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Fort Aldamo – Band 32

Bill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 32
Da kamen Finnewackers Männer

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 24.01.2017, Titelbild von Günter König
Kurzinhalt: Master Sergeant Finnewacker soll in Phoenix Pferde begutachten, die der Händler Blackfisch der Armee verkaufen will. Kein Problem, denkt Finnewacker, und freut sich darauf, nebenbei noch ein paar schöne Tage in der Stadt zu verbringen. Doch daraus wird nicht viel. Die Pferde, die Blackfisch der Army andrehen will, taugen nicht mal als Karrengäule. Der Rosstäuscher will auf die krumme Tour den großen Reibach machen. Bestechung, Erpressung, Kidnapping und Mord sind seine Geschäftsmethoden. Finnewacker gerät in einen Hexenkessel, aus dem scheinbar kein Entrinnen mehr gibt. Doch da sind noch seine wackeren Jungs aus Fort Aldamo …

Leseprobe:

Summend stapfte Master Sergeant Finnewacker durch die Mainstreet von Phoenix, den Braunen am Zügel.

»… hussassa, bumsvallera, Schnaps ist gegen die Cholera …«

Er blieb stehen, als er das Schild sah, das ein kleines Gebäude als She­riff’s Office auswies.

Er ließ den Braunen am Straßen­rand stehen, zwinkerte einem hüb­schen Girl zu, das ihm freundlich zulächelte, und betrat die Hütte.

Der Sheriff, ein kleiner, hagerer, alter Mann, saß hinter dem Schreib­tisch und las in einer Zeitung.

»Hali und holdrio, ich bin so froh, mal wieder in der Zivilisation zu sein!«, rief Finnewacker leutselig. »Gestatten: Master Sergeant Finne- wacker, stationiert in Fort Aldamo.«

Der Sheriff legte die Zeitung aus der Hand und starrte ihn an, als wäre er ein Geist.

»Sie wissen nicht, wo Fort Aldamo liegt?«, sagte Finnewacker und lachte. »Sie können das getrost übersetzen mit: Arsch der Welt!«

Der Sheriff klappte den Mund auf.

Finnewacker blickte an sich hinab. »Was ist? Habe ich irgendwo Pfer­demist an mir?« Er griente. »Oder hat mir eine Kuh auf den Hut ge­schissen?«

Der Sheriff erhob sich. »Mensch! Das darf doch nicht wahr sein! -Bist du es, Finnewacker?«

Finnewacker senkte die Lider. »Wer soll ich denn sonst sein?«, brummte er und dachte angestrengt nach, wo er das Gesicht des Alten schon gesehen hatte. Irgendwie be­kannt kam es ihm plötzlich vor.

Der Sheriff wieselte um den alters­schwachen Schreibtisch und stieß sich dabei an der Kante. »Mensch, Finnewacker! Ich bin es! Beero! Mann! Sergeant Paul Bush! Genannt Beero!«

Da fiel es Finnewacker wie Schup­pen von den Augen. Er ging vor Freude in die Knie, warf den Hut vom Kopf und streckte die Arme vor. »Mensch, Beero! Du alte Pfeife!«

Sie fielen sich in die Arme und hüpften im Kreis. Beero fing an zu trampeln. »Hurtig sind, wie der Wind, Captain Conchos Reiter!«, sang er.

Finnewacker fiel mit ein.

»Marsch voran, alle Mann, und wir ziehen weiter.

Hurtig sind, wie der Wind, Captain Conchos Reiter!«

Sie packten sich an den Schultern, sahen sich in die Augen, die verdächtig feucht geworden waren, und lachten.

»Du alter Saftsack!«, sagte Finnewacker.

»Du in diesen blauen Klamotten!«, rief Beero krächzend. »Verdammter Verräter!«

Sie lachten und schlugen sich auf die Schultern, dass ihnen der Staub nur so aus den Jacken fuhr.

»Ich bin zu jung Soldat geworden«, sagte Finnewacker. »Das ist bei mir wie bei einem Säufer. Einmal angefan­gen, konnte ich nicht mehr aufhören.«

»Mensch, Finnewacker! Du hast keine Ahnung, wie es mich freut, dich wiederzusehen. Das müssen wir be­gießen! Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt. Wo kommst du her? Wo willst du hin?«

»Von Fort Aldamo komme ich! Das liegt gleich hinter dem Mond. Und dort, stell dir vor, du alter Kofferklauer, bin ich der große Hund. Ha! Sage ich ›Mustang‹, wiehert der ganze Haufen.«

Sie lachten und schlugen sich wieder auf die Schultern.

»Ich bin von meinem Regiment hier her beordert worden, um eine Pferde­herde zu begutachten, die ein Mister Blackfisch der Armee angeboten hat. Mensch, bloß weil ich nicht weiß, wo ich den Kerl hier suchen soll, bin ich hereingekommen.«

»Blackfisch?« Der Sheriff verzog das Gesicht. »Mit solchen Leuten macht die Armee Geschäfte? Na, das wäre aber früher bei der Konföderierten Armee nicht vorgekommen.«

»Ist der Kerl nicht sauber?«, fragte Finnewacker misstrauisch.

»Nicht sauber? Ein Dreckskerl ist das, sage ich dir. Sieh dich bloß vor. Die Pferde hat dieser Misthund wahr­scheinlich geklaut. In Utah oben, wie gemunkelt wird. Du kennst die Sorte doch. Niemals kann man denen etwas beweisen. Na, sieh dir die Herde mal an. Aber erst gehen wir mal einen heben, verstehst du. Und den spen­diere ich!«

»Machen wir!«, sagte Finnewacker breit und lachte wieder. »Da brat mir doch einer einen Storch! Zehn Jahre nach dem Krieg sieht man sich wieder. Wo haben wir uns damals zum ersten Mal gesehen? War das nicht während der Schlacht um Gettysburg?«

»Um Gettysburg? Mittendrin haben wir mit deinem Captain gesteckt!« Beero strich sich über den Hals. »Bis hier steckten wir in der Scheiße!«

»Mann! Oh, Mann!«, sagte Finnewacker. »Bei Appomattox bist du doch verschütt gegangen, wenn ich mich recht erinnere. Wir anderen waren doch damals noch lange zusammen. Nach dem Krieg noch.«

»Ich habe eine verpasst gekriegt. Forscreek und der kleine … wie hieß der Kerl bloß noch?«

»Oscura!«

»Richtig! Die haben mich aus der Feuerlinie getragen. Der kleine Oscura. Mit der Fresse immer vorneweg. Aber auch, wenn es gekracht hat. Das musste man ihm lassen. Gott, was waren das alles für Kerle. Der lange Benson! Mensch, wie wir über den oft gelacht haben. Jesus, Maria und Josef. So viele Pfundskerle auf einem Haufen habe ich nie wieder kennengelernt.«

Die Tränen traten dem Oldtimer in die Augen. Er schnäuzte sich und griff nach seinem Hut. Finnewacker schlug ihm bewegt auf die Schulter und setzte ebenfalls den Hut auf.

»Gehen wir nach nebenan in den Arizona Saloon. Die haben immer ein kühles Bier«, sagte Beero und strahlte Finnewacker wieder an. »Bin ich froh, dass du hier hereingekommen bist. Wie geht es dir denn so?«

»Prächtig! Und du?« Finnewacker sah sich um. »Sheriff in dieser Bude? Schon lange?«

»Noch nicht lange, Finnewacker! Ich habe mich nach dem Krieg ein bisschen herumgetrieben. Für einen Rebellen ist es ja schwer gewesen.«

»Wem sagst du das!«, brummte Fin­newacker.

Sie schritten zur Tür.

»Hast du von den anderen mal was gehört?«, wollte Beero wissen.

»Forscreek ist mir mal über den Weg gestolpert!

Der Oldtimer blieb stehen. »Was? Was treibt er denn?«

»Er fing damals an mit einer Waffen­fabrik. Du weißt doch, die Knallerei, das große Bumbum, das hat ihn doch immer fasziniert. Kanonen und Bom­ben soll er bauen. Soll ganz groß her ausgekommen sein. Ich habe mal einen Artikel über seine Bumsbude gelesen.

Beero staunte. »Ja, der Forscreek! Das war ein verrückter Hund. Seine Handgranaten! Erinnerst du dich noch?«

»Die stellt er jetzt in Serie her!«, sagte Finnewacker.

»Ich werd verrückt! Aber ein agiler Bursche ist er ja immer gewesen.«

Sie verließen das Büro. Beero schloss ab. Finnewacker nahm das Pferd mit und leinte es vor dem Saloon an den Hitchrack.

»Mensch, Finnewacker! Wie wir den Yankees Saures gegeben haben. Nun bist du selber einer.«

»Mann, der Kuchen ist doch geges­sen! Jetzt sind wir doch alle wieder Yankees.«

»Darauf wollen wir trinken. Scheißkrieg! Du hast es doch nicht eilig?«

»Ach was! Auf ein Bier kommt es nicht an. Wohnt dieser Blackfisch in der Nähe?«

»Am Ende der Straße hat er sein Büro. Die Pferde weiden auf dem Land der Pool-Ranch. Aber das, ist auch nicht weit.«

Sie betraten den Saloon, der nur mäßig besucht war, und setzten sich in eine Ecke an einen Tisch, um sich ungestört unterhalten zu können.

»Zwei Bier!«, rief Beero zum Tresen und griff nach Finnewackers Hand. »Bist du verheiratet? Hast du Familie?«

»Das habe ich nie richtig versucht, glaube ich. Und jetzt dort unten in Aldamo ist erst recht nichts damit los. Und du?«

»Ich bin wegen einer Frau hier kle­ben geblieben«, sagte Beero ernst und zuckte mit den Schultern. »Nun sitz ich in dieser Bude, und sie liegt auf dem Friedhof.«»Das tut mir leid für dich.«

»Ich habe es überwunden, Finnewa­cker. Das Leben geht eben weiter. Es geht mir ganz gut. Nur mein rechtes Bein. Granatsplitter, weißt du. Einer steckt immer noch drin, und das Biest quält mich hin und wieder. Aber wenn’s nicht schlimmer ist. Ich bin aus dem Krieg lebend herausgekommen. Das war wichtig. Wie oft habe ich damals gedacht, jetzt ist es aus. Aber ich hatte Glück. Und diesen Captain hatten wir. Als ich zum Haufen kam, habe ich ge­dacht, ein schneidiger Hund, der führt uns in die Hölle, nur um einen Stern zu kriegen. Ist aber nicht so gewesen. In die Hölle hat er uns oft geführt. Aber er hat immer den Weg wieder heraus­gefunden.«

Der Keeper brachte das Bier. »Hallo, Sheriff! – Master Sergeant! Auf Urlaub hier oder dienstlich?«

»Dienstlich!«, erwiderte Finnewa­cker.

»Zum Wohl!«, sagte der Keeper und entfernte sich wieder.

Beero und Finnewacker stießen an.

»Auf die alten Zeiten, Finnewacker, auf den alten Haufen, diesen lustigen Verein, und auf den Captain!«

»Die alten Typen sollen leben!«, sagte Finnewacker. »Und wir auch, Beero!« »Ja, wir auch!«

Finnewacker trank das Glas in einem Zug leer.

»Du kannst immer noch saufen!«, lachte Beero.

»Du konntest es damals besser!«, erwiderte Finnewacker und wischte sich den Schaum vom Mund. »Deshalb haben wir dich doch Beero genannt. Weißt du nicht mehr?«

»Doch!« Beero nickte. »Gleich nach Gettysburg ist das gewesen. Bevor wir zu diesem Höllenkommando losgeritten sind: Aber das war nicht Bier, das war Wein.«

»Rede doch nicht! Ich habe die Fäs­ser doch immer angestochen. Einmal hat es der Lange versucht. Zack hatte er den Strahl voll vor der Hose und ist auf dem Hintern gelandet.«

»Und wie wir alle so voll waren, kam der Yankee!«, erinnerte sich Beero und schaute versonnen ins Glas.

»Waren wir nicht so voll gewesen, hatten wir die Hucke vollgekriegt. Aber so haben wir gar nicht gemerkt, wie wenige wir waren.«

»Ich habe immer drei Yankees ge­sehen und auf den in der Mitte ge­schossen. Da waren auch die anderen weg«, sagte Beero grinsend.

»Da musst du ja eine Armee gesehen haben!«, lachte Finnewacker. »Keeper! Noch zwei Bier! Bist schon ein wilder Hund gewesen, Beero!«

»Wir waren alle wilde Hunde und verrückte dazu!«, sagte Beero gerührt von Finnewackers Lob.

Quelle:

Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 32. Bastei Verlag. Köln. 24.01.2017