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Schwäbische Sagen 46

Schwäbische-Sagen

Der Messerreiter
Eine mündliche Überlieferung aus Horb

Bei Horb ließ sich vor einigen Jahrzehnten noch ein Geist sehen, der ein Feldmesser gewesen und betrogen hatte. Er trug ein Buch unter dem Arm, zeigte sich bei Tage auch als Jäger und wurde der Messerreiter genannt. Armen Holzsammlern hat er oft­mals ihr Bündel aufgeholfen. Anderen Leuten hat er auch wohl Ohrfeigen ausgeteilt. Man spricht jetzt nicht viel mehr von ihm. Vielleicht ist er erlöst. Indes hieß es sonst, der Messerreiter halte sich immer sieben Jahre bei Horb und dann andere sieben Jahre auf dem Heuberg bei Tuttlingen auf.


Der Metzger in Horb
Eine mündliche Überlieferung aus Horb

In einem Haus zu Horb war sonst ein Geist, der hackte oftmals Fleisch, ging in den Keller und saß dann in seiner frühen, mensch­lichen Gestalt hinter dem Ofen, konnte aber das Fluchen nicht ver­tragen. Im Übrigen tat er niemanden was zuleide. Er war ein Metzger und musste umgehen, weil er bei einer Teuerung einst eine Wiese um einen einzigen Laib Brot gekauft hatte. Ein Armer bot ihm nämlich die Wiese für drei Laib Brot an. Der Metzger aber sagte: »Du bist noch nicht hungrig genug, ich gebe dir nur einen!« Er wartete auch wirklich so lang, bis er sie um diesen Preis erhielt. Dafür musste er lange umgehen. Jetzt ist er erlöst.


Die wiederkehrende Großmutter
Eine schriftliche Überlieferung vom Heuberg

In dem sogenannten »Beckenhäusle«, einem Wirtshaus in Wehingen auf dem Heuberg, zeigte sich die verstorbene Großmutter des jetzigen Wirtes alle Mittage beim Essen und saß in dem »Herrgottswinkel«, d. i. in dem Tischwinkel, woselbst oben ein Kruzifix hängt. Die Leute zeigten es endlich dem damaligen Böttinger »Herrle« (Pfarrer) an.

Der sagte sogleich zu ihnen, sie sollten nur heimgehen, die Großmutter werde nicht wiederkommen. Und nachher hat sie sich auch wirklich nicht mehr sehen lassen.


Der erlöste Pfarrer
Eine schriftliche Überlieferung vom Heuberg

Ein junger Bursche aus Böttingen ging einst in der Nacht am Allenspacher Hof vorbei. Früher stand hier ein ganzes Dorf, das aber die Schweden zerstört haben. Da hörte er in der damals noch stehenden, obwohl bereits halb verfallenen Kirche jemand predigen und ging hinein. Er sah einen Prediger in vollem Ornat auf der Kanzel stehen und hörte die Predigt an. Als der Prediger am Schluss sagte: »Gelobt sei Jesus Christus!«, da antwortete der Böttinger: »In Ewigkeit Amen!« Dadurch hatte er den Prediger erlöst.

Sogleich aber wandelte den Burschen ein Frost an. Er kam fast ohnmächtig nach Hause und starb nach drei Tagen; denn auf dem Heuberg sagt man allgemein: »Wer einen Geist erlöst, ist in drei Tagen ein Kind der Seligkeit.«


Käuferle
Eine mündliche Überlieferung aus Ehningen

Durch den Wald zwischen Ehningen und Metzingen fließt ein Bach, über den eine Brücke führt. Hier muss ein Kornverkäufer geistweis umgehen, weil er während seines Lebens betrogen hatte. Er zeigt sich in seiner früheeren Kleidung, trägt aber ein Simri und ein Streichholz und heißt »Käuferle«. Geht man ruhig seinem Be­ruf nach, so tut er einem nichts.

Einst jedoch rief ein kecker Bursche ihm zu:

Käuferle, ich bin auf deiuer Bruck,
wenn du kannst, so mach mi z’ruck!

Da erschien er plötzlich, schlug dem Burschen den Hut herunter und bläute ihm den Kopf.


Der niesende Geist unter der Brücke
Eine mündliche Überlieferung aus Wurmlingen

Am Lacherweg-Brückle auf den Wurmlinger Wiesen ist einst ein Mann unter beständigem Niesen an der Pest gestorben. Er war aber ein gottloser Mann und musste deshalb da, wo er ge­storben war, umgehen.

Einstmals hörte jemand zweimal unter der Brücke niesen und sagte jedes Mal: »Helf dir Gott!«

Als der Geist dann aber zum dritten Mal »genossen« (geniest) hatte, dachte jener, der könnte lang so fortmachen und dich zum Besten haben und rief ärgerlich: »Ei, so helf dir der Teufel!«

Darauf schrie der Geist erbärmlich und sagte: »Hättest du doch zum dritten Mal ›Helf dir Gott!‹ gesagt, so wäre ich erlöst gewesen.«


Der feurige Kornmesser
Eine mündliche Überlieferung aus Bühl

In der Nähe von Bühl sah man lange Zeit nachts einen feurigen Mann, der beständig Korn maß, herüber und hinüber. Gegen Morgen, sobald die Betglocke schallte, verschwand er. Er hatte als Kornmesser betrogen und musste zur Strafe dafür noch nach seinem Tod messen. Jetzt muss übrigens seine Zeit um sein, denn man steht ihn nicht mehr.


Der umgehende Hahn
Eine mündliche Überlieferung aus Tübingen

Eine Frau aus Hirschau, die auf den Markt nach Tübingen wollte, sah auf dem Weg zwischen der Sonnenhalde und Pfalz­halde einen wunderschönen Hahn vor sich hergehen und versuchte ihn zu fangen, konnte ihn aber nicht bekommen. Als sie darauf in Tübingen diesen Vorfall erzählte, erfuhr sie, dass der Hahn dort schon oftmals gesehen worden war und ein umgehender Geist sei.