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Interessante Abenteuer unter den Indianern 55

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Angriff auf Haverhill

Am 29. August 1708 wurde dieses unglückliche Dorf, welches dazumal aus ungefähr dreißig Häusern bestand, von einer Abteilung Franzosen und Indianern angegriffen. Bei Anbruch des Tages erhoben sich die Bewohner gerade zur rechten Zeit, um festzustellen, dass die Feinde über ihnen seien.

Eine Frau Smith war das erste Schlachtopfer. Sie wurde erschossen, während sie von ihrem Haus zu einer benachbarten Garnison floh.

Die vorderste Abteilung griff alsdann das Haus des Ehrw. Benjamin Rolfe an, welches zurzeit von drei Soldaten besetzt war. Aus dem Bett springend stemmte er sich gegen die Tür und rief die Soldaten, welche im gegenüberliegenden Zimmer waren, um Beistand an. Diese männliche und tapfere Garnison beantwortete seinen Hilferuf, nachdem sie die dazwischen liegende Türe verschlossen hatten, dadurch, dass sie durch die Zimmer liefen und die Hände rangen. Nun feuerten die Indianer zwei Kugeln durch die Tür, wovon eine Rolfe am Ellenbogen verwundete. Hierauf drückten sie mit vereinigter Stärke gegen die Tür. Als Rolfe fand, dass seine Anstrengungen vergeblich seien, rannte er eiligst durch das Haus und durch eine Hintertür ins Freie. Er wurde verfolgt, eingeholt und mit dem Tomahawk erschlagen. Hierauf wurde das Haus geplündert. Frau Rolfe wurde gefunden und ermordet, während das jüngste Kind aus ihrer sterbenden Umarmung gerissen und gegen einen Stein geschleudert wurde. Eine Sklavin, namens Hagar, sprang aus dem Bett, trug zwei von den Kindern, von dem das eine sechs, das andere acht Jahre alt war, in den Keller und bedeckte sie mit Holzspänen. Hierauf versteckte sie sich selbst hinter ein Fass. Die Indianer drangen in den Keller, plünderten alles, was wertvoll war, gingen wiederholt an den Holzspänen vorbei, nahmen Fleisch aus dem Fass und tranken Milch aus den Töpfen, dennoch kamen die Kinder und ihre treue Beschützerin unbemerkt davon.

Ein Mädchen, namens Anna Whittacker, verbarg sich in einer Apfelkiste unter der Treppe und entging unbeschädigt. Die drei Soldaten, welche weder die Weisheit noch den Mut von Sklaven und Kindern besaßen, warfen sich mit Tränen in den Augen den Indianern zu Füßen und wurden mit dem Tomahawk erschlagen.

Eine zweite Abteilung griff die Familie des Thomas Hartshorne an. Der Vater mit zwei Söhnen versuchte zu entwischen, aber sie wurden augenblicklich erschossen. Ein dritter Sohn wurde an der Tür mit dem Tomahawk erschlagen. Die Mutter mit all ihren jungen Kindern befand sich nun allein. Mit erstaunlicher Geistesgegenwart ließ sie ihr jüngstes Kind in einem Bett auf dem Speicher zurück, damit dessen Geschrei ihre Pläne nicht zunichtemachen mochte, und eilte dann mit dem übrigen Teil der Familie in den Keller. Wie gewöhnlich unterwarfen die Indianer jedes Zimmer einer genauen Nachforschung. Es gelang ihnen jedoch nicht, die Mutter zu finden. Ihr Kind warfen sie durch das Speicherfenster. Als alles vorüber war, fand man es auf einem Haufen von Brettern gänzlich betäubt von dem Fall. Jedoch, es blieb am Leben und wurde ein Mann von ungewöhnlicher Stärke und Statur, ein Umstand, welcher zu dem Scherz Anlass gab, dass ihn die Indianer am Wachstum verhindert hätten.

Unterdessen wurden ähnliche Angriffe in verschiedenen Teilen des Dorfes gemacht. Lieutenant John Johnson wurde erschossen, während er mit seiner Frau unter der Tür stand. Sie floh durch das Haus in den Garten, ihr Kind mit sich tragend, wurde aber eingeholt und ermordet. Ihre letzten Gedanken waren die einer Mutter. In der Todesangst wusste sie so zu fallen, dass sie ihr Kind mit ihrem Körper bedeckte, ohne es zu beschädigen. Als das Blutbad vorüber war, wurde es unversehrt von ihrer kalten Brust genommen.

Die Frau des Capitains Samuel Wainwright war glücklicher. Eine Abteilung tötete ihren Gatten beim ersten Feuer.

Einige Soldaten im Haus begannen dasselbe zu verteidigen, als Frau Wainwright furchtlos die Tür aufriegelte und die Indianer freundlich einlud, hereinzukommen. Die Güte, welche sie durch ihre Stimme und ihre Manieren entfaltete, und die Lebhaftigkeit, mit welcher sie dieselben bediente, lähmte die Indianer vollständig. Während sie vorsichtig eintraten, enthielten sie sich jeder Gewalttätigkeit. Aber kurze Zeit darauf verlangten sie Geld. Sie ging, dasselbe zu holen, kehrte jedoch nicht zurück. Wir müssen diese Kriegslist einer hilflosen Frau bewundern, welche auf diese Weise imstande war, die wütenden Mörder ihres Gatten hinzuhalten, bis sie Zeit hatte, mit ihrer Familie zu entkommen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Geldbettler wussten, woran sie waren, und ihr Zorn und Unmut über das Misslingen ging bis zur vollständigen Wut über. Ihre Anstrengungen, sich einen Weg dahin, wo die Soldaten waren, zu bahnen, waren umsonst. Nachdem sie das Haus in Feuer gesetzt hatten, waren sie gezwungen, sich zurückzuziehen. Zwei von ihnen wurden später auf dem Feld getötet.

Die Frau des Herrn Swan entfaltete gleichfalls eine Kaltblütigkeit und einen Mut, welche ihrem Geschlecht Ehre machen. Als die Indianer sich dem Haus näherten, stemmten sich Mann und Frau gegen die Tür, welche so eng war, dass kaum zwei nebeneinander eintreten konnten. Nachdem der erste Anlauf der Angreifenden fehlgeschlagen war, veränderten dieselben ihre Angriffsweise – der eine stemmte sich nämlich mit seinem Rücken gegen die Tür, während der andere ihn schob. Die Tür begann zu weichen, und Herr Swan, welcher keineswegs wegen seiner Stärke und noch weit weniger wegen seines Heldenmutes sich rühmen konnte, sagte zu seiner Frau: »Es würde besser sein, sie einzulassen.«

Sie hatte jedoch keine solche Gedanken. Die Tür war nun teilweise offen, der vorderste Indianer drängte sich herein, und der andere schob kräftig nach. Aber die Frau ergriff ihren eisernen Bratspieß, der beinahe drei Fuß lang war, und rannte ihn dem vordersten Feind in den Leib. Bei einem so unerwarteten Willkommen verminderte sich seine Eile plötzlich. Er und seine Begleiter liefen hastig davon, und die Familie war gerettet.

Eine andere indianische Abteilung steckte den hinteren Teil der Kirche, welche ein neues und elegantes Gebäude war, in Brand. Aber zu dieser Zeit ging ein Mann namens Davis hinter die Scheuer Rolfes, welche zunächst der Kirche lag, machte heftige Schläge mit einem Knüppel, rief Leute beim Namen auf, kommandierte, als ob er einen Angriff befehlige und schrie mit lauter Stimme: »Herbei, sie müssen unser sein.«

Die in Rolfes Haus glaubten, dass Militär angekommen sei, und zog sich eiligst zurück. Ungefähr um dieselbe Zeit traf Major Turner mit einer Kompanie Soldaten ein, worauf die ganze indianische Macht einen unordentlichen Rückzug antrat.

Die Indianer zogen sich indes nicht unbelästigt zurück. Capitain Samuel Ayer, ein furchtloser Mann, sammelte eine kleine Abteilung und verfolgte dieselben. Bald darauf vereinigte sich eine ähnliche Macht unter dem Befehl seines Sohnes mit ihm, und er holte die Indianer ein, grade als sie in die Wälder dringen wollten. Eine Schlacht erfolgte, in welcher die Indianer eine Niederlage erlitten, und verschiedene von den Gefangenen wurden befreit.