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Giftmorde 3

Andreas M. Sturm (Hrsg.)
Giftmorde 3

»Wie bei einer Schachtel Pralinen« sei bei dieser Anthologie »für jeden etwas dabei«, zitiert der Herausgeber in seinem Vorwort eine Rezensentin des ersten Bandes der Reihe. Das möchte er auch auf das vorliegende Buch übertragen.

Diese Bemerkung ist durchaus treffend. Konnte man schon beim vorangehenden Band vielfältige, originelle und vor allem mit sehr viel schwarzem Humor garnierte Geschichten der Autoren lesen, so hat sich dieser angenehme Trend auch beim dritten Band fortgesetzt. Wieder sind hier einige der alten Giftmischer vertreten, die auch schon in Band 2 mit einem Augenzwinkern mordeten. Es handelt sich um bekannte Autoren, die ihr Handwerk beherrschen und wohl tatsächlich die Pflanzen ihrer Umgebung in giftige und ungiftige einordnen können, nachdem sie bereits einige Kurzkrimis über Giftmorde verfasst haben, wie es Andreas M. Sturm treffend beschreibt.

Die Spannbreite der Kurzgeschichten umfasst zum Beispiel die Erzählung über einen Kopfgeldjäger, der von der Ehefrau eines unschuldig Gejagten zur Strecke gebracht wird, eine Geschichte über eine Oma mit Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom und eine Story über die Ex-Besitzerin der ersten Whiskydestillerie im Erzgebirge, aber auch Kurzkrimis über einen Jungen, der im Jugend forscht-Wettbewerb mit Hamstern und Gift experimentiert, über eine junge Frau, die manisch-depressiv ist und glaubt, ihr Mann wolle sie vergiften und über einen Psychopathen, der von seinen Nachbarn zu einem Weihnachtsessen eingeladen wird.

Ferner berichten die Autoren von einem Mann, dem man seinen Sohn fortgenommen hat, was ihn natürlich zur Rache verleitet, von einem Leutnant in einer lateinamerikanischen Militärdiktatur, der eine Serienmörderin hinrichtet, was für die Junta Folgen hat sowie von einer betrogenen Ehefrau, die – was Wunder – von ihrem Mann nicht in einem Urlaub auf den Lofoten zurückgewonnen wird und von einem Ehemann, der sich der Szene der Mittelalterfreunde verschrieben hat.

Anhand dieser Liste lässt sich sehr gut die Vielfalt und Originalität der Geschichten, die dieses Buch bietet, ersehen. Begleitet werden all die beschriebenen Giftmorde noch von den Fotos der benutzten Pflanzen, die am Beginn der jeweiligen Geschichte platziert sind, was dem Leser aufzeigt, wie nahe er selbst den Giften ist, die hier verwendet werden. Jeder hat sicherlich schon die eine oder andere dieser Pflanzen im eigenen oder im Nachbarsgarten gesehen.

Im Anschluss sollen nun noch drei der Storys und ihre Autoren vorgestellt werden, Geschichten, die mir persönlich sehr gut gefallen haben, wobei ich sagen muss, dass mir die Auswahl ob der Güte auch aller anderen Geschichten schwergefallen ist.

Patricia Holland Moritz – Die Leidenschaft des Hieronymus Seidel

Hieronymus Seidel ist von frühester Jugend an ein Fan des Großen Schöllkrauts. Seine Mutter beschmiert seine Warzen, von denen er viele im Gesicht hat, mit einer Tinktur daraus. Das hilft zwar nicht gegen die Warzen, aber er forscht später, um mit dem Kraut ein Krebsmedikament zu entwickeln. (Die Warzen lässt er wegoperieren.)

Seit seiner Jugend kennt Hieronymus auch Regina, die er heimlich liebt und der er nach Berlin an die Uni folgt, wo er forscht. Sie bekommt Krebs und wird von ihrem Mann betrogen, einem Nebenbuhler von Hieronymus seit der Schule, der zudem alkoholsüchtig ist.

So zeigen sich die positiven sowie die negativen Wirkungen des Großen Schöllkrauts, das Hieronymus nun anwendet.

Die Autorin

Patricia Holland Moritz wurde 1967 geboren. Sie lebt in Berlin, ist Krimiautorin und Bloggerin. Ihre aktuellen Berlin-Krimis um das Chamäleon Rebekka Schomberg veröffentlichte sie im Gmeiner Verlag und Kurzkrimis in der edition krimi.

Sie ist bei den Mörderischen Schwestern Berlin, beim Syndikat und bei den 42er Autoren engagiert.

Traude Engelmann – Todestag

Eine Bäckersfamilie hat ihre Tochter durch eine Giftpflanze verloren, die an der Gartenlaube des Nachbarn wächst. Der Bäcker wollte den Nachbarn verantwortlich machen, scheiterte aber vor Gericht. Nun backt er eine Nusstorte und packt Teile derselben Pflanze in den Nussmantel der Torte. Diese lässt er von seiner Frau zum Nachbarn bringen, angeblich zur Versöhnung der beiden Familien.

Der Nachbar stirbt, seine Frau ist Witwe, sein Sohn Halbwaise. Der ermittelnde Kommissar deckt auf, dass zuerst die Frau des Bäckers den Giftbelag von der Torte gekratzt hat, dass dann aber das Stück, das der Nachbar aß, wieder mit dem Gift belegt wurde.

Wer aber ist nun der Mörder? Wer hier nach einer einfachen Lösung sucht, hat schon verloren!

Die Autorin

Traude Engelmann ist 1944 in Leipzig geboren. Sie studierte Pädagogik und Journalistik, schrieb als Redakteurin bei der Leipziger Volkszeitung und mehreren Fachzeitschriften aus dem Leipziger Fachbuchverlag. Danach arbeitete sie in einem Sachverständigenbüro. Als Schriftstellerin bedient sie verschiedene Genres. So legte sie bisher u. a. fünf Romane vor.

Sie startete eine Krimireihe um die Hauptperson Gisela Schikaneder mit den Titeln Die Geldwäscherin (2012) und Die Falschmünzerin (2017).

Andreas M. Sturm – Nur eine Nuance

Geschildert wird die Flucht einer jungen Frau aus einem Hotel. Sie hat die falsche Schlüsselkarte und kann nicht mehr in ihr Zimmer, wo sie offensichtlich eine von ihr selbst ermordete Person zurücklässt, die man ganz sicher bald entdecken wird. Natürlich wird man ihr wegen der Spuren, die sie dort hinterlassen hat, den Mord nachweisen können. Also nimmt sie auf der Straße eine Geisel mit einem Auto.

Dann eskaliert die Flucht mehr und mehr. Am Ende nimmt sie neue Geiseln im Verkaufsraum einer Autobahntankstelle. Einer von zwei jungen Männern, die sie dort u. a. als Geiseln genommen hat, tut nicht, was sie sagt, sondern greift sie an. Sie schießt …

Nach und nach wird die ganze tragische Geschichte der Flüchtenden erzählt, die nun keinen Ausweg mehr sieht.

Der Autor

Andreas M. Sturm ist 1962 in Dresden geboren. Mit 16 Jahren verfasste er seine ersten Storys, Kurzgeschichten und Western. Er entwickelte ein Faible für Kriminalromane und schrieb ab 2009 wieder selbst.

Während er durch seine Heimatstadt streifte, entwickelte er Kriminalromane um das Duo Wolf & König. Neben solchen Krimis schreibt Sturm Kurzgeschichten und gibt Anthologien heraus, u. a. die Reihe Giftmorde.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der edition krimi.
  • Foto von Patricia Holland Moritz. Copyright: Martin Hartung.
  • Foto von Traude Engelmann. Copyright: Elia van Scirouvsky.
  • Foto von Andreas M. Sturm. Copyright: Andreas Müller.
  • Alle Autorenfotos ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der edition krimi.

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