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Friedrich Dönhoff – Der englische Tänzer

Friedrich Dönhoff – Der englische Tänzer

Sebastian Fink ist Ermittler bei der Hamburger Mordkommission. Er lebt in einer Wohnung mit Anna und ihrem Sohn Leo zusammen, obwohl er weder Leos Vater noch mit Anna liiert ist. Dennoch behandelt er den Jungen quasi wie seinen eigenen Sohn, Anna hingegen als eine gute Freundin, die er seit seiner frühen Schulzeit in Lübeck kennt.

Sebastian arbeitet mit Jens und Pia zusammen, zwei jungen Polizeibeamten, mit denen er gut harmoniert und die ihn bei den Recherchen zu seinen Fällen sehr gut unterstützen.

Aus der Zeitung erfährt er, dass das Londoner Erfolgsmusical Tainted Love von der Themse an die Elbe kommt und im Hamburger Hans-Albers-Theater Premiere feiern wird. Sebastian kennt den Titelsong. Es handelt sich um ein Lied des Pop-Duos Soft Cell, einen Hit aus den 80er Jahren.

Während Sebastian sein Büro betritt, läutet das Telefon auf dem Schreibtisch. Ein Beamter von der Davidswache muss ihn dringend sprechen, weil nebenan im Hans-Albers-Theater von der Kuppel im Zuschauersaal eine Leiche herabhängen soll. Zumindest gibt die Physiotherapeutin des Theaters, Silke Engelmann, an, dies gesehen zu haben.

Sebastian fährt sofort zum Theater, aber als er dort ankommt, sieht er keine Leiche von der Kuppel hängen, und offenbar hat niemand außer Silke Engelmann dort eine Leiche gesehen. Es scheint so, als ob die Physiotherapeutin eine Halluzination hatte. Sie befindet sich nun im Krankenhaus in Altona, mit der Diagnose Nervenzusammenbruch.

Während sich Sebastian die Kuppel und die Möglichkeiten anschaut, dort eine Leiche aufzuhängen, erscheinen ein junger, großer, muskulöser, rothaariger Mann und eine ältere, blonde, ganz in Schwarz gekleidete Frau im Saal. Die Frau stellt sich Sebastian als Linda Berick vor, Autorin und Co-Produzentin des Musicals. Sie ärgert sich über die Polizeipräsenz am Ort und weist darauf hin, dass man dort am selben Abend vor ausverkauftem Haus die Premiere feiern will. Sie hofft, dass alles nur ein Irrtum einer Verrückten ist und dass die Premiere wie geplant stattfinden kann.

Endlich aber wird Linda Berick freundlicher und lädt Sebastian ein, sich das Stück am Abend anzusehen. Gerade haben zwei Gäste abgesagt, und sie kann ihm bei Interesse deren Karten geben.

Sebastian sucht zunächst die Physiotherapeutin in der Klinik auf, die gerade zum ersten Mal in psychiatrischer Behandlung ist. Die Frau kommt dem Polizisten zwar etwas eigentümlich vor, aber auch nicht viel merkwürdiger als manch anderer Großstädter. Er hält es nach wie vor für möglich, dass in der Kuppel des Musical-Theaters tatsächlich eine Leiche gehangen hat, die man später entfernte, ist sich dessen aber natürlich nicht ganz sicher. Sein Kollege Jens allerdings hält Silke Engelmann für verrückt und glaubt nicht, dass sie am angegebenen Ort tatsächlich eine Leiche gesehen hat.

Am Abend unterhält sich Sebastian zu Hause eine Weile mit Anna, bevor er ihr die Karten für Tainted Love zeigt und sagt, dass er dem Babysitter Bescheid gegeben hat. Damit beginnt eine Geschichte, die es in sich hat. …

Der Autor beschreibt in seiner Story neben verschiedenen Morden auch die Glitzerwelt des Musicals sowie deren Backstage-Bereich mit allen Facetten. Eitelkeit, Rivalitäten und Geltungssucht haben hier ebenso ihren Platz wie Gier nach Jugend, Reichtum und Ansehen. Tänzer, Manager, Musiker und alle anderen, die dem Musical das Leben einhauchen, kommunizieren miteinander, feiern gemeinsam, arbeiten hart, manchmal auch gegeneinander, erleben Eifersüchteleien oder auch Liebe und wahren den schönen Schein auf der Bühne bis zum bitteren Ende.

Und all diese Dinge und Menschen kreisen im Endeffekt um sehr viel Geld, das mit berühmten Musicals zu verdienen ist und sicherlich auch manche der Beteiligten zu Verbrechen verleitet.

Wichtig bei Friedrich Dönhoffs Geschichte ist zudem, dass in dieser Welt nicht jeder ohne Probleme zu ersetzen ist, wenn er einmal ausfällt, sondern dass es bei den Sängern und Tänzern auch große Stars gibt, deren Leistung und Ausstrahlung auf der Bühne einzigartig ist.

Verbindet man diesen Aspekt mit großen Gefühlen wie Bewunderung und sogar Liebe, so kann man sich sehr schnell vorstellen, dass auf einem solchen Nährboden durchaus auch einmal ein Mord geschehen kann, wie es hier dann auch der Fall ist.

Nebenbei beschreibt der Autor das moderne und interessante Privatleben der ermittelnden Beamten und skizziert alle beschriebenen Personen psychologisch glaubwürdig. Wieder einmal zeigt sich, dass zu viel Macht in den Händen einer Person zum Verhängnis werden kann und dass Eifersucht ein sehr starkes Motiv sein kann, Straftaten zu verüben.

Fazit:
Friedrich Dönhoff entführt den Leser mit seiner Geschichte Der englische Tänzer in eine Welt voller Glamour, die von großen Gefühlen und dem Applaus eines riesigen Publikums erfüllt ist. Psychologisch treffend beschreibt der Autor nicht nur die Akteure eines Musicals auf und hinter der Bühne, sondern auch die Polizisten, die hier einen Fall zu lösen haben, aber nebenher auch noch privat existieren.

Insgesamt behandelt dieser Krimi einen recht ungewöhnlichen Stoff sehr glaubwürdig, und der Verfasser liefert so dem Leser eine spannende Story, die ich guten Gewissens empfehlen kann.

Der Autor:

Friedrich Dönhoff, eigentlich Graf von Dönhoff, wurde 1967 in Hamburg geboren, wuchs in Kenia auf, wo sein Vater in der Entwicklungshilfe tätig war, kehrte aber nach der Scheidung seiner Eltern mit der Mutter nach Deutschland zurück.

Er studierte Geschichte und Politik und ließ sich zum Drehbuchautor ausbilden. Während seines Zivildienstes lebte er in Blankenese bei seiner Großtante Marion Gräfin Dönhoff, einer bekannten Publizistin und Herausgeberin der Zeit und pflegte freundschaftlichen Kontakt mit ihr, bevor er mit Biografien und dem Bestseller Die Welt ist so, wie man sie sieht – Erinnerungen an Marion Dönhoff bekannt wurde.

Der Autor lebt heute als freier Schriftsteller in Hamburg.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Diogenes Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright: Marvin Zilm. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Diogenes Verlags.
  • (ww)