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Sammlung bergmännischer Sagen Teil 2

Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.


I. Abteilung: Wie Bergwerke gefunden wurden

2. Freiberg

Zu den Zeiten des Markgrafen Otto von Meißen, im Jahre 1171, hat man angefangen, Silbererze in der Nähe von Nossen zu hauen, und zwar zunächst bei dem Dorf Loßnitz und Christiansdorf. Dieser Ort ist nach Erbauung einer Stadt »Freyberg« oder »das freie Bergwerk« genannt worden. Die Sachsen, die von Zellerfeld dahin gezogen sind, haben das Bergwerk zuerst gebaut.

Alss nämlich einmal Fuhrleute von Zellerfeld und Wildemann Blei nach Böhmen führten, wurden sie bei Freiberg in einem Wagengleis eines schönen Glanzes gewahr, welchen das Wasser entblößt hatte. Und weil es dem Harzer Erz nicht unähnlich war, nahmen sie etliche Stufen mit sich in die Heimat. Bei der Probe erwiesen sich dieselben als silber- und bleihaltig und zogen deshalb viele Bergleute von Zellerfeld und Goslar in jene Gegend, wo sie schürften, Bergwerke anlegten und bald reiche Ausbeute gewannen.