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Fort Aldamo – Band 35

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 35
Finnewackers große Renegaten-Jagd

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 07.03.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Master Sergeant Finnewacker möchte im Erdboden versinken – welch eine Blamage! Da lässt er die gesamte Besatzung von Fort Aldamo zackig antreten, um drei Offiziere zu begrüßen, die aus Camp Lowell kommen. Die Sache hat nur einen Haken: Die Offiziere werden als Sträflinge ins Fort gebracht. Na, diese Galgenvögel sollen Finnewacker kennenlernen! Der Dreißig-Meilen-Gepäckmarsch ist erst der Anfang. Als der Master Sergeant während des Marsches eine blonde Lady aus den Händen der Apachen befreit, scheint die Welt wieder in Ordnung. Finnewacker ahnt ja nicht, dass er dadurch erst recht in Teufels Küche kommt …

Leseprobe

»Kannst du nicht anklopfen, zum Henker!«, fauchte Master Sergeant Finnewacker, Spieß der Strafkompanie und kommissarischer Commander von Fort Aldamo in einer Person.

Finnewacker nahm seine Füße vom Schreibtisch und blickte Sergeant Fitzgerald wütend an.

Der kleine, kraushaarige Sergeant wich unwillkürlich einen Schritt zurück.

»Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen, Finnewacker?«, wunderte sich der Krauskopf. »Hast wohl wieder einmal deinen empfindlichen Tag.«

Fitzgerald wandte sich um und stiefelte davon.

»Was willst du?«, schrie Finnewacker. »Los, spuck schon aus, was du von …«

Das Gesicht des Master Sergeants zeigte Verblüffung, als Fitzgerald weitermarschierte und die Kommandantur verließ. Dumpf fiel die Tür ins Schloss.

»Himmel, Arsch und Zwirn«, brüllte Finnewacker. »Ich habe doch gewusst, dass das heute ein ganz mieser Tag wird. Alles geht schief. Alles und …«

Es klopfte.

»Herein!«, brüllte der Master Sergeant.

Seine Augen wurden schmal, als er Sergeant Fitzgerald sah, der erneut eintrat, die Hacken zusammenknallte und dann so zackig grüßte, dass Finnewacker anerkennend grinste.

»Sergeant Fitzgerald bittet, eine Mitteilung machen zu dürfen, Sir. In Anbetracht der Wichtigkeit …«

»Steh schon bequem, du Pfeife. Verdammt, warum bist du auch immer gleich beleidigt?«

»In Anbetracht der …«, leierte der kleine Sergeant.

»Schnauze! Steh bequem, zum Geier.«

Fitzgeralds rechter Fuß ruckte nach vorn. Trotzdem stand er noch immer stramm vor seinem Vorgesetzten.

»In Anbetracht …«

»Mach mich nicht wahnsinnig, alte Knallschote! Was ist los? Welche Mitteilung hast du mir zu machen?«

»Sie werden’s niemals erfahren, Sir, wenn Sie mich dauernd unterbrechen«, fuhr der kleingeratene Sergeant fort. »Eine Brieftaube aus Camp Lowell, Sir.«

»Und …?«

»Eine Botschaft, Sir!«

»Wäre ich nie darauf gekommen, Kleiner. Warum überbringst du die Mitteilung und nicht der Wachhabende? Ist doch seine Aufgabe, oder etwa nicht?«

»Gewiss, Sir.«

»Ist was schiefgelaufen?«

Fitzgerald stöhnte. Sein Gesicht verzog sich, als würde der kleine Sergeant von immer schlimmeren Zahnsehmerzen geplagt.

»Du kannst einem auch mächtig auf den Geist gehen mit deiner dämlichen Fragerei«, polterte Fitzgerald los. »Willst du nun wissen, was geschehen ist oder nicht?«

Master Sergeant Finnewacker grinste breit, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und zündete sich eine dicke Zigarre an. Sekunden später war sein Kopf von einer riesigen Rauchwolke umhüllt.

»So gefällst du mir schon besser, alter Bürstenbinder. Und jetzt spuck aus, was du auf dem Herzen hast.«

»Wie bereits angedeutet, ist eine Botschaft per Brieftaube aus Camp Lowell angekommen. Und …«

»Na und, Kleiner? Lies schon vor!« Fitzgerald stöhnte erneut.

»Geht nicht!«

»Was …? Kannst du plötzlich nicht mehr lesen, Sergeant?«

Finnewackers Gesicht nahm einen misstrauischen Ausdruck an. Er musterte den Krauskopf wie ein seltenes Insekt.

»Kannst du überhaupt lesen? Wenn ich so überlege, habe ich noch nie so recht darauf geachtet.«

Sergeant Fitzgeralds Gesicht rötete sich immer mehr und erinnerte an einen frisch gebrannten Backstein. Der kleine Krauskopf blühte beide Backen auf.

»Die Botschaft kam verstümmelt an, Finnewacker. Ich kann’s nicht ändern. Irgendetwas ist mit der Taube geschehen. Vielleicht wurde sie von einem Raubvogel angegriffen. Außerdem wurde die Nachricht nass. Tut mir leid, Finnewacker, es ist nun einmal so!«

Der Master Sergeant sog an der dicken Zigarre und schüttelte dabei verärgert den Kopf.

»Also keine Nachricht, Fitzgerald?« Der schmächtige Sergeant lächelte gequält. Dann zog er einen winzigen Zettel aus der rechten Tasche seiner Feldjacke.

»Gib her!«

Finnewacker schoss hinter seinem Schreibtisch vor und riss dem zusammenzuckenden Sergeant das kleine Stückchen Papier aus den Fingern. Es knirschte, denn das Zettelchen riss in zwei Teile.

»Das auch noch«, murrte Fitzgerald. Finnewacker fluchte.

»Sag ich’s doch«, knurrte er. »Heute geht alles schief, verdammt noch mal. Welleicht sollte ich mich am besten ins Bett legen und allem seinen Lauf lassen.«

Der allgewaltige Master Sergeant von Fort Aldamo konnte in diesen Sekunden noch nicht ahnen, wie recht er hatte.

 

***

 

»Schöner Bockmist – nicht wahr?« Master Sergeant Finnewacker tigerte in seinem Office auf und ab. Plötzlich blieb er vor Fitzgerald stehen und tippte dem Krauskopf so fest gegen die Brust, dass der Sergeant erschrocken einen Schritt zurücktaumelte.

»Ha, na, na«, brummte Fitzgerald. »Das grenzt ja schon an Körperverletzung.« Und der Kleine fügte noch ein paar Worte hinzu, die normalerweise Festungserweiterungskommando oder wenigstens eine Woche Bau eingebracht hätten.

Finnewacker achtete nicht darauf.

Er blies dem Kleinen Zigarrenrauch ins Gesicht. Und das war etwas, was Fitzgerald überhaupt nicht ausstehen konnte.

»Ich verschwinde«, verkündete der kleine Sergeant. »Dir wird schon was einfallen, wie du das alles deichseln willst.«

»Hiergeblieben, Deserteur«, schnappte die Stimme des Commanders von Fort Aldamo. »Lass uns noch mal durchgehen, was wir von dieser verdammten Nachricht entziffern konnten.«

»Das bringt uns doch auch nicht weiter Finnewacker. Mach dir doch nichts vor. Wir haben insgesamt nur vier oder fünf Wörter entziffern können. Alles Weitere müssen wir uns zusammenreimen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«

»Gut.«

Finnewacker schnaubte wie ein feuriger Hengst, den jemand von seinem Harem trennen wollte.

»Fünf Worte, Fitzgerald. … Drei … Offiziere … Ankunft … Tage … Brooke.«

Finnewacker fluchte schon wieder. »Kannst du dir einen Reim darauf machen?«

»Könnte ich, Finnewacker, bin aber nicht daran interessiert, zudem alles andere nicht zu entziffern ist. Wenn was schiefläuft, bin ich der Dumme. Kommt nicht in die Tüte!«

»Feigling!

»Ich …?«, schrie Fitzgerald entrüstet. Finnewacker nickte.

»Okay, auf deine Verantwortung, Master Sergeant.«

»Auch gut, du Träne.«

»Colonel Brooke teilt aus Camp Lowell mit, dass uns drei Offiziere in den nächsten Tagen aufsuchen werden, Finnewacker. Wer, wie, was, warum, wieso, weshalb, wissen wir nicht, weil die Nachricht verstümmelt ist. Wir sollten auf alle Fälle dem Posten auf dem Turm Bescheid sagen, dass er dir sofort die Ankunft eines Reitertrupps meldet. Dann kannst du handeln, Finnewacker, und die Jungs im Fort auf Trab bringen und antreten lassen. Ich hoffe nur nicht, dass wir wieder mal ‘nen neuen Commander bekommen.«

Finnewackers Gesicht verzog sich, als habe er einen Eimer voller Seifenbrühe getrunken.

»Glaubst du das wirklich?«, stöhnte der Master Sergeant. »Verflixt und ausgebeult … äh … zugenäht, das würde gerade noch fehlen, so ‘nen Offiziersarsch vor die Nase gesetzt zu bekommen.«

Sergeant Fitzgerald grinste.

»Einen? Drei, wenn ich mich nicht täusche!«

»Das ist es ja«, wetterte Finnewacker. »Mit einem dieser Knallköpfe würde ich ja fertig werden. Aber gleich drei? Mann, o Mann, das wird eine Heidenarbeit, bis wir die vergrault haben.«

Master Sergeant Finnewacker griente.

»Vielleicht kommen die Jungs, um dich zu befördern, Finnewacker. Verdient hättest du es schon lange«, versuchte der Kleine seinen Vorgesetzten aufzumuntern.

»Quatschkopf«, maulte Finnewacker. »Daran glaube ich schon lange nicht mehr, dass Colonel Brooke mich in den Offiziersrang erhebt.«

»Das ist sehr schade«, meinte Sergeant Fitzgerald. »Du hättest es wirklieh verdient. Bist ein Soldat vom Scheitel bis zur Sohle. Einen Besseren gibt’s überhaupt nicht, alter Haudegen.«

»Meinst du das wirklich, kleines Fitzgeraldo, oder willst du mir nur Honig um den Bart schmieren?«

»Natürlich ist das mein voller Ernst, Finnewacker. Verlass dich drauf! Ich verschwinde jetzt und gebe dem Posten auf dem Turm Bescheid, dass er dich sofort benachrichtigen soll, wenn ein Reitertrupp auftaucht.«

»Einverstanden, Fitzgerald. Stell noch einen Mann dazu. Doppelposten. Kapiert? Doppelt genäht hält besser!«

Sergeant Fitzgerald wollte grüßen, doch Finnewacker winkte lässig ab und blickte dem Kameraden nachdenklich hinterher, als dieser das Zimmer verließ.

»Drei Offiziere«, murmelte Finnewacker. »Das hat mir gerade noch zu meinem Glück gefehlt! Verdammt noch mal, das kapiere ich einfach nicht. Was wollen die drei Burschen nur hier?«

Master Sergeant Finnewacker sollte es bald erfahren. Sehr bald sogar. Und es würde einiges anders sein, als er es in seinen kühnsten Träumen erwartete …

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 35. Bastei Verlag. Köln. 07.03.2017