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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Skalpjäger – Skalpjäger

Thomas Mayne Reid
Die Skalpjäger

Zweiter Teil
Drittes Kapitel

Skalpjäger

Es war noch früh am Abend, als wir das Lager – das Lager der Skalpjäger erreichten. Unsere Ankunft wurde kaum bemerkt. Ein einziger Blick auf uns war, als wir unter die Leute ritten, das alleinige Erkennungszeichen, welches uns zuteilwurde. Keiner erhob sich, keiner unterbrach seine Beschäftigung. Man ließ uns unsere Pferde absatteln und sie, so gut wir konnten, selbst in Sicherheit bringen.

Das Reiten hatte mich ermüdet, da ich so lange nicht im Sattel gesessen hatte. Ich warf meine Decke auf den Boden, setzte mich nieder und lehnte mich an einen Baumstumpf. Ich hätte schlafen können, aber die Fremdartigkeit meiner Umgebung regte meine Fantasie an und ich beobachtete sie mit großer Neugier.

Ich müsste den Pinsel zu Hilfe rufen, wenn ich Euch eine Idee von der Szene geben wollte, und selbst dies würde nur ein schwaches Bild davon geben.

Das menschliche Auge konnte sich keinen wilderen und malerischen Anblick denken. Es erinnert mich an Gemälde, die ich gesehen hatte und welche die Lager von Räubern unter den dunklen Fichten der Abruzzen darstellten.

Ich zeichne nach einer Erinnerung, die über viele Jahre eines abenteuerlichen Lebens zurückblickt. Ich kann nur die hervorragenden Punkte des Bildes geben. Die Details sind vergessen, obgleich zu jener Zeit die geringfügigen Einzelheiten für mein Auge neue und fremdartige Dinge waren und jede von ihnen meine Aufmerksamkeit eine Zeitlang festhielt. Ich wurde später mit ihnen vertraut und daher stehen sie jetzt in meinem Gedächtnis, wie eine Menge anderer Dinge, gerade durch ihre Deutlichkeit undeutlich da.

Das Lager befand sich in einer Krümmung des del Norte – in einer, von hohen Cottonholzbäumen umgebenen Lichtung, wo sich die glatten Stämme vertikal aus einem dichten Gebüsch von Palmettos und spanischen Bajonettbäumen erhoben. Auf dem offenen Boden standen einige zerrissene Zelte und außerdem erblickte man noch Fellhütten nach indianischer Art. Die meisten von den Jägern hatten jedoch ihr Obdach aus einer, auf vier aufrechten Pfählen gespannten Büffeldecke gemacht. In dem Gebüsch gab es über dies Lager, die aus Zweigen erbaut und mit den palmenartigen Blättern der Yuka oder mit aus dem nahen Fluss gebrachtem Schilf gedeckt waren.

Nach verschiedenen Richtungen führende Pfade wurden durch Öffnungen im Laub bezeichnet. Durch einen davon war eine grüne Wiese sichtbar, auf der an langen Lassos angepflockte Maultiere und Mustangs weideten.

Im Lager sah man überall Sättel, Zügel und Packstücke auf Baumstümpfen ruhen oder von den Ästen herabhängen. An den Bäumen lehnten Flinten und über den Zelten hingen rostige Säbel. Lagergeräte wie Pfannen, Kessel und Äxte bedeckten den Boden in jeder Richtung.

Es brannten mehrere Feuer, um welche Männergruppen saßen. Sie suchten keine Wärme, denn es war nicht kalt. Sie rösteten Hirschrippen oder rauchten aus sonderbar geformten Pfeifen. Einige putzten ihre Waffen und Ausrüstungsstücke.

Die Töne einer Menge von Sprachen drangen in mein Ohr. Ich hörte französische, spanische, englische und indianische Worte. Die Ausrufe standen mit dem Äußeren derjenigen, von welchen sie kamen, im Einklang.

»Hallo Dick, zum Henker, Old Nag! Was machst du da?«

»Sacré – enfant de garce!«

»Caramba!«

»Par dieu, Monsieur!«

»Beim ewigen Erdbeben!«

»Vaya hombre, vaya!«

»Carajo!«

»Bei Gosch!«

»Santissima Maria!«

»Sacré!«

Besonders drei Gruppen fielen mir auf. In jeder herrschte eine besondere Sprache und die Kostüme der Männer, aus welchen sie bestanden, waren so ziemlich gleichartig.

Die mir zu nächst unterhielt sich in spanischer Sprache. Es waren Mexikaner. Ich will die Kleidung der einen von ihnen, wie sie mir erinnerlich ist, beschreiben.

Calzoneros aus grünem Baumwollsamt. Diese sind nach Art der Matrosenbeinkleider geschnitten – kurz am Leib – eng um die Hüfte – und weit am unteren Ende, wo sie durch schwarzes, geprägtes und gesticktes Leder verstärkt werden. Die äußeren Säume sind von der Hüfte bis zum Knie offen, mit Schnüren besetzt und mit Reihen von silbernen, zuckerhutförmigen Knöpfen besetzt. Diese Säume sind offen, denn der Abend ist warm und darunter zeigen sich die Calzoncillos aus weißem Musselin, welche in weiten Falten auf die Knöchel herabhängen. Der Stiefel ist aus gegerbtem Kalbsleder, aber nicht geschwärzt, er ist rot und an den Zehen abgerundet und trägt einen Sporn von wenigstens einem Pfund Gewicht, mit einem drei Zoll im Durchmesser haltenden Rad. Der Sporn ist eigentümlich geformt und durch Riemen aus gepresstem Leder an dem Stiefel befestigt. Glöckchen – Canpanillos – hängen von den Zähnen der Räder herab und erschallen bei der leisesten Bewegung des Fußes.

Blick aufwärts. Die Calzoneros haben keine Hosenträger, sondern sind um den Leib mit einer seidenen Schärpe befestigt. Diese ist scharlachrot, mehrere Male um den Leib geschlungen und hinten, wo die gefransten Enden hübsch über die linke Hüfte herabhängen, zugeknüpft. Eine Weste ist nicht vorhanden. Die Jacke ist aus dunklem Tuch, gestickt und enganliegend, hinten kurz, sodass das Hemd über die Schärpe herausbufft. Das Hemd selbst, mit seinem breiten Kragen und seiner blumigen Vorderseite, legt von der Geschicklichkeit einer schwarzäugigen Poblana Zeugnis ab. Über allem diesem sitzt der breitkrempige, schattige Sombrero – ein schwerer, schwarz lackierter Hut, mit einem dicken Silberband, an den Seiten stehen Quasten aus demselben Metall hervor und geben ihm ein wahrhaft einziges Aussehen. Über die eine Schulter hängt, halb zusammengehalten, die malerische Serape. Ein Gürtel und eine Jagdtasche, eine Escopette, auf welcher die Hand ruht, ein paar kleine Gürtelpistolen, ein langes, schief über die linke Hüfte herabhängendes Messer vervollständigen das Kostüm desjenigen, welchen ich beschrieben habe.

Er kann als Charakterbild vieler seiner Gefährten in der Gruppe, die mir zunächst war, dienen. Ihre Kleidungsstücke zeigen Abwechslung, in allem war jedoch das Nationalkostüm aus Mexiko zu erkennen. Einige trugen lederne Calzoneros mit einem Spenzer oder Wams aus demselben Stoff, welcher sowohl vorn als auch hinten eng anlag. Andere hatten, statt der bunten Serapen, die Wolldecke der Navajo mit ihren breiten schwarzen Streifen. Von den Schultern noch anderer hing die schöne graziöse Mampa herab. Einige hatten Mokassins, während ein Paar von den Geringeren die einfache Guarache, die Sandale der Azteken, trugen.

Die Gesichter dieser Männer waren schwarz und wild, ihr Haar lang straff und schwarz wie die Flügel der Raben, während der Bart verwildert um ihr Gesicht wuchs. Blitzende schwarze Augen leuchteten unter den breiten Krempen ihrer Hüte hervor. Wenige unter ihnen waren Männer mit hoher Gestalt, aber ihre Körper besaßen eine Geschmeidigkeit, welche bewies, dass sie großer Anstrengungen fähig waren. Sie waren gut gebaut und an Mühseligkeit und Entbehrungen gewöhnt. Sie gehörten sämtlich der mexikanischen Grenze an und hatten sich oft im tödlichen Kampf mit den indianischen Feinden gemessen. Es waren Ciboleros, Bagueros, Rancheros, Monteros kurz, Männer, die bei ihrem häufigen Verkehr mit den Gebirgsmännern, den gallischen und angelsächsischen Jägern der östlichen Ebene, einen Grad von Kühnheit angenommen hatten, welcher keineswegs ihren eigenen Stämmen angehörte. Sie waren die Ritter der mexikanischen Grenze.

Sie rauchten Cigarritos, welche sie zwischen ihren Fingern in Maishülsen rollten. Sie spielten auf ihren ausgebreiteten Decken Monte, wobei sie ihren Tabak einsetzten. Sie fluchten und schrien Carajo, wenn sie verloren hatten, und dankten der Heiligen Jungfrau, wenn die Karten zu ihren Gunsten fielen. Ihre Sprache war ein spanisches Patois, ihre Stimmen scharf und unangenehm.

In geringer Entfernung von diesen, befand sich die zweite Gruppe, welche meine Aufmerksamkeit erregte.

Die Individuen, aus welchen dieselbe bestand, waren von der ersten völlig verschieden. Sie wichen in allen wesentlichen Punkten – sowohl in der Stimme als auch in der Kleidung, Sprache und Physiognomie von ihnen ab. Man erkannte auf den ersten Blick das anglo-amerikanische Gesicht.

Dies waren die Trapper – die Präriejäger – die Gebirgsmänner.

Wählen wir abermals einen Typus, welcher als Beschreibung für alle gelten kann.

Er steht auf seine lange gerade Büchse gelehnt da und blickt in das Feuer. Er ist sechs Fuß in seinen Mokassins hoch und von einem Bau, welcher Kraft und sächsische Abstammung verkündet. Seine Arme sind wie junge Eichen und seine Hände, welche die Mündung seines Gewehrs fasst, sind groß, fleischlos und muskulös. Seine Wange ist breit und fest, sie wird teilweise von einem buschigen Backenbart bedeckt, der über dem Kinn zusammen kommt und sich um die Lippen ziehe. Er ist weder blond noch schwarz, sondern von einer stumpfen, braunen Farbe und heller um den Mund, wo er von der Sonne, dem Whisky und dem Wasser gebleicht worden ist. Das Auge ist blau oder blaugrau, klein und an den Winkeln mit kleinen Krähenfüßen umgeben. Es liegt weder zu flach noch zu tief und schweift selten umher. Es scheint eher in einen, als auf einen zu blicken. Das Haar ist braun und von mittlerer Länge – ohne Zweifel bei seinem letzten Besuch in der Ansiedlung geschnitten, und der Teint, wenn auch ebenso dunkel, wie der eines Mulatten, dies nur infolge des Wetters. Er war einst hell. Das Gesicht ist angenehm, man könnte es sogar hübsch nennen. Sein ganzer Ausdruck ist dreist, aber gutmütig und edel.

Die Kleidung des soeben beschriebenen Individuums ist von heimischer Manufaktur – das heißt aus seiner Heimat – der Prärie und des wilden Gebirgsparks – wo das Material durch eine Kugel aus seiner Büchse gekauft wurde. Sie ist das Werk seiner eigenen Hände – wenn er nicht einer von denen ist, die in ihren Augenblicken der Trägheit ihre Hütte mit einem indianischen Mädchen aus den Stämmen der Sioux, Craw oder Cheyenne geteilt haben.

Sie besteht aus einem Jagdhemd von bis zur Weichheit eines Handschuhs geräucherter Hirschhaut, Beinkleider, die bis an den Gurt reichen, und Mokassins aus demselben Material – die Letzteren mit der Par flêche oder Haut des Büffels besohlt. Das Hemd ist am Gürtel eingeschlagen, aber an der Brust und der Kehle offen, und fällt in einem hübschen, die Schulter oben noch bedeckenden Kragen zurück. Unter ihm sieht man das Unterhemd aus feinerem Stoff, der gegerbten Haut der Antilope oder der der Dammkuh. Auf seinem Kopf sitzt eine Waschbärmütze mit dem Gesicht des Tieres nach vorn, während der geringelte Schweif wie eine Feder auf seine Schulter hinabhängt.

Seine Ausrüstung besteht aus einer Kugeltasche aus der gegerbten Haut der Bergkatze und einem mächtigen, halbmondförmigen Horn, auf welches er eine Menge vom eigentümlichen Erinnerungszeichen eingeschnitzt hat. Seine Waffen sind ein langes Bowiemesser und eine schwere, sorgfältig durch eine Halfter an dem ledernen Gürtel um seinen Leib befestigte Pistole. Hierzu kommt noch eine fast fünf Fuß lange Büchse, welche neunzig auf das Pfund schießt und so gerade ist, dass die Linie des Laufes und die des Kolbens beinahe gleich stehen.

Auf Zierlichkeit ist bei seiner Kleidung, seinen Waffen und Ausrüstungsstücken nur wenig gesehen worden, und doch liegt eine Grazie in dem Schnitt seines tunikaartigen Hemdes, eine Eleganz in der Besäumung des Kragens und der Beinkleider, und eine Stutzerhaftigkeit in der Art, wie die Waschbärmütze aufgesetzt ist, welche beweist, dass der Eigentümer einigermaßen auf seine persönliche Erscheinung sieht. Auf seiner Brust hängt ein kleiner, nett mit gefärbten Stachelschweinborsten gestickter Beutel.

Er betrachtet diesen von Zeit zu Zeit mit einem selbstzufriedenen Blick. Es ist sein Pfeifenbeutel – ein Liebeszeichen von einem dunkeläugigen, dunkel schwarzen Mädchen, welches ohne Zweifel, gleich ihm zu den Bewohnern der Wildnis gehört. Dies ist das Toute Ensemble eines Gebirgstrappers.

Den von mir Beschriebenen umgeben noch viele ganz ähnlich gekleidete und ausgerüstete Männer. Einige tragen breitkrempige Hüte aus grauem Filz und andere Katzenfellmützen. Die Jagdhemden der einen sind zu einer hellen Farbe gebleicht und in bunten Farben bestickt. Andere sehen zersetzt und geflickt und verräucherter aus, aber das Kostüm aller besitzt Charakteristisches genug, um sie klassifizieren zu können. Es ist unmöglich, den echten Gebirgsmann zu verkennen.

Die dritte Gruppe, welche meine Aufmerksamkeit auf sich zog, befand sich in größerer Entfernung von der Stelle, wo ich saß. Ich wurde aus Neugier, um nicht zu sagen vor Erstaunen erfüllt, als ich bemerkte, dass sie Indianer waren.

Können sie Gefangene sein?, dachte ich. Nein, sie sind nicht gebunden. Weder in ihren Blicken, noch in ihren Mienen, noch in ihren Gebärden sind Zeichen von Gefangenschaft zu erkennen, und doch sind sie Indianer. Können sie zu der Schar gehören und im Kampf gegen …?

Während ich, meinen Vermutungen dahingegeben, dasaß, ging ein Jäger an mir vorüber.

»Wer sind jene Indianer?«, fragte ich, auf die Gruppe deutend.

»Teils Delawaren, teils Shawnee.«

Dies waren also die berühmten Delawaren, die Abkömmlinge jenes großen Stammes, welcher an den Küsten des Atlantiks zuerst mit den eingedrungenen Bleichgesichtern kämpfte! Ihre Geschichte ist eine wunderbare gewesen. Der Krieg war ihre Schule, der Krieg ihre Religion, der Krieg ihr Zeitvertreib, der Krieg ihr Handwerk!

Sie sind jetzt nur noch geringe Überbleibsel. Ihre Geschichte wird bald zu Ende sein.

Ich erhob mich und näherte mich ihnen mit einem Gefühl der Teilnahme. Einige saßen um das Feuer und rauchten aus merkwürdig geschnitzten Pfeifen aus rotem Ton. Andere schritten mit dem majestätischen Gang, wegen dessen der Waldindianer so berühmt ist, hin und her. Unter ihnen herrschte ein Schweigen, welches in seltsamem Kontrast mit dem Geschnatter ihrer mexikanischen Verbündeten stand – von Zeit zu Zeit eine Frage, die in tiefer, sonorer Stimme gestellt wurde – eine kurze, aber ausdrucksvolle Antwort – ein gutturales Grunzen – ein würdevolles Nicken – eine Handbewegung – und so unterhielten sie sich, während sie ihre Pfeifenköpfe mit dem Kinnick-Kinnick füllten und die geschätzten Werkzeuge ihres Vergnügens von einer Hand zur anderen gehen ließen.

Ich blickte auf diese stoischen Söhne des Waldes mit Empfindungen, welche stärker waren, als die der Neugier – wenn man zum ersten Mal einen Gegenstand erblickt, von dem man seltsame Berichte gehört und gelesen hat.

Die Geschichte ihrer Wanderungen und Kriege war in meiner Erinnerung noch frisch. Vor mir befanden sich die Schauspieler selbst – oder Typen von ihnen – in ihrer ganzen Wahrheit, in ihrer ganzen malerischen Wildheit. Dies waren die Männer, welche, von ihrer Heimat am Atlantik vertrieben, nur dem Schicksal ihrer Bestimmung, ihrer Rasse wichen. Sie waren über die Appalachen gestiegen – hatten sich von einem Wohnsitz nach dem anderen durchgekämpft – die steilen Abhänge der Allegheny herab an den bewaldeten Ufern des Ohio hinauf in das Herz des blutigen Toten. Fortwährend waren aber die Bleichgesichter ihrer Spur gefolgt und hatten sie weiter – der untergehenden Sonne zugetrieben. Blutige Kriege – punische Treue – gebrochene Verträge – hatten alljährlich ihre Reihen gelichtet. Immer noch waren sie aber, es verschmähend, in der Nähe ihrer weißen Sieger zu leben, vorgedrungen und hatten sich durch dreimal stärkere Stämme ihrer eigenen Rasse und Farbe gekämpft.

Die Forken des Ohage wurden ihr letzter Ruhepunkt. Hier versprach ihnen der Usurpator eine Heimat zu garantieren, welche auf allen Seiten die ihre sein sollte. Die Zusage kam zu spät. Krieg und Wanderung waren zu einem Teil ihrer Natur geworden und sie verschmähten mit verächtlichem Stolz die friedliche Bebauung des Bodens. Die Überbleibsel ihrer Stämme hatten sich in den Ohagen versammelt, und in einem Sommer waren sie verschwunden. Die Krieger und jüngeren Männer wanderten hinweg und ließen nur die Alten und die Frauen und die Wertlosen in der ihnen angewiesenen Heimat zurück. Wohin sind sie gegangen? – Wo sind sie jetzt?

Wer die Delawaren finden will, muss sie auf der weiten Prärie – in den Gebirgsparks – in den Wohnsitzen des Bären und Bibers – des wilden Schafes und Büffels suchen. Dort kann er sie in zerstreuten Horden mit ihren alten Feinden, den weißen Verbündeten, oder allein treffen und sehen, wie sie Fallen stellen, jagen und die Ute, oder Arapaho, oder Craw oder Cheyenne – die Navajo oder Apachen bekämpfen.

Ich blickte mit tiefem Interesse auf die Zeuche und die malerischen Gewänder der Gruppe. Obwohlh keine zwei von ihnen ganz gleich gekleidet waren, zeigte doch das Kostüm aller gewiss Gleichartigkeit. Die Meisten trugen Jagdhemden, nicht aus Hirschhaut, wie die der Weißen, sondern aus buntbedrucktem Callico. Diese hübsch geformte und befranzte Kleidung bot, im Verein mit den Ausrüstungsstücken der indianischen Krieger, eine auffallende Erscheinung dar. Aber das, was die Kostüme der Delawaren und Shawnee von ihren weißen Verbündeten am meisten unterschied, war die Kopfbedeckung. Diese bestand aus einem Turban, welcher dadurch gebildet war, dass sie eine Schärpe oder ein Tuch mit bunten Farben, wie man sie noch bei den dunklen Kreolen von Haiti sehen kann, um den Kopf gebunden hatten. Unter der Gruppe vor mir waren keine zwei von diesen Farben gleich, dennoch hatten aber alle einen gleichartigen Charakter. Die Feinsten waren die aus den bunten Tüchern von Madras Bestehenden. Sie waren mit bunten Federn aus dem Flügel des Kriegsadlers oder dem blauen Gefieder des Reihers verziert.

Was ihr übriges Kostüm betraf, so trugen sie Hirschhautbeinkleider und Mokassins, die denen der Trapper beinahe gleich waren. Die Beinkleider einiger von ihnen waren am äußeren Saum mit Skalplocken geschmückt, welche eine düstere Geschichte der Tapferkeit der sie Tragenden darboten.

Ich bemerkte, dass ihre Mokassins eigentümlich waren und sich völlig von denen der Prärieindianer unterschieden. Sie waren auf der Vorderseite genäht, ohne Stickerei oder Zierrat zu zeigen, und in eine doppelte Reihe von Falten zusammengezogen.

Die Waffen und Rüstungsgegenstände dieser Krieger waren denen der weißen Jäger ähnlich. Sie haben schon längst dem Bogen entsagt. In der Behandlung der Büchse können die meisten von ihnen mit ihren Gebirgsgenossen wetteifern. Außer der Flintensteinbüchse und dem Messer tragen sie aber noch die alte Waffe ihres Geschlechts – den furchtbaren Tomahawk.

Ich habe drei charakteristische Gruppen beschrieben, welche mir beim Blick über den Lagerplatz auffielen. Es gab aber noch Individuen, welche keiner davon angehörten, und andere, die den Charakter verschiedener trugen.

Ich sah Franzosen, kanadische Voyeure, versprengte Diener der Nordwest-Company mit weißen Capoten – und diese plauderten, tanzten und sangen ihre Bootslieder mit der ganzen Eigentümlichkeit ihrer Rasse. Dann waren Pueblos, Indios manzos da. Die in ihren graziösen Tilmas oder Decken, mit einem Schlitz in der Mitte, um den Kopf hindurchzustecken, trugen, und den sie Umgebenden eher zu dienen, als ihre Gefährten zu sein schienen.

Auch Mulatten waren da und kohlschwarze Neger aus den Pflanzungen von Louisiana, welche den Ochsenziemer des Aufsehers gegen dieses freie umherschweifende Leben vertauscht hatten. Es gab hier zerrissene Uniformen, welche die Deserteure verkündeten, die von einem Grenzposten in diese entfernte Gegend gewandert waren.

Auch Kanakas von den Sandwichinseln sah ich, die die Wüste von Kalifornien durchzogen hatten – kurz, die hier Versammelten schienen jeder Farbe, jedem Klima, jeder Sprache anzugehören, wie sie die Zufälle des Lebens und der Instinkt der Abenteuersucht zusammengeführt hatte. Alle waren mehr oder weniger seltsame Individuen der seltsamsten Gruppierung, die ich je erblickt habe – die Schar der Skalpjäger!