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Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas 50

Mythen-und-Sagen-der-IndianerRede eines Seneca-Medizinmanns an den Großen Geist beim Opfern des weißen Hundes

Heil! Heil! Heil!
Leihe den Worten deines Volkes, die im Rauch ihres Opfers zu dir aufsteigen, ein offenes Ohr!

Blick herab auf dein Volk, das seine heiligen Bräuche in Ehren hält, und gib uns auch ferner Verstand und Willen, deinen Geboten treulich nachzukommen.

Höre weiter: Die Stimme deines Volkes steigt zu dir hinauf und bittet dich, die Versucher unschädlich zu machen, die uns vom Glauben an dich abwendig machen wollen und die Sitten unserer Väter verspotten.

Höre weiter: Gib den Hütern der Weisheit, deinen heiligen Medizinmännern, die Kraft, deine Gebote hinfort weiter zum Einhalten bringen zu können, und stärke unsere Mütter, damit auch sie ihren Pflichten nachkommen.

Wir danken dir, dass du uns so schöne Sitten gelehrt und sie bis heute rein erhalten hast.

Höre weiter: Wir danken dir, dass du so viele unserer Kinder am Leben gelassen und ihnen die Gnade gestattet hast, an diesem Fest teilzunehmen.

Wir danken unserer Mutter, der Erde, die uns erhält und so viele Früchte auf sich wachsen lässt. Möge sie uns auch in Zukunft nicht darben lassen.

Wir danken den Flüssen und den Strömen, die über unsere Mutter hinweglaufen. Wir danken dir dafür, dass du sie mit Fischen gefüllt hast, die uns wohl schmecken.

Wir danken allen Pflanzen und Kräutern der Erde, denen du die Kraft verliehen hast, unsere Körper stark und gesund zu erhalten und sie von bösen Krankheiten zu befreien, die uns teuflische Geister aufladen.
Wir danken den drei Schwestern – den Korn-, den Bohnen- und den Kürbisgeistern -, dass sie uns am Leben erhalten haben. Wir danken ihnen für die reiche Ernte und bitten sie, auch unseren Kindern gnädig zu sein.

Wir danken den Bäumen und den Büschen, die uns auf deinen Rat allerlei nahrhafte Früchte liefern.

Wir danken dem Wind, der durch seine Wachsamkeit böse Krankheiten von uns abgehalten hat, und bitten dich, ihn auch fernerhin wehen zu lassen.

Wir danken unserem Großvater Heno, der uns so weislich Regen schickt und die Pflanzen wachsen lässt. Mögest du unseren Großvater noch länger am Leben lassen.

Wir danken dem Mond und den Sternen, die uns mit Licht versahen, wenn die Sonne untergegangen war.

Wir danken der Sonne, die mit liebendem Auge auf die Erde herabblickt und das Gedeihen deines Volkes bewacht. Wir bitten dich, dass du uns auch ferner die rechten Wege wandern lässt, damit sie ihr Auge nicht vor Trauer und Scham von uns abwende und uns im Dunkeln lasse.

Wir danken den Honotschenokehs, deinen Hilfsgeistern, die dir so treulich bei der Regierung der Welt zur Seite stehen.

Zuletzt danken wir dir, Großer Geist. Wir glauben, dass du nichts Böses tun kannst und dass du die Erde nur zu unserer Glückseligkeit geschaffen hast. Wenn wir deinen Geboten nicht nachkommen, so strafe uns nicht zu hart.

Sei gütig gegen uns, wie du gegen unsere Väter warst.

Näho!

Quelle:

  • Karl Knortz, Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas, Jena 1871.