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Interessante Abenteuer unter den Indianern 48

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Der Brand von Hanna’s Town

Hanna’s Town, in Westmoreland County, ist in den Annalen des Staates Pennsylvania berühmt, als der Platz, westlich von den Allegheny, wo zuerst Gerechtigkeit nach den Formen der Weißen gehandhabt wurde. Auf den Ernst, mit dem diese Ansiedlung betrieben wurde, kann man daraus schließen, dass gleichzeitig mit der Bildung eines County ein Gerichtshof eingesetzt wurde, und dass die dreißig hölzernen Hütten des Städtchens mit dem Namen Häuser beehrt wurden. Das Gerichtshaus, das Gefängnis sowie das Fort waren aus demselben Material erbaut. Die Advokaten jener Zeit strebten, von tausend Schwierigkeiten umgeben, von denen unsere jetzigen Anwälte keinen Begriff haben, Ruf und Wohlhabenheit zu erlangen, und auf eine solche Weise, dass es selbst die Einwohner jenes Landstädtchens in Erstaunen setzte. Der Erste Vorsitzende Richter war Robert Hanna. Thomas Smith, später Richter in der Supreme Court, wohnte nur zuweilen dort. Der Weg, welchen General Forbes nach Fort Pitt eröffnet hatte, führte durch die Stadt.

Die periodische Rückkehr der Gerichtssitzungen brachte eine Klasse kräftiger, abenteuerlicher, freier und offenherziger Männer zusammen. Sie kamen von dem Redstone River, Georges Creek, dem Youghiogheny River, dem Monongahela River, der Catfish-Niederlassung und aus der Gegend, welche als Old Westmoreland bekannt war. Bei diesen Gelegenheiten gab es immer fröhliche Szenen, denn diese Menschen in der damaligen Zeit waren bei ihren Zusammenkünften heiter und vergnügt. Doch eine dieser fröhlichen und lustigen Szenen sollte leider durch die schrecklichen Ereignisse eines verhängnisvollen Tages getrübt und gestört werden.

Am 13. Iuli 1782 war eine Gesellschaft auf dem Feld eines gewissen O’Connor eine halbe Meile nördlich von dem Dorf mit der Ernte beschäftigt. Den ganzen Sommer hindurch waren die Einwohner in jener Gegend durch mehrere gelungene Überfälle der Indianer an der benachbarten Grenze, in Furcht und Schrecken erhalten worden. Viele Familien von Hanna’s Town hatten deshalb ihre Häuser verlassen und sich mit einigen anderen von den benachbarten Niederlassungen in das zwei Meilen südlich gelegenen Millerstown begeben. Während nun die kleine Gesellschaft mit der Ernte beschäftigt war, kam ein Mann, der nahe dem Wald gearbeitet hatte, vor Schrecken bleich, zu seinen Gefährten gelaufen und erzählte ihnen, dass ein Haufen Indianer sich nähere. Alle warfen ihre Sichel nieder und rannten zur Stadt. Ihre Ankunft dort verursachte Bestürzung und Schrecken. Manche liefen zum Fort, andere liefen auf und ab, ihre Frauen und Kinder suchend, und andere unterstützten die Bejahrten bei ihrer Flucht. Die Tür des Gefängnisses wurde geöffnet, und Männer, Frauen und Kinder stolperten und fielen übereinander, begierig einen sicheren Aufenthaltsort daselbst zu erreichen. Die Ungewissheit, in welcher Zahl die Wilden kommen, und was überhaupt dieselben zu tun gesonnen, vermehrte ihre Furcht um so mehr, und nicht eher, als bis die ganze Bevölkerung in der größten Verwirrung war, kamen einige auf die vernünftige Idee, Kundschafter auszusenden, um etwas Gewisses zu erfahren. Demgemäß machten sich vier junge Leute mit Büchsen bewaffnet auf. Den Weg über die Highlands einschlagend gingen sie zum Feld von O’Connor, während Capitain J…, der zufällig in der Stadt war, einen größeren Umweg zu Pferde machte. Der Capitain kam zuerst auf dem Platz an und fand sich auf einmal einem großen Schwarm Indianer gegenüber. Sie waren ganz nach ihrer gewöhnlichen Manier bewaffnet und bemalt und beabsichtigten augenscheinlich die Zerstörung von Hanna’s Town. Er wendete sein Pferd und floh. Unterwegs traf er die vier jungen Leute und befahl ihnen, sofort zurückzukehren.

Er folgte seinen Weg dann mit größter Eile, um den Einwohnern bei ihrem Rückzug beizustehen. David Shaw, einer der vier jungen Leute, und seine drei Kameraden wurden von den Indianern verfolgt. Es gelang ihnen jedoch sich in einem trockenen Flussbett, welches zum Crabtree Creek führte, zu verbergen.

Die Indianer, die nicht wussten, dass die Bewohner von ihrer Ankunft benachrichtigt worden waren, wagten nicht zu schießen, und diesem Umstand verdanken die vier jungen Männer wahrscheinlich ihr Leben. Shaw, in der Stadt angekommen, fand alles öde und verlassen. Er sah die Indianer, mit ihren im Wind flatternden Haarbüscheln und den Toma- hawk in der Luft schwingend, sich nähern. Shaw mit einem Mut, der an Tollkühnheit grenzte, legte seine Büchse an, zielte und erschoss einen der Wilden. Er stürzte darauf aus seinem Versteck hervor und erreichte das Fort in Sicherheit.

Die Indianer drangen in die Stadt, und da sie dieselbe ruhig und verlassen fanden, steckten sie diese in Brand. Einer von ihnen zog einen großen Rock an und paradierte vor dem Fort auf und nieder. Er wurde zwar niedergeschossen, doch die Garnison wagte nicht, auf die Hauptmasse der Wilden zu feuern, wahrscheinlich einen Sturm befürchtend.

Ein junges Mädchen, namens Jennet Shaw, fand in dem Fort auf sehr tragische Weise ihren Tod. Ein Kind war fortgelaufen und stand gerade am Eingangstor des Forts. Sie eilte zu dem Kind, fiel aber schon in demselben Augenblick von einer Kugel in die Brust getroffen, tot nieder. Während dieser Zeit war eine Partie Indianer zu der Millers-Station marschiert. In jenem Ort war am Tage zuvor eine Hochzeit gefeiert worden, und eine Anzahl der benachbarten Ansiedler waren zu Besuch bei dem jungen Paar. Unter ihnen befand sich auch ein gewisser John Brownlee, der in den Grenzkriegen sich berühmt gemacht hatte und wegen seines Mutes, seiner Tätigkeit und seiner Freigebigkeit allgemein beliebt war. Die Indianer kannten seinen Charakter und einige von ihnen hatten ihn wahrscheinlich schon früher gesehen. Als die Indianer herannahten, belustigte sich die Hochzeitsgesellschaft gerade in dem Hauptgebäude des Dorfes. Andere Bewohner des Ortes waren auf den Wiesen beschäftigt, und die übrigen Einwohner folgten ihren gewohnten Tagesarbeiten. Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterer Luft, drang das Kriegsgeschrei in die Ohren der friedlichen Ansiedler. Die im Feld beschäftigten und die übrigen Bewohner entflohen. Ein Mann, der seine Mutter in der Flucht unterstützte und sein Kind auf dem Arme fortschleppte, wurde von den Indianern verfolgt und auf einem in der Nähe liegenden Hügel von denselben eingeholt. Festen Mutes setzte der Mann sein Kind nieder, um seine Mutter besser unterstützen zu können. Er entkam glücklich und die Vorsehung schien dieser Tat der Kindesliebe ihren besonderen Schutz verliehen zu haben, denn als er am nächsten Morgen zu seiner Hütte zurückkehrte, fand er das Kind ruhig im Bett schlafend. Es war das einzige lebende menschliche Wesen in der Mitte aller dieser Verwüstung. Wahrscheinlich war das Kind, von den Indianern unbemerkt, nach Hause zurückgegangen und hatte sich auf das wohlbekannte Lager gelegt.

In dem Hauptgebäude war die Gesellschaft durch das Geschrei der Frauen und Kinder, vermischt mit dem Kriegsgeheul der Wilden, so aufgeregt und bestürzt, dass sie mehrere Augenblicke lang unentschlossen blieb. Ein junger Mann von muskulöser Gestalt ergriff Brownlees Kind und lief den Feldern zu. Er wurde von drei oder vier Wilden verfolgt. Doch er vergrößerte die Entfernung zwischen ihnen schnell, sodass er, bei einem Roggenfeld ankommend, sich hinter einem dicken Gebüsch verstecken konnte. Er überstieg die Hecke und sprang dann weit in den Roggen hinein, wo er sich niederlegte. Er hörte das rasende Geschrei der Wilden, als sie an ihm vorbeiliefen und ihr unzufriedenes Murren, als sie erfolglos zurückkehrten. Der junge Mann erreichte ein hohes Alter.

Brownlee ergriff eine Büchse und stürzte der Türe zu. Doch gerade als er sich mit einigen Indianern ins Gefecht einlassen wollte, hörte er seine Frau ausrufen: »Jack, du wirst mich doch nicht verlassen?«

Er kam zurück und setzte sich ruhig zu ihr. Die ganze Gesellschaft, das junge Paar eingeschlossen, wurde zu Gefangenen gemacht. Während diese Unglücklichen fortgeführt wurden, sah man Capitain J… dem Dorf zusprengen, um die Niederlassung von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen, musste aber in größter Eile zurückkehren, da er sich auf einmal in Schussweite der Indianer befand. Die Indianer, ihrer Beute gewiss, legten ihre Büchsen an, verfehlten aber, trotz ihres Kugelregens, ihr Ziel, und der Capitain erreichte glücklich das Fort.

Die Indianer zogen sich jetzt zurück. Nachdem sie ungefähr eine halbe Meile fortgegangen waren, bemerkten die Gefangenen, dass vier oder fünf der neben Brownlee gehenden Indianer einige heftige Worte wechselten und häufig nach Brownlee blickten. Als dieser sich kurze Zeit darauf bückte, um das Kind auf seinen Rücken zurechtzulegen, spaltete ihm ein Häuptling mit seinem Tomahawk sofort das Haupt. Das arme Kind teilte sein Schicksal. Eine der Frauen vermochte bei diesem Anblick einen Schreckensschrei nicht zu unterdrücken und dieselbe blutige Waffe, von derselben Hand geführt, spaltete auch ihren Schädel. Frau Brownlee blickte mit sprachlosem Entsetzen auf diese schaudererregende Szene.

Bei Anbruch der Nacht machten die Wilden in Hanna’s Town Halt, delektierten sich an den Speisen, welche sie gestohlen hatten, und erwarteten den nächsten Morgen, um das Fort anzugreifen, welches nur durch eine Kriegslist gerettet wurde.

Bei Sonnenuntergang hatten sich 30 herzhafte Hinterwäldler auf George’s Farm versammelt, um dem Fort zu Hilfe zu kommen. Bald, nachdem es dunkel geworden war, machten sie sich auf den Weg. Einige zu Pferde und die andern zu Fuß; jeder mit seiner geladenen Büchse bewaffnet.

Sie näherten sich dem Fort mit gehöriger Vorsicht. Als sie jedoch sahen, dass der Feind sich im Crabtree-Grund gelagert hatte, marschierten sie auf das Tor zu. Die Freude der Garnison bei dieser unerwarteten Hilfe lässt sich leicht denken. Nach langer Beratung gelangten sie zu der Ansicht, dass die Indianer höchst wahrscheinlich das Fort am nächsten Morgen angreifen würden. Die Besatzung war nur 5o bis 60 Mann stark und nur 45 von ihnen hatten Büchsen. Die Indianer dagegen zählten mehr als 300 Mann.

Um die große Ungleichheit der Kräfte dem Feinde zu verbergen, wurden die Pferde von flinken Leuten bestiegen, welche im gestreckten Galopp über die Brücke sprengten, die über den Graben, welcher die Palisaden umgab, führte. Dies wurde häufig wiederholt und zwei alte Trommeln wurden wieder zurechtgemacht, die, von einer Pfeife begleitet, in gewissen Zwischenräumen während der ganzen Nacht Lärm machen mussten. Während sie hin- und zurückmarschierten, wurde die Brücke zuweilen von der ganzen Garnison zu Fuß überschritten. Diese Maßregel hatte die gewünschte Wirkung. Die militärische Musik vom Fort und das Stampfen der Menschen und Pferde scholl weit über das niedrige Land des Craptree-Grundes, und an das Ohr der Wilden dringend, erfüllte es ihr Herz mit Schrecken.

Um Mitternacht flohen sie mit ihren Gefangenen und am folgenden Tage wurden sie eine ziemliche Strecke weit verfolgt. In Canada angekommen, übergaben die Indianer ihre Gefangenen den Engländern. Eine sehr liebenswürdige junge Dame, die sich mit unter denselben befand, verheiratete sich später mit einem englischen Offizier. Nach dem Frieden von 1783 kehrten die Übrigen nach Pennsylvania zurück.