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Marshal Crown – Band 28

Comancheros, Colts und Marshal Crown

US-Marshal Jesse Eager löste mit fliegenden Fingern das Lasso vom Sattel. Dann trieb er sein Pferd an.

Eager gebrauchte das zusammengerollte Rohhautseil dabei wie eine Peitsche.

Er wusste genau, er konnte den rauchgrauen Grullahengst jetzt nur noch mit dem Lassoende antreiben, hatte dieser doch bereits einen höllischen Gewaltritt hinter sich.

Aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht mehr nehmen, es ging schließlich um sein Leben, und, wenn ihn nicht alles täuschte, auch um das seines Pferdes.

Dabei war die Welt bis vor wenigen Minuten für ihn noch in Ordnung gewesen.

Er hatte unten in Pelado, einem kleinen Nest hart an der Grenze zu Mexiko, genug Beweismaterial gesammelt, um die ganze Comancheroblase, die schon seit Monaten die Grenze zu beiden Seiten des Rio Grande unsicher machte, endlich auffliegen lassen zu können. Jetzt galt es, diese Beweise so schnell wie möglich zu seinen Vorgesetzten zu bringen, damit diese reagieren konnten.

Dank der Schnelligkeit und der Ausdauer seines Grullas war er keine vierundzwanzig Stunden später nur noch einen Katzensprung vom Hauptquartier entfernt, aber nach diesem Gewaltritt war auch sein Vierbeiner am Ende der Kräfte.

Deshalb lenkte er den Mausgrauen nach Osten bis zu jener Stelle, wo sich der Western Trail mit dem Goodnight Loving Trail kreuzte. Hier, im Herzen von Texas und am Knotenpunkt der beiden wichtigsten Überlandstraßen des Landes war er so gut wie in Sicherheit. Niemand war so verrückt, auf einem der beiden meist befahrenen Trails von Texas gegen einen US-Marshal vorzugehen.

Jedenfalls hatte er das bis gerade eben noch gedacht.

Also lockerte er die Zügel und lenkte das Pferd dort an der Weggabelung an ein Wasserloch und ließ es saufen.

Während das Tier sein Maul in die brackige Brühe steckte, drehte sich Eager eine Zigarette und sah sich aufmerksam um.

Es war ein idyllisches Bild, das sich seinen Augen bot.

Das Büffelgras wiegte sich im Wind, während in der Krone des Palo Verde-Baumes, dessen weit ausladendes Astwerk am Wasserloch für kühlen Schatten sorgte, die Vögel zirpten.

Ein Rudel Gabelantilopen kreuzte im Osten den Trail und im Süden glänzte das silberne Band des Rio Grande am Horizont.

Eager wartete, bis sein Pferd genug getrunken hatte, drückte die Zigarette am harten Leder seines Sattelhorns aus und steckte den Tabakstummel in die Seitentasche seiner ärmellosen Kalbfellweste. Eine Geste, die ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen war. Als ein Mann der Wildnis wusste er nur zu gut, was schon ein einzelner Funke in diesem von der Sommerhitze verdorrten Landstrich auslösen konnte.

Anschließend lenkte er das Tier wieder auf den Trail.

Er hätte dem Grulla gerne eine längere Pause gegönnt, aber die Zeit drängte.

Sie hatten etwa eine Meile hinter sich gebracht, als er sich aus einer Laune heraus im Sattel umdrehte. Der Marshal zuckte unwillkürlich zusammen, als er in der Ferne einige dunkle Punkte erkannte, die sich rasch auf ihn zubewegten.

Das war vor zehn Minuten gewesen.

Jesse Eager musste kein Hellseher sein, um zu wissen, wer diese Reiter waren. Im Gegenteil, je länger er nach hinten starrte, umso mehr wurde ihm bewusst, dass er die Comancheros völlig falsch eingeschätzt hatte. Das war nicht irgendeine schießende und mordende Verbrecherbande, diese Männer waren besser organisiert als so manche Countyverwaltung. Woher wussten sie sonst, welchen Weg er genommen hatte? Das Land war schließlich riesengroß. Außerdem erschienen sie genau in dem Moment, als auf dem ansonsten belebten Trail weit und breit kein Mensch zu sehen war. Und nicht nur das, offensichtlich hatten sie plötzlich auch alle erstklassige Sattelpferde zur Verfügung, denn dass es keine mittelmäßigen Gäule waren, auf denen sie ihm folgten, erkannte er allein schon an der Geschwindigkeit, mit der sie sich ihm näherten.

Sie schienen förmlich auf ihn zuzufliegen.

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ihn eingeholt hatten.

Das war der Moment, in dem Eager damit begann, die Hinterhand seines Grullas mit dem Lasso zu bearbeiten. Das Pferd streckte sich sofort und jagte mit zurückgelegten Ohren über den von der Sonne hart gebackenen Boden des Western Trails.

Das Pferd hatte ungefähr eine Meile zurückgelegt, als Eager es wagte, wieder einen Blick hinter sich zu werfen. Der Anblick, der sich dabei seinen Augen bot, ließ ihn trotz der Julihitze frösteln.

Sie holten mit jeder Sekunde auf.

In seinem Kopf jagten sich die Gedanken.

Sein Auftrag, dieses Verbrechernest, das sich da entlang der Grenze immer mehr ausbreitete, unschädlich zu machen, alles schien umsonst. Eager war fast verrückt vor Angst, als er mit dem Lassoende erneut auf die Flanken seines Grullas einschlug.

Das Pferd gab noch einmal alles, was es noch hatte.

Hufe donnerten, Sattelleder knirschte, Schaumflocken flogen vom aufgerissenen Maul des Grullas. Aber der mausgraue Hengst hatte keine Chance gegen die Spitzenpferde der Verfolger. Die Reiter kamen so schnell heran, als würden sie fliegen, der Hengst hingegen wurde immer langsamer. Eager hatte das Gefühl, als würde er ihren heißen Atem bereits im Nacken spüren. Er duckte sich tief über den Pferdehals und hieb dem Grulla die Faust zwischen die Ohren.

Es nützte nichts mehr.

Das Tier hatte sich völlig verausgabt. Es geriet ins Stolpern, stürzte fast, fing sich aber noch rechtzeitig und trottete dann noch ein paar Yards zur Seite, bevor es endgültig stehen blieb.

Der Marshal blickte sich gehetzt um.

Seine Verfolger hatten ihn inzwischen eingeholt.

Eager schluckte, er kannte sie alle.

George Baker hieß der Mann, der von links auf ihn zukam.

Der weizenblonde Texaner, ein ehemaliger Sergeant der Konföderierten Armee, war die rechte Hand von Miguel Tavoja, dem Anführer der Comancheros. Obwohl man ihn bezeichnenderweise El Asustin, also den Angstmacher nannte, behauptete jedermann, Baker sei der Gefährlichere von beiden. Neben ihm ritt Jack Russell, ein verrückter Schießer, der in seiner Mordlust selbst vor Frauen und Kindern nicht haltmachte.

Die beiden anderen, die von rechts auf ihn zukamen, waren Mexikaner. Paco und Pepe, Brüder und wahre Meister im Umgang mit dem Messer.

Eager zuckte unwillkürlich zusammen, als er erkannte, dass der Comanchero-Jefe seine besten Männer geschickt hatte.

Der Marshal richtete sich im Sattel auf und hob drohend die Hand mit dem Lasso.

»Verschwindet!«

Eine klägliche Geste angesichts vier schwer bewaffneter Verbrecher.

Russell lachte wild und nahm seinen Colt hoch. Er zielte nur kurz auf den Kopf des Marshals, dann drückte er ab.


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zur Verfügung.

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