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Der Welt-Detektiv Band 6

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Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel II, Teil 6

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel II, Teil 6

Eine andere Begebenheit brachte jedoch auch diese wieder in schnelle Vergessenheit, und dies war – wer sollte es glauben – ein Artikel der Aschaffenburger Zeitung, durch welchen man in Beziehung auf den triumphartigen Empfang Ronges und der ihm zu Ehren veranstalteten Feste anf nichts weniger antrug, als den Frankfurter Magistrat unter Vormundschaft zu stellen. Es hieß unter anderen in demselben:

Dass der Frankfurter Magistrat die Regierungskunst nicht gründlich versteht, ist demselben nicht so hoch anzurechnen, da die Wahlart wie die Zusammensetzung von nicht wissenschaftlich gebildeten, ja zumTeil des Schreibens kaum kundigen Männern dies nicht anders erwarten lässt. Um so mehr sollte daher derselbe dem Beispiel anderer Staaten folgen, wie z. B. Kurhessen, Baden, Hannover, Sachsen etc. Wie gar oft der Frankfurter Magistrat auch in früheren Zeiten auf Irrwege geraten ist, beweisen die vielen kaiserlichen Resolutionen, wodurch diese Behörde vielseitig ins richtige Gleis gebracht werden musste. Da jetzt eine Behörde wie der ehemalige kaiserliche Reichshofrat mangelt, würde es um so mehr die Klugheit anempfehlen, mit den Verfügungen anderer Bundesstaaten gleichen Schritt zu halten, damit nicht gar dieselben Maßregeln gegen Frankfurt nötig werden, welche vor einigen Jahren gegen die Republik Krakau angewendet werden mussten, als die Schutzwächter einsahen, dass die schwache republikanische Regierung es nicht verstehe, sich über die Parteien zu stellen.

Man kann sich nicht vorstellen, welchen Spektakel dieser Ar­tikel, der noch gar manche andere bittere Pille zu schlucken gab, hervorbrachte. Hundertmal mehr, als alle Spuckereien Michels. (Wer weiß, am Ende rührte er gar von diesem her?)

Man steckte die Köpfe zusammen, beriet sich hin und her, was wohl bei der Sache zu tun sei. Die gesetzgebenden Herren konnten sich deshalb nicht vereinigen, Magistratus blieb auch im Zweifel über die zu ergreifenden Maßregeln. Da fiel es plötzlich einem klugen Kopf, der sich zu der Partei der Deutschkatholiken neigte, ein, dass die Feier des 18. Oktobers herannahe, und man beim schwer beleidigten Magistrat bei dieser Gelegenheit eine glän­zende, hellleuchtende Genugtuung geben müsse.

Als Michel died vernahm, beschloss auch er, dieser Feier beizuwohnen, von der er sich viel Vergnügen versprach, und trieb sich einstweilen in Frankfurt und der Umgegend herum, allerlei kleine Teufeleien und Bosheiten ausübend, Wucherer neckend und prellend, manchem armen Teufel zu seinem Recht oder wenigstens seinem Gut wiederhelfend, um das ihn eine schändliche und feile Justiz gebracht hatte, usw.

Endlich war der hehre Tag erschienen, in welchem sich Frank­furt alljährlich im höchsten Licht seines Glanzes zu zeigen pflegt, um sein Verfassungsfest und mit ihm zugleich das Fest der Leipziger Schlacht, an der es zwar keinen Anteil genommen hatte, der es jedoch seine republikanische Wiederbegründung verdankt, zu feiern. Schon am frühen Morgen wirbelten die stattlich herausgeputzten Trommelschläger der Stadtwehr, die Bürger ermahnend, sich bei Zeiten in das Geschirr zu werfen.

Nachdem sämtliche Bataillone auf dem Rossmarkt zusammen­gekommen waren, und die Frauen, Mütter und Schwestern ihre Männer, Söhne und Brüder in der stattlichen Uniform gehörig bewundert hatten, schickte man sich zum Abmarsch an, um auf dem Römerberg vor dem hohen Senat zu defilieren.

Michel, der die Stadtwehr ebenfalls an sich vorüberdefilieren ließ, sagte zu seinem Gefährten: »Sieh, wer ist denn der Graukopf dort mit den kleinen Schweinsaugen, der an der Spitze eines Bataillons reitet und mit der Haltung eines Rochus Pumpernickel zu Ross sitzt?«

»O, der gehört schon mit Haut und Haar der Hölle an, das ist ein Bankier en detail und Wucherer en gros, der nebenher auch mit Spezereien und sonst noch allerlei handelt. Er besitzt mehr ungerechtes Gut als Haare auf dem Kopf und hat manche schwere Träne derer, die er betrogen hatte, auf seinem Gewissen. Aber jetzt bringt er dieses noch durch den Klang der harten Ta­ler, die er teils zusammengewuchert oder als Hauptkontrebandier zur Zeit, da Frankfurt noch nicht dem Zollverein angehörte, zusammengescharrt hat, zum Schweigen. Aber bald wird sein Stündchen schlagen, und er dann unfehlbar in unsere Klauen fallen.«

»Wie nennt sich denn der saubere Patron?«

»Das Volk nennt ihn nur den Dietrich Harpar.«

»Der Kerl hat für mich eine fatale Physiognomie, ich möchte ihm wohl einen Streich spielen«, meinte Michel.

»Lass ihn laufen«, versetzte Asmodi. »Ich sage dir, er entgeht seinem Galgen, das heißt der Hölle nicht. Er ist dabei ein großer Heuchler, weiß durch eine affektierte Gutmütigkeit und eine etwas plumpe Sprache die Leute treuherzig zu machen und sich für alle seine Untaten durch gewisse Protektionen und seine gewisse Ämter bekleidenden Verwandten Straflosigkeit zu sichern. Doch lass uns auf den Römerberg eilen, die Truppen defilieren zu sehen.

Der hohe Senat stand schon in Gallakleidung, den Degen an der Seite, die beiden wohlregierenden Bürgermeister an der Spitze, auf den Stufen des Römers, und Kavallerie, Artillerie, Scharfschützen, Jäger, Löschanstalt und Infanterie defilierten in gehöriger Ordnung, die Offiziere ehrerbietig salutierend, welche Saluationen jedes Mal vom Senat durch einen Bückling in corpore erwidert wurden, vorüber. Diesmal aber wurde demselben noch ein extra Lebehoch und Vivat auf Veranlassung der Rongisten wegen dem abscheulichen Artikel in der Aschaffenburger Zei­tung gebracht.

Um ihn noch mehr wegen dieser Unbill zu trösten, hatten die Anhänger der neuen Sekte beschlossen, an die­sem Abend dem Senat auch eine Serenade und einen Fackelzug zu bringen, wobei ein Rongist eine Rede hielt, in welcher er unter anderem sagte: »Und so wie das Licht dieser Fackel leuchtet, wird ungeachtet der Bemühungen aller Römlinge, die hohe Weisheit unseres ver­ehrten Senats und seiner Polizei leuchten, und …«

Aber kaum war das Wort leuchten aus seinem Mund, als auch hier ein boshafter Windstoß plötzlich sämtliche Fackeln löschte, und hoher Senat, löbliche Polizei und sämtliche Rongisten etc. sich in der dicksten Finsternis befanden, denn man hatte auch die Stadt nicht erleuchtet, weil der Kalender Mondschein an­gezeigt hatte, wie das in Frankfurt so gebräuchlich ist, obwohl schwere schwarze Wolken dieses Scheinen unmöglich machten.

Man tröstete sich bei den Schoppen in verschiedenen Gasthäusern über den kleinen Unfall, und Michel und sein Gefährte hatten beschlossen, für heute im russischen Hof ihr Abendmahl einzunehmen, wohin sich die meisten Notabeln der uniformierten Bürger begeben hatten, und hier über die Vorfälle und wichtigen Staatsangelegen­heiten disputierten.

Als viele der Gäste dem heutigen Tag zu Ehren schon den dritten Schoppen hatten durch die Gurgel wandern lassen, da wurde die Unterhaltung lebhafter und artete hier und da bald in heftigen Wortwechsel, Geschrei und wohl auch in förmliche Zän­kereien aus. Besonders war es ein Streit über die Frankfurter Verfassung, der endlich alle Anwesenden mehr oder minder be­schäftigte.«

»Nein, und ich bleibe dabei, was Sie auch sagen mögen, Herr Maser, unsere Verfassung taugt nichts und bedarf einer radikalen Reform«, sagte ein stattlicher Infanteriehauptmann und Auditeur der Stadtwehr. »Sie gewährt in vielen Fällen dem Bürger weder Schutz noch Recht gegen Willkür, und die Untertanen in allen monarchischen deutschen Bundesstaaten sind zehn­mal besser daran, denn sie haben, wenn ihnen offenbares Unrecht geschieht, noch immer die Ministerien und endlich den Thron selbst als letzten Rekurs. Aber bei uns verübt die Justiz nicht selten himmelschreiendes Unrecht, und der schwer Beschädigte hat das Nachsehen. Denken Sie nur an die Geschichte mit dem Herrn von Fabeck, und so könnte ich Ihnen ähnliche Fälle zu Dutzenden aufzählen.«

»Das Unglück ist, dass unsere Verwaltung und Justiz nicht getrennt sind«, fiel ein anderer uniformierter Bürger ein, »was in einem so kleinen Staat, der nur aus einer mittelmäßigen Stadt und sieben Dörfern und einem halben besteht, und wo alles verschwägert und vervettert ist, notwendigerweise die seltsamsten Kollusionen herbeiführen muss. Oft kommt man in den Fall, den Peter bei dem Peter und den Paul bei dem Paul verklagen zu müssen.«

»Aber unsere Verfassung wurde doch von superklugen Leuten fabriziert«, meinte der Major.

»Sein Sie mir still davon«, fiel ihm der Hauptmannauditeur ins Wort. »Einer ihrer Abfasser äußerte sich selbst: Es ist ein Haufen Unrat, je mehr man daran rührt, desto übler riecht er.1«

»Das wird auch der Grund sein, warum man nicht gerne daran rühren mag«, sagte ein Jägersmann.

»Es ist ein jämmerliches Machwerk«, fuhr der Hauptmaun- Auditeur fort, »das, obwohl nach jahrelangen Debatten, Streite­reien und Zänkereien dennoch über Bausch und Bogen zusammen­geflickt wurde, nur um endlich fertig damit zu werden, und dem Skandal, den diese Angelegenheit hervorbrachte, die uns dem Spott von ganz Deutschland und allen vernünftigen Menschen preisgab, ein Ende zu machen. Auch ist sie eigentlich nur eine Konstitutionsergänzungsakte der alten reichsstädtischen Verfassung oder vielmehr eine Verballhornisierung jenes, wenigstens in unseren Zeiten an und für sich schon ganz untauglichen Machwerks, ein wahres Monstrum von Widersprüchen. Wir haben einen gesetzgebenden Körper, von dem beinahe ein Drittel aus Senatsmitgliedern besteht, und der bei verschlossenen Türen das Wohl und Weh unserer Republik berät. Was würden Sie zu einer Kammer in einem konstitutionellen Staat sagen, deren Mitglieder aus einem Drittel der Glieder der regierenden Familie oder der Minister beständen.

Es herrscht bei uns eine unerträgliche Familienaristokratie, die auf das Verderblichste in alle Zweige, und namentlich auch in die heilige Justiz eingreift, die hier nicht nur eine wächserne Nase, sondern sogar ein wächsernes Haupt hat, und unsere Gesetzgebung, so schlecht sie auch sein mag, illusorisch macht. Bei der Besetzung einer wichtigen Stelle ist bei uns niemals die Rede davon, ob der sich meldende Kandidat auch die nötigen Fähigkeiten, Kenntnisse, Talente usw. besitzt, nein, Protektion, nur Protektion, und welcher … bedarf er? Denken Sie nur an die Lersnersche Ge­schichte! … Daher kommt es denn auch, dass, um mit unserem Schiller zu sprechen, hier nicht selten Wölfe die Finanzen, Füchse die Gassen besorgen, Tauben und Schafe im Kriminalgericht sitzen, Böcke die Heiratsprozesse schlichten, Hasen, oder was noch schlim­mer ist, aus aller Welt zusammengerafftes Gesindel die Soldaten oder Vaterlandsverteidiger, Tiger die Friedensrichter, Esel die Gesandten des Reichs, Maulwürfe die Oberaufseher über die Verwaltung der Ämter sind, Lahme zu Tanzmeistern und Blinde zu Richtern über die Farben gesetzt werden, während Löwen, Elefanten, das edle Ross bei der Bagage bleiben, oder, solchen schmähligen Unfug nicht ertragen könnend, lieber für immer dem teuren Vaterland den Rücken zukehren und es gerne verleugnen, wie Klinger, Goethe, Börne und andere. Ich gebe es zu, Pro­tektion spielt allenthalben eine große Rolle, aber in unseren monarchischen Staaten ist doch immer Fähigkeit zu einem Amt die erste Frage. Erst wenn diese gehörig erwiesen ist, wird Protektion berücksichtigt. Doch genug davon«, schloss der Hauptmannauditeur, »die Sache wird doch nicht eher anders werden, bis endlich einmal so ein Deus ex machina kommt und diesem republi­kanischen Unwesen ein Ende macht. Die Aschaffenburger Zeitung hatte vielleicht so eine Ahnung davon, als sie den fulminanten Artikel gegen Magistratus abdruckte.«

Michel, der diesem Gespräch mit ziemlicher Ungeduld zugehört hatte, wandte sich gegen Asmodi mit den Worten: »Höre, ich habe das erbärmliche alltägliche Treiben auf unserem Planeten und die große Misere und schlaraffenartige Armseligkeit hierselbst herzlich satt. Die armen Menschlein aller Gattung und von jedem Kaliber mit all ihrem Gesichterschneiden, ihren Intrigen, ihrem Wühlen und Abmühen um eingebildete Güter, ihrem Lügen und Trügen drehen sich doch am Ende um nichts. Ich hätte Lust, einmal so etwas recht Pikantinfernalisches zu sehen. Lass mich die Hölle schauen – lass uns eine Fahrt in dein Reich machen!«

»Ein verteufelter Wunsch«, grinzte der Hinkende, »doch er soll dir gewährt sein. Du könntest es übrigens nicht besser treffen, da heute Nacht die Hölle das Fest meiner Wiederbefreiung feiert.«

»So lass uns fort!«

»Oho! Noch einen Augenblick Geduld, armes Menschen­kind, du musst erst gehörig vor- und zubereitet, feuerfest und unverbrennbar werden, sonst würdest du schon an den Pforten von Satans Reich in einen Aschenhaufen verwandelt.«

»Wohlan, so mache deinen Hokus Pokus.«

»Folge mir.«

Beide verließen nun, nachdem sie ihre Zeche an Herrn Sarg berichtigt hatten, den russischen Hof. Asmodi schlug den Weg zur Pfingstweide, ein etwas entlegener Ort vor dem Allerheiligentor, ein. Hier angekommen stampfte er mit seiner Krücke auf den Boden, dem sogleich ein großer Kessel entquoll, in welchem eine bräunlich schäumende, hochsiedende und große Blasen ziehende Materie sprudelte.

»Was soll dies?«, fragte Michel erstaunt.

»Bangt dir schon?«, brummte Asmodi, packte ohne Weiteres seinen Schützling bei dessen blondgelocktem Schopf und tauchte ihn dreimal drei Sekunden lang in den zischenden Brei, zog ihn dann wieder heraus, indem er zu ihm sagte: »Jetzt bist du unverbrennbar und unverwundbarer als wei­land Held Achilles, denn ich habe auch keinen Fleck unbenetzt an dir gelassen.«

Der Kessel verschwand, Michel wusste nicht, wie ihm geschehen war, und fühlte sich wundersam gehärtet und gestählt.

»In was zum Henker hast du mich denn da getaucht?«, fragte er endlich.

»Menschenvorwitz!«, seufzte der Hinkende, »es war eine infernalische Beize, aus dem Herzfleisch und dem Gehirn von dreimal siebzehn Wucherern gebraut und mit dem Blut und dem Schweiß von tausendmal siebzehn Witwen, Waisen und anderen armen Teufeln, welche fette Blutsauger elend gemacht und ausgezogen, gewürzt.«

»Aha! Darum fühle ich mich auf einmal so stahl- und felsenfest, dass ich der Hölle selbst trotzen würde.«

»Jetzt fort zum Ätna«, sprach der Hinkende.

»Warum zum Ätna?«

»Alle Vulkane sind eben soviel Zugänge zu unserm Reich.«

Und dahin flogen beide Arm in Arm in gerader Linie nach Sizilien und verschwanden im Krater des dampfenden Ätna.

Mit der Schnelle der Kanonenkugel, die eben den Lauf verlässt, fuhren die beiden Gesellen beinahe eine halbe Stunde lang durch ein Gewölbe, das von allen Seiten Funken sprühte, die fast einen Feuerregen bildeten. Wäre Michel nicht so feuerfest ge­wesen, so würde schon in der ersten Sekunde sein Körper in Koh­len verwandelt worden sein.

Viele Tausend Meilen hatten sie in kurzer Zeit abwärtsfahrend zurückgelegt. Sie kamen endlich an ein weißglühendes, von ein paar ungeheueren grässlichen Tür­hütern bewachtes Gittertor, das bei Asmodis Ankunft klirrend und sprühend auseinander schlug. Jetzt befanden sich die Reisenden in der Vorhölle, einem unabsehbaren, neblichen, halbdunklen Raum, dessen Atmosphäre heiß genug war, um jeden anderen Sterblichen auf der Stelle zu ersticken. Seltsam tolle Gestalten, Phantome und Fratzen aller Art schwebten näher und ferner, sich in Nebelwolken verlierend.

»Wir sind jetzt in einem der Hunderttausend Vorhöfe der Hölle«, äußerte Asmodi, »und diese Fratzen, die du hier siehst, sind nur die Seelen ganz gewöhnlicher und alltäglicher Sünder, die ihrer dereinstigen Erlösung harrend, einstweilen ein höllisches Dampfbad nehmen müssen.

Jetzt waren die Gesellen an einer zweiten Pforte angekom­men, deren Wölbungen tausendmal höher als der Himalaja waren. Diese wurde von zwei so kolossalen Hütern bewacht, dass man füglich ganz Paris und London, Wien und Neapel und noch ein Dutzend europäischer Großstädte in ihren Klauen hätte bergen können. Auch diese gelbglühenden Gitter öffneten sich prasselnd bei Asmodis Anblick. Die Reisenden befanden sich auf einem unge­heuren, ringsum von lodernden Flammen erbauten Palästen um­gebenen Platz, von denen der Kleinste wohl hunderttausendmal die Größe des römischen Vatikans übertraf.

»Jetzt sind wir in der höllischen Hauptstadt«, sprach Asmodi, »in welcher auf allerhöchsten Befehl wegen meiner Beseelung heute eine außerordentliche Illumination, jedoch ohne Transparente, veranstaltet, wurde. Hier residieren die Teufel zweiten Ranges, und hier befinden sich auch die Strafbehälter der hinlänglich qualifizierten Sünder und verdammten Verbrecher, die ich dir mit noch anderen Merkwürdigkeiten ein anderes Mal zeigen werde.

Sämtliche infernalische Herrschaften haben, wie ich sehe, bereits ihre Paläste verlassen und sich zu dem Bankett begeben, welches Papa Großsatan zu Ehren meiner Wiederbefreiung im Allerhöllischsten veranstaltet hat, wo nur er und seine Großwürden­träger, Teufel ersten Ranges, residieren. Eilett wir dahin, wir werden erwartet und sind willkommene Gäste.«

Beide traten nun durch sechsfache, blutrut glühende Pforten, die von Berge ähnlichen Ungeheuern bewacht wurden, und befanden sich somit im Allerhöllischsten, in dessen Mitte das feuergol­dene, von seltsamen Farben, wie man deren auf Erden nie sieht, glänzende Pandämonium oder der großsatanische Palast stand, der an Umfang und Größe alle übrigen Höllengebäude ebenso sehr übertraf, wie das Weltmeer das Bassin des Neptuns zu Versailles. Von dreizehn himmelhohen Feuermauern, zwischen denen jedes Mal schwarzglühende Feuerströme in ungeheuren, wie von Stürmen gepeitschten Wogen dahinbrausten, und die riesige Flammentürme flankierten, war das Allerhöllischste und des Großsatans Feuerburg umgeben.

Show 1 footnote

  1. Dr. Jassoys eigene Worte, nur dass er sich noch etwas derber ausdrückte. Dr. Jessoy war nebst dem Syndikus Buchner und dem Pfarrer Kirchner bekanntlich einer der Hauptredakteure der Frankfurter Verfassung.