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Romantruhe-Western Band 1

Ben Bridges
Romantruhe-Western Band 1
Marschbefehl für Kompanie C.

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, April 2016, 72 Seiten, 4,95 Euro, aus dem Englischen von Manfred Quintus, Titelbild: Firuz Askin
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
Arizona-Territorium 1882. Die Apachen umkreisten die Army, verübten Überfälle, raubten und töteten, wo immer es ihnen gefiel. Captain Nathan Kelso wusste, dass, wenn er sie vertreiben wollte, er sie nur mit ihren eigenen Mitteln besiegen konnte: Er musste schnell und hart zuschlagen. Aber wer wollte schon auf einen heruntergekommenen Trinker hören?

Aber dann bekam er ganz überraschende Unterstützung, und er erhielt den Befehl, die Kompanie C zu bilden, eine schnelle, bewegliche Eingreiftruppe, die die Apachen in die Zange nehmen sollte, wo sie auch immer anzutreffen waren. Dazu wurden die Männer der Kompanie C mit einem Auftrag entsandt, der sie mitten hinein in das Indianerland führte. Und was war danach? Danach wurde alles nur noch schlimmer für Kelso und die Kompanie C …

Leseprobe

Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere für den Stagecoach-Fahrer Frank Stamp – bis ein Apachenpfeil seinen Hals durchschlug.

Als sich die Pfeilspitze aus Feuerstein in seinen Hals bohrte, gab er ein tiefes gurgelndes Geräusch von sich, sackte in sich zusammen und rutschte zur Seite gegen seinen bewaffneten Begleiter, Sam Walker.

Sam, der bis dahin auf dem Kutschbock der Concord-Kutsche gedöst hatte, brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, was geschehen war. Dann sah er die Pfeilspitze am Ende eines roten Schaftes und fühlte den warmen Blutstrahl, der aus Franks Halswunde austrat, und ihn traf ein heftiger Schock wie ein Schlag in die Magengrube.

Indianer griffen an!

Dann sagte ihm sein Instinkt, was er tun sollte: Er ließ sein Remington-Gewehr Kaliber 12 fallen, schob den toten Fahrer zur Seite und griff nach den Zügeln, die aus den Händen des Toten zu gleiten drohten, und mit einem verzweifelten Schrei »Nein!« versuchte Sam zu verhindern, dass Frank über die Seite wegkippte.

Aber es war zu spät.

Frank Stamp fiel vom Kutschbock hinunter und rollte durch Kreosotbüsche und Beavertail-Kakteen, die die Strecke säumten.

Mit verzerrtem Gesicht zog Sam die Zügel zu sich, zerrte daran und trieb die sechs Pferde seines Gespanns an, schneller zu laufen. Die Kutsche schoss geradezu nach vorne, als sich die Fahrt beschleunigte, aber weil Sam noch nie so ein Gefährt gelenkt hatte, begann es bedenklich von links nach rechts über den Weg zu schleudern und drohte aus dem Gleichgewicht zu geraten.

»Fahrer! Fahrer! Was ist denn los?«

Zunächst nahm Frank die Frage überhaupt nicht wahr. Er war viel zu sehr damit beschädigt, Kutsche und Passagiere aus dieser Hölle herauszubringen und zu verhindern, dass dabei die Concord umstürzte. Immerhin wog sie eineinviertel Tonnen.

Immer noch benommen von den Ereignissen dachte er auch an Frank. Frank … Sie hatten sich seit Jahren gekannt. Unvorstellbar, dass er in weniger als einem Augenblick getötet worden war und sie sich nie wieder sehen oder sprechen konnten –

»Fahrer!«

Jetzt nahm er die Stimme wahr. Sam lehnte sich ein wenig zur Seite und warf einen hastigen Blick zurück auf die gewölbte Seite der Kutsche. Ein schlanken tieftraurig wirkender Mann Anfang vierzig, der einen billigen grauen Anzug trug und einen hellgrauen Hut, lehnte sich aus dem Fenster und sah mit entsetztem Gesichtsausdruck zu ihm hoch. Er war Drucker von Beruf, erinnerte sich Sam vage, und er hieß … Cranford? Nein … Crawford? – Addison Crawford. Er war mit seinen beiden kleinen Söhnen unterwegs, um Verwandte in Fortuna zu besuchen.

»Was ist denn passiert?«, rief Crawford.

Sam wollte ihm gerade eine Antwort zubrüllen, aber dann verschlug es ihm die Sprache – denn jetzt kamen die Apachen aus der Deckung hervor.

Sie kamen aus der Senke eines ausgetrockneten Bachbetts heraus angeritten, das nur wenige Meter weiter nördlich von ihnen lag. Fünfzehn waren es etwa, und sie saßen auf flinken gescheckten Ponys. Mit Leichtigkeit schwenkten sie ein auf die Piste hinter der Kutsche und holten schnell auf.

Sam riss die Augen voller Entsetzen auf und schrie aus Leibeskräften: »Apachen!«

Die Kutsche holperte über eine tief eingeschnittene Wagenspur, und der Fahrgastwagen wurde vor- und zurückgeworfen an seiner ledernen Aufhängung, die die Stöße von der Straße aus abfedern sollten. und dann konnte Sam es deutlich hören. Über das Rumpeln des schaukelnden Wagens hinweg, das Trommeln der Pferdehufe, die Entsetzensschreie der beiden Damen an Bord und das Klirren des Pferdegeschirrs ertönte das Ki-yi-yi der Apachen. Er riskierte noch einen Blick zurück.

Das Blut gefror in seinen Adern.

Die Apachen folgten der Kutsche in einer schnell dahin galoppierenden Gruppe. Sie lenkten ihre Pferde nur durch ihren Schenkeldruck und hatten deshalb die Hände frei, damit sie ihre gestohlenen Karabiner abfeuern und noch mehr Pfeile von ihren kurzen Bögen aus Eisenholz abschießen konnten.

Sam fluchte, als die Pfeile an ihm vorbeizischten, und die ganze Zeit war ihm entsetzlich klar, dass sie aus dieser Verfolgungsjagd nicht lebend herauskommen würden. Das Städtchen Fortuna lag noch viel zu weit vor ihnen. Und er konnte diese verdammte Kutsche nicht gleichzeitig lenken und verteidigen, das war einfach nicht möglich. –

Dann hörte er plötzlich das kurze Aufbellen einer Feuerwaffe, und wiederum sah Sam sich um. Er sah, dass der magere Drucker Crawford einen Colt hervorgezogen hatte und sein Bestes tat, um die Verfolger abzuwehren.

Mehr durch Zufall als durch Zielgenauigkeit hatte er eines der vorderen Ponys zwischen Kopf und Schulter getroffen. Das Tier stolperte nach vorne und sank dann in den Sand. Der Reiter wurde über den Kopf des Pferdes abgeworfen. Der Apache schlug schwer auf dem Boden auf und rutschte noch ein Stück weiter, brach sich einen Arm und vermutlich beide Beine. Seine Stammesgenossen versuchten zwar, um ihn herum zu reiten, aber er wurde noch mehrere Yards durch die Pferde von mindestens von zwei weiteren Reitern mit gezerrt.

Sam hoffte, dass das die Verfolger jetzt aufgeben würden. Die Hoffnung war vergeblich.

Verzweifelt prügelte er auf sein Gespann ein. »Los weiter, bewegt euch! Weiter, weiter!«

Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung und wagte einen Blick in diese Richtung. Einer der Apachen hatte sich aus dem Feld der Verfolger gelöst und befand sich jetzt auf gleicher Höhe mit dem Fahrgastwagen. Sein Pferd galoppierte mit aller Macht neben ihm.

Die Kutsche rumpelte über die Kakteen der Wüste neben der Piste. Einen Augenblick lang erhaschte Sam einen Blick auf das breite, kupferfarbene Gesicht des Indianers. Der schien voller Kampfeslust zu sein, seine Augen leuchteten geradezu vor Blutdurst. Auf seine Haut hatte er die Kriegsfarben in roten, weißen und schwarzen Streifen aufgetragen.

Sein Gesicht verzerrte sich zu einer grotesken Fratze, als er einen Kriegsschrei ausstieß und während des Reitens mit einer Hand seinen Karabiner auf ihn richtete.

Sams Magen zog sich zusammen, aus der Mündung der Winchester schoss eine Flamme, aber die Kugel pfiff vorbei, ohne Schaden anzurichten.

Mit einem wütenden Schrei und einer heftigen Bewegung versuchte der Apache nachzuladen. Währenddessen suchte Frank nach seiner Flinte. Als er zuvor so hastig die Zügel aus der Hand des toten Frank Stamp gerissen hatte, war sie auf den Boden des Kutschbocks gefallen und dann unter den Sitz gerutscht. Dort lag sie jetzt neben der Geldkassette, die nach Fortuna geliefert werden sollte.

Der Apache hatte mittlerweile die Patronen in das Magazin der Winchester befördert und versuchte erneut mit einem Ruck, den Hebel des Repetiergewehrs zu betätigen. Das gab Sam so viel Zeit, dass er die Zügel in die linke Hand nehmen konnte und mit der rechten nach der einzigen Waffe greifen konnte, die verfügbar war – Frank Stamps zwanzig Fuß lange Peitsche. Er umschloss mit seiner schwieligen Hand den steifen, zwölf Inches langen Griff, riss die geflochtene Peitsche aus ihrem Halter und holte in einer geübten Bewegung aus. Die Peitschenschnur entrollte sich in ihrer ganzen Länge, pfiff durch die Luft und in einer Schlangenbewegung auf den Angreifer zu. Der klatschende Schlag, mit dem die Bewegung endete, traf den Apachen voll ins Gesicht, und es waren bestimmt drei Fuß Leder der Peitschenschnur, die er abbekam. Er schrie auf und fiel nach hinten aus dem Sattel.

Sam durchzuckte der Gedanke, dass er vielleicht diesem Halunken die Augen ausgeschlagen hatte.

Gut wäre das.

Aber während Sam sich voll auf den Apachen zu seiner Linken konzentriert hatte, war ein anderer auf der Rechten heran gekommen.

Jetzt sprang der Indianer von seinem Pferd, klammerte sich an die Seite der Kutsche und stieg blitzschnell auf das Dach.

Im Inneren der Kutsche richtete Addison Crawford ohne zu zögern seinen Colt auf die Decke und schoss dahin, wo er den Krieger vermutete. Das Geschoss traf das Dach, doch blieb es in dem Gepäck, das oben gestapelt war, stecken und verfehlte sein Ziel.

Sam hörte hinter sich ein Geräusch und als er sich umdrehte, verzerrte die Angst sein verwittertes Gesicht. Er erkannte, dass seine größte Befürchtung wahr zu werden drohte.

Der Apache zielte mit einer Keule aus dem Kiefer eines Büffels nach seinem Kopf.

In dem Schlag steckte die ganze Körperkraft des zwar kleinen, aber muskelbepackten Indianers. Der Büffelkiefer, dessen eines Ende rasiermesserscharf geschliffen war, zerteilte erst die Krone von Sams Hut und dann seinen Schädel. Er sank tot in sich zusammen, und während sein Körper noch zuckte, glitt die Peitsche aus seiner rechten Hand, und die linke verlor die Zügel.

Der Apache sprang von oben auf den Kutschbock und wollte nach den Zügeln greifen.

Doch es war zu spät.

Sie rutschten über den Rand des Führerstandes hinunter auf den Boden, wo sie zwischen den Rädern hin- und her gezerrt wurden und sich schließlich um die Deichsel wickelten.

Hinter ihm gab Crawford noch einen Schuss ins Dach ab, ohne zu wissen, dass der Apache schon auf dem Kutschbock saß, wo er Sam Walkers toten Körper wegschob und sich gerade fragte, wie er um alles in der Welt die Kutsche anhalten sollte.

Dann entdeckte der den Bremshebel und trat grinsend mit dem Fuß dagegen.

Riesenfehler!

Als er gegen die Bremse trat, blockierten die Hinterräder. Weil aber die Kutsche immer noch mit voller Geschwindigkeit fuhr, schlingerte sie sofort noch viel heftiger als zuvor. Zuerst wurde sie nach links geschleudert und fuhr nur noch auf zwei Rädern, fiel zurück auf alle vier und wurde dann nach rechts geworfen. Fast wäre der Apache vom Kutschbock gestürzt.

Die sechs Pferde des Gespanns waren durch den Kampf hinter ihnen voll in Panik geraten. Verzweifelt versuchten sie die Kutsche mit ihren blockierten Rädern weiter zu zerren.

Dabei schlingerte das Fahrzeug immer weiter von einer zur anderen Seite, erst links, dann rechts, dann links, dann …

Dann wurde die Kutsche zu weit nach rechts geworfen. Die Radspeichen auf dieser Seite zerbarsten unter dem ganzen Gewicht des Wagens. Er kippte um und schlug hart auf, wobei der Apache vom Bock geschleudert wurde. Der Wagen überschlug sich, das Gepäck verteilte sich in alle Richtungen, und dann drehte sich das Fahrzeug noch einmal, bevor es schließlich in einem trockenen Bachlauf auf der rechten Seite liegen blieb.

Doch längst war auch die Deichsel zersplittert, die Pferde waren endlich frei und stürmten davon.

Sofort setzten ihnen einige Apachen nach, denn gutes Pferdefleisch konnte man hier draußen in Goldnuggets aufwiegen. Aber die anderen hielten ihre Pferde an, sprangen von den Decken, die sie statt Sätteln benutzten, und folgten ihrem Anführer, einem untersetzten, säbelbeinigen älteren Mann mit einer ausgeprägten silbergrauen Strähne, die sich von der Stirn über den ganzen Kopf zog. Sie umstellten sofort die umgestürzte Kutsche.

Zunächst herrschte fast totale Stille. Staubwolken zogen langsam durch die stickige Hitze des Nachmittags.

Dann kamen Geräusche aus dem Inneren der Kutsche, das Stöhnen eines Mannes, das Schluchzen einer Frau und die Hilferufe eines völlig verschreckten Kindes: »Pa!«

Die Apachen grinsten sich nur an.

Einer von ihnen, ein junger Mann mit einem muskulösen Körper, kletterte leichtfüßig auf den Kutschwagen hinauf und spähte in das Dunkel des Innenraumes.

Fast sofort wurde von dort ein Schuss abgefeuert und der Apache flog nach hinten weg. Sein Kopf war zerfetzt in einer Explosion aus Blut, Knochen und Haaren.

Bei den Apachen mischte sich Überraschung mit Wut. Einer von ihnen, ein gedrungener Mann mit einem milchig-weißen Auge, schrie in einem heulenden Schrei den Namen des Toten: »Hridayesh!«

Dann nahm er den Platz seines Gefährten ein, hielt eine Navy.36 mit langem Lauf in die Kutsche und gab ohne zu zielen einen einzigen, donnernden Schuss ab.

Danach riss er die blutbespritzte Tür auf und beugte sich über den Inhalt aus toten und sterbenden Passagieren.

Ohne Gefühle zu zeigen, tötete er die noch Lebenden.

Veröffentlichung der Leseprobe mit freundlicher Genehmigung der Romantruhe