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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der Freibeuter – Zwei Seelen in einer Brust

Der-Freibeuter-Dritter-TeilDer Freibeuter
Dritter Teil
Kapitel 6

Einige Tage nach Norcroß’ Heimkehr beschenkte ihn seine glückliche Gattin mit einem Sohn. Das Glück, dem der Seefahrer vergeblich nachgejagt hatte, schien freiwillig bei ihm eingekehrt, aber nicht in seinem schwankenden Schiff, womit er es durch die Meere verfolgt hatte, und das nun in die Gewässer hinabgesunken war, sondern in seinem festen Haus, dass er geflohen und verachtet, und wo er nimmermehr den gewünschten Gast zu empfangen erwarten hatte. Und da saß es nun plötzlich als eine freundliche Fee, die die selig-zufriedene Kindbetterin wartete und pflegte, die den Säugling wiegte und den verwandelten Freibeuter als Magd bediente. Dinas Augen glänzten von Wonne und der Tau des Gefühls perlte von ihren Wimpern und zerschmolz vor ihres Gatten freundlichen Blicken, wie der Tropfen auf den Blätterspitzen der Blume, wenn die Sonne sie anlächelt. Und wenn er ihr nun wohl gar eine Bitte um Verzeihung hören ließ, die unwillkürlich aus seinem gerührten Herzen aufstieg, dann deutete sie mit unendlicher Mutterlust auf den Knaben an ihrer Seite und sprach: »Du hast mich unaussprechlich glücklich gemacht. Ein solcher Blick aus deinen Augen wiegt alles auf, was ich je von der Sehnsucht nach dir erduldete.«

»Großer Gott!«, rief Norcroß, »und einen solchen Engel konnte ich fliehen und verkennen! Ein böser Zauber hat über mir gelegen.« Und dazu wandelte er, zuweilen gar den Säugling auf dem Arm, in bequemer Haustracht durch die Gemächer seiner Wohnung und ließ die freundliche Junisonne hereinscheinen. Wer hätte wohl in diesem Hausvater den kühnen Kaperkapitän, den gefürchteten Freibeuter erkannt, von dessen Gewalttaten die Wellen der Nord- und Ostsee und die Ufer von acht Ländern, jedes in anderer Zunge, zu reden wussten? Wenn aber die gute, sanfte Frau die Augen zum Schlummer geschlossen hatte und sein sonnenverbranntes Gesicht nicht mit ihren süßen Blicken bestreifte und nicht mit dem holdseligen Lächeln ihres Mundes umspann, dann war es ihm nicht selten, als steige im tiefsten Hintergrund seiner Seele ein ernstes, würdiges Frauenbild empor und drohte ihm, sich für die böse Beschädigung, dass sie eine Zauberin gewesen sei, die ihn umgarnt hatte, an ihm zu rächen. Er schloss die Augen mit unheimlichem Grauen und sah im Geist das Schattenbild sich verdichten und wusste wohl, wer es war. Dann fing auch eine Stimme in seiner Seele an, laut und lauter zu reden, die da sprach: »Du schwacher, törichter Mensch, ist denn das Glück, welches du jetzt genießest, wirklich jene hohe, lebenssprudelnde Wonne des Daseins, nach der du von Jugend an gerungen hast, und die dir aus Friederikes feuerstrahlenden Augen in hoher Fülle seliger Gewährung entgegen sprang? Nennst du, Undankbarer, die Licht- und Silberblicke deines Lebens bösen Zauber? Verdammst du, Verblendeter, jene Tage, wo der Himmel über deinem Haupt anfriss und dir in die Glorie des reinsten Glanzes zu schauen vergönnt war, als das Meer unter dir erglühte vom Widerschein jener Himmelsblicke, als die Erde unter deinen Füßen dir ihre duftenden Blumen aufsprossen ließ und die Liebe eines Genius der Erde dir einen Kranz davon um die Schläfe wand, den du, Unsinniger, für das Zaubernetz einer argen Fee hältst in deiner jetzigen Betörung? Ist denn diese träge Ruhe das Glück, nach welchem du geiztest? Das hättest du früher haben können und mit billigeren Mitteln. Ist denn diese spießbürgerliche Hausvaterschaft das letzte Ziel deiner kühnen Fahrten gewesen? Hast du darum Todesblitze um dich geschleudert, um endlich als ein glücklicher Ehemann deine Nachkommenschaft auf den Armen in den Schlaf zu wiegen? Ist dein Name auf dem Meer furchtbar geworden, dass er nun deinem Söhnlein als Popanz diene, um ihm das Weinen zu vertreiben? Und ist denn jener sanfte Engel, jene gute, liebevolle Frau, ist es denn wirklich vermögend, dir dein Herz auszufüllen, das große, weite, stürmische Herz? Dir deine Welt zu beleben, deine Wünsche zu stillen, die Flamme deines Geistes mit Gegenflamme zu umflackern? Ach, Norcroß, du hast die Flamme gedämpft, aber sie wird bald um so riesiger hervorbrechen. Du betrügst dich mit dem elenden Schein des Glücks. Dieses Glück kann deine Brust nicht lange ertragen. Schon fängt es an, in dir zu sieden und zu gären. Es wird losbrechen. Norcroß, diese sanfte Frau versteht dich nicht. Ach, die Flammenbilder, strahlende Geburten deiner wild tobenden Fantasie, werden von ihr für die stillen Glanzlichter süßer Gefühle gehalten. Sie kennt dich nicht. Auf diesem Vulkan ruht die holde Schäferin und hält ihn für einen Blumenhügel und freut sich des üppigen Grases für ihre Lämmer. Wehe! Wehe! Ich höre es brausen in seinen Tiefen. Sie kennt diese Laute nicht. Es steigt, es flammt, es tobt. Der Tag muss kommen, wo die Lavaglut, hoch emporgesprudelt aus dem schwarzen Krater, über ihr unschuldiges Haupt als ein verzehrender Feuerstrom hereinbrechen und sie, die Ärmste, vernichten wird! – Ach! Ach! Schon beginnt der alte Gram an meiner Seele zu nagen. Fort! Fort! Ich muss ihn in des Meeres schwellenden Fluten ersäufen.« Also sprach die Stimme in dem Armen, also sprach er selbst, und gescheucht von den Wirrbildern seiner Fantasie, floh er mit einem Schreckensschrei zu Dinas Bett, wie unter den Schutz einer heilspendenden Ägide. Und die liebe Frau schlug die blauen Augen auf und schaute ihn verklärt an, dass der Friede wie ein Honigstrom daraus in seine wunde Seele floss, und er bald alle dunklen Gedanken vergessen hatte.

Auf diese Weise waren schon mehrere Wochen vergangen. Norcroß schien sich ganz der Pflege der jungen Mutter zu widmen, aber jene mahnenden Stürme wurden heftiger und wiederholten sich öfter, obwohl er tief in der Brust verschloss, was sie ihm zuflüsterten. Sie waren wie zudringliche Gläubiger. Was er auch beginnen mochte, sie zu verscheuchen, sie kamen, sie schlichen sich durch die kleinsten Ritze seiner Sinne in die Seele. Nur Dinas gemütliche Stimme, nur ihre seelenvollen Augen konnten sie verbannen. Wenn sie um ihn webte und schaffte in stiller, traulicher Wirksamkeit, dann fühlte er sich frei und ledig, und er floh oft mit Angst zu ihr. Aber wenn er einige Tage in ihrer Nähe verweilte, sehnte er sich plötzlich von ihr hinweg, dann ergriff ihn ein höherer Geist, er kam sich wie Herkules im Dienst der Omphale vor. Er rannte fort und in seinen wüsten Kopf zogen die nächtlichen Geister ein. Das waren die beiden Seelen, die in seiner Brust kämpften. Die eine leitete ihn zur stillen, gemächlichen Ruhe, zum freundlichen Frieden des Hauses, die andere wollte ihn auf Adlerflügeln forttragen in Kampf und Streit, in Sturm und Wellen, in das fieberische Toben der Kräfte, fort zu den schimmernden Palästen des Ruhms.

Obwohl Norcroß schon mehrmals beim König Audienz gehabt hatte, so war doch noch nicht viel von der Zukunft die Rede gewesen, sondern allein von der Gegenwart und Vergangenheit. Der Kapitän hatte dem König genauen und ausführlichen Bericht über seine Fahrten in Frankreich und Dänemark abstatten müssen, und der König ihm manches Zeichen seiner Gnade erteilt. Norcroß selbst hatte noch keinen Fuß wieder in den Hafen gesetzt, und selten daran gedacht, bald ein neues Schiff zu besitzen. Da sandte der König an dem Tag, wo Dina ihr Neugeborenes dem Herrn zur Weihe darbrachte, ein kostbares Geschenk, auch der Feldmarschall Mörner beschenkte seine Base, sowie der Gouverneur Godenhielm, und der Erste ließ dabei verlauten, dass der König eine besondere Affektion für Norcroß gefasst habe und ihn mit seiner Gnade vor allen anderen bedenken werde.

Als Norcroß am folgenden Tag sich beim König melden ließ, kam ihm der Monarch freundlicher entgegen, als seine ernste Natur gewöhnlich zuließ. Nachdem der Kapitän seinen untertänigsten Dank in geziemenden Worten ausgesprochen hatte, versetzte Karl huldreich: »Es war ja nur eine Kleinigkeit, Kapitän, und allein für Eure Hausfrau bestimmt. Und nun wisst Ihr doch, dass ich die Männer lieber mag als die Frauen, und deshalb den brauchbaren Männern auch lieber viel gebe, als den unbrauchbaren Frauen wenig. Daraus mögt Ihr abnehmen, was ich wohl für Euch bestimmt haben möge.«

»Da Ew. Majestät wünschen, dass ich raten soll, ei nun, so bin ich des Glaubens, Sie haben mir ein neues Schiff bauen lassen, damit ich meinen alten Graf Mörner vergessen soll.«

»Falsch geschossen. Das Schiff mögt Ihr Euch selbst bauen lassen nach Eurer eigenen Vorschrift. Lasst es Euch vom untersten Querholz des Kiels bis zur äußersten Spiere neu herrichten, lasst Euch die Kanonen dazu gießen! Ihr sollt freien Willen haben. Aber Männer wie Euch weiß der König von Schweden besser zu belohnen. Kapitän Norcroß, Ihr habt in den drei Jahren, die Ihr in meinen Diensten steht, der Krone Schweden ein hübsches Kapital eingebracht. Keiner von meinen Kapern und Kommissfahrern hat so viel Prisen in meine Häfen geschickt wie Ihr – was sag ich! Keiner den vierten Teil so viel. Ihr habt der schwedischen Flagge Respekt verschafft in unseren Nachbarmeeren, und Euren Namen kennt man von der obersten Spitze von Finnmark an bis zum fernen Atlantischen Ozean hinab. Aber ich allein habe Euch erprobt als einen braven, für meine Person und meine Sache wohl portierten Mann, und was auch Eure Neider und heimlichen Feinde sagen mögen, ich weiß Euch zu schätzen. Von heute an steht meine Schatzkammer Euch offen. Zieht auf meinen Schatzmeister so viel Ihr zu Eurem Planen braucht und um als ein Mann zu leben, den der König von Schweden seinen Freund nennt. Wenn das Jahr um ist, mögt Ihr mir Rechnung ablegen.«

»Ich werde Ew. Majestät unbeschränktes Vertrauen zu rechtfertigen suchen.«

»Das weiß ich, Kapitän. Dann will ich Euch ferner freigestellt sein lassen, ob Ihr fernerhin als Kaper die Meere durchstreifen oder in meine Admiralität eintreten wollt. Ihr habt Euch durch Tapferkeit und Anhänglichkeit schon lange einen guten Platz in derselben verdient, und eine Kommandostelle soll Euch nicht entgehen. Wählt, was wollt Ihr tun?«

In Norcroß entbrannte ein heftiger Kampf. Plötzlich öffnete sich ihm die Aussicht auf ein Leben voll Ruhe und Bequemlichkeit. Als Mitglied der Admiralität konnte er das ganze Jahr über in Stockholm bleiben, die Freuden der Hauptstadt in steter Gesellschaft seiner Frau genießen, konnte sich, von des Königs Huld so reichlich bedacht, ein Landgut in der Nähe der Residenz kaufen und seine Tage ohne Sorge und Bekümmernis zubringen. Diese freundlichen Bilder führte der Geist des Friedens in seiner Brust rasch an seinem inneren Auge in hellem Farbenglanz vorüber, aber der Geist der Bewegung, der wahrhaftige Lebensgeist, der die Welt erhält und alles Große erzeugt, überflügelte die freundlich beleuchteten Bilder mit seinen Flammengemälden der Schlachten, der Stürme, des ewig bewegten Meeres, seines alleinigen und wahren Abbildes auf Erden. Und er hörte im Geist den Donner der Kanonen, das Geräusch der Wellen, das Brüllen der Brandung, er sah Seeland aus den stürmischen Gewässern emporsteigen und eine herrliche Frau an seiner Küste stehen, das ihm winkte und zurief: Komm, ich bin ja endlich doch noch deiner Kämpfe Preis!

Da sprach er zum König: »Auch diese Gnade werde ich mit Freuden annehmen, großmächtigster König und Herr, wenn Ew. Majestät einen förmlichen Seekrieg mit Dänemark und England beginnen. Dann gibt es zu tun für mich. Solange dies aber nicht der Fall ist, mögen Sie mir erlauben, nach wie vor auf die Kaperei auszuziehen. Ich kann die Ruhe und Behaglichkeit nicht wohl ertragen. Die sechs Wochen, welche ich nun schon hier auf der faulen Haut zugebracht habe, sind mir eine verhasste Ewigkeit geworden.«

»Recht so!«, versetzte der König und schlug den Kapitän auf die Schulter, welches jedes Mal ein Zeichen seiner höchsten Gnade war. »Ihr seid gerade wie ich, und deshalb mag ich Euch auch so gern. Man muss mit dem Pfund wuchern, das man erhalten hat. Nun, zum Seekrieg, denke ich, dürfen wir nicht viel Zeit mehr kaufen. Ich stehe scharf mit England, und Dänemark soll diesen Herbst noch an mich denken. Habt Ihr mit Görz gesprochen?«

»Als der Herr Baron zum letzten Mal von der Insel Aland hier war, hatte er kaum Zeit, meine gehorsamste Aufwartung anzunehmen. Er konnte mir nur wenig Worte schenken.«

»Er hatte große Eile. Doch wird er Euch gesagt haben, dass wir Norwegen durchaus noch haben müssen, ehe dieses Jahr herum ist. Zuerst soll mir Frederikshold dran sein. Es ist der Schlüssel zu Norwegen. Und oben lasse ich Throndjem erobern. Habe ich es so von beiden Seiten, so entgeht mir kein Zollbreit Land. Mit dem Frühjahr wird der Seekrieg beginnen, denn der hannoversche Kurfürst wird seinen in Gott geliebten Bruder Schelm von Dänemark beistehen. Nun, bis dahin könnt Ihr noch manchen guten Fang machen.«

»Ich denke doch, das Glück wird nicht an meiner Fregatte, sondern an meiner Person haften. Und ist es nicht mit dem wackeren Schiff in den Meeresgrund gefallen, so soll Ew. Majestät auch ferner mit mir zufrieden sein.«

»Ihr wisst, wie ich dem englischen Gesandten heimgeleuchtet habe. Mir solche Anträge zu machen! Ich will, dass Jakob Stuart König von England werde, und es soll geschehen. Ich habe seit der englischen Unhöflichkeit Befehl gegeben, alle Schiffe mit der großbritannischen Flagge wegzunehmen. Ist das nicht eine Prahlerei und Großtuerei: Großbritannien! Als wenn es mit England und Schottland schlechtweg nicht auch abgemacht wäre? Nun, wir wollen es ihnen vertreiben, Jakob der Dritte soll wieder König von England und Schottland heißen.«

»Dadurch werden Ew. Majestät dero Verdiensten die Krone aufsetzen.«

»Also nehmt mir die englische Flagge aufs Korn, Kapitän. Auf Euch rechne ich am meisten. Sagt mir doch, was haltet Ihr von Kapitän Flaxmann? Er ist Euer Landsmann und Ihr kennt ihn schon lange. Wie ist mir doch, habt Ihr ihn nicht nach Stockholm gebracht?«

»So ist es, Ew. Majestät zu dienen.«

»Er war früher Major als Sohn des Lords Palmerston. Er hat gute Gründe, diesen Namen zu hassen. Ich verdenke ihn nicht darum, dass er den Namen Flaxmann in meinen Diensten führt. Wisst Ihr etwas vom Geheimnis seiner Geburt?«

»Ich habe nicht die Ehre. Zwar hat mich Lord Palmerston mit seiner Freundschaft, nie aber mit seinem unbeschränkten Vertrauen beehrt, und ich fand es nicht für anständig, dasjenige von ihm zu erbitten, was er mir aus eigenem Antrieb versagte.«

»Ihr tatet wohl daran, Kapitän. Glaubt Ihr wohl, dass er zum Seedienst taugt?«

»Ew. Majestät darf ich meine wahre Meinung nicht verhehlen. Kapitän Flaxmann ist einer der edelsten Menschen, die ich jemals näher kennenzulernen Gelegenheit gehabt habe. Er besitzt sehr viele Tugenden, und unter diesen strahlt die Tugend der Tapferkeit hervor. Ich könnte Ew. Majestät glänzende Beweise davon erzählen. Aber dessen ungeachtet passt Kapitän Flaxmann nicht zum Kriegsdienst, weder zu Lande noch zu Wasser, weder als Führer eines Linienschiffes, noch als der eines freien Küperschiffes, als Kapitän froher, tapferer Junge, die Kopf und Herz auf dem rechten Fleck haben, im Übrigen aber von der Welt nicht viel halten.«

»Ihr mögt recht haben, aber woran fehlt es bei Eurem Landsmann? Er ist so sogar Euer Schüler im freien Seewesen und mit Euch zuerst auf die Kaperei ausgezogen.«

»Wenn man auch lange mit ihm umgeht, man lernt ihn nie recht kennen und begreifen, denn was er heute liebt, verabscheut er morgen, was er heute mit einer exzentrischen Begeisterung erfasst, daran geht er morgen kalt vorüber, und was ihm heute gleichgültig ist, dafür raset er andere Tage. Dabei besitzt er eine Menge ungewöhnlicher Kenntnisse, in denen er manchmal mit Liebe und Lust arbeitet, die er aber dann wieder verachtet und liegen lässt. So hat er zu seinem Vergnügen und aus Wissbegierde Medizin studiert und sich besonders auf das Studium der Natur und ihrer Heilkräfte gelegt, sodass er manches weiß, was unseren praktischen Ärzten fehlen dürfte! Aber er wird es nie dazu bringen, seine Kenntnisse zu irgendjemandes Nutzen und Frommen anzuwenden. Ich habe ihn wohl, wenn er andere Sachen treiben sollte, Tage lang botanisieren gehen sehen, aber wenn es darauf ankam, die Heilkraft einer Pflanze zu bewähren, studierte er Mathematik oder lief wie ein Verrückter umher. So tut er fast nie, was er soll, ist bei keinem Ding mit ganzer Seele und zürnt dazu ewig mit seinem Schicksal.«

»Ja, ja«, versetzte der König, »diese Unbeständigkeit des Charakters ist ein Familienfehler in seinem Geschlecht, vom Vater auf den Sohn vererbt. Daran erkenne ich ihn. Nun, wir müssen ihn schon dabei lassen, wozu er die größte Lust hat, und ihn anders beschäftigen, wenn er will.«

»Dies können Ew. Majestät auch getrost, denn sein treuer Diener, Freund und Ratgeber, der Bootsmann Courtin, ist ein geschickter Seemann und führt das Schiff gut. Flaxmann hat ihm alles übergeben und leiht nur den Namen her.«

»Ich danke Euch für Eure Mitteilungen, Kapitän«, sagte der König herablassend und winkte zum Abschied mit der Hand. »Gott befohlen!«