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Der Mythos Tempelritter – Teil 3.15

Mythos-Tempelritter

Einst waren sie im Hochmittelalter die mächtigste Organisation auf Gottes Erden. Sie waren führend im Bankwesen, sie besaßen die größte Flotte des Abendlandes. Zeugen ihrer schier übermächtigen Größe und ihres Reichtums findet man noch heute: Der Newport Tower in Newport, Rhode Island, der als Leuchtturm der Templer gilt; Santa Mariá de Eunate in Spanien, welche die Templer nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem erbauten; Temple Church in London, die den Templern als englisches Hauptquartier diente; die Klagemauer sowie der Tempelberg in Jerusalem, wobei aufgrund der derzeitigen religiösen und politischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina es dort unmöglich erscheint, umfangreiche Ausgrabungen durchführen zu können. Die Liste der noch existierenden zeitgenössischen Sachzeugen und Bauwerke ist groß und würde den hiesigen Rahmen sprengen.
Wer waren die Templer? Wie waren sie organisiert? Wer waren ihre Führer? Gingen die geheimnisvollen Templer am Freitag, den 13. Oktober 1307 tatsächlich unter? Oder gibt es heute noch Nachfahren der Templer? Fragen über Fragen.
In einer losen Folge möchte ich versuchen, den Mythos der Tempelritter ein wenig zu beleuchten.


Die Großmeister des Tempelordens


Terricus 1198-1201

Jetzt erst gelangte der Seneschall Terricus1, welcher schon einige Male Großkomtur gewesen war, zur großmeisterlichen Würde. Ein Mann von reicher Erfahrung, großer Geschäftskenntnis und vielem Ansehen in und außerhalb des Ordens, der durch seine Sendung nach Rom selbst am päpstlichen Hof persönliche Freunde hatte, dessen Familienname aber unbekannt ist. Unterm 15. Juli 1198 bestätigte ihn Innozenz III. in der Bulle Omne datum optimum.

Die Tempelritter fühlten sich nun seit beinahe einem halben Jahrhundert in ihrer Bedeutsamkeit. Ihr Meister war stets einer der ersten Barone im Reich Jerusalem, bei allen wichtigen öffentlichen Unternehmungen wurden sie zurate gezogen, die Pilgerfürsten wandten sich vornehmlich an sie. Solche Auszeichnung und Wichtigkeit, dazu der Reichtum und Kriegsruhm machte die Ritter stolz, sodass König Richard, als ihn auf seinem Totenbett sein Kaplan, Fulko von Neuilly ermahnte, der Hoffart, Habsucht und der Schwelgerei zu entsagen, welche er so lieb wie drei Töchter hätte, wünschte, diese drei zu vermählen und zwar die Hoffart mit den Templern. Vergeblich wäre es, Richards Urteil über die Templer als wahr in Abrede stellen zu wollen. Die Quelle des Stolzes lag ihnen nahe. Gewöhnlich aus den edelsten, reichsten und angesehensten Familien entsprossen, traten sie in die durch und durch hochadelige, reiche und mächtige Ritterschaft des Tempels ein, welche im Abendland in hohen Ehren, in Syrien im größten Ansehen stand, ja hier gefürchtet war. Fürsten wagten nicht, die Gerechtsame dieses Ordens anzutasten, seine Glieder zu missachten, ihm in irgendetwas zuwider zu sein. Er vereinigte geistliches und weltliches Ansehen und barg in sich die Fülle des schönsten Kriegerruhms. Kriegerischer Beruf, Tapferkeit und Bildung erhöhten seine Macht und seinen Ruhm. Dazu kam, dass der Papst den Orden stets begünstigte, ihn mit vielen Vorrechten bedachte, mächtige Fürsten ihm ihr Vertrauen, ihre Achtung und Gunst erwiesen, die Ritterwelt mit neidischer Bewunderung auf ihn sah. Kein Wunder, dass der Tempelritter ein stolzer Baron war, über welchen Stolz fortan alle Schriftsteller klagen. Die Templer nannten sich in Urkunden Knechte Christi, arme Ritterschaft des Herrn, der Meister gab sich das Prädikat Demütiger, aber sie sind nun nicht mehr bloß Brüder des Tempels, Streiter Christi, sondern recht eigentlich Tempelherren, denen ein würdiger Bruder, Humbert, zurufen musste: »Was hilft es, die Sarazenen zu besiegen und von Lastern besiegt zu werden.«

Im März 1198 hatten die meisten Pilgerfürsten die Heimfahrt angetreten. Die Deutschen entschuldigten die verfehlte Meerfahrt damit, dass der Kanzler Konrad und einige Pilgerfürsten von den Templern bestochen worden seien, da diese für bedeutende Geldsummen vor den Sarazenen sich anheischig gemacht hätten, jeden glücklichen Erfolg einer Pilgerfahrt zu hintertreiben. Darum sei der bestochene Kanzler so schnell von der Belagerung von Toron abgestanden, das sonst jedenfalls hätte fallen müssen. Allerdings hatten diese Beschwerden einigen Grund. Das Gerücht setzte noch hinzu, das Geld, welches die Templer von den Sarazenen empfangen, sei schlechtes gewesen. Pullanen und geistliche Ritterorden sahen keinen Kreuzzug gern, Erstere um in Ruhe und in Frieden mit den Sarazenen zu leben, Letztere um ihre Zwecke im Abendland verfolgen und dahin zurückkehren zu können, wo sie der schönste Lebensgenuss erwartete.

Nachdem die Deutschen Syrien verlassen hatten, schloss König Amalrich einen Waffenstillstand mit Malek al Adel. Obgleich nun die syrischen Christen mit den Sarazenen Frieden hatten, so doch nicht untereinander. Im Jahr 1199 tat der Bischof von Sidon den Orden der Tempelherren in den Bann, weil er 1300 Byzantiner, welche der Bischof von Tiberias dem Orden früher geliehen hatte, nicht zurückzahlen wollte. Papst Innozenz III., der warme Freund der Templer, schlichtete den Streit und hob den Bann auf. Um diese Zeit beschwerte sich Leo, König von Armenien, bei Innozenz über die Templer, welche, da sie doch 20 000 Byzantiner von ihm bekommen hatten, um ihm gegen die Sarazenen beizustehen, ihrem Versprechen nicht nachkämen, ja nicht einmal sein Land schützen wollten, während er zu Felde zöge. Früher hatten sie die Burg Gaston besessen, dann dieselbe an die Sarazenen verloren, diese sie bei dem Gerücht von den großen Rüstungen im Abendland (gegen 1190) verlassen und der König Leo sie darauf als herrenloses Gut an sich genommen hatte. Die Templer hatten Einspruch erhoben, der König berief sich auf den Apostolischen Stuhl, wo er behauptete, das Schloss habe seinem Oheim gehört und sei von ihm mit gewaffneter Hand erobert worden. Nun verbanden sich die Templer mit Bohemund, Graf von Tripolis, und machten Leos Neffen Rupinus den Besitz des Fürstentums Antiochien streitig. Da sie die Bürgerschaft von Antiochien auf ihre Seite brachten, so zwangen sie den König zum Abzug. Dieser beschwerte sich wiederum beim Papst. Innozenz wünschte, der König möchte aus Achtung gegenüber dem Apostolischen Stuhl den Templern die Burg Gaston einräumen und seine Ansprüche einer neuen päpstlichen Untersuchung anheimstellen. Leo war dazu bereit und wollte den Templern auch seinen Neffen Rupinus zur Erziehung geben, ihnen bei der Wiedereroberung des Schlosses Derbesak behilflich sein, wenn sie ihm nur wider die Ungläubigen beistehen wollten. Aber sie weigerten sich dessen, weil sie ihn in Not sahen. Vielmehr gingen sie mit dem Grafen von Tripolis und den Hospitalitern damit um, jenen Rupin, welcher ein Sohn des nicht lange zuvor verstorbenen Raimund von Antiochien und einer Tochter Leos war, des Rechtes der Nachfolge zu berauben.

Der große Papst Innozenz III. ließ es sich äußerst angelegen sein, der traurigen Lage des heiligen Landes durch einen Kreuzzug abzuhelfen. Schon deshalb schonte er die Templer sehr in jenem armenischen Streit, weil er diesen Rittern einen großen Wirkungskreis bei Bewirkung und Ausführung des Kreuzzugs zugedacht hatte. Er legte der Geistlichkeit eine Steuer auf und verordnen, dass in jeder Kirche von den Laien für den heiligen Zug gesammelt werden möchte. Zur rechten Verwendung dieser Gelder verordnete er, dass die Prälaten mit Beratung eines Hospitaliters oder Tempelherren oder sonstigen verständigen Ritters, dürftige, aber tüchtige Krieger zur Meerfahrt ausrüsten sollten. Jeder so unterstützte Ritter sollte verbunden sein, wenigstens ein Jahr, oder, sei die genossene Unterstützung größer, noch länger sich dem Dienst des heiligen Landes zu weihen. Auch sei die Verpflichtung nicht eher für erledigt zu achten, als bis vom König und Patriarchen von Jerusalem, von den Großmeistern beider Orden und dem päpstlichen Legaten ein Zeugnis der vollendeten Dienstleistung beigebracht werde. Innozenz legte der gesamten Geistlichkeit ans Herz, wie ja nach den Nachrichten des Königs und der Patriarchen von Jerusalem und Antiochien und anderer Prälaten, der beiden Großmeister und des Königs von Armenien der Zug dringend notwendig sei und jeder Aufschub dem heiligen Land großen Nachteil bringen müsse. Innozenz ließ auf eigene Kosten ein Schiff erbauen und mit vielen Lebensmitteln, welche andere Wohltäter für das heilige Land angekauft hatten, befrachten. Ein Tempelritter Martin, ein Hospitaliter Raimund und ein Mönch Johann sollten das Schiff nach Syrien geleiten (1200). Da sie aber zu Messina durch Stürme zu lange aufgehalten wurden, verkauften sie die Ladung, weil sie zu verderben drohte, gingen mit dem Geld nach Palästina, verwandten ein Drittel zur Wiederherstellung der 1202 durch ein Erdbeben zerstörten Mauern von Jerusalem, ein Drittel bewahrten sie zur Verteidigung des heiligen Landes. Endlich gingen des Papstes Bemühungen aus dem Jahr 1201 in Erfüllung, ein neuer Kreuzzug begann. Im selben Jahr mag der Meister Terricus in hohem Alter gestorben sein. Das genaue Sterbedatum ist nicht bekannt.

Show 1 footnote

  1. Mehrere Schriftsteller lassen fälschlich einen Pontius Rigaldus als Meister folgen, der aber von gleichzeitigen Schriftstellern nicht genannt wird.
    Er ist entweder in der kurzen Vakanz nach Gilbert Großkomtur oder sonst ein Großwürdenträger gewesen. Überhaupt wird die Reihenfolge der Meister von nun an unsicher bis zu Thomas von Montagu, weil bis dahin keine bedeutende Pilgerfahrt stattfand, der Orden still für sich lebte und die Geschichte des schwachen Reiches Jerusalem tatenarm war. Auch galten im Tempelorden die Meister immer weniger, weil der Convent alles leitete und somit die Großmeister wenig oder gar nicht genannt wurden.