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Der Welt-Detektiv Band 6

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Schwäbische Sagen 41

Schwäbische-Sagen

Wie man Bäume zum Fruchttragen zwingen kann

1.
Eine mündliche Überlieferung aus Derendingen

Wenn ein Obstbaum nicht tragen will, muss man den Sommer hindurch einen großen Stein darauflegen, sodass er zur Strafe dennoch eine Last tragen muss. Das nächste Jahr kann man dann sicher mit Obst rechnen.

2.
Eine mündliche Überlieferung aus Derendingen

Trägt ein Nussbaum nicht, so kann man ihn zwingen, dass er das nächste Jahr tragen muss. Man steigt nämlich zur Zeit der Nussernte hinauf und tut so, als ob er ganz voll säße, und schlägt in den Zweigen herum, dass das Laub davonfliegt. Dann trägt er ganz gewiss.


Muttergottesdild am Korn
Eine mündliche Überlieferung aus Wurmlingen

Auf jedem Körnchen Dinkel ist ein Muttergottesbild zu sehen. Man kann es schon mit bloßen Augen wahrnehmen, wenn man das Korn der Länge nach betrachtet. Deutlicher aber durch ein Vergrößerungsglas. Man erkennt dann ganz genau die Muttergottes mit einem Mantel angetan und mit dem Christuskind auf dem Arm. Deshalb hat das Brot von Dinkel auch eine besondere Kraft; ebenso eine solche Brotsuppe. Es schützt namentlich gegen Hexen. Wenn ein Jäger drei Stückchen Brot mit ins Gewehr lädt, so kann der Schuss nicht gebannt werden.


Erdbeeren verwünscht
Eine mündliche Überlieferung aus Wurmlingen und sonst

Ein Kind suchte einst Erdbeeren im Wald und hatte bereits ein Körbchen voll, da erschien ihm die Muttergottes und fragte, was es da im Korb habe. Das Kind antwortete, es habe nichts.

Da sprach die Muttergottes: »Ist es nichts, so soll es dir auch nichts ausgeben.« (»Ist es nints, so soll es dir auch nints be-schießen.« d. i. zureichen, bekommen, gedeihen.) Seitdem wird niemand von Erdbeeren satt, er mag davon essen, soviel er will, es ist immer, als ob man nichts genossen habe.


Der Geist in der Esche
Eine mündliche Überlieferung aus Genkingen

Bei Genkingen auf der Alb sieht an dem Weg, der nach Pfullingen führt, eine alte hohle Esche, darin wohnt ein Geist, der die vorübergehenden Menschen erschreckt, sie anhält und mit in die Esche zu nehmen sucht. Deshalb wagt es niemand, selbst nicht bei Regenwetter, sich in den hohlen Baum hineinzustellen. Diesen Geist will man sogar schon gesehen haben. Er soll eine rote Weste, schwarze Hosen und weiße Strümpfe tragen.


Das vierblättrige Kleeblatt

1.
Eine mündliche Überlieferung aus Rottweil

Zu Rottweil ließ sich einmal ein Seiltänzer sehen, der konnte auf der Nase einen ungeheuren Wiesbaum tragen und spazierte damit so leicht herum, als ob es nichts wäre. Während die Leute nun ihn anstaunten, kam ein Mädchen daher mit einer Tracht Klee, darunter sich ein Blatt mit vier Blättern befand. Dadurch war das Mädchen imstande, die Zauberei zu erkennen, welche der Gaukler da machte. Deshalb lachte es laut auf und sagte: »Das kann ein jeder! Der trägt ja nur einen Strohhalm auf der Nase.«

Zur Strafe aber, weil dies Mädchen ihn verraten hatte, verblendete sie der Zanberer dergestalt, dass es ihr plötzlich vorkam, als müsse sie durch ein Wasser gehen, weshalb sie flink ihren Rock anhob und zu waten anfing. Weil aber das Wasser immer tiefer zu werden schien, so hob sie den Rock auch immer höher bis über die Knie hinaus, sodass alsbald die ganze versammelte Volksmenge in ein ungeheures Lachen ausbrach. Da hatte sie auch ihr Teil.

2.
Eine mündliche Überlieferung aus Tübingen

Ein Mädchen, das ein vierblättriges Kleeblatt in den Schuh legt, kann den Vornamen ihres künftigen Geliebten erfahren. Sie darf sich nur nach dem Namen des ersten Mannes erkundigen, der ihr begegnet. Wie der heißt, so wird auch der Zukünftige heißen. Eine in Tübingen verheiratete Frau befragte einss dieses Orakel. Als der erste Bub, der ihr begegnete, David hieß, hatte sie schon allen Glauben daran verloren. Indes hat sie einige Jahre später richtig einen David zum Mann bekommen.

3.

Wer ein vierblättriges Kleeblatt ungesucht findet, dem steht noch ein Glück bevor.