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Sammlung bergmännischer Sagen Teil 5

Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.


I. Abteilung: Wie Bergwerke gefunden wurden

5. Der Freudensteiner Gang zu Schneeberg

Dieser wurde 1526 von einer Magd entdeckt, als sie auf dem hinteren Glößberg in einem Waldraum auf Neustädter Feldern Gras holte und dabei einen Silberzahn mit der Sichel abhieb.


6. Der Scharfenberger Bergbau

Im Jahre 1225 jagte Markgraf Heinrich der Erlauchte in der Gegend von Scharfenberg. Da stieß sein Ross mit dem Huf einen Stein auf, der so schön funkelte und glänzte, dass der Markgraf abstieg und ihn aufhob. Später ließ er denselben in Freiberg untersuchen, und siehe, es war gutes Silbererz.


7. Joachimsthal

Hier trafen Bergleute von Geyer den ersten Gang an der Wurzel eines Baumes, den der Wind an einem Bach umgeworfen hatte.


8. Die Kutte bei Elterlein

Die Stadt Elterlein, welche vor ihrer Zerstörung durch die Hussiten im Jahre 1429 Quedlinburg am Walde geheißen haben soll, empfing ihren jetzigen Namen angeblich von einer Kapelle am Ausgang des sächsisch-böhmischen großen Waldes, in welcher täglich ein Pater aus dem Zisterzienserkloster zu Grünhain eine Dankmesse für die Reisenden wegen glücklicher Zurücklegung des gefährlichen Weges durch den Wald am dortigen Altärlein lesen musste, indem man nach und nach aus dem Wort Altärlein Elterlein machte.

Einst empfand ein Grünhainer Pater auf dem Weg zur Kapelle, wo er seines Amtes warten wollte, große Hitze, und setzte sich im Wald nieder, um sich abzukühlen und auszuruhen. Aber im Niedersetzen berührte ihn etwas von hinten so unsanft, dass er vor Schmerz laut aufschrie. Er untersuchte den Boden und fand – einen starken Zacken gewachsenen Silbers, der drei Zoll lang aus der Erde hervorstand. Um die Stelle sicher zu bezeichnen, zog er seine Kutte aus und legte sie darüber, dann eilte er im vollen Lauf nach Grünhain zurück und erzählte seinen freudigen Fund dem Abt. Bald darauf wurde an der mit der Kutte bezeichneten Stelle ein regelmäßiges Bergwerk angelegt, welches lange Zeit gute Ausbeute gab und noch jetzt die Kutte heißt.


9. Silberleitner Erzlagerstätten

Ihre Entdeckung reicht in das 16. Jahrhundert zurück. Die Sage erzählt, dass Hirtenknaben, die am sogenannten Schachtkopf Ziegen hüteten, glänzende Steine gefunden hätten, die von den Ziegen beim Weiden am Felsen losgetreten worden. Man fand auf diese Weise das Ausgehende der gedachten Lagerstätten, die ursprünglich mittelst Tagbau von Eigenlöhnern genommen wurden.


10. Feigensteiner Erzlager

Seine Entdeckung fällt zwischen die Jahre 1668 und 1678. Die Sage erzählt hierüber, dass ein Holzarbeiter einst träumte, er sähe einen Feigenbaum aus einem Stein hervorsprießen, der silberne Äste und Blätter trage. Als er beim Erwachen über den Traum nachdachte, kam er zu dem Entschluss, in der Erde zu graben und nach den angedeuteten Schätzen zu suchen. Allein Heuß, so hieß der Holzarbeiter, war nicht glüklich, er grub jahrelang vergeblich und gab endlich die mühevolle, unlohnende Arbeit auf.

Doch die glücklichen Erfolge Howerstock und Geyerkopf zu Silberleithen und am Tschirgant ermunterten andere, die von Heuß aufgegebenen Arbeiten fortzusetzen, und diese entblößten einen Bleierzstock von immenser Ausdehnung. Man weiß nicht, wie die ersten Finder hießen, welche die Erze in der Nähe der Tagoberfläche in solch reicher Menge und Qualität fanden, dass sie ohne weitere Vorbereitungen verschmolzen werden konnten.


11. Falkenstein

Falkenstein, der berühmte Silver- und Kupferbau am Falkenstein bei Schwaz, soll durch einen Stier entdeckt worden sein, welcher da, wo der Stollen mit dem Namen Stier belegt ist, das Erdreich aufgewühlt und dadurch ein Erzausbeißen hervorgebracht habe. Der nächste alte Stollen heißt Gertraud und soll der Name einer Magd sein, die dort als Viehhüterin verweilte und von dem Erzfund Anzeige machte.


12. Rörobüchel

Der reiche Silberfahlerzbau am Rörobüchel unweit Kitzbüchel soll einem Traum seine Entstehung zu verdanken haben. Drei Kitzbüchler Bergarbeiter, welche daselbst der Ruhe pflegten, träumten, sie hätten an dieser Stelle reiches Silbererz gefunden. Sie untersuchten den Platz und fanden richtig das Ausbeißen des dortigen edlen Ganges, auf welchem sodann der Fundschacht als erster Einbau abgeteuft wurde. Nach und nach entstanden mehrere Schächte, die alle eine flache Teufe von 300 bis 500 Klafter erhielten und einen sehr ausgedehnten Grubenbau vermittelte.

Die alten Akten über diesen Bergbau sind 1809 beim Brand von Schwaz, wo die Tirol’sche Bergdirektion ihren Sitz hatte, ein Raub der Flammen geworden – ein unschätzbarer Verlust für die Bergwerksgeschichte!


13. Haller Salzberg

Von seiner Entdeckung sagt Burglehner: Ritter Rohrbach, aus Liebe zur Jagd hingerissen, besuchte sehr oft das Halltal, welches damals reich an Wald war. Da machte er die Beobachtung, dass sich an einer gewissen Stelle öfters Hirsche versammelten und an Steinen und Felsen sehr begierig leckten. Er untersuchte die Steine und fand sie salzig, der Felsen war ein Salzfelsen.

Zwei Bergmeister, Georg Wirtenderger und Sebastian Strasser, sagen aber in ihrer Salzbeschreibung Folgendes: Rohrbach, einst vom Jagen ermüdet, ruhte an einer Quelle, die an dem Punkt, wo der Oberbergstollen aufgeschlagen ist, hervorfloss, versuchte das Wasser und fand es gesalzen, woraus er die Überzeugung schöpfte, dass im Inneren des Berges ein Salzlager sein müsse.

Die letztere Erklärung ist glaubwürdiger als die erste, da es an der betreffenden Stelle weder Salzsteine noch einen Salzfelsen geben konnte, weil das Salzgebirge mit dem Oberbergstollen erst nach Durchfahrung des ca. 92 Klafter mächtigen salzlosen Tongebirges erreicht worden ist.


14. Beraun, Töplitz, Scharfenstein

Diese Bergwerke haben ihren Anfang genommen durch das Auffinden eines Klumpen gediegenen Goldes von der Form eines Pferdes.


15. Wieliczka

Die heilige Kunigunde, Gemahlin Boleslaw des Schamhaften, trug den Wunsch, ihr Land, welches an dem unentbehrlichsten Gewürz, dem Salz, gänzlichen Mangel litt, damit gefegnet zu sehen. Sie flehte um dessen Erfüllung Gott inbrünstig an, worauf ihr endlich die Freude zuteilwurde, ihre inbrünstigen Bitten erhört zu sehen. Ein Ring dieser Fürstin nämlich, den sie gelegentlich eines Besuches bei ihrem Vater Bela IV. in Ungarn in einen Brunnen geworfen hatte, wurde durch wunderbare Wege zu Bochnia in einem Salzstück wieder aufgefunden und von ihr als ihr Eigentum erkannt.