Die drei Jungfrauen von Landskrone

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden undGeschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Erstes Bändchen

Die drei Jungfrauen von Landskrone

Auf dem linken Ufer der Ahr erhebt sich der freiliegende Berg Landskrone, von dem die weißglänzende Jungfrauenkapelle herabschaut. Früher stand dort eine mächtige Burg. Der Graf, der einst hier wohnte, hatte drei liebliche Töchter, denen jedermann wegen ihrer Anmut und Schönheit sehr zugetan war. Ein Ritter hatte um die Hand der einen angehalten, fand aber kein Gehör. Da sann er auf Rache. Einst, als sich der Graf mit seinen Knappen zur Jagd begeben hatte, überfiel der fremde Ritter mit seinen Leuten das Schloss. Der Ritter eilte ungeduldig von einem Gemach zum anderen, aber er fand nicht, was er suchte. Das Schloss wurde geplündert und in Brand gesteckt. Es war den erschreckten Jungfrauen gelungen, sich vor dem wütenden Feind zu retten und zu einer nahen Felsenschlucht zu fliehen. Auch dorthin fand der Wüterich im Schein des brennenden Schlosses den Weg. Die Jungfrauen waren in größter Not, und nur Gott selber konnte ihnen Schutz und Hilfe bringen. Auf einmal öffnete sich die Felswand unter ihren Füßen. Eine Felsengrotte nahm sie schützend auf, und so waren sie vor den Verfolgern wohlgeborgen. Inzwischen war ihr Vater von der Jagd zurückgekehrt, und die Frevler ereilte bald die verdiente Strafe. Der fremde Ritter fiel im Kampf, und seine Leute gerieten in die Gefangenschaft. Der Graf war wegen seiner Töchter sehr besorgt, da ihm über deren Verbleib nichts bekannt war. Unablässig suchte er nach ihnen. Erst in der dritten Nacht zeigte ihm ein Engel den Ort, wo sie vor allen Nachstellungen sicher waren. Eine unnennbare Freude empfand er, als er sie wiedersah. Aus Dank gegen Gott für die wunderbare Rettung seiner Kinder gelobte er, an der denkwürdigen Stelle eine Kapelle zu erbauen. Dass er sein Versprechen gehalten, beweist die von ihm erbaute Jungfrauenkapelle.