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Fort Aldamo – Band 36

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 36
So packte Finnewacker den Verräter

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 21.03.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Da hat Master Sergeant Finnewacker Kopf und Kragen riskiert, um die drei geflohenen Ex-Offiziere zu schnappen – und nun soll er sie wieder aus Fort Aldamo türmen lassen! Colonel Brooke hofft, dass die Halunken zum Versteck ihrer Beute reiten, die vom Überfall auf einen Armeetransport stammt. Finnewacker soll ihnen folgen und sie mitsamt den Greenbacks einkassieren. Als ob das so einfach wäre! Zähneknirschend muss der Master Sergeant die Verbrecher ziehen lassen und setzt sich auf ihre Fährte. Und die führt mitten in die Hölle …

Leseprobe

»Ordonnanz!«

Master Sergeant Finnewackers be­fehlsgewohnte Stimme dröhnte durch die Kommandantur. Der Spieß der Strafkompanie und kommissarische Commander von Fort Aldamo saß hinter seinem Schreibtisch und blickte erwartungsvoll zur Tür.

Die Tür zur Schreibstube flog auf.

Ein Sträfling sauste ins Zimmer. Er war in grauweißen Drillich gekleidet. Der Mann schlug die Hacken zusam­men und grüßte zackig.

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

»Ich möchte sofort die Sergeanten Fitzgerald, Gedder, Kleiber, Gammer und Wallowa sprechen. Lass sie an­tanzen, aber ein bisschen dalli, dalli! Hast du das kapiert?«

»Aye, aye, Master Sergeant!«

Der Sträfling grüßte erneut vor­schriftsmäßig, machte kehrt und stürmte davon, als würde er von einem Rudel blutgieriger Apachen verfolgt.

Master Sergeant Finnewacker grinste zufrieden und lehnte sich zu­rück. Die Finger seiner rechten Hand trommelten auf die Schreibtischplatte. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten.

Es dauerte nur wenige Minuten, dann betraten die fünf Sergeanten den Raum. Sie grüßten ein wenig nachlässig.

»Was gibt’s alter Eisenschädel?«, fragte Sergeant Fitzgerald. »Du willst uns sprechen?«

»Hätte ich euch sonst rufen lassen?«, polterte Finnewacker.

Der kleine, krausköpfige Fitzgerald verzog das Gesicht, als wäre er von einer Wespe gestochen worden. Nicht nur er erkannte, dass ihr wackerer Vorgesetzter schlechte Laune hatte.

»Ist Sergeant Wollcram schon zu­rück?«, fragte Finnewacker.

»Nein, Master Sergeant«, antwor­tete der kleine Krauskopf. »Er ist noch auf dem Erkundungsritt, um, diese Georgia Miller zu finden. Soll ich noch eine Patrouille losschicken?«

»Nein – zum Henker!«

Master Sergeant Finnewacker stand auf und tigerte durch das Zim­mer. Keiner der Sergeanten sagte ein Wort. Es war besser, den Commander von Fort Aldamo nicht noch mehr zu reizen.

Finnewacker blieb plötzlich stehen. Er musterte seine Kameraden der Reihe nach. Die fünf Männer nahmen unwillkürlich Haltung an. Sie ahnten, dass Finnewacker dienstlich werden würde.

»Was ist mit diesen drei Zivilisten? Sind die noch immer im Fort?«

Sergeant Kleiber – der dicke Kü­chenbulle – nickte.

»Die Kerle fressen mich arm, Fin­newacker. Wir sollten sie zum Teufel jagen, wenn du mich fragst.«

»Bin auch dafür«, antwortete der Master Sergeant. »Wir schicken dieses Zivilistenpack zum Teufel! Ich traue den Kerlen nicht. Habe immer das Gefühl, dass sie diese drei ehemaligen Offiziere befreien wollen, die uns vor einigen Tagen überstellt wurden.«

Finnewacker machte eine Pause.

»Gut, lasst mich zur Sache kom­men.«

Der Commander von Fort Aldamo setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und nickte den Soldaten zu.

»Geheime Kommandosache. Ihr seid euch darüber im Klaren, was das bedeutet, nicht wahr?«

Die fünf Sergeanten nickten gleichzeitig ihrem bulligen Master Sergeant zu.

»Ich erkläre nochmals alles aus­führlich, was sich in den letzten Tagen ereignet hat, damit ihr das auch alle kapiert.«

Sergeant Fitzgerald griente nur und zog den Kopf zwischen die Schultern, als er Finnewackers wütenden Blick sah.

Wirklich – heute war mit Finnewa­cker nicht gut Kirschen zu essen. Der Master Sergeant hatte wieder einmal nicht gerade seinen besten Tag.

»Es geht um diese drei früheren Of­fiziere, die zu einfachen Infanteristen degradiert und uns überstellt wurden. Die Halunken überfielen einen Geld­transport der Armee und, erbeuteten hunderttausend Dollar. Die Hirsche wurden ganz schnell geschnappt, doch die Beute tauchte nicht wieder auf. Könnt ihr mir geistig folgen, ihr Pfeifenköpfe?«

Die Sergeanten nickten, zeigten sich über Master Sergeant Finnewa­ckers Kraftausdruck nicht beleidigt.

»Gut – weiter im Text.«

Finnewacker grinste. Seine Laune schien sich von Minute zu Minute zu verbessern.

»Also, Männer, diese drei Ex-Of­fiziere sind jetzt bei uns. Ihre Na­men lauten: Brad Stevenson, Captain; Lesley Drake, Lieutenant; und Bruce Warwick, auch ehemals Captain.«

Master Sergeant Finnewacker nahm eine Zigarre aus einem Käst­chen und zündete sie an. Sekunden später umhüllte eine blaue Rauch­wolke den Schädel des Master Ser­geant.

»Diese Georgia Miller, die im Mo­ment von Sergeant Wollcram draußen in der Wüste gesucht wird, fand Zu­flucht hier im Fort, nachdem sie den Apachen nur in letzter Sekunde ent­kommen konnte. Und dann befreite diese blonde und langhaarige Tiger­katze die drei Offiziersheinis. Ich sauste ihnen hinterher. Das Problem war, dass die Sträflinge und die Lady unseren Fitzgerald als Geisel mitge­nommen hatten. Die Fliehenden ritten in einen Hinterhalt. Es müssen sechs oder auch mehr Outlaws gewesen sein. Fitzgerald konnte fliehen. Georgia Millers Pferd scheute und ging mit dem schönen Kind durch. Auch die drei ehemaligen. Offiziere konnten fliehen. Fitzgerald und ich schnapp­ten die Hundesöhne. Die Kerle sitzen inzwischen sicher in einigen Zellen. So weit, so gut, Männer.«

Finnewacker sog an seiner Zigarre.

»Ich hoffe, dass Wollcram die blonde Wildkatze findet. Natürlich besteht auch die Gefahr, dass sie dieser Ban­ditenhorde in die Hände gefallen ist. So, Männer, jetzt komme ich zum Problem, das mich seit Stunden be­drückt. Fitzgerald kennt es bereits.«

Der kleine Krauskopf wartete auf einen Wutausbruch des Master Ser­geant, doch Finnewacker behielt sich eisern unter Kontrolle.

»Ich erhielt einen Befehl von Colo­nel Brooke aus Camp Lowell, der mir überhaupt nicht schmeckt.«

Master, Sergeant Finnewackers Stimme wurde unwillkürlich lauter.

»Der Colonel verlangt, dass wir den drei ehemaligen Offiziersknilchen zur Flucht verhelfen.«

»Was …?«‚ entfuhr es Sergeant Ged­der.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, seufzte der dicke Kleiber.

Die beiden anderen Sergeanten – Gammer und Wallowa – starrten ihren Vorgesetzten sprachlos, an. Nur Ser­geant Fitzgerald zeigte keine Reaktion. Er kannte bereits die Nachricht aus Camp Lowell.

»So ist es aber, zum Henker«, knurrte Master Sergeant Finnewacker. »Ich riskiere Kopf und Kragen, um diese Höllenhunde wieder einzufangen. Und nun verlangen diese Komiker in Camp Lowell, dass wir die Banditen laufen lassen.«

»Du hast was vergessen, Finnewa­cker«, riet Sergeant Fitzgerald. »Den Grund, warum wir den drei degradier­ten Offizieren die Freiheit wiedergeben sollen.«

Der Master Sergeant runzelte die Stirn und bedachte den kleinen Kraus­kopf mit einem unfreundlichen Blick.

»Kommt noch, Kleiner. Immer der Reihe nach.«

Master Sergeant Finnewacker drückte seine Zigarre aus. Anschei­nend schmeckte sie ihm nicht mehr.

»Wir sollen diese drei Kerle lau­fen lassen, ihnen folgen und darauf warten, bis sie die Hunderttausend­ Dollar-Beute aus dem Versteck geholt haben. Erst dann gilt es, zuzuschlagen. Das ist der Plan von Colonel Brooke. Nicht schlecht, das gebe ich ja zu. Mir stinkt nur so gewaltig, dass uns diese Hohlköpfe aus Camp Lowell zu spät informiert haben. Jetzt dürfte es nicht mehr einfach sein, diese miesen Bur­schen freizusetzen, ohne dass sie Ver­dacht schöpfen.«

»Wird sich schon ein Weg finden, Master Sergeant«, meinte Sergeant Fitzgerald. »Das schaukeln wir leicht und locker. Da sind wir schon mit ganz anderen und oft schwierigeren Prob­lemen fertig geworden,«

Master Sergeant Finnewacker nickte.

»Gut, Leute, dann lasst euch was einfallen. Ich erwarte euch alle in einer Stunde wieder zum Rapport. Ist das klar? Abtreten!«

Die Sergeanten grüßten und stie­felten davon.

Nur der dicke Kleiber blieb stehen und blickte Finnewacker schief von der Seite an.

»Was ist, Dicker?«, bellte der Master Sergeant. »Wenn dir dein verdammter Zucker schon wieder ausgegangen ist, interessiert mich das im Moment nicht. Klar …?

Sergeant Kleiber seufzte.

»Das Salz geht zur Neige, Mas­ter Sergeant«, antwortete er leise. »Salz. Der Zucker reicht noch für eine Weile.«

Der dicke Küchenbulle baute sein Männchen und marschierte mit stampfenden Schritten davon.

»Salz! Zucker!«, tobte Master Ser­geant Finnewacker. »Ist mir doch scheißegal, zum Henker! Als ob ich keine anderen Sorgen hätte …!«

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 36. Bastei Verlag. Köln. 21.03.2017