewacker.«

»Ich nehme dich beim Wort, alter Wonneproppen. Kannst dich verdün­nisieren, falls dir das überhaupt mög­lich ist!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Sergeant Kleiber deutete etwas an, das er für eine Ehrenbezeigung hielt, und schlurfte davon.

»Sergeant Kleiber.«

Der dicke Küchenbulle blieb abrupt stehen und drehte vorsichtig den Kopf, als traue er dem Frieden nicht. »Danke für die Meldung!«, rief der Commander von Fort Aldamo versöhnlich. »Muss dir ein dickes Lob aussprechen. In der letz­ten Zeit klappt alles vorbildlich. Mach so weiter und lass nur nicht wieder deinen alten Schlendrian einreißen!«

Kleiber strahlte und nickte eifrig.

»Kannst dich auf mich verlassen, Finnewacker. Hast du einen besonderen Wunsch, den ich dir erfüllen kann?«

Der Master Sergeant überlegte kurz. »Schick mir einen deiner Pfannen­schwenker mit ‘nem Riesenpott Kaffee in die Kommandantur! Kaporus?«

»Aye, Finnewacker!«

Kleiber trabte los, als wolle, er ein. Rennen gewinnen. Der Commander sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

»Was hast du denn mit dem Dicken angestellt, dass er sich so schnell be­wegt?«, fragte Sergeant Fitzgerald erschrocken und blieb neben seinem bulligen Vorgesetzten stehen.

»Ein Lob wirkt manchmal Wunder«, antwortete der alte Haudegen. »Und bei unserer Fettbacke besonders. Komm, Kleiner, wir nehmen uns noch mal die Akten der Neuen vor. Einer der Sträf­linge ist mir unangenehm aufgefallen. Scheint ein besonders tolles Frücht­chen zu sein, vor dem wir uns in acht nehmen müssen.«

»Wir bringen die Halunken schon wieder auf Vordermann. Keiner sehnt sich nach Verbüßung seiner Strafe da­nach, noch einmal hier zu landen.«

»Das will ich auch schwer hoffen!«, brummelte Master Sergeant Finnewa­cker und stapfte los.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 50. Bastei Verlag. Köln. 04.10.2017