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Marshal Crown – Band 22

Die wilde Horde

Andrew Jones stand auf der Veranda seines Farmhauses und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Immer wieder sah er zu dem Hügel oberhalb von seinem Maisfeld hinauf, auf dessen Kuppe sich mehr und mehr Rinder drängten.

Das dumpfe Stampfen unzähliger Hufe war zu hören, Hornspitzen krachten zusammen und Erde wirbelte durch die Luft. Dann waren Reiter zu sehen, die schreiend und schießend die Herde umkreisten.

Diese Idioten!, durchzuckte es Jones. Bemerken die nicht, dass die Rinder genau auf mein Maisfeld zulaufen?

Das Gesicht des Farmers färbte sich rot vor Wut. »Mein Gott, das ist die Ernte eines ganzen Jahres!«

Jones überlegte nicht mehr länger. Er hastete ins Haus, riss sein Gewehr aus der Halterung über der Eingangstür und rannte schreiend auf das Maisfeld zu.

Aber es war zu spät!

Bis die Reiter die vielköpfige Herde von ihrem Weg abgedrängt hatte, war bereits die Hälfte des Maisfeldes zerstört.

»Ihr Schweine!«, brüllte Jones. »Ihr gottverdammten Schweine!«

Außer sich vor Wut riss er sein Gewehr hoch und feuerte auf die Herde. Aber er schoss viel zu überhastet und außerdem war die Herde für einen gezielten Schuss aus seinem altersschwachen Springfield-Karabiner inzwischen schon zu weit entfernt. Seine Kugel traf deshalb nur einen Nachzügler, der hinkend versuchte, den Anschluss an die Herde zu halten. Das altersschwache Tier schwankte unter dem Einschlag der Kugel, taumelte und brach dann zusammen. Am Ende der Herde machten ein paar Kühe ein, zwei nervöse Sätze, verfielen aber dann wieder wie alle anderen Rinder in jenen Trott, mit dem die Herde weiterzog.

Zu einem zweiten Schuss kam Jones nicht mehr.

Neben ihm zuckte plötzlich Mündungsfeuer auf.

Im gleichen Moment hörte er das Krachen des Schusses und dann, keinen Herzschlag später, traf etwas mit solch elementarer Wucht die Kolbenplatte seiner Springfield, dass ihm das Gewehr aus der Hand geprellt wurde und durch die Luft wirbelte. Die Wucht war so groß, dass seine Hände einen Moment lang wie Espenlaub zitterten.

Als er sich zur Seite drehte, sah er drei Männer, die im Halbkreis um ihn herum im Sattel ihrer Pferde saßen und ihn feindselig musterten.

»Alter, bist du verrückt geworden? Was schießt du auf unsere Rinder?«

»Ihr Hunde!«, keuchte Jones und deutete auf das niedergetrampelte Maisfeld. »Das war die Ernte eines ganzen Jahres. Mit dem Erlös davon wollte ich den Kredit bei der Bank abbezahlen und Vorräte kaufen. Von was soll ich jetzt leben?«

Der vorderste Reiter, ein indianerhafter, sonnenverbrannter Hüne, verzog abfällig sein Gesicht. »Das ist mir doch egal! Sei froh, dass du noch am Leben bist. Niemand schießt ungestraft auf Jack Malones Rinder!« Dann beugte sich im Sattel vor und lächelte zynisch. »Aber du hast Glück. Da ich heute meinen guten Tag habe, überlasse ich dir für den Schaden den Bullen, den du erschossen hast. Ich will ja schließlich nicht schuld daran sein, dass du im Winter verhungerst.«

Dann drehte er sich im Sattel um und winkte seinen Nebenleuten ungeduldig zu.

»Vorwärts Jungs, wie haben noch einen weiten Weg vor uns!«

Bevor die Männer weiter ritten, wandte sich noch einer der anderen Männer an den Farmer. Er war ein groß gewachsener, hagerer Kerl mit weizenblondem Haar.

»Ich an deiner Stelle würde nächsten Sonntag in der Kirche eine Kerze anzünden. Es kommt nicht oft vor, dass ein Mann, der sich Jack Malone und seiner wilden Horde in den Weg stellt, noch den nächsten Sonnenaufgang erlebt.«

»Ihr Schweine«, flüsterte Jones und ballte in hilfloser Wut die Fäuste. Tränen traten in seine Augen, während er dem davonziehenden Rindertreck nachstarrte.


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB und MOBI zur Verfügung.

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