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Fort Aldamo – Band 42

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 42
Jetzt gehört Aldamo uns!

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 13.06.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Die Meute der Goldhyänen ist zerschlagen! Das jedenfalls glaubt Finnewacker, doch er irrt sich ganz gewaltig! Donegan, der Boss der Outlaws, ist noch in Freiheit und schlägt gnadenlos zurück. Er nimmt zehn Ladys als Geiseln. Und Donegan will nicht nur seine Horde im Austausch gegen die Girls, er will auch Finnewacker. Zähneknirschend ergibt sich der Master Sergeant in sein Schicksal. Schlimmer kann es nicht mehr kommen, denkt er. Von wegen! Als Donegan ihn an seinen Todfeind
Juarez verschachert, geht es erst richtig zur Sache. Denn der mexikanische Bandolero will Fort Aldamo, oder Finnewacker wird auf eine ganz besondere Art und Weise ins Jenseits befördert …

Leseprobe

»So schnell habe ich mit den beiden Rauschebärten aber nicht gerechnet«, polterte Master Sergeant Finnewacker und nahm den Feldstecher von den Augen. »Das gibt Ärger, Kleiner, großen Ärger! Das kannst du mir glauben. Da muss es mächtig großen Stunk in Nugget Town gegeben haben!«

Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter in Fort Aldamo, seufzte. Er dachte an das Goldgräbernest, ungefähr fünfundzwanzig Meilen von Fort Aldamo entfernt. Finnewacker hatte dem Diggercamp den wohlklingenden Namen Nugget Town gegeben.

Ein Kommando aus der alten, ehemals spanischen Festung war zufällig auf zwei Goldgräber gestoßen, die von gnadenlosen Banditen niedergeschossen und ausgeraubt worden waren.

So fanden die Soldaten das Goldgräbernest, das dort im Entstehen war. Dank Finnewackers Einsatz gelang es den Blauröcken, die Goldhyänen in eine Falle zu locken und zu besiegen.

Sie machten achtzehn Gefangene, die sie mit nach Fort Aldamo brachten. Einige Banditen konnten allerdings entkommen.

In Nugget Town hatte Jerry Cooper, ein Oldtimer, das Sagen. Er war zum Bürgermeister gewählt worden. Sein Traum war es, aus dem kleinen Nest eine richtige Stadt zu machen.

Master Sergeant Finnewacker hatte Old Jerry versprochen, ihm jederzeit zu helfen, wenn Not am Mann war. Und das schien jetzt der Fall zu sein, denn einer der beiden Reiter war der knorrige Alte. Und der andere war sein Bruder Old Rocky. Er hatte erst am Tag zuvor zehn Planwagen in die Digger-Town gebracht.

»Was ist los, Kleiner …?«, brummte der kommissarische Commander von Fort Aldamo und rüttelte Fitzgerald am Arm. »Du träumst wohl mit offenen Augen, alter Klabautermann?«

»Ausdrücke hast du«, sagte der kleine kraushaarige Sergeant. »Die werden immer schlimmer. Wollen wir runtergehen, um die beiden Oldtimer zu begrüßen?«

»Das versuche ich dir seit einer halben Minute beizubringen, doch du starrst ja nur Löcher in die Luft.«

Der bullige Master Sergeant marschierte los, nachdem er dem Posten den Feldstecher zurückgegeben hatte.

»Tor auf!«, befahl der alte Haudegen, als er die Hufe der beiden Pferde auf der Zufahrtsrampe tacken hörte.

Die beiden Torwächter nahmen Haltung an.

»Zu Befehl, Master Sergeant!«, kam es wie aus einem Munde.

Das Tor wich ächzend, knarrend und quietschend zurück. Die beiden alten Knaben ritten herein. Ihre Rauschebärte wehten hinter ihnen her. Und die verwitterten Piratengesichter legten sich in noch tiefere Falten, als sie den Master Sergeant erkannten, der seinen Besuchern zunickte.

Old Jerry sprang aus dem Sattel und landete federnd auf dem Boden. Dann marschierte er auf Finnewacker zu, blieb stramm vor ihm stehen und legte seine rechte Hand an die Krempe seines unansehnlichen und total verbeulten Hutes.

»Ich freue mich sehr, dich zu sehen, Master Sergeant«, krächzte der Alte. »Da bin ich. Und das ist mein Bruder Rocky. Ihr habt euch ja gestern nur kurz gesehen. Er ist der neue Marshal von Nugget Town.«

»Wie schön für ihn«, murmelte Finnewacker und nickte Old Rocky zu, auf dessen alter Lederjacke ein Stern prangte, der aus einer Blechdose herausgeschnitten war. Der Oldman streckte stolz seine Brust hervor.

Fitzgerald seufzte erneut, was ihm einen verbiesterten Blick seines Vorgesetzten eintrug.

»Sergeant Wollcram!«

Der schneidigste und zackigste Soldat der ganzen Kompanie sauste heran. Als Wachhabender von Fort Aldamohatte er ganz in der Nähe »gelauert« und damit gerechnet, von Finnewacker herbeibefohlen zu werden.

Wollcram knallte die Hacken zusammen, dass es nur so krachte. Und er salutierte so elanvoll, dass sogar Old Jerry zu staunen begann.

»Aye, Master Sergeant!«

»Kümmere dich um die beiden Pferde, Wollcram. Anschließend bringst du den Fettpfropfen von Kleiber auf Schwung. Er soll für unsere beiden Gäste ein Abendessen kochen und es in die Kommandantur bringen.«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Wollcram machte schon wieder »Diesen«, wie Finnewacker das Salutieren bei ihm nannte. Es war dem schneidigen Sergeant einfach nicht abzugewöhnen. Wollcram sauste davon. Kurz darauf rannten zwei Strafsoldaten heran, um die beiden Vierbeiner zum Pferdestall zu führen.

»Wir gehen in die Kommandantur, Leute«, sagte Finnewacher zu den beiden Oldtimern. »Dort können wir uns in Ruhe unterhalten. Und ich nehme doch stark an, dass ihr einiges auf dem Herzen habt, denn sonst wäret ihr kaum so schnell nach Fort Aldamo geritten.«

Old Jerry und Old Rocky nickten. Und nach ihren ernsten Blicken zu urteilen, schienen sie ziemlich unangenehme Dinge auf Lager zu haben.

»Du kommst mit, Kleiner«, wandte sich Finnewacker an den kleinen Krausschopf. »Versuch aber vorher, einen Schluck Whisky zu organisieren. Meine Flasche ist leer, obwohl sie vor meinem Abritt noch halb voll gewesen ist. Muss mir mal meine Ordonnanz zur Brust nehmen.«

»Aye, Master Sergeant!«

 

*

 

»Setzt euch dort an den langen Tisch, Männer«, sagte Master Sergeant Finnewacker freundlich und ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen, der protestierend ächzte und knirschte.

Die beiden Oldtimer nahmen Platz und sahen sich um.

»Hier lässt es sich leben, Master Sergeant«, meinte Old Jerry. »Fort Aldamo habe ich mir nicht so groß vorgestellt. Ist ja eine richtig uneinnehmbare Festung. Da kommt so schnell keiner rein, wenn du es nicht willst – nicht wahr …?«

Der Commander von Fort Aldamo nickte.

»Richtig, Alterchen. Es kommt auch keiner raus, wenn ich es nicht will«, spielte er auf die Strafsoldaten an, die in der Strafkompanie der US Army ihren Dienst taten.

Alle Sträflinge waren wegen eines Vergehens oder eines Verbrechens von der US Kavallerie nach Fort Aldamo strafversetzt worden. Sie wurden zu gemeinen Infanteristen degradiert, ganz gleich, welchen Rang sie zuvor auch bekleidet hatten. Nachdem die Strafsoldaten ihre Zeit in Aldamo abgebüßt hatten, kehrten sie zu ihren Einheiten zurück und wurden dort auch meist wieder mit ihrem alten Dienstrang aufgenommen.

Natürlich hatte Master Sergeant Finnewacker da ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Oft kam es auf seine Beurteilung an.

Es klopfte. Sergeant Fitzgerald trat ein. Er brachte eine Flasche Whisky und vier Gläser mit, die er auf Finnewackers Schreibtisch stellte.

»Einschenken«, sagte der Spieß der Strafkompanie nickend. Kurz darauf prosteten sich die vier Männer zu.

»Hock dich zu unseren Gästen, Kleiner, und steh hier nicht so durch die Gegend. Du nimmst mir die ganze Ruhe!«

Dann wandte sich der Master Sergeant an die beiden Oldtimer.

»So, Jungs, spuckt mal aus, was ihr auf dem Herzen habt. Ich kann den Ärger regelrecht riechen.«

»Da hast du recht, Master Sergeant«, antwortete Old Jerry mit sorgenschwerem Gesicht. »Wir alle stecken mächtig in der Klemme. Du wirst uns gleich zustimmen, wenn ich dir erzähle, was sich in den letzten vierundzwanzig Stunden alles in Nugget Town ereignet hat. Der Teufel ist los!«

»Mann, lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen«, polterte Finnewacker und legte seine Stirn in tiefe Falten. »Was ist los – zum Geier?«

»Es geht um deine Gefangenen«, schaltete sich Old Rocky ein, der seinem Bruder zum Verwechseln ähnlich sah. »Um die Goldbanditen und um dich!«

Old Jerry nickte zustimmend. Sein wucherndes Bartgestrüpp knisterte, als er mit dem Handrücken darüberstrich.

»Die wenigen Outlaws, die du nicht erwischt hast, schlugen heute Nacht zu«, fuhr Old Jerry fort. »Sie entführten die zehn Frauen, die gestern mit dem Treck nach Nugget Town gehommen sind.«

»Was …?«, brüllte Finnewacker und fuhr wie ein Springteufel hinter seinem Schreibtisch in die Höhe.

Die beiden Oldtimer nickten.

»Die Banditen entführten die zehn Honeybees, die im Saloon singen, tanzen und die Goldgräber bedienen sollten«, sagte Old Rocky ernst. »Dann stellten uns die Kerle ihre Bedingungen. Sie wollen die zehn Ladys gegen deine Gefangenen austauschen. Das sollen wir dir ausrichten. Wenn du nicht darauf eingehst, müssen die Frauen sterben!«

»Himmel, Arsch und Zwirn«, donnerte Finnewacker. »Das darf doch wohl nicht wahr sein!«

»Ist es aber, Master Sergeant«, erklärte Old Jerry traurig. »Wir sind sofort losgeritten, um dir das mitzuteilen. Uns sind die Hände gebunden, da du die Gefangenen in deiner Gewalt hast!«

»Es liegt an dir, ob die Frauen sterben müssen oder nicht«, meinte Old Rocky ernst. »Es ist ganz allein deine Entscheidung, Finnewacker! Ich hoffe nur, dass die gefangenen Goldbanditen noch hier im Fort sind.«

»Die sind noch da«, murmelte Sergeant Fitzgerald und blickte dann zu Finnewacker hinüber, der wie ein gereizter Tiger auf und ab lief.

»Das ist aber noch nicht alles«, ergriff Old Jerry wieder das Wort. Finnewacher blieb abrupt stehen, legte den Kopf schief und sah den Oldman misstrauisch an, der hilflos mit den Schultern zuckte.

»Was denn noch …?«, krächzte der Master Sergeant.

»Die Outlaws wollen auch dich, Finnewacher. Sie geben die Ladys erst frei, wenn sie dich und die achtzehn Gefangenen haben. Das sind ihre Bedingungen. Sie weichen nicht davon ab, obwohl ich mit Engelszungen auf die Hombres eingeredet habe. Sie wollen deinen Skalp, Master Sergeant! Du hast ihre Bande zerschlagen. Einige Kumpane mussten sterben. So und nicht anders ist die Lage. Mir wäre verdammt wohler, wenn ich dir das alles nicht sagen müsste.«

Finnewacker starrte den Bürgermeister von Nugget Town an, als wäre dem alten Knacker ein zweiter Kopf gewachsen.

»Wenn das ein Scherz sein soll, dann hast du dir einen verdammt ungünstigen Zeitpunkt dafür ausgesucht«, herrschte Finnewacker den Oldtimer an.

»Kein Scherz, Master Sergeant. Wir richten dir nur aus, was uns die Banditen aufgetragen haben. Sie wollen dich und die Gefangenen. Erst dann lassen sie die zehn Frauen frei. Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, um das alles über die Runden zu bringen. Die Outlaws erwarten dich in der Nähe von Nugget Town. Sobald du mit den Gefangenen auftauchst, setzen sie sich mit dir in Verbindung.«

Die beiden alten Knaben senkten die Köpfe. Fitzgerald spritzte in die Höhe und schenkte die Gläser nochmals voll. Alle konnten jetzt einen scharfen Schluck vertragen.

»Um Himmels willen«, ächzte Finnewacker, »so ein verdammter Mist! Ich habe zwar Ärger mit den Goldhyänen erwartet, doch dass es so schlimm kommen würde, hätte ich niemals geglaubt.«

»Wir finden schon einen Ausweg«, tröstete Fitzgerald. »Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie’s gekocht wird!«

»Hör sofort auf mit diesen dummen Sprüchen«, polterte Finnewacker. »Das bringt uns auch nicht weiter. Lasst mich allein. Ich muss nachdenken. Old Jerry und Rocky sollen bei Kleiber ihr Abendessen futtern. Ich melde mich wieder.«

Sergeant Fitzgerald legte seinem Kameraden kurz die rechte Hand auf die Schulter, ehe er den beiden Oldtimern aus Nugget Town zunickte. Die drei Männer verließen die Kommendantur.

Master Sergeant Finnewacker setzte sich hinter seinen Schreibtisch und stützte den Kopf in beide Hände.

Er steckte bis über beide Ohren in der Klemme! Das stand fest. Wenn er auf die Forderungen der Banditen nicht einging, mussten zehn unschuldige Frauen sterben, die mit der ganzen Angelegenheit überhaupt nichts zu tun hatten.

Stimmte er den Outlaws zu, dann war sein eigenes Leben verwirkt. Er kannte die Gnadenlosigkeit dieses Banditenrudels. Für sie bedeutete ein Menschenleben einfach nichts.

Master Sergeant Finnewacker musste eine Lösung finden, sonst war es aus und vorbei mit ihm.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Maser Sergeant Finnewacker. Band 42. Bastei Verlag. Köln. 13.06.2017