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Fort Aldamo – Band 33

Bill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 33
Auf Gedeih und Verderb

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 07.02.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Ich werde nicht eher ruhen, bis ich den Teufel Blackfisch gestellt habe! Das hat Master Sergeant Finnewacker geschworen, nachdem Sheriff Beero, sein alter Freund und Kriegskamerad, hinterhältig getötet wurde. Unerbitterlich folgt er der Spur des Mörders durch die Arizonawildnis. Nichts kann den Master Sergeant in seinem wilden Zorn noch aufhalten. Auf Biegen und Brechen kämpft er sich den Weg durch die mörderische Apachenhölle frei.

Da kreuzt eine verführerisch schöne Frau seinen Weg und verliebt sich in ihn. Er könnte den Himmel auf Erden haben – wäre da nicht die Fährte des Mörders …

Leseprobe

Finnewacker zügelte den Braunen und lächelte schlaff.

Die sechs Roten, die ihn von der Anhöhe im Westen aus eine ganze Zeit lang beobachtet hatten, brachten die Mustangs in Gang und kamen den steilen Hang heruntergeritten – direkt auf ihn zu. Er vermochte nicht zu erkennen, ob es Apachen waren. Er sah nur, dass es sich um Krieger handelte. Sie waren mit Gewehren bewaffnet. Mit Winchesters!

Ihre Gesichter Waren ockergelb bemalt. Gleich würde er erfahren, was das zu bedeuten hatte. Gutes gewiss nicht. Jedenfalls schien es ihm besser, sich darauf vorzubereiten.

Sie ritten in Keilformation. Der Krieger an der Spitze hob die Hand, als sie noch zweihundert Yards von ihm entfernt waren.

»Du, howdy, Freund!«, rief der Kerl.

Finnewacker grinste. »Amigo!«, erwiderte er tönend.

Die Roten nahmen die Mustangs auf und ritten im Schritt.

»Die Tour wäre mir recht«, brummte Finnewacker vor sich hin. »In Form bin ich schon. Aber nicht bei Laune.«

Die Krieger hielten die Winchesters in den Fäusten, die Läufe jedoch gesenkt. Das änderte sich erst, als die Bagage heran war. Sie umringten ihn und rissen die Gewehre hoch.

Finnewacker senkte die Lider und musterte den Anführer. »Aha! Bei euch sieht Freundschaft also so aus. In Ordnung! Wie ihr es haben wollt, Amigos!« Das letzte Wort zerquetschte er förmlich zwischen den Zähnen.

Reglos waren die Gesichter. Es handelte sich um junge Kerle. Sie musterten den Master Sergeant mit ausdruckslosen Blicken.

»Du absteigen!«, befahl der Anführer. Er zeigte auf Finnewacker und dann auf sich selbst, als er hinzufügte: »Pferd mein!«

Finnewacker wies mit dem Zeige-finger auf den Braunen. »Dieses Pferd dein?«

»Ja!« Der Rote nickte.

»Aha!«, knirschte Finnewacker. »Ist doch lustig, was man manchmal so an Neuigkeiten erfährt, was? Dein Pferd!«

Der Krieger nickte. »Joijoi!«

»Joijoi! Aha!«

»Mein!«, sagte der Rote gebieterisch.

»Nein, lieber Otto, das weiß ich aber anders«, erwiderte Finnewacker poltrig.

»Du!« Wieder zeigte der Rote auf ihn und wies in den Sand. »Absteigen!«

»Ich absteigen?«, fragte der Master Sergeant und zeigte auf den Boden. »Joijoi!«

FinneWacker nickte. »In Ordnung! Exerzier ich euch mal vor, wie ein Kavallerist vom Pferd steigt! Vorschriftsmäßig! Aber aufgepasst! Für euch mach ich das nicht zweimal, ihr schlitzohrigen Lumpen!«

Er schwang sich aus dem Sattel und zückte dabei den Revolver. Mit der Rechten. Mit der anderen Hand zog er den Karabiner unter der Satteltasche hervor. Blitzschnell ging das. Er hatte gerade mit einem Fuß den Boden berührt, als der schwere Dienstrevolver schon losdonnerte.

Auch die Krieger feuerten. Doch deren Geschosse peitschten über den leeren Sattel hinweg. Ein Roter, auf den Finnewacker gar nicht geschossen hatte, stürzte getroffen aus dem Deckensattel. Finnewacker feuerte in rasender Folge. Drei der Krieger lagen sterbend im Sand, als er das erste Mal danebenschoss. Doch schon die nächste Kugel fand wieder ihr Ziel. Sie traf den Anführer mitten zwischen die Augen, als dieser brüllend die Winchester durchhebelte.

Finnewacker ließ den leergeschossenen Revolver fallen, nahm den Karabiner in beide Fäuste und warf sich zu Boden. Er landete unter seinem Pferd. Die beiden letzten Krieger peitschten ihre Mustangs um den Braunen herum, damit sie Finnewacker wieder ins Schussfeld bekamen.

Er blieb auf dem Rücken liegen und feuerte unter seinem Pferd hindurch, zweimal schnell hintereinander. Aufschreiend stürzten die beiden Indianer in den Sand. Der eine wollte auf allen vieren davonkriechen, sackte jedoch plötzlich zu Boden und rührte sich nicht mehr.

Die reiterlosen Mustangs scheuten vor dem großen Weißen, als dieser sich aufrichtete und um den Braunen herum zu den regungslosen Kriegern hinüberstapfte. Aufgeregt schnaubend wichen sie vor ihm zurück.

Finnewacker wedelte mit der Hand. »Zieht Leine! Von euch will keiner etwas!«, knurrte er.

Als hätten ihn die Mustangs verstanden, schlossen sie sich zusammen und trabten davon.

Finnewacker stapfte von einem Krieger zum anderen. Es war keinem mehr zu helfen.

Er bückte sich nach einer Winchester. Nagelneu war die Waffe, und es war offensichtlich gewesen, dass die Roten damit nicht richtig umgehen konnten.

Hundesühne, die den Indianern immer wieder Gewehre verkauften! Aus einer Waffenfabrik im Osten hatten sich die Roten die Knarren nicht geholt. Das war jedenfalls Finnewackers Meinung.

Er warf die Winchester in den Sand und schritt zu seinem Braunen, klopfte dem Tier den Hals und stieg auf.

»Mein! Dein!«, sagte der Master Sergeant mit Polterstimme und brachte das Pferd dabei in Gang. »Da müsst ihr aber noch ein bisschen Englischunterricht nehmen, Leute. Was ihr da könnt, das reicht nicht.«

Gespannt sah er sich um. Spuren von Roten hatte er schon entdeckt, kurz nachdem er Phoenix verlassen hatte.

Sein Ziel war Morristown, weil er dort den Mörder des Sheriffs von Phoenix vermutete.

Master Sergeant Finnewacker war per Brieftauben-Nachricht von Colonel Brooks nach Phoenix entsandt Worden, um dort eine Herde von fünfhundert Pferden, die der Armee zum Kauf angeboten worden waren, auf deren Tauglichkeit zu prüfen.

Der Name des Viehhändlers war Jesse Blackfisch. Fünfhundert tadellos zugerittene Remonten aus erstklassiger Zucht hatte er der Armee angeboten. Doch diese Herde hatte nur aus altersschwachen Acker- und Karrengäulen bestanden.

Blackfisch hatte ihn zunächst zu bestechen versucht. Fünftausend Dollar hatte ihm der Hundesohn geboten, wenn er das von Blackfisch erstellte Gutachten unterschrieb. Doch Finnewacker hatte sich weder bestechen noch erpressen lassen.

Mit rücksichtsloser Gewalt war Blackfisch danach gegen ihn vorgegangen. Sogar den Sheriff hatte er umbringen lassen, der ein alter Kriegskamerad von Finnewacker gewesen war.

Sergeant Paul Bush, von allen nur Beero genannt, war während der Schlacht um Gettysburg zu Captain Conchos Reitern gestoßen. Was hatten sie während des Bürgerkrieges auf der Seite der Konföderierten alles miteinander erlebt! Zigmal waren sie dem Tod gemeinsam von der Schippe gesprungen. Und oft im letzten Augenblick. Inzwischen war Beero ein alter Mann geworden. Er war ja schon damals bedeutend älter gewesen als sie alle. Ein tapferer und verlässlicher Soldat, treu wie Gold und das bis auf die Knochen.

Sollte Finnewacker den Mörder seines alten Kameraden laufen lassen?

Selbst dann nicht, wenn die Hölle einfror! Beero war schließlich seinetwegen umgebracht worden.

Die Kameraden von Fort Aldamo, die ihm in Phoenix zu Hilfe gekommen waren, hatte er schon am folgenden Tag nach Aldamo zurückgeschickt, während er sich auf die Verfolgung von Blackfisch und dessen Killer gemacht hatte.

Finnewacker lenkte den Braunen nach Norden. Den Karabiner in der Faust saß er im Sattel und blickte sich immer wieder wachsam um. Die sechs Krieger waren gewiss nicht die Einzigen in diesem Gebiet.

Mit seiner Vermutung lag er richtig.

Kurz vor Sonnenuntergang trug der Wind von Westen her Gewehrfeuer heran.

Finnewacker hatte angenommen, dass die Roten aus dieser Gegend von Arizona längst vertrieben worden waren. Aber offensichtlich waren sie zurückgekehrt.

Er hielt und lauschte gespannt. Die Schießerei hatte an Heftigkeit zugenommen. Weit entfernt davon konnte Finnewacker nicht mehr sein.

Drei Krieger griffen fünf Weiße nicht an. Da musste das Verhältnis schon umgekehrt sein. Dem Gefechtslärm nach zu urteilen, waren die Roten in der Übermacht, denn es hörte sich nach einem heftigen und hartnäckigen Kampf an.

Finnewacker zog den Braunen um die linke Hand und trieb ihn an.

Er galoppierte auf einen mit Büschen bestandenen Hügel zu, jagte den Hang empor und zügelte sein Pferd im Gestrüpp.

In dieser weiten, sandigen Schüssel da unter ihm wurde ein Treck von Roten berannt.

Es handelte sich um einen Zug von zwülf Wagen, die zu einer Burg aufgefahren waren. Die Roten wandten ihre alte Taktik an, umritten die Burg in großen und kleinen Rudeln und schossen auf die Verteidiger.

Finnewacker schätzte die Roten auf hundert Krieger. Vielleicht waren es auch mehr, die dort im gestreckten Galopp, schreiend und schießend, die Wagen umkreisten und dabei über tote und verletzte Stammesbrüder setzten.

Rauch- und Staubwolken hingen in der Luft.

Finnewacker nahm den Revolver und den Karabiner in die Fäuste, trieb den Braunen durch das Gebüsch und brachte ihn in Galopp.

»Heia!«, brüllte er.

Der Braune streckte sich. Es dauerte eine ganze Weile, bis einige Krieger den Kavalleristen bemerkten. Sie stoppten jäh und schauten sich gehetzt um. – Ein Langmesser Soldat! War er allein? Diese Frage schien sie zu beunruhigen.

Vier Krieger schlossen sich zusammen und kamen ihm entgegengaloppiert.

Auch sie besaßen Winchestergewehre und nahmen ihn unter Feuer.

Dicht geschlossen jagten sie heran. Finnewacker benutzte erst auf dem letzten Stück den Revolver. Er schoss einen Mann aus dem Sattel, einen zweiten schlug er mit dem Karabiner vom Pferd.

Die anderen beiden schwenkten schreiend ab.

Finnewacker jagte im gestreckten Galopp weiter und feuerte auf die Krieger, die in Karriere um die Wagenburg rasten. Jetzt bemerkten sie ihn, peitschten ihre Mustangs herum und hielten in wildem Galopp auf ihn zu. Der Master Sergeant schob den leergeschossenen Revolver in die Koppeltasche und feuerte mit dem Karabiner Weiter, den er Augenblicke später wieder als Schlagwaffe benutzte, weil er keine Zeit zum Nachladen hatte. Er keilte den Braunen zwischen zwei Mustangs und wirbelte den Karabiner, den er am Lauf gepackt hielt, nach links und rechts. Sprungbereit und mit Messern in den Fäusten hockten die Kerle auf den Pferden. Aber es kam keiner mehr dazu, sich auf den großen, bulligen Master Sergeant zu werfen.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 33. Bastei Verlag. Köln. 07.02.2017