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Fort Aldamo – Band 46

Bill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 46
Wenn Asesino Rache schwört

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 08.08.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Niemand ist verwegen und hart genug, um aus Fort Aldamo zu entkommen. Das jedenfalls glaubt Master Sergeant Finnewacker. Doch Pocahonda, der Boss der Comancheros, ist ein ganz besonderes Kaliber. Ihm gelingt die abenteuerliche Flucht.

Das lässt ein Finnewacker nicht mit sich machen! Sofort sitzt er Pocahonda im Nacken – und findet sich in einer hinterhältigen Falle wieder. Aber da ist noch ein alter Bekannter Finnewackers, der Pocahonda bittere Rache schwor: Asesino! Ausgerechnet von diesem mexikanischen Banditen hängt jetzt das Leben des wackeren Master Sergeant ab …

Leseprobe

Master Sergeant Finnewacker betrat die Unterkunft der sechsten Corpo­ralschaft, die Hände auf dem Rücken verschränkt.

Der Stubenälteste, ein Sträfling, der sich schon seit zwei Jahren in Fort Aldamo, der Garnison der Strafkompa­nie der US Kavallerie befand, brüllte: »Achtung!«

Die Männer flitzten in die Höhe, wandten sich dem Master Sergeant zu und standen stramm.

Der Stubenälteste trat einen Schritt nach vorn. »Unterkunft der sechsten Corporalschaft!«‚ meldete er schneidig. »Dritter Zug, Strafkompanie. Unter­kunft belegt mit dreizehn Infanteris­ten. Stubenältester Infanterist Bock­shop!«

Das war zackig. Der Master Sergeant erwies ihm eine Ehrenbezeigung.

»Dreizehn?«, fragte er und blickte rasch von einem zum anderen. »Keiner abergläubisch?«

Die Männer grinsten nur.

Master Sergeant Finnewackers Miene verschloss sich. »Keiner aber­gläubisch?«, wiederholte er die Frage.

»Nein, Master Sergeant!«, brüllten die Sträflinge im Chor.

Langsam schritt er durch die Reihen und musterte die Männer im grauen Drillich von oben bis unten. »Reißt euch bloß am Riemen, ihr Reisbauern!«

Vor einem besonders kleinen Bur­schen blieb er stehen.

Sie waren alle nicht groß. Denn die sechste Corporalschaft war die letzte im dritten Zug, und die Männer waren den Corporalschaften nach Größe zu­geteilt. Bis auf den vierten Zug. Das waren stets die Neuen, jene Männer, die zuletzt in Fort Aldamo eingeliefert worden waren.

Dem kleinen Kerl schlug sofort das Herz bis zum Hals und jagte ihm das Blut ins Gesicht.

Nicht nur nicht, sondern niemals auf­fallen, hieß die Devise der Sträflinge.

»Name?«, rasselte Finnewacker.

Der Kleine knallte die Hacken zu­sammen. »Infanterist Reel, Master Ser­geant!«, schrie er zu Finnewacker hinauf.

Sie alle gehörten zur Kavallerie. Doch noch im Gerichtssaal, nach dem Urteilsspruch, wurde jeder, gleich, wel­chen Rang er innehatte, zum gemeinen Infanteristen degradiert und nach Fort Aldamo versetzt. Nach Verbüßung der Strafe gehörten sie freilich wieder zur Kavallerie und erhielten in der Regel den alten Rang zurück.

»Wie lange bist du schon bei uns?«

»Ein Jahr, sechs Monate und … vier­zehn Tage, Master Sergeant!«, rief der Kleine.

Finnewacker musterte das Kerlchen von oben bis unten. Er hatte den Namen nicht gewusst. Folglich war das einer von den Burschen, die hier so durch­gingen, ohne besonders aufzufallen. Im Grunde genommen ein gutes Zeichen. Auf keinen Fall ein schlechtes.

»Und wie lange gibst du uns noch die Ehre?«

»Sechzehn Tage und fünf Monate!« Das hatte der Sträfling schnell nach­gerechnet, denn in Fort Aldamo hatte das jeder zu wissen. Wehe, wenn nicht!

»Also hatten sie dir zwei Jahre auf­gebrummt!«

Der Kleine bekam wieder einen ro­ten Kopf. Aber da brauchte er keine Angst zu haben. Finnewacker und alle anderen Chargierten fragten nie in Gegenwart eines anderen Sträflings, was einer ausgefressen hatte. Diese Ausnahme gab es nur bei den Neuen, und zwar beim Antrittsappell, wenn Finnewacker den Männern seine Einführungsstandpauke hielt und sie nach Strich und Faden vergatterte.

Er griff nach dem dicken Notizbuch, das ihm weit aus der Knopfleiste ragte. »Bist du in meinem Adressbuch ver­merkt?«

»Nein, Master Sergeant!«, rief der Kleine.

Finnewacker blätterte die letzten Seiten trotzdem durch, fand den Namen nicht und steckte sich das Notizbuch wieder vorn in den Feldrock.

»Schon kommandiert?«

»Nein, Master Sergeant!«, meldete der Zwerg und bekam nun vor Freude und Hoffnung einen roten Kopf.

»Stubenältester!«, bellte Finnewa­cker.

Der Sträfling flitzte herbei und stand stramm. »Master Sergeant!«

»Der Mann tritt morgen früh zum Ordonnanzdienst in der Kommandan­tur an!«, sagte Finnewacker, den Blick auf den Kleinen gerichtet, dem das Blut nun vor Freude in den Kopf schoss.

Wer zum Ordonnanzdienst in die Kommandantur, dem Herrschaftsbe­reich des Master Sergeant, befohlen war, der musste spuren und auf Draht sein wie ein Heinzelmännchen. Aber für einen Sträfling war das der Spitzen­job in ganz Aldamo. Der Mann schob im Grunde genommen eine ruhige Ku­gel, erhielt in der Küche, wonach sein Herz begehrte, sah viel und hörte fast alles, was in der Kommandantur besprochen wurde. Selbst die Blauröcke, das Stammpersonal, die Corporals und Sergeants also, gingen freundlich mit ihm um und wandten sich oft genug zu­erst an ihn, wenn sie von Finnewacker etwas wollten. Und sei es nur, dass sie sich bei ihm nach der Laune des Mas­ter Sergeants erkundigten. Nur eben spuren musste der Kerl!

Raunen ging durch die Stube.

»Schnauze!«, knurrte Finnewacker und sah sich kurz nach den Männern um. Er musterte den kleinen Sträfling streng. »Bis auf Widerruf!«, fügte er breit hinzu. Drohend klang das. Denn Versager waren diesen Job meist schon nach Stunden wieder los.

»Zu Befehl, Master Sergeant!«, rief der Knirps.

Finnewacker nickte kurz. »Aber da bist du morgens schon vor mir an Deck! Kaporus?«

»Aye, Master Sergeant!«, brüllte der Kleine eifrig.

»Und die Kluft – immer tipptopp!«, knirschte Finnewacker.

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

»Saus in die Schreibstube und lass dich von den Brüdern dort einweisen. Denn da ist jetzt dein Platz!«

»Ich melde mich ab, Master Ser­geant!«

Finnewacker nickte gnädig, und der kleine Sträfling, ein Bursche von fünf­undzwanzig Jahren, sauste wie der ge­ölte Blitz aus der Bude, verfolgt von den neidischen Blicken seiner Kameraden.

»Verlege den Mann am besten vorn auf die erste Pritsche«, wandte sich Finnewacker an den Stubenältesten. »Denn der Wachhabende wird ihn je­den Morgen eine Viertelstunde vor dem Wecken aus den Federn holen.«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Finnewacker stapfte nach vorn und betrachtete seine Stiefel.

»Hocker!«, rief er nur und blieb ste­hen.

Hei, wie die Männer flitzten! Einer brachte den gewünschten Hocker, und zwei andere rissen die Spinde auf und stürzten mit dem Schuhputzzeug her­bei.

Der Master Sergeant setzte zuerst den rechten Fuß auf den Hocker, und die beiden Sträflinge bürsteten ihm den Stiefel, wichsten ihn ein und wienerten ihn blitzblank, indem sie polierten und rieben, auf das Leder hauchten und wieder polierten.

Dann wechselte Finnewacker das Bein. Wieder hantierten sie emsig und voll Eifer, dass sie beide rote Ohren bekamen.

Hinter Finnewackers Rücken hatte der Stubenälteste rasch mit einem Wink angedeutet, wer den Hocker zu tragen und wer die Stiefel zu putzen hatte.

Beide traten dann zurück und rissen den Hocker weg, als er, prüfend in den Stiefeln tretend, ihre Arbeit kritisch betrachtete.

Er war zufrieden. Schnell stapfte er zur Tür.

Der Stubenälteste wieselte an ihm vorbei und riss ihm die Tür zum Wind­fang auf. Die äußere Tür stand am Tag offen.

»Achtung!«, brüllte der Stubenäl­teste, und die Männer knallten die Absätze zusammen.

»Weitermachen!«, rief Finnewacker über die Schulter und verließ die Unter­kunft.

Vom Torhaus her kam ihm der Wach­habende entgegengerannt. Mit allen Anzeichen von Aufregung. »Finnewa­cker!«, rief der Corporal mit krächzen­der Stimme.

Keuchend, japsend und mit hoch­rotem Gesicht blieb der Wachhabende vor ihm stehen. »Pocahonda ist vom Festungserweiterungskommando ab­gehauen.«

Finnewacker stemmte die Fäuste ein. »Mein lieber Scholli!«, polterte er los. »Wie konnte denn das passie­ren? Mensch, den kriegen wir doch nie wieder!«

Der Sträfling, der die Nachricht ge­bracht hatte, stand unter dem großen Mauerbogen des Torhauses. Der Wach­habende winkte ihn herbei.

»Berichte dem Master Sergeant!«, forderte ihn der Corporal auf, als der Strafsoldat vor Finnewacker stramm­stand. Er war völlig erledigt. Denn er war gerannt, um die Meldung ins Fort zu bringen.

»Er war plötzlich weg!«, berichtete er japsend. »Keiner hat etwas bemerkt. Zwei andere Kameraden und ich ha­ben draußen in der Ebene Bewegung gesehen. Wir haben das sofort dem Kommandoführer gemeldet, und der Sergeant hat durch den Feldstecher erkannt, dass es Pocahonda gewesen ist. Dann haben alle nachgesehen und festgestellt, dass er tatsächlich fehlt.«

»Diese Penner!«, knurrte Finnewacker. Ganz klar, dass er damit die Männer des Stammpersonals meinte, den Kommandoführer und dessen Cor­porals, die als Posten mit hinausgegan­gen waren.

»Sergeant Jefferson bittet um fünf Pferde!«, sagte der Sträfling.

»Wie weit war der Kerl denn weg, als ihr ihn entdeckt habt?«

»Fünf Meilen, schätze ich, Master Sergeant!«

»Da reiten die Jungs die Pferde tod­sicher nur müde!«, wandte er sich an den Wachhabenden. »Aber meinetwegen. Lass satteln!«

»Drei Chargierte fordert der Kom­mandoführer noch dazu an, Master Sergeant!«, meldete sich der Sträfling wieder.

»Wollcram und seine Corporals soll­ten mitreiten!«, befahl Finnewacker und stapfte weiter. Alles andere war nun Sache des Wachhabenden.

Wütend betrat der Master Sergeant die Kommandantur.

Sein Stellvertreter, Sergeant Fitz­gerald, saß dort am langen Tisch und schrieb in seine Listen und Kladden.

»Ist etwas passiert?«, fragte er, ohne aufzusehen.

»Pocahonda ist abgehauen!«, schnarrte Finnewacker, ließ sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen und griff nach der Zigarrenkiste.

Fitzgerald warf den Bleistift hin. »Genau das habe ich mir gedacht!«

Vor lauter Zorn rief Finnewacker nicht nach der Ordonnanz, sondern steckte die Zigarre selbst an. »Du Schlauberger!«, sagte er breit und paffte heftig.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Maser Sergeant Finnewacker. Band 46. Bastei Verlag. Köln. 08.08.2017