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Interessante Abenteuer unter den Indianern 53

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Der Indianer und der wilde Truthahn

Der männliche wilde Truthahn oder der Gobbler ist ein edler Vogel, und sein Gefieder hat den Widerschein der glänzendsten Goldbronze, blau, violett oder grün, je nachdem er die Stellung verändert. Jede Feder endet mit einem tief schwarzen Band, das gleichfalls einen bronze- oder kupferfarbigen Glanz hat.

Der männliche wilde Truthahn hat einen langen, herabhängenden Haarbüschel an der Brust. Sowohl dieser als auch Kamm und die Lappen um Kopf und Hals erreicht den größten Umfang und die größte Länge im dritten Jahr. Audubon sagt, dass fünfzehn bis achtzehn Pfund als ihr durchschnittliches Gewicht angenommen werden kann. Jedoch versicherte er, einst auf dem Louisviller Markt einen Hahn (Gobbler) gesehen zu haben, welcher sechsunddreißig Pfund wog, und dessen Haarbüschel an der Brust über einen Fuß maß. Bonaparte bestätigte diese Aussage und bemerkt, dass Vögel von dreißig Pfund nicht selten sind.

Der wilde Truthahn, wie er auch überrascht werden mag, während er im Mais- oder Buchweizenfeld sein Futter sucht, ist derjenige Vogel, welcher in den Wäldern am schwierigsten zu finden ist, weil er mit großer Schnelligkeit läuft und äußerst wachsam ist. Diese Vögel fliegen schlecht und gehen deshalb auf die Gipfel der höchsten Bäume, ehe sie den Übergang über Flüsse von keiner großen Breite versuchen. Selbst dann kommen die schwächsten Vögel bei diesem Versuch um. Die Holzhändler auf dem Mississippi, Ohio und anderen breiten Strömen sind so genau bekannt mit ihrem Verfahren, dass sie, sobald sie den Lärm, das Brüsten, das Kaudern und alle anderen Kunstgriffe hören, die von den ältesten Vögeln angewandt werden, um dem ängstlicheren Teil ihrer Gemeinde Mut einzuflößen, eine Stellung in der Nachbarschaft einnehmen. Sobald die Truthähne sich entschlossen und zur Abreise gehörigen Mut gesammelt haben, gelingt es ihnen, große Massen derselben, die ins Wasser gefallen sind, zu fangen. Nachdem sie die höchsten Bäume, welche sie finden können, erstiegen haben, strecken sie ihre Hälse ein oder zweimal aus, als ob sie Atem schöpfen wollten, und auf ein gegebenes Signal fliegen alle dem nächsten Punkt der gegenüberliegenden Seite zugleich zu, beständig sinkend, bis sie ihn erreichen.

In der Balzzeit erreicht das Brüsten und Aufblähen des Männchens, um die Bewunderung seiner Gefährtin zu gewinnen, kein Ende, und sein herrlicher Schwanz ist zu dieser Zeit in der Form eines Fächers ausgebreitet – eine Gewohnheit, welche bei der nämlichen Gelegenheit auch die Haselhühner an sich haben. Nachdem die Zeit der Brut vorüber ist, hören die Männchen auf zu kaudern und können leicht getötet werden. Aber zu dieser Zeit haben sie keinen Wert, indem sie mager und mit Ungeziefer bedeckt sind. In der Brutzeit werden sie jedoch öfters dadurch bis auf Schussweite angelockt, dass man durch den großen Knochen eines Truthahnflügels, der auf der einen Seite abgeschnitten ist, bläst, was, wenn es geschickt ausgeführt wird, genau den klagenden Ton des Weibchens hervorbringt. Wenn dieser Kunstgriff angewendet wird, schleicht sich der Jäger vorsichtig und allein vorwärts und stellt sich unter einen ihrer Ruheplätze. Sobald das Tageslicht anbricht, kann er sich unmittelbar unter einem Flug von Truthühnern befinden. Aber wenn dies nicht der Fall ist, so muss er warten, bis er kaudern hört. Dann, sagt ein Korrespondent in The Spirit of the Times, beantwortet der Jäger den ersten Ton des alten Gobblers durch die klagenden Töne des Weibchens, und der männliche Vogel ist bereit, sich mit angemessener Galanterie eine Geliebte zu suchen.

»Pup, pup«, klagt der Jäger.

»Kauder, kauder«, lässt sich der stolze Vogel vernehmen. Und hier fängt die Jagd an, Interesse zu gewinnen. Dann kann man sehen, wie der Gobbler angelockt wird, wie er sich brüstet, wie er prunkt und seiner Geliebten zu Ehren tausenderlei galante Mienen annimmt. Doch jetzt fängt sein Verdacht an, das Übergewicht über die Liebe zu erlangen, und der Feigling ist deutlich an seinem zusammengezogenen Körper und an seinem Aussehen, als wolle er schleunig fliehen, zu erkennen. Der Jäger jedoch setzt seine Musik ausdauernd fort, und der Vogel kommt heran, bis die sichere Büchse das schöne Tier in ihrem Bereich findet. Dies muss jedoch mit der größten Geschicklichkeit ausgeführt werden, denn die Behutsamkeit des wilden Truthahns ist wunderbar und übertrifft diejenige des Hirsches und jeder anderen Art von Wild ohne Ausnahme. Deshalb können nichts als List und die genaueste Bekanntschaft mit den Gewohnheiten des Tieres den Erfolg sichern.

»Wir kannten einst einen Indianer«, sagt der oben angeführte Korrespondent, »der seinen Lebensunterhalt dadurch gewann, dass er Wildbret in eine Stadt im Westen brachte. Derselbe bildete sich außerordentlich viel darauf ein, wenn er seiner gewöhnlichen Ladung von Hirschen einen wilden Truthahn beifügen konnte. Und da die Nachfrage nach Vögeln größer war, als dass er imstande gewesen wäre, sie zu befriedigen, so wurde ihm von getäuschten Gutschmeckern des Dorfes vorgeworfen, dass er keine Geschicklichkeit im Jagen besäße. Auf derartige Beschuldigungen antwortete er stets mit dem größten Unwillen, indem er sagte, dass die Güte des Wildbrets, welches er zum Markt brächte, ein genügender Beweis dafür sei, dass er ein guter Jäger wäre. »Sieh her«, rief er dann ärgerlich, »ich sehe Hirsch auf der Steppe. Hirsch blickt auf und sagt, vielleicht Indianer, vielleicht Baumstumpf; und Hirsch fress fort. Komm wenig näher, Hirsch auf wieder und sag, vielleicht Indianer, vielleicht Baumstumpf; und das erste Ding Hirsch wissen, er sein tot. Ich sehe wilden Truthahn weit davon; krieche auf ihn zu ganz langsam; Truthahn blick auf und sag, erste Mal er sieht mich, der Schuft Indianer bestimmt, und fort geht er. Nicht fangen Truthahn, er zu viel listig!«