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Gold Band 2 – Kapitel 03.2

Friedrich Gerstäcker
Gold Band 2
Ein kalifornisches Lebensbild aus dem Jahre 1849
Kapitel 3
Die rote Erde
Teil 2

Der Tisch war fast ganz geräumt worden, denn alle die Goldwäscher fühlten sich bei der Sache viel zu sehr interessiert, nicht Feuer und Flamme auf etwas zu sein, das ihnen Aufschluss darüber gab.

Hale schien auch wirklich noch etwas auf dem Herzen zu haben, und die Teilnahme für den Alkalden war das nicht, denn alle Welt wusste, wie er mit diesem stand. Was es aber auch sein mochte, er schien sich außerordentlich darüber zu amüsieren und sagte jetzt mit kaum verbissenem Lachen: »Der gute würdige Alkalde hat sich so eures Besten angenommen und war so besorgt, dass ihr hier in den Minen den Mut nicht verlieren solltet, und jetzt so behandelt zu werden, ist wahrhaft nichtsnutzig.«

»Ja, aber wer hat ihn denn so behandelt?«, rief Briars ärgerlich. »Der Teufel mag aus Eurem Geschwätz klug werden.«

»Nun die drei Hoosiers«, sagte der Sheriff, »er hatte ihnen den klumpen Gold geborgt, der drüben am Macalome vor sechs oder acht Monaten gefunden worden war.«

»Den Klumpen geborgt?«, riefen acht oder neun auf ihn zufahrend.

»Das ist gar nicht möglich«, schrie aber Briars. »Ich habe die rote Erde, die noch in den Ritzen steckte, mit meinen eigenen Augen gesehen.«

»Ja, das spricht freilich für den Fund in der roten Erde«, gab der Sheriff lachend von sich, »und wäre ein unumstößlicher Beweis dafür, wenn sie das bisschen roten Staub nicht doch vielleicht mit der Hand hineingerieben hätten. Doch wie dem auch sei, unser wackerer Major hat ihnen denselben geborgt, und zwar ohne den geringsten Eigennutz, denn die paar hundert Dollar, die er für das Registrieren der Claims erhalten hat, können dabei gewiss nicht in Betracht kommen – und nun wollen diese nichtsnutzigen Hoosiers das Gold nicht wieder herausgeben.«

»Nicht wieder herausgeben?«, rief einer.

»Nein«, sagte der Sheriff, »sie meinen, er solle ihnen einmal beweisen, dass sie ihn nicht gefunden hätten, denn er selber habe das allen, die ihn darum befragt haben, bestätigt. Außerdem hätten sie nur ihm zuliebe das Loch in den verwünscht harten Boden niedergegraben, in dem sie noch keine Viertelunze weiter gefunden haben wollen – wie eben den Klumpen.«

»Hahahaha«, schrie Briars, »das geschieht ihm recht – das ist die richtige Strafe für den Lump, und unser Gold für das Registrieren der Claims muss er uns noch außerdem herausgeben.«

»Hm«, sagte der Sheriff trocken, »Euch kann ich nicht zum Geschworenen gebrauchen, denn es scheint mir, dass Ihr Euch Euer Urteil schon gebildet habt.«

»Geschworene?«, rief aber Green, »was wollt Ihr mit Geschworenen. Wozu eine Jury?«

»Der Alkalde will die Hoosiers wirklich verklagen«, sagte aber der Sheriff. »Ich habe ihm freilich den guten Rat gegeben, er soll das Maul von der Sache halten und lieber die paar hundert Dollar ans Bein streichen. Er ist aber so wütend auf die Burschen, dass er richtig eine Jury zusammenhaben will.«

»Und hat er ihnen wirklich den Klumpen gegeben, um uns damit anzuführen?«, schrie einer aus der Schar.

»Er ist bereit, das eidlich zu erhärten«, versicherte feierlich der Sheriff, »und erwartet dabei von dem Gerechtigkeitssinn der Paradiesbewohner, dass sie …«

»… ihm die Knochen entzweischlagen«, unterbrach ihn wütend Green. »So ein Schuft will Alkalde, will Friedensrichter sein und schämt sich nicht, uns, die wir ihn selber gewählt haben, zu seinen erbärmlichen Zwecken auszubeuten?«

»Gentlemen!«, sagte der Sheriss, »Sie sehen die Sache von einem ganz falschen Gesichtspunkt an. Das Wohl des Staates darf nicht dem des Einzelnen untergeordnet werden, und die Maßregel war nur zum Besten des Paradieses getroffen. Die Möglichkeit lässt sich nicht ableugnen, dass Sie in der roten Erde wirklich Gold fanden.«

»Wir wollen ihm das Beste des Staates anstreichen«, schrie aber Briars. »Ich gehe jetzt zu ihm, und wenn er mir meine zwei Dollar nicht wieder herausgibt, hole ich die ganze Flat zusammen.«

»Briars, fangt um Gotteswillen keinen Skandal an«, rief der Sheriff hinter ihm her.

Aber Briars war schon in wilder Hast aus dem Zelt gesprungen, und in wenigen Minuten folgte ihm, in eben der Absicht, die ganze Gesellschaft. Der Sheriff aber blieb zurück, sah ihnen erst eine Weile nach, bis sie in der Biegung der mit dem Teufelswasser gleichlaufenden Straße verschwanden, und schlug dann, sich vergnügt die Hände reibend, eine andere Richtung ein.

Was er wollte, hatte er bezweckt. Die Betrügerei des Alkalden, den er schon lange deshalb in Verdacht gehabt hatte, war zutage gekommen, und der Major mochte nun selber sehen, wie er mit den Burschen fertig wurde. Dass er für seine Person, sich wenigstens heute über Tag aus dem Weg hielt, war alles, was er zu tun hatte, und das erreichte er am besten dadurch, dass er eben einmal einen Spaziergang in die Berge machte.

Sowie er das Städtchen verlassen hatte, bog er rechts ab, den nächsten Hügeln zu, und kam hier an der Verschanzung vorüber, an deren Außenwerken der Justizrat an jenem Abend irrtümlicherweise arretiert worden war. Hier aber blieb er kopfschüttelnd stehen und betrachtete sich den Platz, der allerdings nicht seines Gleichen weiter in den Minen hatte.

Die fünf biederen Deutschen nämlich, die, ihren Kopf von grässlichen Mordgeschichten gefüllt, den kalifornischen Boden betreten haben mochten, hatten sich die Mühe nicht verdrießen lassen, selbst auf dem Aufweg in die Minen jeden Abend mit zwei drei Stunden harter Arbeit eine kleine Schanze aufzuwerfen und sich in deren Schutz mit Ausstellung einer Schildwacht und ihren geladenen Waffen an der Seite, niederzulegen. Hier oben war aber ihre Befestigung noch viel besser organisiert worden, da es ja doch auch einen längeren Aufenthalt galt. Zu dem Zweck hatten sie also hier einen etwa drei Fuß breiten und vier Fuß tiefen Graben ausgeworfen, der ringsum einen Raum von etwa zehn Schritt in der Länge und ebenso viel in der Breite umzog. Die aus dem Graben geworfene Erde bildete zugleich den Damm oder Wall, und dahinter lag das breite niedere Zelt, vor dem auch jetzt, das Gewehr im Arm, eine Schildwacht gravitätisch auf- und abging.

Der kleine Bursche, der dort seine Schrotflinte schulterte, war auch in voller Uniform; in grüner Bluse mit weißem Gürtel, weißem breiträndigen Filzhut und Hirschfänger. Neben der Bewachung des Zeltes hatte er aber auch noch die Pflicht übertragen bekommen, für die gegenwärtig in der roten Flat arbeitende Mannschaft zu kochen. An dem Feuer hin und her gehend, hob er deshalb von Zeit zu Zeit den Deckel von dem dort brodelnden Topf und kostete mit dem langen hölzernen Löffel vorsichtig und blasend die heiße Mischung.

Der Sheriff lachte, als er sich die martialisch friedliche Gestalt betrachtete, denn ringsum lagen die Zelte der übrigen Goldwäscher vollkommen unbewacht und frei, nur mit einer einfachen Schleife vorn zugebunden da, und die Eigentümer derselben waren sorglos und vertrauend ihrer Arbeit nachgegangen. Hatten diese Leute hier etwa besondere Schätze zu bewachen? Wohl kaum; sie waren erst vor Kurzem von San Francisco her eingetroffen, und die an ihrer gleichen Tracht erkennbaren Kameraden des Burschen hatte er selber, mit Pistolen und Gewehren neben sich, in der roten Erde arbeiten sehen.

Da er übrigens doch für den Augenblick keinen weiteren Zweck verfolgte, als sich ein paar Stunden aus der Nähe des Alkalden zu halten, trat er der Verschanzung näher und rief der Schildwacht seinen »Guten Tag« hinüber. Dieser wurde auch in sehr freundlichem Ton und in sehr schlechtem Englisch erwidert.

Der Sheriff fragte weiter: »Nun, wie geht’s? Nichts vorgefallen?«

»Was sagen Sie?«, fragte die Schildwacht auf Deutsch zurück, indem sie höflichkeitshalber den Hut etwas lüftete.

Ein allgemeines Gespräch war mit dem Burschen nicht anzuknüpfen, der Sheriff musste sich daher auf das beschränken, was er jedenfalls verstand, und wenn er nur einen Tag in den Minen zugebracht hatte, und sagte deshalb: »Viel Gold gefunden?«

»Gold?«, erwiderte aber die Schildwacht achselzuckend. »Lieber Gott, not mutsch … bad hier … very bad … very harter Boden … god dam Califonium.«

Der Sheriff lachte und ging an der Schanze vorüber, durchschritt den schmalen Teil der Flat hier und erreichte, dem Lauf des Teuselswassers aufwärts folgend, bald die bewaldeten reizenden Hügel, die das enge Tal umschlossen.

Es gibt wenig Länder in der Welt, die reicher an Naturschönheiten sind wie Kalifornien, und besonders können sich mit dessen prachtvollem Baumwuchs nur wenige messen. Ganz stattliche Eichen mit ihrer langen, ziemlich süßen Frucht bestanden auch hier schon den Fuß der Berge und wichen nur höher und höher hinauf den schlankwüchsigen Zedern und Kiefern, Pinien und Zuckertannen, die ihre Riesenleiber dem blauen Himmel entgegenstreckten.

Einen wunderbaren Eindruck machen besonders die Zedern mit ihren rötlichen, wahrhaft riesigen Stämmen und den zierlichen Konturen ihres immergrünen duftigen Laubes, während den Unterwuchs eine eigene Art von Büschen bildete, die alle die aufragenden Schösslinge aus einer einzigen Wurzel treiben und mit ihrem saftgrünen Laub und ihren zarten Blüten einem künstlich zusammengebundenen Bukett glichen.

Der Sheriff hatte das nun wohl allerdings schon oft gefehen, dennoch aber blieb er von Zeit zu Zeit wieder stehen, irgendeine einzelne ausgezeichnete Baumgruppe zu bewundern, oder sich an den Fernsichten zu ergötzen, die sich ihm hier und da durch das Grün der dichten Büsche in das Tal hinab eröffneten.

Endlich erreichte er auf einer vorspringenden Bergspitze eine kleine Waldblöße, deren unteren Rand ein steil abfallender mächtiger Felsenhang bildete. Dadurch gewann man aber auch von hier aus einen vollen Überblick über den ganzen Talkessel des Teufelswassers, mit dem kleinen Minenstädtchen und seinen zahlreichen Zelten. Das ganze Paradies lag, verkleinert wie durch eine Camera obscura, aber infolge der reinen Luft, mit ebenso scharfen Umrissen gezeichnet, vollständig zu des Beschauers Füßen, und der Sheriff warf sich am Fuß einer Pinie ins weiche Gras, den wundervollen Anblick in aller Ruhe und Muße zu genießen.

Es war nicht nur dem Namen nach ein Paradies, denn Gott hatte alles getan, das kleine freundliche Tal mit seinen Reizen zu überschütten. Eingeschlossen von gerade nicht sehr hohen, aber kühn geschnittenen und dicht bewaldeten Bergen lag der nicht breite Talkessel fest und warm hineingeschmiegt in das hohe Land und das helle Grün seiner Hänge, wo nicht die Spitzhacke des Goldwäschers den Boden aufgerissen, stach gar so freundlich gegen die weit dunklere Färbung der Zedern und Kiefern ab, die es umschlossen.

Und wie traulich die bunten winzigen Zelte dort überall zerstreut, hier in dem Schatten einer einzelnen Eiche, dort auf dem offenen Hang hin zwischen Busch und Strauch herausschimmerten, und der dünne blaue Rauch an anderen Stellen gleichfalls den Aufenthalt von Menschen verriet, die sich hier aus grünen Zweigen ihre zeitweilige Hütte aufgeschlagen haben. Und wie belebt die Straße war. Kleine, mit weißem Zelttuch überspannte Wagen kamen von dort herauf, wo sich der Bergstrom seine Bahn hinabgebrochen hatte. Unter den dort überhängenden Felsen vor konnte man deutlich die kleinen, sich bewegenden und langsam fortrückenden Gestalten erkennen, auf denen das Sonnenlicht in seinem ganzen Glanz lag. Überall herrschte dabei reges Leben und Treiben. Kleine Trupps von Menschen kamen und gingen von und nach allen Richtungen, und ja dem Städtchen selbst …

Der Sheriff fuhr empor und nahm rasch sein kleines Fernrohr aus der Tasche, das er gewöhnlich bei sich trug. Während er es auszog, wandte er dabei den Blick nicht ab vom Paradies, und bald hatte er auch dort mit dem Glas den Platz gefunden, den er suchte. Sein heimliches Lächeln, mit dem er hindurchschaute, bewies das zur Genüge. »Jetzt ist die Bombe geplatzt«, schmunzelte er dabei leise vor sich hin. »Alle Wetter, sie werden ihm noch das Zelt über dem Kopf zusammenreißen – und aus der roten Flat strömen sie nur so hinein. Briars hat jedenfalls Lärm geschlagen – prächtiger Kerl, der Briars. Wenn der Holzkopf klug gewesen wäre und sein Maul gehalten hätte, konnte ihm nichts bewiesen werden. Die Hoosier sagten schon selber nichts und sein Geld war er doch los. Dass ihm das keine Jury in den Minen wieder zugesprochen hätte, musste er wissen. Aber der Geizteufel steckte ihm in den Knochen, und jetzt mag er die Geschichte ausbaden. Wohl bekomm’s, mein würdiger Alkalde. Hahaha, wie er jetzt nach dem Sheriff schreien wird, die Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Wo steckt der Hale, der Lump einmal wieder, hahaha, der besieht sich den Volksaufstand aus der Vogelperspektive, und wenn er zurückkommt, wird er eine Versammlung einzuberufen haben, einen neuen Alkalden zu wählen. Wenn wir ihn wenigsiens auf diese Art nicht loswerden, behalten wir ihn für immer.«

Noch immer betrachtete er sich das rege Leben in der Stadt. Wenn sich aber auch die einzeln hin- und herlaufenden Menschen deutlich erkennen ließen, war das Glas doch nicht scharf genug und die Entfernung zu groß, besiimmte Persönlichkeiten damit zu unterscheiden.

Vollkommen befriedigt schob er es endlich wieder zusammen, steckte es in die Tasche und streckte sich dann behaglich unter dem hohen Baum aus, durch dessen Zweige zu dem Himmel aufzuschauen, und blieb da so lange liegen, bis ihm die Augen endlich schwer wurden und er in einen leichten Schlummer fiel.

Die Sonne neigte sich schon stark gegen Wesien zu, als er endlich wieder erwachte, und zwar durch ein Geräusch von Stimmen, die an dem Berghang hin gerade auf ihn zuzukommen schienen. Vielleicht waren es Goldwäscher, die sich einen neuen Platz für ihre Arbeiten suchten, vielleicht Indianer, von denen ein ganzer Stamm in der Nähe lagerte und selbst auf dieser Stelle schon einmal seine Feuer entzündet hatte. Für seine Sicherheit brauchte er übrigens von ihnen nichts zu fürchten, denn die Indianer waren vollkommen harmlos. Nur mit ihren kleinen, etwa drei Fuß langen Bögen und Pfeilen bewaffnet, wussten sie recht gut, dass sie gegen die Überzahl der mit Feuergewehren versehenen Fremden nichts ausrichten konnten. Aber selbst gegen den Einzelnen waren sie freundlich, wichen ihm am liebsten aus, grüßten ihn jedoch, wenn sie ihm begegneten, und belästigten ihn nie.

Im Paradies unten, wohin er jetzt seinen Blick richtete, schien wieder Frieden eingekehrt zu sein. Nur hier und da standen noch einzelne Gruppen von Menschen beisammen. Die rote Erde war aber ganz verlassen worden. Nicht einen einzigen Arbeiter konnte er mehr darauf erkennen.

Die Stimmen kamen indessen näher, und nach dem scharf singenden Ton Einzelner glaubte der Sheriff Mexikaner oder wenigsiens Südamerikaner daraus zu unterscheiden. Die Mexikaner standen nun freilich gerade in jener Zeit nicht im besten Ruf, und verschiedene, im Lande verübte Mordtaten waren ihnen zur Last gelegt worden. Der Sheriff hatte aber seinen Revolver bei sich, ohne den er nie ausging, und kannte keine Furcht. Er blieb deshalb auch ruhig unter seinem Baum liegen, die Nahenden erst abzuwarten.

In ihrer Abstammung hatte er sich auch nicht geirrt. Schon von Weitem konnte er die bunten Serapen, die über ihren Schultern hingen, durch die Büsche schimmern sehen. Es waren in der Tat Merikaner, und zwar drei stattliche, hochgewachsene Burschen mit krausen Bärten und sonnengebräunten Gesichtern zwischen ihnen aber in heftigem eifrigen Gespräch.

Der Sheriff erschrak ordentlich, als er ihn in der Gesellschaft erblickte – seinen alten Bekannten, der Indianerhäuptling Kesos, und schien so in den Inhalt ihrer Debatte vertieft, dass er den am Boden liegenden Weißen nicht einmal bemerkte.

An der offenen Stelle blieben sie stehen, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen. Leider wurde dieses jedoch Spanisch geführt, und der Sheriff verstand kein Wort davon. Ehe er aber noch zu einem Entschluss kommen konnte, ob er sich aufrichten oder dort liegen bleiben sollte, den kleinen Trupp vorüberzulassen, stieß der kleine Bursche, der sein und des Häuptlings Pferd am Zügel führte, einen leisen Warnruf aus, und des Indianers rasch umherschweifender Blick haftete im nächsten Moment auf dem Amerikaner.

»Hallo Kesos«, sagte dieser, sich jetzt langsam emporrichtend, »bist du noch hier in der Gegend? Ich glaubte, du wärst schon lange zu deinem Stamm zurückgekehrt.«

Der Indianer antwortete ihm nicht, und es war fast, als ob er in den Augen des Weißen erst lesen wolle, ob er den Inhalt ihrer Unterredung verstanden habe. Beruhigte er sich aber darüber oder fiel ihm ein, dass der Sheriff der spanischen Sprache nicht mächtig sei, kurz, er nickte ihm endlich freundlich zu und sagte: »Noch nicht – Kesos ist ein großer Capitano und hat viele Stämme, die zu ihm aufschauen. Er wird morgen zu den Witong zurückkehren.«

Der Sheriff war jetzt aufgestanden, und zu dem Indianer tretend und seine Hand auf dessen Schulter legend, sagte er freundlich: »Das ist recht, Kesos, und ich gäbe was drum, wenn ich wüsste, dass du dich nicht anders besinnst. Wenn du aber meinem Rat folgen willst, so lass dich mit den Spaniolen da, mit denen du sehr vertraut zu sein scheinst, nicht zu viel ein.«

»Wie meinst du das?«, fragte der Indianer vorsichtig.

»Du wirst schon verstehen, was ich meine«, sagte aber der Amerikaner ruhig. »Es ist feiges nichtsnutziges Gesindel und sitzt locker auf der Scholle. Zu einem dummen Streich stets aufgelegt, kümmern sie sich aber den Henker, ob er gelingt oder nicht. Im schlimmsten Fall nehmen sie ihre hölzernen Pfannen und Brechstangen und steigen bei Nacht und Nebel in andere Berge hinein. Ihr dagegen, die Ihr hier Eure Heimat habt, führt am Schlimmsten dabei. «

»Ich verstehe dich nicht«, sagte der Indianer finster.

»Das tut mir leid um dich«, erwiderte Hale, nickte ihm zu und stieg, ohne auf die Mexikaner auch nur einen Blick zu werfen, langsam wieder den Hang schräg hinunter, in das Minenstädtchen zurückzukehren.