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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der Freibeuter – Der Adler im Käfig

Der-Freibeuter-Dritter-TeilDer Freibeuter
Dritter Teil
Kapitel 21

Der unglückselige Seefahrer wurde wieder auf das Kastell Friedrichshafen gebracht und in ein noch weit scheußlicheres Gefängnis als sein früheres geworfen. Eine Untersuchungsbehörde wurde seinetwegen geschaffen, als deren Präsident der Geheimrat von Raben fungierte. Nachdem er über Jahr und Tag von dieser Kommission inquiriert worden war und nichts gestanden hatte, sprach die Oberbehörde auf die Aussagen der gegen ihn aufgestellten Zeugen das Todesurteil über ihn aus, als einen Menschen, der an Bosheit und Gottlosigkeit nicht seines Gleichen habe. Der König milderte dieses Urteil auf unablässiges Bitten der Gattin des Geheimrats von Raben in die Formel: »Obwohl der Delinquent seiner groben Verbrechen gegen drei Könige wegen in jedem anderen Land von Henkers Hand vom Leben zum Tode gebracht worden sein würde, so wolle der König von Dänemark Majestät doch Gnade für Recht an ihm ergehen lassen und ihm eine lebenslängliche Gefängnisstrafe zuerkennen.«

Hierauf wurde er in ein fest verwahrtes, aber helles und der frischen Luft zugängliches Zimmer gesetzt. Nie erfuhr er, dass Rosamunde seine Lebensretterin war, ebensowenig, dass die vier Stüber, welche er täglich zu seinem besseren Unterhalt erhielt, von ihr kamen.

Kaum hatte Norcroß einige Wochen in seiner Kammer gesessen, als der allmächtige Drang nach Freiheit wieder in seiner Brust so stürmisch aufloderte, dass er aus Sehnsucht krank wurde. Es gab für sein unruhiges, heftiges Gemüt nichts Schrecklicheres als die Grabesruhe des Gefängnisses. Er kannte nur ein höchstes Gut: Freiheit. Er hatte nur ein Verlangen: Freiheit. Er hatte nur einen Gedanken: Freiheit. Er träumte nur einen Traum: Freiheit!

Noch einmal winkte ihm der Engel mit dem grünen Kranz. List, die einzige glückliche Bekämpferin der Gewalt, kam ihm wieder zu Hilfe. Es war die Zeit des grünen Gartensalats und Norcroß gab vor, dass er ein großer Freund davon sei. Er bat also, man möchte ihm täglich für zwei Stüber Salatkraut, Essig und Öl bringen, er wolle sich den Salat dann selbst bereiten. Vorzüglich wünschte er viel Öl. Man willfahrte ihm. Niemand schöpfte daraus Argwohn. Nun zerschlug er seinen Wasserkrug, jedoch so, dass die untere Hälfte ganz blieb. Die Scherben der oberen Hälfte warf er dem Profos hin, und dieser trug sie weg, ohne sie weiter anzusehen und brachte einen neuen Krug. In der unteren Scherbe sammelte Norcroß nun alles Öl, welches er zum Salat empfing, und aß diesen ohne Öl. Die Scherbe verbarg er sorgfältig unter der Pritsche. Dann forderte er ein Stück grüne Seife, um sich damit zu waschen, und auch dies wurde ihm verabreicht. Als er nun des Öls genug hatte, entkleidete er sich ganz und wusch sich erst mit Wasser und Seife, wobei er die Seife ganz dick auftrug, danach beschmierte er sich den Körper vom Kopfwirbel bis zur Ferse mit Öl. Hinter den Ohren und auf den Armen trug er dann noch einmal Seife auf, sodass er so glatt und schlüpfrig war wie ein Aal. Nachdem er dies vollbracht hatte, hing er seinen Rock ganz lose über die nackten Schultern und knöpfte ihn oben am Hals zu. Über den Rock hing er einen alten Rockelor, in welchem er zu schlafen pflegte.

In dem Gang vor seinem Gefängnis hatte stets ein Offizier mit sechs Mann die Wache, und alle Tage, nachmittags um drei Uhr, musste ein Justizsergeant in das Gefängnis, um nachzusehen, ob noch alles unbeschädigt und im vorigen Zustand sei. Der Sergeant war ein alter kraftloser Mann und dieses Geschäft seine einzige Dienstverrichtung. Der Wache haltende Offizier musste ihm dazu jedes Mal das Gefängnis auf- und zuschließen.

In dem bereits beschriebenen Aufzug wartete Norcroß an der Tür, als die Zeit da war, wo der Sergeant einzutreten pflegte. Endlich rasselten die Schlösser, die Tür ging auf. In demselben Augenblick rannte Norcroß den alten Mann mit dem Kopf dermaßen vor die Brust, dass dieser ohnmächtig rückwärts taumelte, und den Offizier, der ihm aufgeschlossen hatte, mit in seinen Fall riss. Beide lagen am Boden, der Lieutenant schrie, aber Norcroß war schon wie ein Blitz mitten durch die, der Verdauung pflegenden, Soldaten hindurchgefahren und zur Treppe hinab. Ein gewaltiger Lärm entstand. Die sechs Soldaten stürzten übereinander her, die Treppe hinab, der Lieutenant hinterher, und alle gaben ein so wütendes Geschrei von sich, dass man es in der ganzen Festung hörte. In der unweit gelegenen Hauptwache wurden die Soldaten aufmerksam. Sie fahen den barfüßigen Norcroß über den Plan dahinrasen, ihre Kameraden hinterher. Da brach die ganze Hauptwache auf und lief ihm nach, der bereits den Wall erklimmte. Ein schnellfüßiger Kerl unter den Soldaten kam ihm so nahe, dass er ihn beim fliegenden Rockelor erwischte; aber sogleich sprang vorn der Knopf ab, der Kerl hielt den Rockelor in der Hand, und Norcroß gewann wieder einen Vorsprung. Jetzt tat sich ein zweiter Läufer hervor, der ihn beim Rockschoß fasste, da riss auch der Rockknopf, der Soldat purzelte rücklings den Wall herab und Norcroß sprang nackt weiter. Endlich gelang es einem Dritten, ihn, als er gerade oben auf der Ebene des Walles war, am Arm zu erfassen; aber dem Kerl glitschten die Finger von dem Öl ab. Er vermochte nicht festzuhalten, und Norcroß fuhr wie der Sturmwind ihm durch die Hände und sprang den Wall hinab in den Wassergraben. Schon jubelte er, da fasste ihn, als er eben unter das Wasser tauchen wollte, eine Faust bei seinem langen Zottelhaar, welches abzuschneiden er leider vergessen hatte. Wie er auch riss, zerrte, um sich schlug und biss, die Faust hielt fest und hielt so lange, bis die Soldaten herbeikamen. Diese Faust gehörte einem starken Kerl, welcher auf der nahen Bastion Schildwache gestanden hatte. Dort hatte er das Geschrei vernommen und den nackten Kerl gesehen, dem die ganze Wache lärmend folgte. Dies veranlasste ihn, seinen Posten zu verlassen und von der anderen Seite herbeizulaufen. Er setzte dem Flüchtling sogleich in den Graben nach und hielt ihn fest.

Mit Spott und Hohngelächter wurde der vor Wut schäumende Norcroß wieder heraufgezogen, und nackt trieben sie ihn unter Zulauf aller Bewohner des Kastells zum Gefängnis zurück. Da gebärdete er sich wie ein Rasender, vermaß sich hoch und teuer und rief: »Und ihr Hunde sollt mich doch nicht halten! Und wenn mich auch der König in einen Vogelbauer stecken ließe und ganz Dänemark legte sich davor, mich zu bewachen, so will ich doch entkommen.« In solchem Trotz verharrte er mehre Tage lang, immer dieselbe Drohung, mit Verwünschungen gegen den König ausstoßend.

Als der Geheimrat Raben dem König diese Geschichte erzählte und zugleich berichtete, wie höhnisch Norcroß über alle Anstalten sich ausließe, die man, ihn festzuhalten auch machen möchte, ja selbst, wenn man ihn auch in einen Vogelbauer setzte, da gefiel es Sr. Majestät hohem Herrscherwillen, die königlichen Worte von sich zu geben: »Norcroß hat sich selbst sein Urteil gesprochen. Wohlan denn! Man soll ihn in einen Vogelbauer setzen und dann wollen wir zusehen, ob er seine Drohung wahr macht.«

Der Kommandant, General von Stöcken, erhielt einen vom König unterzeichnten Befehl, einen solchen Bauer bauen zu lassen und Norcroß hineinzustecken. Der Bauer wurde in des Kapitäns Gefängnis gebaut, drei und ein halb Schritt lang, drei Schritt breit. Er bestand aus vier Zoll dicken viereckigen Eichenbalken, die vier Zoll breit voneinander von der Decke des Zimmers bis zum Boden liefen. Unten war der Bauer mit starkem Eichenholz unterlegt und einen Viertelfuß über die Erde erhöht. Eine starke eiserne Stange lief quer hindurch, an welcher die Fußkette des Gefangenen mittels eines Ringes lief. Im Bauer standen die Pritsche und ein Tisch. In diesen Käfig wurde der einst so kühne Freibeuter gesteckt.

Der Bauer wurde überdies noch mit Schlössern verwahrt und nicht eher geöffnet, bis der Profos dzu Nachtstuhl heraustrug. Selbst die Klappe, durch welche der Gefangene das Essen erhielt, war mit einem Vorlegeschloss verwahrt. Stets hielt ein Unteroffizier vor dem Bauer Wache, und dieser wurde von dem Offizier in das Gefängnis eingeschlossen. Die Wache vor der Tür blieb ebenfalls. Wöchentlich zweimal musste dem König Nachricht gegeben werden, ob er noch fest säße.

Die Verzweiflung, die Tag und Nacht in des elendesten Mannes Geist wühlte, stumpfte ihn mit der Zeit ab.

Nach einiger Zeit kam Norcroß’ Gemahlin nach Kopenhagen. Sie hatte in Frankreich von ihres Mannes Unglück gehört und wollte vor dem König einen Fußfall tun. Sie wurde aber nicht vorgelassen. Auf dem Kastell begehrte sie ihren Gemahl zu sprechen, aber auch diese Bitte wurde der Armen abgeschlagen. Der Kommandant ließ sie mit ihrem neunjährigen Sohne vielmehr ebenfalls ins Gefängnis werfen und erstattete ihretwegen Bericht an den König. Das kö­nigliche Reskript lautete, der Polizeimeister in Kopenhagen solle sie in einem Boot nach Schonen überführen lassen, dazu sollte ihr etwas Geld zur Reise mitgegeben werden, mit dem strengen Befehl, dass sie das dänische Reich bei Strafe eines ewigen Gefängnisses nie wieder betreten solle. Dina wurde mit ihrem Kind auf einem Fahrzeuge nach Landskrona gebracht. Sie hat den Gatten nie mehr gesehen.

Die ersten Jahre über wurde niemand zu dem Gefangenen gelassen. Später erlaubte man Hofleuten, den seltsamen Vogel in seinem Käfig zu verhöhnen. Da ging denn das vornehme Volk um den Bauer herum und begaffte und bewitzelte den wilden Mann darin. Er tat, als sähe und hörte er es nicht. Nachher verlangten auch andere Leute aus besseren Absichten dieselbe Vergünstigung und erhielten sie. Nach drei Jahren, als der König tot war, wurde jedermann erlaubt, den berüchtigten Freibeuter in seinem Vogelbauer zu sehen, und die Menschen strömten haufenweise dahin.

Die Meisten ergötzten sich an des Freibeuters merkwürdiger Gesellschaft im Käfig. Er hatte nämlich in seiner Einfamkeit sich die Zeit damit vertrieben, Mäuse, die sich unter dem Boden des Vogelbauers ihr Nest gebaut hatten, zu füttern und aufzuziehen. Die Jungen tat er in eine Schachtel, bis sie zahm waren, danach ließ er sie um sich herumlaufen. Dies Völklein vermehrte sich bald und er hatte ihrer täglich über sechzig zu ernähren. Sie hatten sich so an ihn gewöhnt, dass, wenn er ihnen mit dem Mund pfiff, sie schnell aus allen Löchern hervorgerannt kamen und rings im Kreis um ihn herum standen. Diese Tierchen gewann Norcroß immer lieber, während er die Menschen immer mehr hasste und verachtete. Sie waren seine Freunde, seine täglichen Gesellschafter, die Versüßer seiner Schmerzen, die Vertreter seiner Verzweiflung. Wenn ihn der Unmut zu übermannen drohte, pfiff er seinen Mäusen.

Danach, wenn Leute kamen und ihn baten, ihm auch wohl ein Geschenk reichten, damit er sich Wein und gute Esswaren kaufen möchte, so setzte er eine Schachtel auf den Boden, worin er oben ein kleines rundes Loch geschnitten hatte. Hierauf pfiff er, da kamen die Mäuse hurtig und krochen durch das Loch in die Schachtel, bis sie voll war. Dann machte er den Deckel auf und zeigte die zusammengeballten Mäuse den Umstehenden.

Als der fromme furchtsame Ehristian der Sechste zur Regierung kam, wollte er seine Frömmigkeit auch an Norcroß beweisen. Der Kommandant musste dem Kapitän vorschlagen, wenn er ein eidliches Dokument unterschreiben wolle, worin er sich verpflichte, sich niemals an Dänemark zu rächen, insofern er einmal seine völlige Freiheit wieder erhielte, so solle der Bauer hinweggenommen werden und er wieder das Zimmer zum Gefängnis erhalten. Aber Norcroß baute die Faust und rief: »Eher will ich im Vogelbauer sterben, als eine solche Schmachschrift unterschreiben.«

Da fürchtete sich der neue fromme König wiederum sehr, und Norcroß blieb im Bauer.

Eines Tags trat eine schwarz gekleidete hohe Frauengestalt in Begleitung eines Mannes in das Zimmer und vor den Käfig. Norcroß starrte ihr ins Gesicht und sagte fast bestürzt: »Friederike!«

»Kennt Ihr mich, Unglücklicher?«, fragte die Dame schmerzlich lächelnd. »Müssen wir so uns wiedersehen?«

»Ja, mein Fräulein, da sitze ich nun in meinem eigenen Schloss, an dem wieder ein halbes Dutzend Schlösser hängen, mit einer königlichen Gnadenkette geschmückt, die mich an der freien Bewegung hindert, wie alle Gnadenketten zu tun pflegen. Auch habe ich meinen Hofstaat, gehorsamer meines Winks als der Hof des Königs von Dänemark dem seinen und nicht voll Intrige und Boßheit wie jener.« Und er pfiff bitter lachend den Mäusen. »Sind Sie denn nicht auf ähnliche Weise logiert, mein Fräulein?«

»Ei freilich, mein Geliebter«, flüsterte sie durch die Eisenstäbe, »mein Bruder hat mich ins Irrenhaus stecken lassen. Da habe ich lange Jahre in einem Stübchen gesessen, das nicht größer und auch vergittert war, wie Euer Bauer. Ich habe immer nach Euch gefragt und auch oft erfahren, wie es Euch ging. Endlich hab ich erbeten, dass ich zuweilen ausgehen darf, aber den Irrenwärter geben sie mir immer mit. Seht, dort steht er bei Eurer Wache. Das ist nun Friederikes Begleiter.«

»Wir sind auch heute ein würdiges Paar, wie wir stets waren. Wir spürten immer etwas von der Natur des Adlers in unseren Seelen. Darum wurden wir in Käfige gesteckt. So zähmt man Adler, bis sie den schlauen Cäsar grüßen.«

»Ist dies das Los kühner und starker Geister auf Erden?«, fragte die Dame schmerzlich.

»Es ist es, wenn sie sich nicht dem Gesetz der Könige beugen. Doch lassen wir das! Ihr Besuch gibt mir die tröstliche Überzeugung, dass Sie mich immer noch lieben, Friederike.«

»Ich liebe Euch noch eben so heilig als sonst, wenn es auch oft in meinem Kopf wie Feuerglut brennt und ich nicht weiß, was ich rede und tue. Es ist mir oft, als wäret Ihr bei mir. Dann spreche ich mit dir. Nicht wahr, mein schönes Lieb, mein kühner Seeheld? Hörst du die Wogen brausen, die Brandung donnern? Sieh, wie dein Schiffchen durch die Wellen schießt. Der Sturm brüllt, die Wogen bäumen sich. Ha! Ha! Herrlich! Göttlich! Umklammere mich, mein Geliebter! Hu, wie tobt der Sturm! Wie rast das Meer! Das ist Wollust! Sei doch nicht so heftig! Du hast ja ein Weib. Norcroß, Norcroß halte mich!«

Sie kreischte immer lauter, Norcroß starrte sie bestürzt an.

Der Irrenwärter rief: »Hoho! Sie fängt an zu rappeln!«

Soldaten von der Wache kamen herbei, packten die Unglückliche und führten sie fort.

Bald darauf hörte Norcroß, sie sei gestorben.

Einige Jahre darauf hatte der Gefangene einen anderen ihm lieben Besuch. Ein schlanker, schöner Mann mit einer netten Frau am Arm trat in das Zimmer. Norcroß kannte sie nicht. Da gab sich ihm der junge Mann als Juel Swale zu erkennen. Norcroß weinte Freudentränen, Juel aber Thränen des bitterstens Schmerzes über das Los seines Herrn und Meisters.

Die Frau war Jane, seine Frau. Juel erzählte seinem unglücklichen Kapitän, wie er nach Madagaskar gegangen und dort reich geworden, danach nach Schweden zurückgekehrt und als Bootsmann auf einem Linienschiff angestellt worden sei. Da habe er Jane ihm noch treu gefunden und gefreit.

Einen ganzen Tag blieb Juel, dann nahm er unter Tränen Abschied. Aber noch mehrmals besuchte er seinen geliebten Kapitän. Denn sechszehn Jahre saß Norcroß im Käfig, dann wurde er auf Fürbitte der Konigin Mutter herausgelassen und der Bauer weggeräumt. Er bedankte sich nicht für diese Gnade. Sein Bart war so lang, dass er ihm bis zu den Füßen reichte. Die Unruhe seines Gemüts verließ ihn nie. In den Boden des Bauers hatte er eine tiefe Spur getreten. Wütend wurde er, dass man seine Mäuse verjagt hatte. Ja, er begehrte trotzig seinen Bauer wieder.

Nachdem er aus dem Käfig gekommen war, vertrieb er sich die Zeit damit, dass er kleine Schachteln aus Kartenpapier fertigte und mit Goldpapier überzog. Inwendig hinein klebte er einen Zettel, worauf sein Name geschrieben stand, und unter den Zettel legte er ein Haar seines langen Bartes. Auch strickte er Geldbeutel von bunter Seide. Am Ende derselben in den Knoten knüpfte er ebenfalls ein Haar seines Bartes. Beutel und Schachteln pflegte er denen zu schenken, die ihn besuchten. Er erhielt dafür ein Gegengeschenk, wofür er sich gute Lebensmittel kaufte.

Auch sein Sohn besuchte ihn später. Da aber derselbe ein Tuchweber geworden war, so wollte der Vater nichts von ihm wissen. Mehrmals schenkte er ihm seine Barschaft, danach bat er aber, dass man den unadligen Menschen nicht mehr zu ihm lassen möchte, der so gar nichts vom Geist seines Vaters geerbt habe.

Dina war früh vor Kummer gestorben.

Vierzehn Jahre lebte Kapitän Norcroß noch im Kerker, sein braunes Haupthaar und sein langer Bart waren silberweiß geworden, aber aus den Augen sprühte immer noch das alte Feuer. Er hatte noch seine Lebensgeschichte ausgearbeitet. Dann überfiel ihn eine Krankheit, an welcher er starb. Er war ein siebzigjähriger Greis geworden und hatte einunddreißig Jahre im dänischen Kerker gesessen. Zwei dänische Könige waren unterdessen gestorben und der Dritte folgte ihm wenige Jahre nach.

Ende des dritten und letzten Teils