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Der Welt-Detektiv Band 6

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Felsenherz der Trapper – Teil 12.3

Felsenherz der Trapper
Selbsterlebtes aus den Indianergebieten erzählt von Kapitän William Käbler
Erstveröffentlichung im Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1922
Band 12
Die beiden Trumms
Drittes Kapitel

Feinde, und doch Retter

Robb hatte bisher kein Wort gesprochen. Jetzt zog er plötzlich die gespannte Büchse in die Schulter ein und brummte: »Warte, Rotfell, dir will ich das Klettern versalzen!«

Aber er drückte nicht ab, sondern legte seine Waffe wieder hin, lachte lautlos in sich hinein und meinte: »Klettert nur auf die Erle dort, dumme Bande! Werdet Euch wundern!«

Felsenherz schob sich neben Robb. »Was gibt es denn?«, fragte er.

»Nur eine kleine Überraschung, Felsenherz! Noch ein bis zwei Apachen, und der Spaß beginnt. Sie sehen doch die schlanke Erle dort, deren Krone so dicht mit Schlingpflanzen umsponnen ist und deren halber Stamm im Gestrüpp steht. Da klettert jetzt eben noch ein zweiter Apache hinauf. Ah – da ist schon ein Dritter – ein Vierter! Wie eilig die Gesellschaft es hat!«

»Weshalb schießt du nicht?«, rief Jobb herüber. »Die Rotfelle können uns von oben sehr lästig werden!«

»Weil ich mir die Arbeit des Bäumefällens etwas erleichtert habe«, erwiderte der magere Robb grinsend. »Man kann einen Baum auch nur einkerben, und wenn die Rotfelle so dumm sind, dies nicht zu bemerken und sich hinaufbemühen, dann …«

Er brauchte nichts mehr hinzuzufügen. Die Erle brach plötzlich nach dem Hügel zu infolge der Belastung ihrer Krone um, und mit dumpfem Krach schlug der Baum auf eine freie Stelle auf.

Nur drei der in der Krone steckenden Apachen versuchten, als sie durch den Sturz aus den schützenden Zweigen herausgeschleudert worden waren, die nächsten Büsche zu erreichen.

Sie versuchten es.

Aber Robbs und Felfenherz’ Kugeln fuhren ihnen durch die Kniegelenke, bevor sie sich noch in Sicherheit gebracht hatten.

Die drei Apachen knickten um, schleppten sich dann mühsam weiter, jeden Augenblick einen tödlichen Schuss erwartend. Doch den Trappern lag nichts daran, diese wehrlosen Feinde vollends abzutun. Sie ließen sie unbehelligt.

Der vierte Apache hatte bei dem Sturz des Baumes das Genick gebrochen. Sein Körper hing regungslos in den Ästen.

Auf die drei Schüsse hin war ein gellendes Wutgeheul der Apachen erfolgt, die nun recht zwecklos aus den Büschen auf die Brustwehr feuerten.

Dann aber des Großen Bären tiefe Stimme: »Die Krieger der Apachen sollen die Kugeln sparen. Die Blassgesichter werden morgen am Marterpfahl sterben!«

Jobb, der gerade nach der Seite hin die Insel beobachtete, woher des Oberhäuptlings Stimme aus einem hohen Erlengebüsch kam, brüllte jetzt: »Der Große Bär wird morgen nicht mehr leben!«

Dann feuerte er beide Läufe seiner Büchse in die Richtung ab, wo der Apache verborgen sein musste.

Ein wilder Aufschrei zeigte, dass zumindest eine Kugel einen der Rothäute getroffen hatte.

Nun abermals dieselbe drückende Stille. Nur der Abendwind säuselte in den Wipfeln der vier Eichen, und vom Westufer her drang das Wiehern der Apachenmustangs herüber.

Es wurde dunkler und dunkler. Bald waren die Uferbüsche des Inselchens nur noch undeutlich zu erkennen, bald beobachteten die drei Trapper auch, wie ihre Reittiere auf einem Floß an Land gebracht wurden.

Robb, der neben Felsenherz lag, meinte ernst: »Ja – da werden Jobb und ich nun unsere Minni und Finni los! Hoffentlich behandeln die Apachen sie gut, denn unsere Maulesel sind mehr wert als ein ganzer Rennstall! Hm, was ich noch sagen wollte, Felsenherz. Man kann ja nicht wissen, was geschieht. Jobb und ich können vielleicht bald in die ewigen Jagdgründe befördert werden, unsere Skalpe können vielleicht wirklich morgen früh des Großen Bären Gürtel zieren! Wenn Sie, Landsmann, mit dem Leben davonkommen sollten, dann versprechen Sie mir eins, dass Sie an unserer Stelle zum Big Salt am Ostrand der Llano reiten und dort die Farm des alten Summer aufsuchen und ihm bestellen werden, dass die beiden Trumms ihr Wort eingelöst haben. Sie müssen nämlich wissen, Felsenherz, dass wir, der Jobb und ich, zum Big Salt unterwegs waren. Der alte Summer ist so eine Art Pflegevater von uns. Er haust dort ganz allein in der Wildnis auf seiner kleinen Farm und hatte uns vor sechs Monaten für seine in San Francisco lebende einzige Tochter einen Lederbeutel voll Goldstaub anvertraut. Wir ritten nach Frisco hinauf und gaben der Miss Lydia Summer, die dort Lehrerin ist, das Gold ab.

Der alte Summer soll nicht denken, dass wir mit dem Beutel etwa ausgekniffen sind. Und hier, Felsenherz – er holte einen Brief aus der Innentasche seines Rockes hervor -, »hier ist ein Schreiben der Miss Lydia für ihren Vater. Sollte ich hier den Tod finden, so nehmt es und bringt es dem Alten, bestellt auch noch Grüße von uns. Ihr erlaubt doch, dass ich die Anrede Sie weglasse. Das Ihr ist bequemer.«

»Und das Du noch bequmer!«, sagte Felsenherz freundlich. »Robb und Jobb – also auf Du und Du! Und was den Brief betrifft, so werde ich ihn, falls nötig, richtig besorgen.«

Es war jetzt völlig finster geworden.

Drüben am Westufer flammten die Lagerfeuer der Apachen auf. Die Flöße, nur undeutlich zu erkenneu, fuhren hin und her. Im Übrigen dieselbe gewitterschwüle Stille ringsum, die ja mehr an den Nerven zerrte als der tosende Lärm eines wilden Kampfes.

Immer noch unternahmen die Apachen nichts. Die drei Trapper hatten aus ihren Satteltaschen geröstetes Hirschfleisch hervorgeholt und aßen.

Dann meldete Jobb sich.

»Hört Ihr?«, meinte er. »Die Bande regt sich! Dort nach Westen zu raschelt und knistert es fortwährend!«

»Hast recht, Jobb!«, bestätigte Felsenherz.

»Die Apachen schichtem offenbar Reisig am Fuß des Hügels auf. Sie wollen uns ausräuchern. Der Wind kommt von Westen und wird die Hitze und den Qualm auf uns zutreiben. Ich habe etwas Ähnliches erwartet.«

»Verdammt!«, knurrte Robb. »Sollen die uns hier schmoren lassen?«

»Nein, Freunde«, entgegnete der blonde Trapper nach längerer Pause. »Wir werden den Apachen einen Streich spielen, Wenn wir jetzt unsere Baumfestung verlassen, können sie uns bei dieser Finsternis nicht sehen. Wenn wir dann nach Westen zu uns einen Weg durch die Dornen den Hügel hinab bahnen, hören siw uns auch nicht, da sie mit dem Auftürmen des Reisighaufens zu viel Lärm machen. Der Wind wird Rauch und Flammen allerdings gerade nach dieser Seite treiben, aber der Rauch wird sich auch zu beiden Seiten des Hügels am Boden entlangziehen und uns zwar für Minuten das Atmen erschweren, nicht aber die weitere Flucht!«

»Verstehe!«, entgegnete Jobb lachend. »Verstehe! Mit den ersten Rauchschwaden zugleich werden auch wir zum Seeufer schleichen, eingehüllt in dem dicken Qualm – ein feiner Gedanke!«

»Ja, Jobb, so ist es!«, erklärte Felsenherz. »Nur so können wir flüchten! Los denn – nehmen wir unsere Sättel mit hinab und bedecken wir sie unten mit Sand, damit sie nicht verbrennen. Wir werden hoffentlich noch Gelegenheit haben, sie uns zurückzuholen.«

Das klang sehr zuversichtlich. Aber in Wahrheit beherrschten den unerschrockenen Trapper ganz andere und recht ernste Gedanken. Ihm war es durchaus nicht so gewiss, dass die List, in den Qualmwolken des auflodernden Reisighügels zu entweichen, wirklich gelingen würde. Nein – dieser Plan besaß sehr viele Mängel, konnte nur zu leicht an einer unvorhergesehenen Kleinigkeit scheitern. Aber – und auch das wusste Felsenherz ganz genau – es gab hier eben kein anderes Mittel, der Übermacht der Apachen zu entgehen. Und deshalb spielte der blonde Trapper den durchaus von den besten Hoffnungen Erfüllten, um den Mut seiner beiden Gefährten nicht vorzeitig zu erschüttern. Die Trumms bewiesen jetzt, dass sie in der Tat Waldläufer von hervorragenden Eigenschaften waren. Mit außerordentlicher Gewandtheit kletterten sie hinter Felsenherz von den Eichen herab, halfen ihm die Sättel verscharren und krochen dann hinter ihm in das Dornengestrüpp hinein, in dem der blonde Hüne erst einen förmlichen Tunnel ausschneiden musste, was viel Zeit in Anspruch nahm.

Alles kam jetzt darauf an, dass die drei Gefährten sich durch das Gestrüpp bis zum Fuß des Hügels hindurcharbeiteten und dann dort bereitlagen, bevor die Apachen den immer mehr anwachsenden Strauchhaufen anzündeten.

Leider hatte es Felsenherz mit der Arbeit, all die Dornenzweige zu durchschneiden und beiseite zu drücken, zu schwer Seine Hände bluteten bereits. Er achtete nicht darauf. Und doch – fast ein Meter dicksten Gestrüpps trennte ihn noch von der flachen, grasbedeckten Erde, als schon aus den Uferbüschen eine Harzfackel flackernd durch die Luft flog und auf den Reisigberg fiel.

Eine Zweite – eine Dritte folgten.

Der Westwind ließ das trockene Geäst schnell aufflammen. Knisternd und fauchend griffen die Feuerzungen immer weiter um sich.

Und Feslenherz arbeitete jetzt mit der Wut der Verzweiflung, arbeitete ohne jede Rücksicht auf seine durch die Dornen gemarterten Hände.

Robb hatte sich neben ihn gedrängt, versuchte ihm zu helfen.

Ein Teil des Reisigs war doch noch etwas feucht, entwickelte starken Qualm, der gerade auf den Hügel zutrieb, der immer dichter und dichter wurde.

Die drei Trapper in dem Gestrüpp waren bald völlig eingehüllt von beißenden Rauchschwaden, konnten kaum mehr atmen, spürten auch die Hitze immer mehr, die ihre Gesichter zu versengen drohte.

Dann riss Felsenherz den letzten Dornenbusch, ihn an der Wurzel parkend, mit übermenschlicher Kraft heraus.

Der Weg war frei.

Felseuherz griff nach seinen Gewehren, richtete sich halb auf, taumelte, nahm alle Energie zusammen, sprang nach links hin in den dicksten Qualm hinein, warf sich hier zu Boden, kroch schnell im Gras weiter.

Schon lichteten sich die Rauchmassen, schon bemerkte er vor sich die ersten schützenden Büsche.

Er blickte sich um.

Von den Trumms war nichts zu sehen.

Dann von der Südseite des Hügels ein wildes Geschrei, ein paar Schüsse und Jobbs Stimme.

»Hunde – lebend fangt Ihr mich nicht!«

Felsenherz wollte fchon den beiden, die den Fehler gemacht hatten, nach der anderen Seite zu fliehen, wo der Qualm weit schwächer war, zu Hilfe eilen.

Er besann sich. Nein, es hätte keinen Zweck gehabt, dort ebenfalls Leben und Freiheit aufs Spiel zu setzen. Besser war es, dass er sich in Sicherheit brachte und dann versuchte, die beiden Trumms, falls sie nicht getötet worden waren, den Apachen wieder irgendwie zu entführen.

Er schob sich rasch in die Büsche hinein, kroch weiter dem Seeufer zu.

Taghell war es hier infolge des lohenden Strauchhaufens, so hell, dass Felsenherz rechtzeitig drei Apachen bemerkte, die mit zu dem Kreis von Wachen gehörten, die den Hügel umzingelten.

Das Gebrüll der Rothäute auf der anderen Seite war verstummt.

Nun aber des Großen Bären befehlende Stimme: »Die Krieger der Apachen mögen achtgeben! Felsenherz versucht zu fliehen! Die beiden anderen Bleichgesichter sind bereits gefesselt!«

Die drei Apachen dort vor dem Erlengebüsch spähten noch eifriger umher, hielten ihre einläufigen Flinten halb im Anschlag.

Der blonde Trapper lag keine drei Schritt vor ihnen hinter ein paar niederen Sträuchern. Wenn er das Seeufer erreichen wollte, musste er die drei beseitigen. Er, der sonst nie Menschenblut vergoss, der nur im Notfall einen Feind wehrlos machte, sah hier keine andere Möglichkeit als brutalste Gewalt.

Er zog den Tomahawk aus dem Gürtel, schwang den rechten Arm rückwärts, schleuderte die oft erprobte Waffe nach dem am weitesten links Stehenden.

Kaum sauste das Schlachtbeil durch die Luft, als der Trapper auch schon hochschnellte.

Ein Sprung – ein Messerstich mit der Linken – zwei furchtbare Fausthiebe.

Die drei Gegner waren fast geräuschlos erledigt.

Er kroch zu dem Toten hin, in dessen Schädel der Tomahawk noch steckte, nahm das Schlachtbeil wieder an sich, schlich auf allen vieren davon, kam an die letzten Uferbüsche, sah hier eins der Flöße mit einem Lasso festgebunden im Wasser liegen, sprang hinauf, hieb das Lasso durch und warf sich hinter die Brustwehr, nachdem er das Floß noch mit dem Fuß vom Land abgestoßen hatte.

Langsam trieb es auf den See hinaus.

Hier erfasste es der Wind, drehte es und führte es allmählich an der Insel vorüber.

Felsenherz hatte den Kopf etwas gehoben. Er konnte beobachten, wie die Apachen die ganze Insel durchsuchten, wie sie mit Harzfackeln jedes Gebüsch durchstöberten.

Zum Glück reichte der Lichtschein des brennenden Reisighaufens nur stellenweise bis auf den See hinaus, und ebenso war es eine günstige Fügung, dass der See hier offenbar eine starke Strömung hatte, die das Floß innrer schneller mit nach Osten nahm.

Nach fünf kritischen Minuten war dann anscheinend jede Gefahr vorüber.

Auf dieser Seite des Sees herrschte tiefste Dunkelheit. So durfte Felfenherz es wagen, eine der Stakstangen zu ergreifen und das Floß noch rascher der Spitze einer kleinen Halbinsel zuzutreiben, die von düsteren Tannen bedeckt war.

Er hatte seine beiden Gewehre in der Linken, sprang nun an Land, wollte sofort in dem noch dichteren Dunkel der Tannen verschwinden.

Da – vor ihm richtete sich urplötzlich eine Gestalt auf.

Und eine tiefe Stimme sagte befehlend: »Felsenherz steht vor Saßtaluma, dem Häuptling der Navajo! Der blonde Jäger ist umringt. Er reiche mir seine Gewehre. Er soll nicht unser Gefangener sein. Saßtaluma vergisst nicht, dass Felsenherz ihn vor den Apachen rettete. Aber der berühmte Trapper muss tun, was Saßtaluma, der Heulende Wolf verlangt!«

Felsenherz warf einen forschenden Blick um sich.

Tatsächlich. Er war umzingelt. Mindestens zwanzig Navajo bildeten einen engen Kreis um ihn und Saßtaluma.

»Der Heulende Wolf weiß, dass ein Krieger seine Waffen behält«, sagte er daher. »Ich werde den Navajo freiwillig folgen. Ich bin ihr Freund, wie ich der Freund jedes roten Mannes bin, der mir nicht nach dem Leben trachtet. Meine Zunge ist nie gespalten. Die Lüge ist mir verhasst.«

Saßtaluma überlegte kurz. »Felsenherz ist im Lager der Navajo willkommen«, erklärte er dann. »Die Apachenhunde werden noch in dieser Nacht aufgerieben werden. Saßtaluma hatte zweihundert Krieger nördlich am gelben Bach zurückgelassen, bevor er in die Guadalupe-Berge sich hineinwagte. Jetzt hat er diese Krieger herbeigeholt. Die am Westufer zurückgebliebenen vierzig Apachen sind vor einer Stunde von uns in ihren Zelten überrascht worden. Die Navajo haben viele Skalpe gemacht, und der Große Bär ahnt noch nicht, dass er jetzt auf der Insel drüben eingeschlossen ist. Felsenherz mag mir folgen …«

Der Trapper sah noch, wie etwa dreißig Navajo das Floß bestiegen und der Insel zuruderten.

Bald hatte er mit dem schweigsamen Saßtaluma das Apachenlager am Westufer erreicht.

Die Feuer brannten noch. Unter den Bäumen neben den Zelten lagen die getöteten Apachen. Navajo huschten hin und her. Einige Späher meldeten dem Heulenden Wolf, was jetzt auf der Insel vorging. Saßtaluma erteilte noch verschiedene Befehle, dann ließ er sich vor dem großen Zelt, das hier für den Oberhäuptling der Apachen errichtet war, nieder und winkte Felsenherz ein Gleiches zu tun.

Vor den beiden loderte eines der Lagerfeuer. Die Flammen warfen zuckende Lichter auf das bronzene, dick mit den Kriegsfarben bemalte Gesicht des Heulenden Wolfes.

Nach längerem Schweigen begann der Navajohäuptling: »Felsenherz weiß, dass Saßtaluma von den Guadalupe-Bergen aus zwei Bleichgesichter verfolgte, die dort die Schätze der Bonanza des Regentales geraubt hatten und dass die Säcke mit dem Gold dann drüben im See versanken. Dieses Gold gehört den Navajos, deren Jagdgebiete einst bis nach Süden überdie Guadalupe-Berge hinausreichten. Erst die Apachen haben den Stamm der Navajo weiter nach Norden gedrängt, haben jedoch bisher nicht gewagt, die Bonanza zu plündern, da es in unserem Volk eine alte Sage gibt, nach der jenes Gold jedem Unheil bringt, der es berührt.«

Der Heulende Wolf wurde hier unterbrochen.

Ein junger Krieger erschien und meldete, dass ein mit fünfzehn Apachen besetztes Floß, auf dem auch die beiden Blassgesichter sich befänden, dem Westufer zugerudert würde.

Saßtaluma erhob sich schnell.

»Felsenherz mag mich hier erwarten«, sagte er kurz und verschwand.

Gleich darauf knallten etwa dreißig Schüsse, denen das gellende Angstgeschrei der auf dem Floß überfallenen Apachen und wilder Kampfeslärm folgten.

Dann erschienen die beiden Trumms, geführt von fünf Navajo. Ihnen waren die Hände auf dem Rücken gebunden.

Einer der Navajo sagte nun zu Felsenherz: »Saßtaluma ist ein Feind der beiden Bleichgesichter, die sich die Trumms nennen. Wenn Felsenherz es wagt, die beiden zu befreien, wird ihn der Tomahawk der Navajo treffen. Der Heulende Wolf ist jetzt auf dem Floß zur Insel unterwegs. Ich, der Unterhäuptling Langes Messer, habe hier zu befehlen. Felsenherz wird seine Waffen sofort ausliefern.«

Das Lange Messer war ein älterer Krieger von kräftigem Körperbau und offenbar ein grimmiger Feind aller Weißen.

Felsenherz ließ unauffällig seine Blicke umherschweifen, bevor er langsam aufstand und erwiderte: »Das Lange Messer weiß nicht, dass ich hier Gast der Navajo bin! Man fordert einem Gast nicht die Waffen ab.«

Der stiernackige Rote machte eine verächtliche Handbewegung.

»Felsenherz ist unser Gefangener. Er möge gehorchen«, so erklärte er dazu drohenden Tones.

Der blonde Trapper legte scheinbar eingeschüchtert seine beiden Büchsen auf die Erde.

Als er sich halb wieder aufgerichtet hatte, geschah etwas, womit das Lange Messer kaum gerechnet hatte. Felsenherz schnellte sich vorwärts. Die berüchtigte Felsenfaust traf des Unterhäuptlings Herzgrube, warf den Navajo zu Boden, traf den Zweiten, den Dritten.

Die beiden anderen wollten fliehen.

Schon hatte der Trapper sie gepackt, riss sie zu Boden, umkrallte mit jeder Hand eine Kehle und erstickte so die Hilferufe, die nur zu schnell noch weitere Navajo herbeigelockt hätten.

Die Brüder Trumm hatten inzwischen schon gegenseitig ihre Fesseln mit dem Messer eines der bewusstlosen Navajo zerschnitten, hoben ihre Waffen auf, die der Unterhäuptling getragen hatte, und liefen jetzt hinter Felsenherz her, der vorhin schon gesehen hatte, wo abseits von den Apachen- und Navajogäulen sein Brauner und die beiden Maulesel nach Norden zu weideten.

Sehr bald hatten die drei Gefährten sich auf ihre ungesattelten Tiere geschwungen und jagten, verfolgt von den Schüssen der Pferdewächter, in die nächtliche Prärie hinaus.