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Romantruhe-Western Band 10

Jasper P. Morgan
Romantruhe-Western Band 10
Die Rache einer Frau

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, Januar 2017, 102 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Firuz Askin
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:Sie wurde gedemütigt, gepeinigt, geschändet. Man nahm ihr alles, – sogar ihre Würde. Dann überließ man sie dem Tod. Doch Hattie Darrow lebt! Eine Frau, die nur noch einen Wunsch hat, ein Ziel, einen Sinn im Leben: – Jene Männer, die ihr Leben zerstörten, sollen sterben! Helfen soll ihr dabei ein Mann vom schnellen Eisen, ein Schießer. Auch er ist ein Getriebener, ein Mann mit dem Wunsch nach Vergeltung. Schließlich bekommt Hattie Darrow noch zwei Streiterinnen zur Seite, die durch die Hand jener Männer, die Hattie jagt, unermessliches Leid erfuhren. Zusammen mit dem erfahrenen, kampferprobten Revolvermann machen sich die drei Racheengel auf den langen Trail, – und wenn dieser Trail direkt in die Hölle führt, sind sie bereit, selbst dem Teufel vor die Füße zu springen!
Ein harter Western-Roman, – so hart wie der Westen selbst! Ein Western von Jasper P. Morgan. Das heißt: Kein Western für schwache Nerven!

Leseprobe

Die Siedlung bestand lediglich aus ein paar windschiefen, verwitterten Holzhäu­sern und einem Gemischtwarenladen, an den ein kleiner Mietstall, eine Schmie­de und ein Saloon angebaut waren.

Der Wind heulte um die Hausecken und wehte Staub über die Straße. Die Windböen spielten mit Tumbleweedbüschen, die in ihren Einzugsbereich gerie­ten, jagten die entwurzelten Büschel aus trockenem Präriegras und verdorrtem Gestrüpp, die dem kargen Boden mühelos entrissen worden waren, von Haus­ecke zu Hausecke, über den morschen Bohlensteig und fegten sie gegen nicht minder morsche Wassertröge. Am Vorbaudach des General Store schaukelte leise quietschend eine Laterne.

Der Reiter, der sich von Südosten her der Ortschaft näherte, hatte den Hut tief in die Stirn gezogen und saß vorgebeugt im Sattel, stemmte sich so gegen die Staubfahnen, die um ihn herumwirbelten und ihm entgegengetrieben wurden. Sandkörner fanden ihren Weg zwischen die trockenen, verwitterten Lippen und knirschten zwischen den Zähnen.

Das Pferd schnaubte unwillig, da es wie der Reiter selbst unter den aufge­wirbelten Staubkörnern litt.

Niemand schenkte dem einsamen Reiter Beachtung, als er seinen Falben vor dem Store zum Stehen brachte und eine Zeit lang regungslos auf dem Pferd ver­harrte, ehe er müde aus dem Sattel glitt. Er zog den Falben herum, führte ihn zu einem nur wenige Schritte entfernten Wassertrog auf der anderen Straßenseite und seufzte, als er das brackige und vom Sand schlammig gewordene Wasser betrachtete, das kaum eine Handbreit tief den Boden des Troges bedeckte. Behä­big tastete der Ankömmling nach der Pumpe, und selbst das widerwillige Krei­schen des rostigen Pumpgestänges vermochte das Heulen des Windes kaum zu durchdringen, als der Mann kühles Nass aus den Tiefen des Erdbodens in den Trog rinnen ließ.

Das Pferd löschte seinen Durst und hob dann den Kopf, um den Reiter dank­bar schnaubend mit der Nase anzustupsen. Der Mann tätschelte sanft den Hals des Tieres, das sich wieder dem Wasser zuwandte.

Der Reiter ließ die Zügel auf den Boden hängen und wusste, dass sich der Falbe nicht vom Trog wegbewegen würde.

Langsam drehte er sich um, ließ den Blick aus zusammengekniffenen Augen durch die einzige Straße wandern, die sich zwischen den beiden Häuserreihen dahinzog.

Was er sah, waren verwitterte Holzbauten, von denen einige durch falsche Fassaden größer erschienen, als sie in Wirklichkeit waren. Am Ende der Straße glaubte der Fremde, durch die wirbelnden Staubfahnen hindurch die Umrisse windschiefer Holzbaracken zu erkennen, denen die Bezeichnung Haus zu viel Ehre hätte angedeihen lassen.

Der Mann schüttelte den Kopf, wandte sich um und schritt auf den General Store zu. Die Vorbaubohlen knarzten unter seinen Stiefeln. Niemand befand sich im Verkaufsraum, der durch das spärliche Tageslicht, das durch die beiden Fens­ter ins Innere des Ladens gelangte, kaum erhellt zu werden vermochte.

Der Mann trat an den Verkaufsregalen und dem Ladentisch vorbei zu dem Durchgang, der in den Saloon führte. Auch das Lokal hatte den hochtrabenden Titel Saloon kaum verdient, bestand es doch aus nicht viel mehr als einem ein­räumigen Anbau, dessen größten Teil die Theke einnahm, die sich links vom Durchgang bis zum gegenüberliegenden Ende des Schankraums erstreckte. Zur Rechten, vor zwei weiteren Fenstern, standen vier runde Tische. Einer davon war mit grünem Filz bezogen, der bereits deutliche Abnutzungsspuren aufwies. Whiskey- und Kaffeeflecken verunzierten die Fläche des Spieltisches ebenso wie zahlreiche Brandlöcher, die von Tabakasche hinterlassen worden waren, und eine tiefe, hässliche Schramme, die von einer Messerklinge stammen mochte.

Die Reihe der Tische wurde von einem Kanonenofen abgeschlossen, der massig eine Hälfte der gegenüberliegenden Wand einnahm und trotz seines wuchtigen Aussehens nicht den Eindruck erweckte, als wäre er imstande, im Winter die Kälte aus den wurmstichigen Wänden fernzuhalten oder gar zu ver­treiben.

Gedämpftes Stimmengewirr und das leise Klappern von Chips, mit denen die Männer am Pokertisch ihr Glück versuchten, drang an das Ohr des Fremden, der sich leicht bückte, um den Durchgang vom Verkaufsraum in den Saloon durchschreiten zu können.

Im Schankraum war es ebenso düster wie im Laden, nur ein paar Petroleum­lampen spendeten schwaches Licht. Der zitternde Schein der blakenden Lampen ließ den Fremden bleich und unheimlich erscheinen.

Schlagartig verstummte das Gemurmel im Schankraum, als man den Frem­den bemerkte.

Es wurde totenstill. Und auf einmal war es, als hätte der leibhaftige Tod den Raum betreten!

Der Stranger war muskulös, breitschultrig und hielt den Kopf geneigt, sodass sein Gesicht weiterhin im Schatten der Hutkrempe verborgen blieb. Seine dunkle Kleidung war verstaubt.

Die wenigen Gäste im Baum unterzogen den Fremden einer eingehenden Musterung. Mancher Blick blieb an seinem tief geschnallten Revolvergurt hän­gen, aus dessen kurzem Quickdraw-Holster der Walnussgriff eines schweren 45er Colts ragte.

Für die meisten Anwesenden lag der Fall damit klar. Sie hatten einen Mann vom schnellen Eisen vor sich. Einen Schießer.

Der Fremde klopfte sich den Staub von den Kleidern und trat an den grob gezimmerten Tresen. Die Sporen an seinen Stiefeln klingelten leise, wie kleine Glöckchen. Die Gäste wandten sich wieder ihren Gesprächen zu.

Am Pokertisch, nicht weit vom Kanonenofen entfernt, saßen drei Männer bei einer Partie zusammen. Nur undeutlich konnte man sie im Zwielicht erkennen. »Lausiges Wetter, was?«, fragte der Keeper zur Begrüßung.

»Hab schon Schlimmeres erlebt.«

Das aufgesetzte Lächeln fror auf dem Gesicht des Keepers ein. Seine Knol­lennase zuckte. »Was … kann ich für Sie tun, Mister?«

»Ein kühles Bier. Falls Sie so was haben. Und einen Brandy. Den Besten.« Der Wirt beeilte sich, die Bestellung auszuführen. Gleich darauf schob er ein gefülltes Bierglas über den Tresen.

Der Fremde nahm einen langen Schluck und wischte sich mit dem Handrü­cken den Schaum von den Lippen.

»Feinster französischer Brandy. Hab ich mir aus San Francisco kommen las­sen, Mister. Nicht billig, aber ein ganz besonderes Tröpfchen«, sagte der Keeper und stellte das volle Brandyglas vor dem Fremden ab, wobei er sich bemühte, dabei nur ja keinen Tropfen zu verschütten.

Der Fremde nahm das Glas, roch daran und ging dann mit gemächlichen Schritten durch den Raum. Wieder verstummten die Gespräche, als er an den Tischen vorbeischritt.

Vor dem Pokertisch blieb er stehen.

Die drei Spieler hielten in ihrer Partie inne. Zwei von ihnen blickten fragend zu dem Fremden auf. Der Dritte ignorierte ihn. Er lehnte sich zurück und be­trachtete sein Blatt.

Überlaut klang das Geräusch im Schankraum, als das Brandyglas vor ihm abgestellt wurde.

»Genießen Sie den Drink, Mister. Es könnte Ihr Letzter sein.«

Der Fremde wandte sich nach diesen Worten um und wollte zur Theke zu­rückkehren.

»Augenblick!«

Der Stranger verharrte auf der Stelle. Aber man sah deutlich, wie sich seine Muskeln unter der Kleidung spannten. In diesem Moment war die tödliche Kälte, die von ihm ausging, fast körperlich zu spüren. Die Gäste im Schankraum hielten den Atem an und wagten nicht, den Blick von dem Fremden zu nehmen. Der Keeper schluckte krampfhaft. Sein Adamsapfel konnte sich in der trockenen Kehle des Mannes kaum bewegen.

Der Spieler beugte sich vor und legte seine Karten mit dem Bild nach unten auf den Tisch. »Wie komme ich zu der Ehre?«, wollte er wissen.

Der fremde Revolvermann drehte sich zu ihm um. Stahlblaue Augen muster­ten den Kartenspieler. »Die Einladung kommt nicht von mir, Thompson. Ich würde Ihnen nicht mal das Wasser aus einem Schweinetrog spendieren.«

Thompsons dichte Augenbrauen verengten sich. Zornesröte färbte sein schmales, kantiges Gesicht dunkel. Die Haut spannte sich über den hohen, aus­geprägten Wangenknochen, und die von einem schmalen Schnurrbart bewachse­ne Oberlippe zuckte, als er sie kurz auf die Unterlippe presste. »Sie wissen wohl nicht, was es heißt, sich mit Mut Thompson anzulegen, Mister?«, fragte er dann heiser. Langsam schob er seinen Stuhl zurück. »Bevor Sie ins Gras beißen, wer­den Sie mir noch sagen, bei wem ich mich für den Drink bedanken kann.«

»Bei mir!«

Thompsons Kopf ruckte herum.

Sie stand neben dem Eingang des Schankraums. Niemand hatte ihre Ankunft bemerkt. Lautlos war sie im Saloon erschienen – so lautlos, wie sich nur Indianer zu bewegen vermochten … oder Gespenster. Aber die Gäste im Schankraum erkannten sofort, dass sie es hier weder mit einer Indianerin noch mit einem We­sen aus dem Jenseits zu tun hatten.

Sie trug verwaschene Arbeitshosen. Anstelle eines Gürtels hatte sie einen groben Strick um die Hüften geschlungen. Das blaurot karierte Hemd war an mehreren Stellen geflickt, sicherlich einige Nummern zu groß und verbarg ihre weiblichen Rundungen.

Das lange honigblonde Haar hing in weichen Locken bis weit über die Schultern der Frau hinab. Hellgrüne Augen lagen unter fein geschwungenen Brauen. Eine schmale Nase, hohe Wangenknochen und schmale sinnliche Lip­pen verliehen ihrem Gesicht eine atemberaubende Anmut.

Thompson stand auf und grinste. Er nahm das Glas und prostete der Frau zu. »Verbindlichsten Dank, Lady. Ich werde auf Ihr Wohl trinken. Vielleicht lernen wir uns ja sogar etwas näher kennen …« Er wandte sich zu dem Fremden um. »Und Sie, Mister, sollten besser ganz schnell in den Wind schießen. Ich will Ih­nen nicht in Gegenwart einer Lady das Licht ausblasen müssen …«

»Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten Sie diese Skrupel nicht, Thompson!«, hallte die wohl modulierte und doch eiskalte Stimme der Frau hin­ter ihm auf die Hand, die das Glas zum Mund führen wollte, stockte. Thompson starrte die Frau an. »Wer sind Sie?«, fragte er heiser.

Die Frau trat nach vorn und blieb im Lichtschein einer Lampe stehen. Nun erst bemerkte Thompson den Revolvergriff, der aus ihrem Hosenbund ragte.

»Ich habe lange gebraucht, um Sie zu finden, Thompson. Wo sind die ande­ren? Wo sind diese gelb gestreiften Beutelratten, mit denen Sie damals auf Dar­rows Ranch waren?«

Thompson schluckte krampfhaft. Sein schmales Gesicht verfinsterte sich zu­sehends. Schweißtropfen perlten mit einem Mal auf seiner Stirn. Hastig kippte er den Drink hinunter und drehte das leere Glas zwischen den Fingern.

»Verflucht, Lady … wer sind Sie?«, stieß er beinahe mühsam hervor.

»Hattie Darrow.«

Die zwei Worte hatten eine verheerende Wirkung auf Thompson. Er schüt­telte den Kopf, wich zwei Schritte zur Seite und deutete auf die Frau.

»Das … das kann nicht sein! Sie sind … tot! Stu sagte, dass er Sie erledigt hat …«

»Er hat sich geirrt.«

Thompson stieß einen wilden Schrei aus, schleuderte Hattie Darrow das Glas entgegen und warf sich zur Seite. In seiner Hast stolperte er über seinen Stuhl, prallte gegen den Pokertisch und verlor wertvolle Zeit.

Hattie zog den Revolver aus dem Hosenbund.

Thompson griff ebenfalls zum Colt, doch Hattie hatte ihren Zeitvorteil ge­nutzt.

Mit beiden Händen hielt sie den schweren, langläufigen Colt und bog den Abzugshahn zurück.

Man sah ihr an, wie schwer die Waffe in ihren zarten Händen wog. Nur mit Mühe gelang es ihr, den Lauf ruhig zu halten.

Thompson gewann seine Selbstsicherheit wieder. »Du drückst nicht ab, La­dy. Du hast nicht den Mumm dazu. Außerdem kannst du das Ding ja nicht mal richtig halten!« Er richtete sich auf. »McNally hatte damals seinen Spaß mit dir. Mal sehen, ob ich dir nicht noch etwas mehr Freude bereiten kann als der alte Schwerenöter! Du liebst es bestimmt auf die harte Tour …«

Grinsend drückte er seinen Revolver ins Leder zurück und zog stattdessen ein Messer aus dem Gürtel. Die Klinge funkelte gefährlich im Schein der Petro­leumlampen – genauso gefährlich wie Thompsons Augen, deren grausamer Blick Hattie eine Zukunft voll nie gekannter Schmerzen in Aussicht stellte!

Thompson trat einen Schritt auf Hattie zu.

Weiter kam er nicht mehr.

Er sah, wie sich das wunderschöne Antlitz der jungen Frau in eine starre Maske verwandelte, in der es keinen Platz für Gefühlsregungen gab. Er las weder Hass noch Abscheu in ihrem Gesicht, weder Wut noch Schmerz. Eher kam es ihm vor, als sei sie völlig emotionslos. Es schien ohne die geringste Bedeutung zu sein, was er mit ihr vorhatte oder was sie ihm entgegensetzen würde.

Ohrenbetäubend krachte der Schuss aus Hatties Waffe!

Thompson wurde von der Wucht der Kugel zurückgeschleudert, rollte über den Spieltisch und fiel zu Boden.

Seine Pokerpartner rissen nun ebenfalls ihre Eisen heraus, doch gegen den fremden Schießer hatten sie keine Chance.

Wie der Blitz lag der Sechsschüsser in seiner Rechten und spuckte Feuer und Blei, Tod und Verderben!

Ein Gegner schrie auf, wirbelte um die eigene Achse, prallte gegen den Ka­nonenofen und riss mit seinem Körpergewicht das Ofenrohr aus der Halterung, als er sterbend zu Boden rutschte. Der andere Pokerspieler krümmte sich unter dem Einschlag des Projektils zusammen und brach in die Knie. Der Colt rutschte aus seinen kraftlosen Fingern. Als er sich halb zu Hattie und dem fremden Re­volvermann umdrehte, hatte er seine Finger um die stark blutende Wunde dicht über seiner Gürtelschnalle gekrallt. Er wimmerte, und seine Augen flirrten vor Schmerz.

Thompson richtete sich stöhnend auf. Sein Hemd hatte sich an der rechten Seite blutrot gefärbt. Er hob mit wutverzerrtem Gesicht sein Schießeisen. »Mist­stück!«, stieß er keuchend hervor. Der Atem rasselte in seiner Kehle. »McNally hätte dich damals abknallen sollen!«

»Stimmt.«

»Wie … hast du mich gefunden?«

Hattie fischte einen Gegenstand aus der Brusttasche ihres Hemdes und warf ihn vor Thompson auf den Boden.

Fassungslos stierte der Spieler auf den funkelnden Silberring mit dem türkis­farbenen Stein. »Da soll mich doch der Teufel holen … Mein Ring! Den bin ich beim Pokern losgeworden!«

Hattie nickte. »Ich fürchte, diese Partie haben Sie auch verloren. Und was den Teufel betrifft – er muss Sie nicht holen. Er wartet, bis Sie zu ihm kommen. Ich glaube, er wird nicht mehr lange warten müssen …«

Thompson riss die Waffe hoch und drückte ab. Eine Schmerzwelle raste durch seinen Körper und ließ ihn zusammenzucken.

Sein Schuss verfehlte Hattie. Dafür traf sie umso besser. Ihre Kugel rammte in Thompsons Brust, riss ihn hoch und stieß ihn nach hinten und gegen die Wand.

Ein Blutfaden rann aus seinem Mundwinkel, gefolgt von einem breiten Blut­schwall, den Thompson mit einem schmerzhaften Hustenanfall über seine Lip­pen schickte. Er krampfte sich noch einmal zusammen, sein Gesicht verzerrte sich zur Grimasse eines zutiefst Gepeinigten.

Dann rutschte er leblos an der Wand zwischen den beiden Fenstern entlang zu Boden und blieb dort breitbeinig sitzen.

Hattie Darrow nickte dem Fremden zu und verließ den Saloon.

Der Schießer trat zu dem verwundeten Kartenspieler. »Wo haben sich Thompsons Kumpane verkrochen, Sonny?«, fragte er ruhig.

»Ich hab keinen Schimmer, Mister. Lassen Sie mich am Leben. Bitte…« Der Mann zitterte am ganzen Leib, und seine Augen flirrten vor Todesangst. »Wo hielt sich Thompson auf, bevor er hierher kam?«

»Westlich von hier. Saddler’s Creek. Hab ihn erst getroffen, als er bereits auf dem Weg hierher war. Wir wollten von hier aus runter nach Laredo.«

»Du hättest dir deine Sattelpartner sorgfältiger aussuchen sollen, Sonny.«

Der Revolvermann hatte längst erkannt, dass für den Verwundeten jede Hil­fe zu spät kam. Er würde einen äußerst schmerzhaften und qualvollen Tod ster­ben.

Der Schießer trat an den Tresen, ließ sich einen Brandy einschenken und nippte an dem Glas. »Vergraben Sie die Kadaver irgendwo da draußen«, wies er den Keeper an und nickte zu Thompsons regloser Gestalt und den beiden ande­ren Pokerspielern hin. »Grabsteine brauchen sie nicht. Es wird niemand nach ihnen fragen, und niemand wird sie vermissen.«

»He, Mister … ich bin noch am Leben!«, ächzte der Verwundete. »Ich bin noch nicht tot, Mister … ich lebe noch …!«

»Nicht mehr lange«, sagte der Fremde und warf ein paar Silberdollars vor dem Keeper auf die Theke. »Vom Rest trinken Sie einen Brandy auf Ihr Wohl, Mister. Der Tropfen ist wirklich gut.«

Die Worte und das Klirren der Silbermünzen hallten noch im Schankraum nach, als der Fremde bereits das Gebäude verlassen hatte.

Als der Keeper und die Gäste wenig später nach draußen drängten, waren die schöne Hattie Darrow und ihr Begleiter bereits vom undurchdringlichen Vorhang aus wirbelnden Staubfahnen verhüllt worden.

Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung der Romantruhe