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Fort Aldamo – Band 28

fort-aldamo-band-28Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 28
Ein Sarg für Finnewacker

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 29.11.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Über das Geschenk, das in Fort Aldamo abgeliefert wird, kann sich Master Sergeant Finnewacker nicht so recht freuen. Es ist ein Sarg für ihn. Ein rachsüchtiger Bandolero‑Jefe hat Finnewacker den Tod geschworen und belagert mit über hundertfünfzig Höllenhunden und einer Gatling Gun das Fort in der Wüste, um die Strafkompanie auszuhungern. Glücklicherweise hat der dicke Küchenbulle Kleiber eine Idee, wie er die Rationen strecken kann. Und Master Sergeant Finnewacker lässt sich noch ganz andere Tricks einfallen, um den tödlichen Ring zu durchbrechen …

Leseprobe:

»Richt euch – Augen gerade aus! Den Karabiner – über!«

Die zehn zum Strafexerzieren an­getretenen Sträflinge befolgten die Befehle und gaben sich große Mühe da­bei. Sie wollten ihren Master Sergeant nicht noch mehr reizen. Finnewackers Miene war jedoch nicht anzusehen, ob er zufrieden war.

»Rechts um! Im Gleichschritt marsch!«, brüllte der Spieß der Straf­kompanie und kommissarische Com­mander von Fort Aldamo.

Dumpf hämmerten die Stiefel der Soldaten auf dem Kopfsteinpflaster den Takt. Die zehn Männer marschierten stur auf das Küchenhaus zu.

»Links, zwo, drei, vier!«, tönte Mas­ter Sergeant Finnewacker. Kerzen­gerade stand er auf dem Appellplatz, die Hände in die Hüften gestemmt. Das gefürchtete Notizbuch ragte aus seiner Feldbluse hervor.

»Seitenrichtung! Vordermann!«

Im gleichen Schritt und Tritt mar­schierten die zehn Sträflinge in ihren grauen Drillichen.

»Nicht so lahmarschig – verdammt nochmal! Seitenrichtung! Wollt ihr das nicht kapieren?«, tobte Finnewacker.

Die Kolonne marschierte stur auf das Küchenhaus zu.

»Abteilung – kehrt!«

Das Kommando erreichte die Strafsoldaten in letzter Sekunde, Die Männer im ersten Glied berührten die Mauer des Küchenhauses beinahe schon mit der Brust. Die Sträflinge ruckten herum und befanden sich auf Gegenzug, sodass die Letzten nun die Ersten waren.

»Links, links, links, zwo, drei, vier, links!«, schrie Finnewacker mit Sten­torstimme. »Schultern zurück und Kinn an die Brust!«

Zehnmal ließ er die Männer die hun­dertfünfzig Meter zwischen Küchen­haus und Ostmauer hin und wieder zurückmarschieren.

»Laufschritt!«

Die Männer hetzten los. Der Master Sergeant gab mit seiner Trillerpfeife den Takt an. »Laufschritt, ihr Trantüten! Rechts um!«

Die Kommandos überschlugen sich fast. Und den zehn Sträflingen ging langsam aber sicher die Puste aus.

»Volle Deckung!«

Die Männer ließen sich vorschrifts­mäßig nach vorn zu Boden fallen und blieben regungslos liegen.

»Hacken runter und das Gesicht nach unten – zum Henker! Volle Deckung ist befohlen. Ihr sollt euch nicht zum Schla­fen hinlegen, ihr Krippenschnitzer!

Sprung auf – marsch, marsch! Weiter im Laufschritt! Aufschließen zu fünf Gliedern!

Volle Deckung!«

Diesmal klappte es besser, doch Mas­ter Sergeant Finnewacker war noch nicht zufrieden. Das würde er auch niemals sein. Diesen zehn Burschen wollte er es zeigen und sie so richtig weichkochen. Hatten sie doch gestern beim Festungserweiterungskommando einfach den Befehl verweigert. Nein – so ging das nicht!

In Fort Aldamo herrschte Ordnung, seitdem Finnewacker das Kommando übernommen hatte. Und das würde er diesen zehn trüben Tassen schon bei­bringen. Diese Minuten würden sie so schnell nicht vergessen.

»Achtung!«, brüllte Finnewacker.

Die zehn Strafsoldaten blieben keu­chend stehen und machten zu ihm Front die Karabiner bei Fuß.

»Nach hinten weggetreten! Volle Deckung! Laufschritt!«

So ging das weiter, bis die Sträflinge fast nicht mehr konnten. Einer sank ohnmächtig zu Boden, achtete aber vorher darauf, dass sein Gewehr nicht über das Kopfsteinpflaster schlitterte. Zwei Sanis sausten mit einer Bahre heran und legten den bewusstlosen Kameraden darauf. Dann rannten sie im Laufschritt mit ihm davon, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her.

Die Tortur ging weiter. Noch zehn Minuten hetzte Master Sergeant Finnewacker die Soldaten. Dann ließ er sie wegtreten.

»Sergeant Fitzgerald!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Der altgediente Soldat stiefelte heran, grüßte zackig und schlug krachend die Hacken zusammen. Fitzgerald war Finnewackers Stellvertreter. Krauses Haar spitzte unter seinem Käppi hervor.

»Du kümmerst dich um die Männer. Sag auch dem Feldscher Bescheid, damit mir keiner der Hänflinge liegen bleibt!«

»Aye, Master Sergeant!«

Der Posten auf dem Wachturm gestikulierte wild und rief: »Ein Wagen nähert sich. Ein Mann auf dem Kutschbock!«

»Das sehe ich mir an«, brummelte Master Sergeant Finnewacker. »Du kommst nach, altes Kanonenrohr, sobald du den Feldscher auf Trab gebracht hast. Ist das klar?«

»Zu Befehl, Master Sergeant!«

Zwei Minuten später stand Finnewacker oben auf dem Turm und winkte ab, als der Posten Meldung machen wollte.

»Gib mir den Feldstecher!, befahl er.

Heiß brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Kein Lüftchen brachte Linderung vor der gnadenlosen Hitze. Um Fort Aldamo war nur Wüste. Die Luft flimmerte messingfarben.

Der Commander der alten, ehemals spanischen Festung setzte das Fernglas an die Augen. Er sah einen kleinen Planwagen, vor den zwei Maultiere gespannt waren. Ein Mann saß auf dem Kutschbock. Sein Gesicht war von einem breitrandigen Sombrero verdeckt.

»Ein Mexikaner«, murmelte der Master Sergeant. »Was will denn der Mex von uns? Und was hat er unter der Plane geladen?«

Finnewacker ließ den Feldstecher sinken, als er hämmernde Schritte vernahm. Es war Sergeant Fitzgerald, der herankeuchte und stehen blieb.

»Was ist, Finnewacker?«

»Sieh’s dir selbst an!«

Das tat der kleine Krauskopf auch.

»Scheint nicht gefährlich zu sein«, meinte Sergeant Fitzgerald. »Soll ich trotzdem Alarmbereitschaft anordnen?«

»Was hast du denn gedacht – zum Geier?«

Fitzgerald eilte davon. Seine Kommandos gellten. Männer in blauen Uniformen stürzten mit Karabinern in den Händen aus ihren Unterkünften und besetzten die hohen Mauern von Fort Aldamo.

Master Sergeant Finnewacker griente zufrieden. Das klappte wie am Schnürchen und war deshalb so richtig nach seinem Geschmack.

Fitzgerald trat wieder neben seinen Vorgesetzten, der erneut den Feldstecher vor die Augen hielt.

»Dauert noch eine halbe Stunde, bis der Mex heran ist. Vielleicht sollten wir ihm entgegenreiten.«

Fitzgerald legte die Stirn in tiefe Falten und schüttelte den Kopf.

Würde ich nicht tun, mein Alter. Wer weiß, was sich unter der Plane verbirgt. Vielleicht hocken da ein Dutzend Mexikaner, um ein Feuerwerk loszulassen. Außerdem muss ich an diesen Manolito Juarez denken. Wir haben die Bande dieses Höllenhundes vor einiger Zeit zerschlagen. Juarez konnte nur mit sieben seiner Compadres entkommen. Und der Hundesohn schwor uns blutige Rache.«

»Hab’s nicht vergessen!«, brummelte Finnewacker. »Eigentlich habe ich schon lange darauf gewartet, dass dieser Mäusemelker was in Gang bringt. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass er Fort Aldamo angreifen wird. Hier würde er sich mit seinen Muchachos nur blutige Köpfe holen. Wir könnten einer ganzen Armee trotzen.«

Sergeant Fitzgerald wiegte den Kopf. Er schien von den Worten seines Vorgesetzten nicht hundertprozentig überzeugt zu sein.

»Gut, wir warten ab, bis der Mexikaner ran ist. Dann sehen wir weiter. Jedenfalls bin ich verdammt neugierig, was der Knilch von uns will.«

Das war Sergeant Finnewacker auch.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 28. Bastei Verlag. Köln. 29.11.2016