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Der Schwur – Dritter Teil – Kapitel 12

Der-SchwurDer Schwur
Historischer Roman aus dem mexikanischen Unabhängigkeitskrieg

Dritter Teil
Der See Ostuta

Kapitel 12
Schluss

Die doppelte Aufgabe, einmal ein Stück der Geschichte zu schreiben, die durch die großen Ereignisse, die unseren eigenen Kontinent beschäftigten, so in den Hintergrund gedrängt worden ist, dass sie eigentlich nur dem Forscher oder dem Eingeborenen selbst bekannt ist, und dann die eines Romanschriftstellers, der die Wirklichkeit mit den Gebilden seiner Phantasie bevölkert hat, nähert sich ihrem Ende.

Wir haben nur noch wenig hinzuzufügen, um unser Vorhaben zu ergänzen. Sprechen wir zuerst von der Mission des Hauptmann Lantejas, die ihm auftrug, Einverständnisse in Oajaca anzuknüpfen.

Bei seiner Ankunft in dieser Stadt begab er sich zu seinem Oheim, der es für geraten gehalten hatte, seine Hazienda zu verlassen und sich in die Hauptstadt der Provinz zurückzuziehen. In verschiedenen mit ihm geführten Unterhaltungen glaubte Don Cornelio an ihm eine gewisse Neigung, die Handlungen der Regierung einer scharfen Kritik zu unterwerfen, sowie auch eine gewisse Parteilichkeit für die Insurrektion zu bemerken. Er hielt es deshalb für angemessen, sich seinem Oheim zu offenbaren und ihn von dem Zweck seiner Sendung in Kenntnis zu setzen.

Er sah nur zu bald, wie bitter er sich getäuscht hatte. Er hatte kaum aufgehört, zu sprechen, als sein Oheim aufsprang, sich bekreuzigte und ihm im höchsten Zorn befahl, mit seinen Begleitern, Costal und Clara, auf der Stelle das Haus zu räumen.

»Schätzt Euch glücklich«, fügte er hinzu, »dass ich durch die Freundschaft, die ich für meinen Bruder hege, mich abhalten lasse, seinen elenden Sohn, der unser Haus entehrt hat, der Justiz auszuliefern.«

»Aber Oheim«, entgegnete der Hauptmann, »ich bitte Euch …«

»Ich habe keinen Neffen unter den Feinden des Königs von Spanien!«, unterbrach ihn der eingefleischte Royalist mit solcher Heftigkeit, dass der Hauptmann schon fürchtete, das Geschick Ochoas teilen zu müssen, der von seinem Bruder Luciano in der Schlacht bei Acuicho Pardon erbot, von diesem aber den Todesstreich mit den Worten erhielt: Ich habe keinen Bruder unter den Rebellen.

So war das Resultat seines ersten Werbungsversuches ausgefallen, das ihn lehrte, für die Zukunft besser seinen Mann anzusehen.

Kurze Zeit darauf befand sich Oajaca in den Händen Morelos’, den diese letzte Eroberung zum friedlichen Eigner einer großen und reichen Provinz machte.

Das Glück des Ex-Pfarrers von Caracuaro hatte seinen Gipfelpunkt erreicht. Die Namen Morelos und Galeana erlangten den gigantischen Ruf, den diese beiden unerschrockenen Verfechter der Unabhängigkeit nur immer wünschen konnten. Der Augenblick war nicht mehr fern, in dem beide von dem Schauplatz abtreten sollten, auf dem sie eine so große Rolle gespielt hatten.

Kaum sechs Monate später – am 5. Januar 1814 – wurde die Schlacht bei Puruaran das Grab des militärischen Ruhmes Morelos’, und am 27. Juli desselben Jahres lieferte Galeana sein letztes Gefecht.

Es war ein erhabener Moment, als er, bereits durch die Übermacht der Feinde gebeugt, dennoch stolz seine Lanze schwingend und seinen Feinden seinen Kriegsruf Aqui esta Galeana! entgegen donnernd, sich im Galopp auf sie stürzte und zwei Kompanien sich vor der Brust seines Pferdes öffneten, um ihm Platz zu machen. Bereits hofften die Seinen auf den Sieg, aber, von seiner Hitze hingerissen, stieß Galeana, zum Angriff zurückkehrend, mit der Stirn so heftig an einen Baumzweig, dass von den beiden Eichen, die aneinandergerieten, die menschliche unterlag. Der Held wankte im Sattel und stürzte vom Pferd. Vierzehn Dragoner umringten ihn und einer derselben drückte den Karabiner auf seine kräftige Brust ab. Während der General mit schwacher Hand den Degen aus der Scheide zu ziehen versuchte, stieg der Dragoner vom Pferd und hieb ihm den Kopf ab. Der Mund des Helden war auf immer verstummt und sollte seinen siegreichen Kriegsruf nicht mehr ausstoßen.

Bald erblickte man seinen blutigen Kopf, auf eine Lanze gesteckt, als die glorreiche Trophäe, welche die Spanier ihrem Vizekönig schicken konnten.

Bei dem Tod Galeanas fand ein merkwürdiges Zusammentreffen verschiedener Umstände statt, die nicht der Vergessenheit anheimgegeben werden dürfen. Galeana war in Teipam geboren, hatte einen Teil seines Lebens auf seiner Hazienda del Zanjon zugebracht und von hier aus die Kanone El Niño den Insurgenten zugeführt. Unbekannt war er auf den Schauplatz getreten und in der Schlacht bei Teipam, die nahe bei derselben Hazienda del Zanjon geschlagen wurde, starb er, aber ebenso berühmt, wie er vor vier Jahren unberühmt gewesen war. Das Schicksal schien sich dem verpflichtet zu halten, der, immer menschlich und barmherzig, nie einen Tropfen Blutes nach dem Sieg vergossen hatte. Es verhängte einen glorreichen Tod über ihn und gönnte ihm den Trost, in seinem letzten Augenblick in der Ferne den Ort zu sehen, wo er geboren worden war.

Ein gleiches Schicksal war Morelos nicht bestimmt. Galeana, dessen Lanze und Schwert nur auf dem Schlachtfeld Leichenhaufen vor sich aufgetürmt hatten, endete auch dort, als seine Stunde gekommen nur, auf edle Weise sein Leben und starb denselben Tod, den er so vielen Feinden bereitet hatte. Morelos dagegen, der so oft den Sieg gegen die Gefangenen missbraucht hatte, sollte nacheinander alle die Befürchtungen und Martern erdulden, welche ein erbarmungsloser Feind seinem besiegten Gegner auferlegt. Er wurde am 15. November 1815 in dem Treffen bei Tesmaluca gefangen genommen und, mit Ketten beladen, von einem Gefängnis in das andere geschleppt. Das Inquisitionstribunal verurteilte ihn als rebellischen Priester, der mit den Waffen in der Hand ergriffen worden war, zum Tod durch die Kugel. Er hörte diesen Spruch mit Ruhe an, sein Mut und seine Seelengröße verleugneten sich keinen Augenblick. Aber sein physischer Tod, wenn man sich so ausdrücken darf, war grausamer, als sein moralischer. Von vier Kugeln getroffen, die ihn zu Boden warfen, stieß er einen Ohren zerreißenden Schrei aus, erhob sich, um wieder zusammenzusinken, und seine Glieder, die nach der zweiten Salve krampfhaft den Boden schlugen, zeigten an, wie schrecklich sein Todeskampf gewesen und welche schwere Buße ihm der Himmel für seine letzte Stunde bestimmt hatte.

Wenn er auch unnützer Weise Grausamkeiten begangen hatte, wo die Menschlichkeit so leicht war und ihn nichts kostete, wenn er auch oft da keine Gnade übte, wo man ihn darum anflehte, so hat er auch das Leben nicht angenommen, das ihm ein treuer, ergebener Freund anbot, um nicht das seines Kerkermeisters zu gefährden und seiner Familie die Existenzmittel zu entziehen. Ein einziger Augenblick der Schwäche seinerseits hätte die Häupter von mehr als tausend Personen in Gefahr gebracht. Und sollte dies alles keine Ausgleichung seiner Fehler sein? Verhinderten ihn die Flecken seiner militärischen und politischen Laufbahn, der größte Anführer der mexikanischen Schilderhebung gewesen zu sein?

Nach dem Tod der beiden genannten Anführer, die Lantejas bei ihren Lebzeiten nicht verlassen wollte, hatte der gewesene Student der Theologie den aktiven Dienst aufgegeben, ohne aber die Amnestie des spanischen Gouvernements anzunehmen. Unter dem Namen Alacuesta, den er angenommen hatte, nahm er bald in dieser, bald in jener Provinz das Asyl an, welches ihm die Nachfolger Morelos’ anboten, und wendete sich seinem seit länger als fünf Jahren vernachlässigten Studium wieder zu.

Nach vielen Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten ließ er sich die Weihen erteilen und genoss endlich eine süße Ruhe, die so sehr mit seinem Geschmack für die Studien und den Frieden harmonierte. Er wurde Kanonikus zu Tapic.

Costal träumte unausgesetzt von dem alten Glanz seiner Väter, verließ jedoch, ziemlich häufige Ausflüge in die Umgegend abgerechnet, seinen früheren Hauptmann nicht und war der Gast, Tischgenosse und Freund des guten Kanonikus.

Was Clara betrifft, so hatte dieser die Gastfreundschaft, die ihm der Kanonikus anbot, ausgeschlagen. Sein Hang zum herumziehenden Leben überwog jede andere Rücksicht und sein ehemaliger Hauptmann sorgte wenigstens für die Befriedigung seiner dringendsten Bedürfnisse.

Don Rafael befand sich nach der Vereinigung mit der Frau, deren Besitz so viele Jahre hindurch sein heißester Wunsch gewesen war, auf dem Gipfel des Glücks. Sein Eid, ohne Aufhören die mexikanische Insurrektion niederzukämpfen, nötigte ihn, im Dienst zu bleiben. Der Generalsrang, den er, obgleich spät, erhalten hatte, war die wohlverdiente Belohnung seiner Tapferkeit und seiner Aufopferung für die königliche Sache. Die Wechselfälle des Krieges hatten sein Leben geschaut, das zu verlieren ihm jetzt so schmerzlich gewesen wäre, wo er in gewissen Zwischenräumen, wie der Seefahrer nach langer, gefährlicher Fahrt, die zu kurzen Augenblick des Glückes in seiner Hazienda del Valle genießen konnte, welches ihm seine Gattin Gertrudis bereitete.

Einige Tage vor der letzten Niederlage Morelos’ wurde Arroyo, der schon lange Zeit in sicherer Ruhe seine Verbrechen trieb, von einem der Banditen seiner Schar ermordet.

Als man die Insurrektion für unterdrückt hielt, verließ Tres-Villas, der somit seines Eides entbunden war, den Dienst.

Die Ruhe, die fast überall die Wiederherstellung der königlichen Autorität zurückgeführt hatte, war nur trügerischer Schein und der für einen Augenblick unterdrückte Aufstand sollte von Neuem auflodern, denn Morelos hatte durch seine zahlreichen Erfolge dem mexikanischen Volk seine Kraft kennengelehrt, und auf diese unzerstörbare Grundlage sollte sich später die Befreiung des Landes stützen. Zwar niedergetreten, erhob die Insurrektion umso kühner ihr Haupt und der ausdauernde Mut der Massen, verbunden mit den Heldentaten der Einzelnen, schüttelte endlich das lästige und unnatürliche Joch der spanischen Despotie ab. So hatte jene denkwürdige Revolution nach einem erbitterten und blutigen Kampf, der mit Erfolgen und Verlusten untermischt war, endlich für ewige Zeiten die mexikanische Nation der Herrschaft Spaniens entrissen und die Völker frei gemacht, welche jenen unermesslichen Teil des spanischen Festlandes bewohnen, in dem seit drei Jahrhunderten stolz die iberischen Farben flatterten.

ENDE


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