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Fort Aldamo – Band 41

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 41
Goldrausch in Aldamo

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 30.05.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Das Gipfel-Erstürmungskommando läuft auf Hochtouren. Finnewacker ist mit Begeisterung dabei, seinen Männern mal wieder so richtig die Hammelbeine lang zu ziehen. Aber dann wird seine Freude mächtig getrübt – er erfährt, dass in der Nähe von Fort Aldamo ein Diggercamp aus dem Boden schießt! Der Goldrausch lässt Nugget Town schon jetzt aus den Nähten platzen. Doch eine Horde brutaler Outlaws terrorisiert die Digger. Bisher fiel noch jeder von ihnen mitsamt seinem Gold diesen Hyänen in die Hände. Na, solche Höllenhunde sind ein gefundenes Fressen für den Master Sergeant! Er ahnt ja nicht, auf was er sich da einlässt …

Leseprobe

»Mein lieber Schwan!«, polterte Master Sergeant Finnewacker, Spieß der Strafkompanie und kommissari­scher Commander von Fort Aldamo. »Das hat aber gedauert, Kleiner. In Zukunft wünsche ich mehr Beeilung, sonst werde ich ernstlich böse. Das kannst auch du mit mir nicht machen!«

Sergeant Fitzgerald, der kleingera­tene und altgediente Haudegen, stand stramm vor seinem Vorgesetzten. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. So ließ er den Anschiss über sich ergehen.

»Na, hast du mir nichts zu sagen, alter Besenbinder?«

Fitzgeralds Körper straffte sich noch mehr.

»Master Sergeant – ich melde dir drei Sergeanten und drei Corporals zum Gipfel-Erstürmungskommando angetreten!«

Master Sergeant Finnewacker grinste zufrieden.

»In Zukunft muss das schneller ge­hen. Kapiert? Keine Ausflüchte. Tritt ins Glied, du Hecht!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«, ras­selte der kleine, krausköpfige Sergeant und sauste los, um sich bei den sechs anderen Blauröcken einzureihen, die auf dem Appellplatz angetreten waren.

Finnewacker wandte sich der Front der angetretenen Soldaten zu, die stramm vor ihm standen.

»Augen geradeee-aus!«

Finnewackers Worte hauten dumpf von den hohen Festungsmauern zurück, die Fort Aldamo umgaben.

»Rührt euch!«, schnarrte der Master Sergeant.

Es gab kein Nachklappen, als die sieben Soldaten den Befehl ausführ­ten und den rechten Stiefel nach vorn knallten.

Finnewacker blickte seine Leute aus zusammengekniffenen Augen an. Eine steile Falte furchte seine Stirn. Und dann begann sich sein Schnurrbart zu sträuben und erinnerte plötzlich an eine Bürste.

Das aber war ein verdammt schlech­tes Zeichen, was den Gemütszustand des harten Master Sergeants betraf. Da gingen ihm sogar die Chargierten am liebsten aus dem Weg.

Dann ging es auch schon los.

»Sergeant Fitzgerald – vortreten!«

Der kleine Krauskopf seufzte kaum hörbar, ehe er einen Schritt nach vorn trat und Haltung annahm.

»Aye, Master Sergeant!«

»Wo ist Sergeant Kleiber? Ich habe ausdrücklich befohlen, dass der Zu­ckerbäcker das Gipfel-Erstürmungs­kommando mitmacht! Warum wird mein Befehl nicht ausgeführt, Fitzgerald?«

»Ich wollte es dir vorhin erklären, doch du hast mich nicht zu Wort kom­men lassen«, antwortete Fitzgerald. »Sergeant Kleiber hat sich krankge­meldet, Master Sergeant. Er fühlt sich außerstande, am Gipfel-Erstürmungs­kommando teilzunehmen. Das ist die Lage!«

Finnewacker schnaubte wie ein ge­reizter Stier, dem ein Torero ein rotes Tuch vor die Augen hielt.

»Er fühlt sich außerstande …«‚ äffte er Fitzgerald nach. »Das darf doch nicht wahr sein! Vor zwei Stunden beim Morgenappell war unser Wonne­proppen doch noch gesund und munter. Das nehme ich dem Pfannenschwenker nicht ab. Er soll sofort antanzen. Klei­ber hat nur eine Chance, hierzubleiben: wenn er seinen Kopf unterm Arm trägt! Verstanden?«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

»Worauf wartest du noch, Kleiner? Kannst abschwirren. Ich gebe dir genau zwei Minuten, um mit dem Küchen­bullen anzutanzen!«

Sergeant Fitzgerald unterdrückte einen tiefen Seufzer und sauste los. Dumpf hauten seine Schritte auf dem Kopfsteinpflaster des Appellplatzes. Der erfahrene Sergeant verschwand im Küchenanbau.

Master Sergeant Finnewacker wandte sich an die sechs anderen Sol­daten, die in den letzten Minuten keine Miene verzogen hatten. Mit diesem Donnerwetter hatten sie gerechnet.

»Ausrüstung, Munition und Ver­pflegung fassen, Männer!«, brüllte Fin­newacker. »In fünf Minuten tretet ihr wieder an. Ab durch die Mitte!«

Die sechs Chargierten rannten los, um Finnewackers Befehl auszuführen. Der Spieß der Strafkompanie starrte zum Küchenanbau hinüber. Dort tauch­ten jetzt Fitzgerald und der dicke Klei­ber auf.

Sergeant Kleiber, dem Küche und Verpflegung unterstanden, wankte hinter dem kleinen Krauskopf her, als könne er sich kaum auf den Beinen halten.

Sein Gesicht, das sonst meist rosig schimmerte, wirkte leichenblass. Der gewaltige Bauch quoll über den Hosen­gürtel und ähnelte einem Ballon. Seine Schritte wurden immer zögernder, je mehr er sich seinem Vorgesetzten nä­herte.

Sergeant Fitzgerald war heran und baute sein Männchen.

»Bringe dir Sergeant Kleiber – wie befohlen, Master Sergeant!«, schnarrte er heiser. Leise fügte er hinzu. »Mach‘s halblang, mein Alter. Der Dicke macht sich sonst die Hosen voll!«

Master Sergeant Finnewacker winkte ab.

Kleiber watschelte heran. Er nahm Haltung an und versuchte wie immer vergebens, seinen Bauch einzuziehen. Dabei schnaufte und prustete er wie ein Walross, das zu lange auf dem Grund eines Flusses gelegen hatte.

»Sergeant Kleiber meldet sich zur Stelle, Master Sergeant!«

»Das ist nicht zu übersehen, du Pfann­kuchenbäcker«, rasselte Finnewacker. »In exakt zwei Minuten hast du Proviant und alles Übrige gefasst und trittst zum Abmarsch mit an. Ist das klar?«

»Ich – ich äh …«

»Mensch, Kleiber, reiß dich jetzt am Riemen, oder ich werde zum Tiger«, raunzte Finnewacker. »Deine Verspätung will ich noch mal durchgehen lassen. In Zukunft aber nehme ich dir’s verdammt übel!«

So baute der Master Sergeant dem Dicken eine goldene Brücke.

»Aye, Master Sergeant! Befehl ver­standen! Melde mich in zwei Minuten abmarschbereit zur Stelle!«

»In exakt zwei Minuten«, korrigierte Finnewacker. »Hau schon ab, du Arm­leuchter. Sei nur froh, dass ich heute meinen friedfertigen Tag habe, denn sonst …«

Master Sergeant Finnewacker schwieg.

Fitzgerald seufzte laut.

»Ist was, Kleiner?«

»Was soll denn schon sein, Master Sergeant? Ich stell mir nur vor, wie es sein würde, wenn du mal einen schlechten Tag erwischst. Das wäre ja kaum zum Aushalten – denke ich!«

Master Sergeant Finnewacker griente.

»Du brauchst es nur nicht darauf an­kommen zu lassen, Kleiner. Ab mit dir! Ich möchte endlich losmarschieren!«

Fitzgerald stürmte los und holte Kleiber schnell ein, der wie eine Ente dahinwatschelte, dabei wie ein alt­gedienter mexikanischer Mulitreiber fluchte und sich nicht beruhigen wollte.

»Mensch, halt endlich die Klappe«, fauchte der kleine Krausschopf. »Die zwei Minuten sind gleich um. Und dann funkt’s, wenn du zu spät kommst. Die anderen Jungs sind inzwischen schon längst angetreten!«

 

***

 

Fort Aldamo blieb zurück, nachdem die neun Blauröcke durch das Tor hindurchmarschiert waren.

»Im Sauhaufen – marsch!«, bellte Master Sergeant Finnewackers Stimme. »Reißt euch zusammen, Jungs. Vor uns liegen nur zwanzig Meilen. Die mar­schieren wir leicht und locker. Das stählt unsere Körper und macht uns widerstandsfähig gegen diese ver­dammte Wüste!«

Fort Aldamo, die alte, ehemals spa­nische Festung der Konquistadoren erinnerte an einen riesigen Klotz in der Weite der unfruchtbaren und öden Landschaft. Hoch reckten sich die steinernen Mauern gegen die seidige Bläue des Himmels, der sich wie ein Baldachin über die Wüste spannte. Die Unionsflagge wehte im leichten Wind am Fahnenmast hoch oben auf dem Turm.

Vor den Soldaten lag nur Wüste. Aus diesem Grund war auch an eine Flucht der hier stationierten Straf­soldaten nicht zu denken, denn es gab im Umkreis von über fünfzig Meilen keine Wasserstelle – wenigstens keine, die Master Sergeant Finnewacker be­kannt war.

Alle Sträflinge waren wegen eines Vergehens oder eines Verbrechens von der US Kavallerie nach Fort Aldamo strafversetzt worden. Sie wurden zum gemeinen Infanteristen degradiert, ganz gleich, welchen Rang sie zuvor auch bekleidet hatten. Nachdem sie ihre Strafzeit abgebüßt hatten, kehrten die Männer wieder zu ihren Einheiten zurück und wurden dort auch meist wieder mit ihrem alten Dienstrang aufgenommen.

Natürlich hatten schon mehr als ein­mal Sträflinge einen Ausbruch riskiert. Meist waren sie aber wieder heilfroh gewesen, nach Fort Aldamo zurück­kehren zu können. Mancher hatte den »Ausflug« mit dem Leben bezahlt.

Die Wüste kannte kein Erbarmen. Davon zeugten die vielen gebleichten Knochen von Menschen und Tieren, die man hin und wieder fand. Die meisten ruhten aber unter dem Wüstensand.

»Nicht so lahmarschig, Männer!«, donnerte Finnewackers Stimme. »Seid ihr Trauerklöße oder die tapferen Jungs aus Aldamo?«

Plötzlich grinste der Master Sergeant.

Ihm war eine Idee gekommen, die er auch sofort in die Tat umsetzen wollte. Und die Soldaten ahnten bereits, was gleich auf sie zukommen würde.

»Wir singen jetzt das Lied von den tapferen Jungs aus Fort Aldamo«, legte der Commander von Fort Aldamo auch schon los. »Keine Müdigkeit vortäu­schen, ihr Heldensöhne!«

»Auch das noch«, brummelte Sergeant Fitzgerald. »Gerade dieses Lied geht mir so auf die … äh … Gerösteten!«

»Halt die Klappe, Kleiner! Wie ihr alle wisst, stammt der Text von mir. Die Melodie kennt ihr ja inzwischen. Leider habe ich erst vier Strophen gedichtet. Dabei wird’s aber nicht bleiben.«

»Unter dreißig Strophen tut er’s be­stimmt nicht«, flüsterte Sergeant Ged­der. »Wenn ihn erst der Ehrgeiz packt, ist er nicht mehr zu halten!«

»Haltet ihr jetzt endlich die Futterluken – zum Geier! Alle mitsingen. Das ist ein Befehl. Drei, vier …!«

Und dann legte der Master Sergeant auch schon los, dass es nur so über die Wüste hallte. Ein Geierpärchen, das über den Soldaten segelte, ergriff voller Panik die Flucht.

Finnewacker sang nun einmal für sein Leben gern. Und natürlich wusste der alte Fuchs, dass auf einem Marsch dadurch die Zeit viel schneller verging.

»Wollt ihr wohl mitsingen, ihr Tran­tüten!«, röhrte der alte Haudegen und sah sich erbost um. »Also nochmals: Drei, vier …!«

Wir sind die Jungs aus Aldamo, halli-hallo!

Ob nah oder fern, jeder hat uns gern.

Besonders die kleinen Mägdelein

warten auf uns im Kämmerlein.

Auf uns, die Jungs aus Aldamo, halli-hallo!

»Das klappt mir nicht so richtig, Leute!«, rief Master Sergeant Finnewa­cker verärgert. »Gebt euch mehr Mühe. Das muss wie aus einem Guss klingen. Gedder, du krächzt, als hättest du ge­rade Stimmbruch. Das ist ja nicht zum Aushalten! Die zweite Strophe, Jungs. Drei, vier …!«

Wir sind die Jungs aus Aldamo, halli-hallo!

Wir reiten gern zu allen Zeiten.

Doch beim Feinsliebchen

sind wir die braven Bübchen.

Wir; die Jungs aus Aldamo, halli­-hallo!

Wie das auf einmal klappte!

Das war Musik in Finnewackers Ohren. Da lachte ihm das Herz im Leib. Er drehte zufrieden grinsend den Kopf und nickte seinen Männern zu. Als sein Blick auf Sergeant Kleiber ruhte, wurde der fette Küchenbulle nervös.

»Gut gebrüllt, Dicker«, lobte der Commander von Fort Aldamo. »Nur heißt es die ›bösen Bübchen‹ und nicht ›die braven Bübchen‹. Der Text wurde von mir schon vor über einer Woche geändert. Hast das wohl nicht mitbe­kommen, du vollgefressene alte Kü­chenschabe?«

Ehe der Küchensergeant antworten konnte, richtete Finnewacker seinen Blick wieder geradeaus.

»Die dritte Strophe, Kameraden. Drei, vier …!«

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Maser Sergeant Finnewacker. Band 41. Bastei Verlag. Köln. 30.05.2017