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Fort Aldamo – Band 31

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 31
In Manolitos Todesfalle

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 10.01.2017, Titelbild von Günter König
Kurzinhalt:
In Fort Aldamo geht das Frischfleisch aus. Master Sergeant Finnewacker schickt einen Jagdtrupp los, doch die Männer werden selbst gejagt und geraten in die Gewalt einer üblen Bande mexikanischer Bandoleros. Ihr Anführer, der grausame Manolito, hat einen teuflischen Plan, in dem die Soldaten der Strafkompanie die Hauptrollen übernehmen sollen. Sein Pech, dass einer der gefangenen Soldaten entkommen und seinen Master Sergeant informieren kann. Finnewacker reitet sofort los – geradewegs in Manolitos Todesfalle …

Leseprobe:

»Master Sergeant, ich melde zehn Sträflinge zur Entlassung aus Fort Aldamo angetreten!«

Sergeant Fitzgerald stand kerzengerade vor seinem Vorgesetzten, der zufrieden griente, jetzt salutierte und die Hand zackig herunterriss.

»Danke, Kleiner!«

Fitzgerald machte kehrt und wetzte zu den Sträflingen hinüber, die dort in ihren grauweißen Drillichen in strammer Haltung standen.

Master Sergeant Finnewacker trat vor die Front.

»Guten Morgen, Männer!«, rief er.

»Guten Morgen, Master Sergeant!«, antworteten alle im Chor.

»Augen geradeaus! Rührt euch!«

Die Köpfe ruckten herum. Ein Schlag war das, als die Männer den linken Fuß vorsetzten.

Das war Musik in Finnewackers Ohren. Da ging ihm das Herz auf. Seine breite Brust spannte sich, während er die zehn Sträflinge musterte. Dabei verschränkte er die Hände auf dem Rücken und wippte lässig auf den Stiefelsohlen.

»Ich habe euch heute nicht zum Morgenappell antreten lassen, Männer. Den Grund kennt ihr genau. Eure Dienstzeit in der Strafkompanie von Fort Aldamo endet punkt zwölf Uhr mittags.«

Finnewacker sah die zehn Sträflinge der Reihe nach an. Sobald einer der Männer den Blick des Commanders von Fort Aldamo auf sich gerichtet sah, riss er die Hacken zusammen und nahm Haltung an.

»Herhören, Soldaten. Hinter euch liegt eine harte Zeit. In den letzten Monaten, seitdem ich das Kommando hier übernommen habe, war es vorbei mit der Gammelei. Der Dienst hier im Fort und natürlich auch das Festungserweiterungskommando forderten euch alles ab.

So soll es auch sein, denn das hier ist eine Strafkompanie. Ihr wurdet von Militärgerichten verurteilt und zur Bewährung hierhergeschickt. Eure Strafzeit ist vorüber. Ihr erhaltet alle einen Marschbefehl nach Camp Lowell. Dort meldet ihr euch bei Colonel Brooks. Er wird alles Weitere veranlassen. Ihr reitet nach dem Mittagessen los. Vor euch liegt ein harter Fünftageritt.«

Master Sergeant Finnewacker nickte den Sträflingen zu.

»Und noch etwas möchte ich euch auf den Weg mitgeben, Männer. Ihr habt eure Strafe verbüßt und werdet wieder in Ehren in die glorreiche Armee der Vereinigten Staaten aufgenommen. Geht in Zukunft einen gradlinigen Weg. Ich möchte keinen von euch jemals wieder hier sehen.« Master Sergeant Finnewackers Stimme nahm an Schärfe zu.

»Habt ihr verstanden? Sollte einer von euch erneut straffällig werden und nach Fort Aldamo geschickt werden, dann erwartet ihn hier die Hölle. Er sollte sich am besten vorher schon eine Kugel geben. Das wollte ich noch sagen, Männer! Ich wünsche euch alles Gute auf eurem weiteren Weg!«

Finnewacker nickte Sergeant Fitzgerald zu, der heranmarschierte. Der kleine Krauskopf salutierte zackig. »Übernimm, Kleiner. Du sorgst dafür, dass die Männer für den langen Ritt bestens ausgerüstet werden.« »Aye, Master Sergeant!«

Master Sergeant Finnewacker grüßte zackig und stiefelte zur Kommandantur davon, während Sergeant Fitzgerald hinter ihm die zehn Sträflinge abtreten ließ.

Der Spieß der Strafkompanie und kommissarische Leiter von Fort Aldamo verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als er Sergeant Kleiber über den Appellplatz watscheln sah.

Dem dicken Küchenbullen, wie Kleiber respektlos genannt wurde, unterstand die Küche und alles, was mit der Verpflegung des Forts zusammenhing.

Master Sergeant Finnewacker beschleunigte seine Schritte und tat so, als hätte er Kleiber nicht gesehen. Sein buschiger Schnurrbart sträubte sich wie eine Bürste. Das war immer ein verdammt schlechtes Zeichen bei Finnewacker.

»Finnewacker, ich muss dich sprechen«, keuchte Kleiber und unternahm den vergeblichen Versuch, seine zwei Zentner mehr in Schwung zu bringen.

Master Sergeant Finnewacker blieb abrupt stehen.

Ein Sträfling nahm mit langen Schritten Reißaus, als er den wütenden Gesichtsausdruck des Commanders sah.

Finnewacker wandte sich Kleiber zu, der herankeuchte und an eine alte Lokomotive erinnerte, die unter zu hohem Dampfdruck stand.

Finnewacker verbiss sich ein Grinsen, als Kleiber salutierte und dabei vergeblich versuchte, seinen kugelrunden Bauch einzuziehen, der wie ein Ballon über den Gürtel quoll.

»Schon gut, Dicker«, winkte Master Sergeant Finnewacker ab. »Was ist schon wieder los? Fehlt dir Salz oder Zucker? Oder willst du mir melden, dass es in den nächsten Tagen wieder nur Bohnen gibt, weil es mit dem Nachschub nicht klappt? Sprich dich nur aus. Ich bin auf das Schlimmste gefasst!«

Kleiber verzog das Gesicht in stummer Abwehr.

»Nichts von alldem, Finnewacker.«

»Dann ist es ja gut«, antwortete der Master Sergeant und wollte weiterstiefeln.

»Mensch, Finnewacker. Ich habe dir doch noch gar nicht gesagt, was ich auf dem Herzen habe!«

»Aha, Kleiber, du willst mir weismachen, dass du ein Herz hast. Da kann ich doch nur kichern. Ich …«

Master Sergeant Finnewacker winkte ab, als er sah, dass Kleibers Gesicht immer roter wurde.

»Was willst du?«

Finnewacker sah ein, dass er seine Späßchen mit dem dicken Küchenbullen nicht übertreiben durfte. Missvergnügt dachte er daran, dass Kleiber ihm schon einmal einen Streich gespielt und ihm einen Pfannkuchen serviert hatte, der statt mit Zucker mit Salz gebacken worden war.

Sergeant Kleibers Gesicht nahm langsam wieder eine halbwegs normale Farbe an.

»Wir brauchen Frischfleisch, Master Sergeant. Meine Vorräte sind ziemlich erschöpft. Ich will es dir rechtzeitig sagen, damit du mir nicht wieder Vorwürfe machst, wenn’s zu spät ist.«

Master Sergeant Finnewacker nickte.

»Gut, Dicker, ich kümmere mich darum und stelle ein Jagdkommando zusammen. Möchtest du daran teilnehmen?«

Kleiber zuckte zurück.

Alles, was irgendwie mit Bewegung zu tun hatte, verabscheute der dicke Sergeant. Es gab kaum eine größere »Strafe«, für ihn, als ein Außenkommando zu übernehmen.

»Wenn du es willst, Master Sergeant, übernehme ich selbstverständlich das Kommando!«

Finnewacker zog die rechte Augenbraue hoch.

»Mutig, mutig, Kleiber. Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Ab mit dir in deine Küche. Ich kümmere mich um das Wildbret.«

Sergeant Kleiber wollte salutieren, doch Finnewacker winkte nur ab und marschierte weiter. Als er die Kommandantur erreicht hatte, ließ er sich aufatmend in seinen Schreibtischsessel fallen.

Er zündete sich eine Zigarre an und paffte vor sich hin. Diese Minuten genoss Finnewacker so richtig. Wie sollte er auch ahnen, dass es bald mächtig rundgehen würde.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 31. Bastei Verlag. Köln. 10.01.2017