Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

John Sinclair Band 1992 – Armee der Werwölfe

Michael Breuer, Ian Rolf Hill
John Sinclair Band 1992
Armee der Werwölfe

Grusel, Romanheft, Bastei Lübbe AG, Köln, September 2016, 68 Seiten, 1,80 Euro, Covermotiv: Timo Würz
www.bastei.de

[…]Aleks betrat die Wohnung und lauschte aufmerksam. Kein Sterbenslaut war zu hören.
»Ich bin zurück«, verkündete sie dann laut.

Niemand antwortete, aber die Serbin hatte auch nicht wirklich mit einer Entgegnung gerechnet.
Mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen machte sie sich auf den Weg in den hinteren Teil der Wohnung. Das letzte und größte Zimmer war für einen ganz besonderen Zweck eingerichtet worden. Es beherbergte nämlich einen riesigen ausbruchssicheren Stahlkäfig. Dieser kam einmal im Monat zur Anwendung.[…]

Aleksandra Jorgovanovic hat allen Lykantropen den Kampf angesagt, seit ihr Heimatdorf in Serbien von den Werwölfen der Familie Kostic terrorisiert wurde. Sie hatte die Kostics bis nach England verfolgt und alle außer Dara Kostic, in die sie sich verliebt hat, ausgelöscht. (siehe: JS 1894 Den Kreaturen auf der Spur). In Aberdeen geraten Aleks und Dara in eine Falle von Morgana Layton, die beide Frauen auf einen ausrangierten Walfänger auf hoher See bringt, der derzeitige Unterschlupf von Morganas Werwolfsippe und ihren neuen Verbündeten, den Berserkern (siehe: JS 1963 Stamm der Berserker).

Gleichzeitig erhält John Sinclair in London ein Foto zugespielt, das ihn in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Das Bild zeigt einen Mann, der den absolut identisch aussehenden Werwölfen um Boris Baranov gleicht, wie ein Ei dem anderen, sowie einen Hinweis auf die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar, wo sich ganz in der Nähe eine Zweigstelle von Lykos Oil befindet und damit eine weitere Spur zu Egeas Demeter.

[…]»Ach du Scheiße«, fluchte Aleks gedanklich, während sie sich orientierte. »Nicht das auch noch! Wie es aussieht, bin ich hier in den reinsten Höllenzirkus geraten …«

Denn in diesem Moment öffneten sich die gläsernen Särge wie von Geisterhand. Ein Knurren aus zahllosen Kehlen war zu hören. Zunächst sah Aleks nur den grünlichen Nebel wallen, dann erhoben sich die Werwölfe aus den Särgen.[…]

Dort kreuzt sich dann auch der Weg von Sinclair, Suko und ihrer Informantin Toky Pee mit dem von Morgana Layton, die die Werwolfjägerin Aleksandra Jorgovanovic im Gepäck hat, um dieses Werwolf-Klonfabrik, denn nichts anderes ist der Komplex, auszuräuchern.

Beide Handlungsstränge beginnen sehr gelungen und vermögen den Leser zu packen. Die Szenen der Königin im Exil, wie man Morgana auf ihrem Walfänger sehen könnte, der nichts übrig bleibt, als abzuwarten, ihre Truppen aufzubauen und sich für einen weiteren Kampf bereitzumachen, sind sehr stimmungsvoll geraten. Man spürt förmlich das fiebrige Verlangen von Morganas »Mannschaft«, endlich aktiv zu werden. Alles scheint besser als diese Verdammung zur Untätigkeit, umgeben von der zermürbenden Gleichförmigkeit des Meeres. Der John-Sinclair-Strang greift mit einem rätselhaften Hinweis von Unbekannt auf die Werwolf-Klone einen Aspekt aus dem Zweiteiler 1962/1963 aus und kurbelt damit die Spannung sofort ordentlich nach oben.

Dass sich die Parteien schließlich in der Mongolei treffen, dürfte für den Leser keine Überraschung sein, wobei sich Morgana Layton und John Sinclair schon wieder gemeinsam auf derselben Seite gegen Lykaon finden. Ab hier zieht dann auch die Action ordentlich an, und die anfänglich aufgebaute Atmosphäre muss dem weichen.

Eine einsam gelegene Industrieanlage, weitläufige Hallen mit unzähligen Brutkalkoven, in denen in vitro Werwölfe gezüchtet werden, da kommt schon ein gewisses Akte X-Feeling auf. Und ganz ähnlich wie Mulder und Scully, die einer neuen Spur gefolgt sind und am Ende mal wieder von der allmächtigen Verschwörung im Schatten erneut auf die Ersatzbank geschickt werden, steht das Team Sinclair am Ende, nach Auftritten von Götterwolf Lykaon, die Dämonin Corinfelia (siehe: JS 1977 Herz aus Eis) und Asmodis höchst selbst, relativ ergebnislos da. Zwar wurde eine gefährliche Gegnerin vernichtet, doch ist erstens das kein Verdienst der Geisterjäger und zweitens steht schon eine neue Anwärterin parat, um den freien Platz auszufüllen.

Außerdem macht sich das Gefühl breit, dass hier schon stark auf die Jubiläumsfolge 2000 und einen großen Paukenschlag hingearbeitet wird.

Der Roman wurde von zwei Autoren geschrieben, wobei jetzt kein radikaler Unterschied zu einem Hill-Soloroman zu erkennen ist. Auch dort finden sich stets sehr stimmungsvolle Teile, die sich mit überbordenden Actionsequenzen abwechseln.

Fazit:
John Sinclair im Akte X-Stil. Armee der Werwölfe liefert ein weiteres Puzzleteil in der Lykaon-/Werwolf-Storyline und arbeitet merklich auf das Sinclair-Jubiläum hin.

(eh)