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Fort Aldamo – Band 49

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 49
Die Quelle der Outlaws

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 20.09.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Finnewackers Schnurrbart sträubt sich bedenklich, als er erfährt, auf welch miese Art und Weise eine Meute goldgieriger Höllenhunde den kleinen Ort Nugget Town terrorisiert: Vom Gipfel eines steilen Hügels aus kontrolliert die Bande die einzige Quelle dieser Ansiedlung inmitten der endlosen Wüste. Für jeden Tropfen Wasser kassieren die Dreckskerle harte Dollars.

Na, jetzt sollen sie heißes Blei kassieren, schwört Finnewacker. Und schon bald fliegen die Fetzen in Nugget Town. Aber die Outlaws haben den Hügel in eine uneinnehmbare Festung verwandelt. Das einsame Nest wird zur tödlichen Gluthölle. Dies muss auch der Master Sergeant erfahren, als er mit seinen Jungs plötzlich auf dem Trockenen sitzt …

Leseprobe

»Verzupf dich, Dicker!«

»Was willst du damit sagen, Finnewacker?«, ächzte Sergeant Kleiber. Der fette Küchenbulle starrte Master Ser­geant Finnewacker fassungslos an, der hinter seinem Schreibtisch thronte und wie eine bissige Bulldogge wirkte, der ein Artgenosse einen Knochen streitig machen wollte.

»Mit deinen Ohren stimmt wohl et­was nicht, du Elch. Mach ‘ne Fliege, aber ein bisschen plötzlich! Du mar­schierst heute mit dem Festungserwei­terungskommando raus. Kaporus? Das ist ein Befehl! Wenn du willst, kann ich ihn dir auch schriftlich geben. Basta! Ab durch die Mitte!«

So tönte der Commander von Fort Aldamo. Sein Schnurrbart begann, sich Unheil verkündend zu sträuben. Und das war ein verdammt schlech­tes Zeichen, was den Gemütszustand des kommissarischen Leiters der alten Festung und Spieß der Strafkompanie betraf.

Sergeant Kleiber, dem die Küche und alles unterstand, was mit Verpfle­gung und Proviant zu tun hatte, wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Jetzt gab er den Versuch auf, seinen kugelrunden Bauch noch länger einzu­ziehen, der auch sofort wie ein Ballon über dem Koppel hing.

»Aber … Aber Finnewacker«, stam­melte der wohlgenährte Küchenbulle. »Du weißt doch ganz …«

»Ich habe mich doch klar und deut­lich ausgedrückt, zum Geier. Geh mir bloß nicht noch länger auf den Geist, du Pampelmuse!«

Kleiber verzog sein dickes Gesicht zu einer verzweifelten Grimasse, ehe es zu erstarren schien.

»Auf deine Verantwortung, Finnewacker«, krächzte er dann, drehte sich um und watschelte auf die Tür zu, um die Kommandantur zu verlassen.

»Du hast etwas vergessen!«, rief sein Vorgesetzter.

Kleiber wandte sich dem Master Ser­geant zu und sah ihn nicht besonders geistreich an.

»Ach so«, murmelte er und machte eine lasche Ehrenbezeugung. Darin aber beeilte er sich, das Zimmer zu verlassen.

»Zuckerbäcker! Salzhering! Pfan­nenschwenker! Leutevergifter!«, schrie ihm Finnewacker hinterher, um seinem angestauten Zorn Luft zu machen.

»Du meinst doch nicht etwa mich?«, fragte Sergeant Fitzgerald, der die Kommandantur betrat und zackig sa­lutierte.

Finnewacker winkte ab und blickte seinen kleinen, krausköpfigen Stell­vertreter fragend an. Der altgediente Soldat grinste breit.

»Was war denn los? Will Kleiber nicht den Befehl über das Festungserweiterungskommando übernehmen?«

»So ist es, Kleiner. Er hat mir tau­send Dinge aufgezählt, die er hier im Fort angeblich zu erledigen hat. So ist es immer. Der Kalorienbomber will einfach kein Außenkommando über­nehmen. Und dabei führt er doch nur die Aufsicht. Am liebsten würde ich diesen Wonneproppen mal so richtig mit den Strafsoldaten dort draußen schuften lassen. Ich lasse mir da noch etwas einfallen!«

Fitzgerald trat ans Fenster und spähte zum Appellplatz hinaus. Der Morgenappell, den er abgehalten hatte, war vorüber. Nur noch ungefähr vierzig Sträflinge standen dort draußen auf dem Kopfsteinpflaster. Daneben einige Chargierte. Alle warteten auf Sergeant Kleiber, um abrücken zu können.

Kurz darauf marschierten die Straf­soldaten los, nachdem sich der Küchen­bulle an die Spitze gesetzt hatte.

»Verdammt«, knurrte Finnewacker. »Warum lässt der dicke Ohrenbläser die Strafgefangenen nicht singen? Das tut er doch nur, um mich zu ärgern. Na warte, du Fettklops!«

»Du scheinst heute auch nicht dei­nen besten Tag zu haben, mein Alter«, meinte der kleine Krauskopf verdros­sen. »Erst willst du den Morgenappell nicht abhalten, und dann legst du dich mit Kleiber an. Welche Laus ist dir denn wieder über die Leber gelaufen?«

Finnewaker staunte.

Er holte tief Atem, doch der altge­diente Sergeant hob abwehrend beide Hände, ehe sein Vorgesetzter lospoltern konnte.

»Schon gut, schon gut, Finnewacker. Wir bekommen Besuch. Das wollte ich dir eigentlich melden!«

»Besuch …?

»Aye, Master Sergeant!«

Finnewacker wuchtete seinen bul­ligen Körper hinter dem Schreibtisch in die Höhe. Dann griff er nach seinem Feldhut und stülpte ihn auf seinen Kopf. Nachdem er seine Uniformjacke zurechtgezupft hatte, nickte er Fitzge­rald kurz zu.

»Wie viele Reiter …?

»Nur einer. Er hat den Buschgürtel bereits hinter sich gelassen und wird in einer knappen halben Stunde das Fort erreichen.«

»Gut, Kleiner. Wir steigen mal den Turm rauf und sehen uns das an. Schätze aber, dass uns ein einzelner Mann nicht gefährlich werden kann. Hast du die Wachtposten angewiesen, nach weiteren Reitern Ausschau zu halten?«

»Ist doch klar, Finnewacker!«

»Dann komm schon, alter Schlawi­ner. Mann, o Mann, mir geht’s heute wirklich nicht besonders gut.«

Sergeant Fitzgerald grinste ver­halten.

»Hättest eben gestern bei der Bade-Fete nicht soviel saufen sollen.«

Nun grinste auch der Commander von Fort Aldamo.

 

*

 

Master Sergeant Finnewacker nahm den Feldstecher von den Augen und gab ihm einem Strafsoldaten zurück, der auf dem steinernen Turm zum Wacht­dienst eingeteilt war.

»Wer ist es?«, fragte Fitzgerald neu­gierig.

Der Commander räusperte sich und spuckte dann aus.

»Das muss Jerry Cooper aus Nugget Town sein. Wenigstens sieht er dem al­ten Narren aus der Goldgräbersiedlung verdammt ähnlich. Möchte nur wissen, was der alte Krauter von uns will. Sein Pferd sieht ziemlich erschöpft aus. Er muss es ganz schön gejagt haben.«

»Old Jerry?«, murmelte Fitzgerald. »Der Bürgermeister aus dem Goldcamp, das ungefähr fünfundzwanzig Meilen von hier entfernt ist? Wir haben uns dort schon längere Zeit nicht mehr blicken lassen. Vielleicht will er uns zu irgendeinem Fest einladen.«

»Glaube ich nicht. Die Digger schei­nen wieder einmal Ärger zu haben.

Und der alte Knacker will uns zu Hilfe holen. So sehe ich das, Kleiner.«

Fitzgerald zuckte mit den Schultern.

»Wir werden’s wohl gleich wissen«, meinte er und spähte durch das Fern­glas.

Der Reiter näherte sich jetzt immer mehr der breiten Zufahrtsrampe. Er war ein alter Bursche, der zusammen­gekauert im Sattel saß. Ein mächtiger Rauschebart wallte vor seiner Brust.

»Es ist Old Jerry«, sagte Fitzgerald. »Und nach seinem Gesicht zu urteilen, muss da tatsächlich was in dem rauen Diggercamp passiert sein.«

Master Sergeant Finnewacker zuckte die Achseln und lief los. Bald stand er vor dem großen Tor und nickte den beiden Torwachen zu, die zackig die Hacken zusammengeschlagen hatten und strammstanden.

Außerhalb der alten, ehemals spani­schen Festung tackten die Hufeisen des näher kommenden Pferdes.

»Tor auf!«, befahl der Commander von Fort Aldamo.

Die beiden Torflügel wichen ächzend, knarrend und quietschend zurück. Se­kunden später ritt Jerry Cooper ins Fort. Jetzt saß der Oldtimer kerzengerade im Sattel.

Funkelnde Augen beherrschten das verwegene Piratengesicht des Alten. Er zügelte seinen Vierbeiner und kletterte seufzend aus dem Sattel. Dann reckte und dehnte er seinen gedrungenen Kör­per, um die vom langen Ritt verkrampf­ten Muskeln ein wenig zu lockern.

Master Sergeant Finnewacker und der kleine Krauskopf salutierten.

»Hallo, Jungs«, brummelte Old Jerry und zupfte an seinem Vollbart. »Kann sich einer von euren Männern um mei­nen Klepper kümmern? Das wäre mir sehr recht.«

Sergeant Fitzgerald winkte einen Strafsoldaten heran und gab ihm den Befehl, den Wallach des Alten zu ver­sorgen

»Herzlich willkommen, Old Jerry«, griente Finnewacker. »Schön, dich wieder mal zu sehen. Lass uns in die Kommandantur gehen. Bestimmt kannst du einen Drink gebrauchen, alter Bartputzer!«

»Darauf kannst du einen … äh dich verlassen, Master Sergeant. Das ist ein verdammter Höllenritt gewesen. Und das auf meine alten Tage!«

Finnewacker, Fitzgerald und der Oldtimer stiefelten los. Der Strafsoldat in der Schreibstube baute sein Männ­chen.

»Schaff zwei saubere Gläser ran, du Hecht«, funkelte Finnewacker ihn an. »Und anschließend saust du in die Kü­che und holst mir eine Kanne Kaffee. Hast du kapiert?«

»Zu Befehl, Master Sergeant. Zwei saubere Gläser und anschließend eine Kanne Kaffee!«

Der Schreibstubenhengst, wie er von Finnewacker genannt wurde, schlug er­neut die Hacken zusammen, salutierte zackig und sauste dann davon, um den Befehl des Commanders auszuführen.

Kurz darauf prosteten sich Fitz­gerald und Old Jerry zu. Der Master Sergeant zog ein griesgrämiges Gesicht.

»Finnewacker rührt im Moment kei­nen Tropfen Alkohol an, denn er hat noch einen mächtigen Brummschädel von gestern Abend«, erklärte Fitzgerald dem Oldtimer, dem die Abstinenz des Commanders von Fort Aldamo merkwürdig vorkam.

»Was können wir für dich tun, Jerry?«, kam Finnewacker zur Sache. »Da du deinen Klepper fast zuschanden geritten hast, sieht das nicht gerade nach einem rein freundschaftlichen Besuch aus.«

Jerry Cooper nickte ernst.

»Du hast es erfasst, Finnewacker. Ich brauche eure Hilfe. Du und deine Blauröcke sind so etwas Ähnliches wie unsere letzte Rettung. In Nugget Town gibt’s mächtig großen Ärger.«

»Dachte ich’s mir doch«, brummelte der Master Sergeant. »Dann spuck mal aus, was du auf dem Herzen hast, alter Rauschebart!«

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Maser Sergeant Finnewacker. Band 49. Bastei Verlag. Köln. 20.09.2017