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Fort Aldamo – Band 30

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 30
Ein Finnewacker gibt nie auf!

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 27.12.2016, Titelbild von Günter König
Kurzinhalt:
»Vorwärts, ihr Halunken! Und grinst nicht so blöd!«, brüllt Finnewacker. Noch ahnt der Master Sergeant nicht, dass die fünf Strafsoldaten, die er nach Fort Aldamo überführen soll, allen Grund zum Grinsen haben. Denn in diesem Moment entführt eine skrupellose Banditenbande seine Freundin Vivienne. Ein Gefangenenaustausch ist den Outlaws aber nicht genug: Finnewacker soll sich als Bankräuber verdingen! Der Master Sergeant sieht sich schon selbst als Strafsoldat in Fort Aldamo …

Leseprobe

»Mann, Finnewacker, du erinnerst mich immer mehr an meinen Blinddarm!«, stieß Sergeant Fitzgerald hervor und blickte seinen Vorgesetzten kopfschüttelnd an, der in der Kommandantur auf und ab ging und dabei wütend vor sich hinbrummelte.

Jetzt blieb der kommissarische Commander von Fort Aldamo und Spieß der Strafkompanie stehen und funkelte den kleinen Krauskopf aus zornigen Augen an.

»Was soll das heißen – zum Henker? Weshalb erinnere ich dich an deinen verdammten Blinddarm?«

»Immer gereizt, Finnewacker, immer gereizt!«

»Hahaha!«, polterte der Master Sergeant. »Mensch, Kleiner, selten so gelacht. Sag mir lieber, wo die Nachricht aus Camp Lowell bleibt? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!«

Fitzgerald verzog das Gesicht. Der altgediente Haudegen zuckte mit den Schultern und nickte dem allgewaltigen Boss der alten, ehemals spanischen Festung beruhigend zu.

»Die Brieftaube wird heute schon noch eintreffen. Vielleicht wurde sie auch die Beute eines Adlers oder eines anderen Raubvogels. Es gibt viele Möglichkeiten, warum die Nachricht aus Camp Lowell noch nicht eingetroffen ist. Das weißt du ganz genau. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum du immer mehr durchdrehst.«

Master Sergeant Finnewacker legte den Kopf schief. Sein bulliger Körper straffte sich. Dann marschierte er hinter seinen Schreibtisch und ließ sich wie ein Mehlsack in den Sessel fallen.

Er angelte sich eine Zigarre, zündete sie an und paffte riesige Rauchwolken vor sich hin.

»Kannst verschwinden, Kleiner. Ich erbitte aber sofortige Meldung, falls sich was tut. Ist das klar?«

»Aye, Master Sergeant!«, antwortete Fitzgerald, salutierte nachlässig und sah, dass Finnewacker die rechte Augenbraue hob. Der kleine Krausschopf beeilte sich, die Kommandantur zu verlassen.

Seit zwei Tagen war Finnewacker nicht mehr ansprechbar. Keiner konnte ihm etwas recht machen. Und das alles nur, weil er einen außerplanmäßigen Besuch in Camp Lowell plante.

Er wollte das fünf Tagesritte entfernte Hauptquartier aufsuchen, um dort vor allem Munition für eine Gatling Gun zu organisieren, die die Sergeanten Fitzgerald und Gedder »gefunden« hatten.

Master Sergeant Finnewacker dagegen behauptete schlicht und einfach, dass die Schnellfeuerkanone von den beiden Soldaten geklaut worden war, als er mit seinen beiden Männern einen Frachttreck begleitet hatte, der fünfzig Gatling Guns beförderte. Erst nach schweren Kämpfen hatte der Frachtzug endlich die mexikanische Grenze erreicht. Und dort stellte sich bei der Übergabe heraus, dass eine Gatling fehlte.

Finnewacker hatte lange überlegt, ob er sie nach Camp Lowell bringen sollte, fürchtete aber den enormen Papierkrieg, der dort auf ihn wartete. Die Mexikaner hatten die Schnellfeuerkanone längst abgeschrieben. Außerdem war dem Commander von Fort Aldamo klar, dass er die Gatling Gun gut gebrauchen konnte.

Nur hatte er Fitzgerald und Gedder sehr übel genommen, dass sie nicht auch Munition »gefunden« hatten.

Es klopfte gegen die Tür.

Master Sergeant Finnewacker verzog abwehrend das Gesicht. Doch dann fiel ihm ein, dass es ja vielleicht der Korbmeister sein konnte. Er betreute die Brieftauben, die eine schnelle Verbindung zwischen Fort Aldamo und Camp Lowell aufrechterhielten.

»Herein«, brüllte Finnewacker.

Sein Körper versteifte sich, als er Sergeant Kleiber erkannte, der hereinwatschelte und seinen kugelrunden Bauch wie eine Ramme vorschob. Der dicke Küchenbulle blickte irritiert auf Finnewacker, als dieser einen tiefen Seufzer ausstieß und ihn verdrossen anstarrte.

»Ist dir ‘ne Laus über die Leber gelaufen?«, fragte Sergeant Kleiber, der für die Küche und die Verpflegung von Fort Aldamo zuständig war. »Du ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.«

»Was willst du, alter Zuckerbäcker? Hatte ich dich eigentlich letzte Woche fürs Festungserweiterungskommando eingeteilt?«

Mit dieser Frage wollte Finnewacker dem Dicken den Wind aus den Segeln nehmen. Er wusste längst, dass Kleiber jede Art von körperlicher Anstrengung verabscheute. Doch diesmal ließ sich der Küchensergeant nicht abwimmeln.

»Das scheinst du vergessen zu haben, Finnewacker. War aber bestimmt nicht meine Schuld.«

Master Sergeant Finnewacker brummelte einige Worte, die Kleiber beim besten Willen nicht verstehen konnte, und nickte ihm zu.

»Also – was willst du? Ist dir schon wieder dein dämlicher Zucker ausgegangen, oder fehlt es diesmal an Salz?«

»Ich habe gehört, dass du nach Camp LoweIl reitest. Habe eine Bestellung dabei, die sehr wichtig ist. Kannst sie mitnehmen. Außerdem …«

Sergeant Kleiber schwieg und nagte an seiner Unterlippe. Aus kleinen Äuglein, die fast gänzlich in den Fettpolstern seines Gesichtes verschwanden, blickte er seinen Vorgesetzten forschend an.

»Was – außerdem …?«, knurrte Finnewacker wie ein gereizter Wolf, dem ein anderer eine sicher geglaubte Beute entreißen wollte.

»Außerdem …« Kleiber zögerte erneut. Er sah, dass sich Finnewackers buschiger Schnurrbart zu sträuben begann. Und das war immer ein sehr schlechtes Zeichen. »Außerdem gebe ich dir ein Versetzungsgesuch mit. Ich lasse mich hier nicht mehr länger von dir schikanieren!«

Nun war es raus.

Sergeant Kleiber atmete auf. Große Schweißperlen liefen über sein rosiges Gesicht.

Master Sergeant Finnewacker blieb der Mund offen stehen, so sehr überraschten ihn die Worte des Dicken.

»Abgelehnt!«, brüllte er dann.

»Ich geb’s dir trotzdem mit«, quetschte Kleiber todesmutig hervor. »Darüber hat schließlich Colonel Brooks das letzte Wort!«

Kleiber legte zwei zusammengefaltete Briefe auf Finnewackers Schreibtisch, baute sein Männchen und watschelte dann davon, so schnell es ihm sein dicker Bauch erlaubte.

Die Tür fiel dumpf hinter Kleiber ins Schloss. Finnewacker saß wie versteinert an seinem Schreibtisch, ehe sich ein lässiges Grinsen auf seine Lippen legte.

»Alle Achtung, Dicker«, murmelte er dann. »Das hätte ich dir wirklich nicht zugetraut. Du bleibst aber hier zum Geier! Verdammt noch mal, was ist schon dabei, wenn wir uns hin und wieder in die Haare kriegen?«

Master Sergeant Finnewacker sog genüsslich an seiner Zigarre und legte die Stiefel auf den Schreibtisch. Und er beschloss, nicht eher aufzustehen, bis die Nachricht aus Camp Lowell eingetroffen war.

 

***

 

»Ordonnanz!«

Die Tür zur Schreibstube flog auf. Ein Sträfling in grauem Drillich sauste herein und salutierte zackig vor Finnewacker.

»Aye, Master Sergeant!«

»Schaff mir Sergeant Fitzgerald herbei, du Blindschleiche. Aber dalli, dalli! Hast du das kapiert?«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Die Ordonnanz grüßte erneut, machte kehrt und rannte los, um den Befehl auszuführen.

Es dauerte keine Minute, dann betrat Sergeant Fitzgerald die Kommandantur. Er lächelte breit und blieb vor Finnewackers Schreibtisch stehen.

»Das ging aber mächtig fix«, brummelte der Commander von Fort Aldamo. »Bist wohl schon auf dem Weg zu mir gewesen – was, alter Nasenbär?«

»Richtig, mein Alter. Und hier ist diese verdammte Nachricht, auf die du so lange gewartet hast!«

Der altgediente Soldat reichte seinem Vorgesetzten ein winziges Zettelchen, das per Brieftaube vor wenigen Minuten Fort Aldamo erreicht hatte.

Finnewacker packte zu wie ein Bär, der eine Forelle aus einem Bach herausfischen wollte.

»Schon gelesen?«

»Natürlich nicht!«

Master Sergeant Finnewacker überflog die wenigen Worte. Sein Gesicht nahm einen zufriedenen Ausdruck an. Dann ließ er sich seufzend auf den Sessel zurückfallen, der protestierend ächzte.

»Was ist los?«, fragte Fitzgerald neugierig. »Reitest du nach Camp Lowell, oder ist was dazwischengekommen?«

»Ich reite in zwei Stunden, Kleiner. Dann ist die größte Hitze vorüber. Bereite alles vor. Ich brauche ein erstklassiges Pferd, Proviant und vor allem genügend Wasser. Das kommt alles auf ein Packpferd, ist das in deinen Schädel reingegangen?«

»Aye, Master Sergeant! Wozu brauchst du denn ein Packpferd, wenn du mir diese Frage erlaubst?«

Master Sergeant Finnewacker grinste lässig.

»Hauptsächlich für den Rückritt, Kleiner. Verdammt, denk doch mal logisch. Wie soll ich denn die Munition für die Gatling Gun befördern? In den Uniformtaschen? Oder glaubst du, dass ich mir auch noch ‘nen Gaul in Camp Lowell organisiere? Nein – mein Guter. Ich möchte nicht zu viel Staub aufwirbeln!«

Der kleine, krausköpfige Sergeant nickte.

»Alles klar, Finnewacker. Sonst noch Befehle?«

»Du übernimmst während meiner Abwesenheit das Kommando. Und halte die Strafsoldaten in Schwung. Lass ja nicht wieder den alten Saustall hier einreißen, sonst springe ich dir mit einem edlen Körperteil mitten ins Gesicht! Ist das klar oder brauchst du das schriftlich?«

»Zu Befehl, Master Sergeant!« Sergeant Fitzgerald salutierte lässig und stiefelte los.

»Dass mir das auch alles klappt!«, rief der Spieß der Strafkompanie seinem Stellvertreter hinterher.

»Aye, Master Sergeant!«, antwortete Fitzgerald und verließ die Kommandantur mit schnellen Schritten.

Genau zwei Stunden später öffnete sich das große Tor, um den Commander hindurchzulassen. Die beiden zur Wache eingeteilten Sträflinge standen stramm.

»Viel Glück, Finnewacker, und komm bald wieder zurück. Gesund und munter, wenn’s irgendwie möglich ist. Ich drück dir die Daumen, dass auch alles klappt!«, rief Fitzgerald.

»Wird schon schiefgehen, Kleiner. Auf bald!«

Master Sergeant Finnewacker gab seinem Rapphengst die Zügel frei. Das Packpferd, das angeleint war, folgte. Der Commander von Fort Aldamo ritt die Zufahrtsrampe hinunter. Dumpf tackten die Hufe der beiden Pferde und wirbelten Staubschleier auf.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 30. Bastei Verlag. Köln. 27.12.2016