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Fort Aldamo – Band 47

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 47
Das verbotene Tal

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 22.08.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Großer Bär hat ein neues Leibgericht: Sergeant Kleibers Pfannkuchen! Dem dicken Küchenbullen bricht der kalte Schweiß aus, als der Apachenchief mit seinen Kriegern in Fort Aldamo einrückt. Doch nach dem »Großen Pfannkuchenfressen« ist der Häuptling zufrieden und kommt zum eigentlichen Grund seines Besuchs: Ein Rudel schwer bewaffneter Outlaws will in das verbotene Tal der Apachen eindringen, da sie dort Gold vermuten.

Master Sergeant Finnewacker sagt dem Häuptling seine Hilfe zu und rückt mit einer Patrouille aus. Aber dann überstürzen sich die Ereignisse! Finnewacker erfährt das schreckliche Geheimnis des verbotenen Tals. Und er ist der erste Weiße, der dies nicht mit dem Leben bezahlt …

Leseprobe:

Ein Schuss peitschte oben auf dem steinernen Turm. Einer der zur Wache kommandierten Strafsoldaten hatte ihn abgegeben. Und nur dieser Sträf­ling verfügte über eine Patrone, um bei Gefahr die Soldaten von Fort Aldamo zu warnen.

Master Sergeant Finnewacker saß hinter seinem Schreibtisch, hatte die Stiefel auf der Tischplatte liegen und sog genüsslich an seiner Zigarre. Jetzt verschluckte sich der kommissarische Commander und Spieß der Strafkom­panie von Fort Aldamo. Sein Gesicht rötete sich.

Er sprang noch immer hustend auf und trat ans Fenster.

Auf dem Turm gestikulierten einige Wachtposten. Und auf dem Appellplatz der alten, ehemals spanischen Festung zeigten sich ein paar Chargierte, die aus ihren Unterkünften getreten waren.

Sergeant Fitzgerald sauste über den Platz, genau auf die Kommandantur zu. Ohne zu klopfen, stürmte der altge­diente, kraushaarige Sergeant herein.

Finnewacker runzelte die Stirn.

»Mein lieber Schwan«, murmelte er. »Wenn sich der Knilch auf dem Turm einen Scherz erlaubt hat, lernt er mich kennen!«

Sergeant Fitzgerald schlug die Ha­cken zusammen und grüßte vorbild­lich.

»Spuck’s schon aus!«, knurrte Finnewacker und blickte seinen alten Freund bissig an.

»Es sind Indianer im Anmarsch, Master Sergeant. Über ein Dutzend. Der Buschgürtel liegt bereits hinter ihnen. Die roten Jungs sind in einer halben Stunde vor dem Fort. Ich er­warte Befehle, Finnewacker!«

»Mann, steh schon bequem, Kleiner.«

Fitzgerald seufzte und setzte den linken Fuß nach, vorn, während sich sein kleinwüchsiger Körper entspannte.

»Indianer? Ein Dutzend? Warum dann diese Aufregung? Macht ihr euch wegen ein paar Apachen die Hosen voll?«

»Ist das alles, was du zu sagen hast, Master Sergeant?«

Finnewacker antwortete nicht so­fort.

Sergeant Fitzgerald salutierte er­neut und marschierte auf die Tür zur Schreibstube zu.

»Wo willst du denn hin, alter Wald­schrat?«

»Die Hosen wechseln – was sonst?«

»Schon gut, Kleiner. Ich komme mit dir. Wir sehen uns mal die Indianer an. Bin gespannt, was sie von uns wollen. Nach einem Überfall sieht das nicht aus, denn sonst würden da draußen einige Hundert Rothäute auftauchen.«

»Vielleicht ist es nur die Vorhut, Fin­newacker. Es ist doch gut möglich, dass die anderen roten Jungs noch nicht zu sehen sind. Wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen.«

Master Sergeant Finnewacker winkte ab. Er trat zu seinem Schreib­tisch, drückte die Zigarre im Aschen­becher aus und stülpte seinen Feldhut auf den Kopf. Dann folgte er dem klei­nen Krauskopf, der bereits losgestiefelt war. Der Schreibstubenhengst im Vor­zimmer schlug die Hacken zusammen, dass es nur so krachte.

»Brich dir nicht die Ohren, du Hirsch!«, knurrte Finnewacker. »Wei­termachen!«

Kurz darauf standen der Master Sergeant und sein Stellvertreter Fitz­gerald oben auf dem steinernen Turm, der Fort Aldamo überragte.

Sergeant Gedder, der Wachhabende, machte Meldung.

Finnewacker nahm das Fernglas und presste es vor die Augen.

»Genau zwölf Apachen«, murmelte er. »Hinter den Roten muss ein langer Ritt liegen. Die Krieger sitzen ziemlich er­schöpft auf den Rücken ihrer Mustangs.«

»Soll ich Alarmbereitschaft anordnen, Master Sergeant?«, fragte Gedder.

Der Commander von Fort Aldamo schüttelte den Kopf.

»Nein, Gedder, wegen dieser paar roten Halunken machen wir uns nicht verrückt. Du schickst zehn bewaffnete Chargierte zum Festungserweiterungskommando raus, um die Sträflinge zu schützen. Das soll Sergeant Wollcram übernehmen. Geschossen wird nur, wenn die Indianer angreifen, was ich aber nicht glaube. Das ist ein Befehl. Kapiert, Gedder?«

»Aye, Master Sergeant!«

Der Sergeant sauste davon. Finnewa­cker blickte erneut durch den Feldstecher. Der Indianertrupp war jetzt nur noch eine knappe Meile entfernt. In wenigen Minuten mussten die Apachen die Zu­fahrtsrampe erreichen.

Hinter Master Sergeant Finnewacker schnaufte und ächzte ein Soldat. Sein kugelrunder Bauch quoll über den Gürtel. Vergebens versuchte er den Rettungsring einzuziehen, als er Haltung vor Finnewacker annahm.

»Du, Kleiber? Was gibt’s denn? Kann mich nicht entsinnen, dich schon jemals hier oben auf dem Turm gesehen zu ha­ben. Mann, hoffentlich überlebst du die paar Treppenstufen!«

Sergeant Kleiber, dem die Küche und alles unterstand, was mit der Verpflegung zu tun hatte, schnaufte noch immer wie eine überheizte Dampflokomotive. Der Küchenbulle, wie er respektlos von den Chargierten genannt wurde, versuchte zu lächeln, doch das misslang ihm gründ­lich.

»Also, Dicker, was ist los?«

»Ich habe gehört, dass Indianer im Anmarsch sind.«

Master Sergeant Finnewacker griente.

»So, so, das hast du gehört? Willst du wissen, ob du ein paar Portionen mehr kochen musst? Das weiß ich noch nicht. Kommt ganz darauf an, ob uns die Rot­häute friedlich gesonnen sind oder uns an den Kragen wollen.«

»Aye, Master Sergeant!«

»Noch was, Dicker?«

»Dürfte ich mal durchs Fernglas se­hen, Finnewacker?«

»Aber gewiss, Kleiber. Zum Henker, du führst doch was im Schild. Warum rückst du nicht mit der Sprache raus?«

Sergeant Kleiber blickte durch den Feldstecher. Und dann wurde sein Ge­sicht plötzlich blass. Der wohlgenährte Küchenbulle begann am ganzen Körper zu zittern. Finnewacker und Fitzgerald sahen sich verblüfft an.

»Verflixt und zugenäht!«, polterte der Commander von Fort Aldamo. »Ich möchte sofort wissen, was das zu be­deuten hat, du Pfannkuchenbäcker!«

Kleiber seufzte tief. Panik stand in seinem Gesicht. Er sah seinen Vorge­setzten mit irrem Blick an.

»Das ist es ja, Finnewacker«, stöhnte Kleiber. »Pfannkuchen! Kapierst du jetzt endlich? Die Apachen wollen zu mir. Das ist Häuptling Großer Bär. Und ich bezweifle sehr, dass er noch immer unser ›gutes Freund‹ ist!«

 

*

 

»Ach, du grüne Neune«, flüsterte Sergeant Fitzgerald. »Der rote Napoleon hat uns gerade noch gefehlt. Das gibt Ärger. Wenn ich mich recht entsinne, wollte unser Küchenbulle damals den ganzen Stamm ausrotten. Er fütterte die armen Apachen bis obenhin mit Pfannkuchen!«

Sergeant Kleiber rollte mit den Au­gen.

»Ich – ich – ich …«‚ keuchte er.

»Und als die Indianer sich endlich überfressen hatten, tat er geriebene Fuchsleber in die Pfannkuchen«, fuhr Master Sergeant Finnewacker fort und grinste genüsslich. »Das haben ihm die roten Heldensöhne mächtig krumm­genommen und verfolgten unseren Wonneproppen bis dicht vor das Fort. Und bestimmt hätten sie ihn erwischt, wenn sie nicht andauernd hinter die Büsche gemusst hätten, um ihr Ge­schäft zu erledigen.«

»Das ist nicht wahr!«, stieß Kleiber zornig hervor. »Ihr wisst ganz genau, dass mich die Indianer in ihrem La­ger festgehalten haben, damit ich den Squaws das Pfannkuchenbacken bei­bringe. Nur durch den Trick mit dem Abführmittel konnte ich den Apachen entkommen.«

»Ist ja gut, Kleiber«, sagte Finnewa­cker beruhigend und legte dem Dicken eine Hand auf die Schulter. »Ist schon eine tolle Leistung gewesen, so den Rothäuten zu entwischen.«

Sergeant Kleiber legte den Kopf schief und blickte den bulligen Master Sergeant forschend an.

»Kleiber ist doch erst abgehauen, als ihn Großer Bär zu seiner vierten Squaw machen wollte«, lästerte Ser­geant Fitzgerald und sprang erschro­cken einen Schritt zurück, als Kleiber die Arme anwinkelte und seine Hände zu Fäusten ballte.

»So, Männer, jetzt reicht’s«, wurde der Commander von Fort Aldamo dienstlich. »Verzieh dich an deine Kochtöpfe, Dicker. Lass dich vorerst nicht blicken. Ich empfange Großer Bär mit allen Ehren. Immerhin haben wir uns große Freundschaft geschworen. Er und seine tapferen Krieger kämpf­ten vor einigen Wochen Seite an Seite mit uns Blauröcken, als wir eine Bandi­tenstadt in den Bergen ausräucherten. Mensch, Kleiber, Großer Bär kommt bestimmt nicht wegen dir. Der hat etwas ganz anderes auf dem Herzen. Außerdem versprach er damals, mir und dem großen steinernen Wickiup einen Besuch abzustatten.«

»Glaubst du wirklich, dass er mich nicht zum Pfannkuchenhacken ab­holen will?«, fragte Sergeant Kleiber hoffnungsvoll.

»Kommt doch gar nicht infrage, Dicker! Du bleibst im Fort. Wir haben uns so an deinen Fraß gewöhnt, dass es ohne dich überhaupt nicht mehr geht. Übrigens, du könntest für uns auch wieder einmal die süßen runden Dinger backen, wie die Indianer die Pfannkuchen bezeichnen. Denk mal dran, wenn du deinen Speiseplan zu­sammenstellst!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

»Ist noch etwas, alter Zuckerbä­cker?«

Sergeant Kleiber nickte.

»Ich könnte doch gleich ein paar Pfannkuchen backen, Finnewacker. Bestimmt sind die Apachen noch im­mer scharf darauf. Das stimmt sie friedlich, falls sie etwas im Schilde führen!«

»Von mir aus, wenn deine Vorräte reichen. So, ab mit dir, und lass dich so schnell nicht wieder blicken!«

Kleiber deutete einen Gruß an und watschelte davon. Master Sergeant

Finnewacker sah dem Dicken grinsend hinterher.

»Da haben wir ‘nen Fang gemacht«, murmelte er. »Hoffentlich hat Großer Bär den Zwischenfall von damals vergessen.«

»Das wird sich in wenigen Minuten herausstellen. Die Indianer sind bald heran. Soll ich einige Soldaten antreten lassen?«

»In Ordnung, Kleiner. Das wird gutes Freund Großer Bär freuen. Du weißt doch, dass ihm militärischer Drill ge­fällt!«

»Aye, Master Sergeant!«

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Maser Sergeant Finnewacker. Band 47. Bastei Verlag. Köln. 22.08.2017