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Fort Aldamo – Band 27

band-27-der-mann-der-finnewacker-bluffteBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 27
Der Mann, der Finnewacker bluffte

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 15.11.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Ein fremder Offizier aus Camp Lowell übernimmt das Kommando über einen Trupp, den Master Sergeant Finnewacker zum Steinbruch geschickt hat. Der neue Commander von Fort Aldamo, wie es heißt! Finnewacker räumt schon mal seinen Schreibtisch in der Kommandantur aus und bereitet sich auf den Rapport bei seinem neuen Vorgesetzten vor. Doch dann kommt er dahinter, dass jemand ein teuflisches Spiel mit ihm treibt, um ihn mit einem raffinierten Bluff ins Jenseits zu befördern. Da wird Finnewacker zum Tiger, und es geht höllisch rund …

Leseprobe:

Ein fürchterlicher, alles Leben ver­nichtender Sandsturm tobte durch die Ebene, in der Fort Aldamo, die alte spanische Festung, auf einem Hügel thronte. Nur schemenhaft waren die zehn Meter hohen Mauern der alten Trutzfeste zu erkennen, die von den Konquistadoren errichtet worden war, um ihre Handelswege nach Norden zu sichern.

Riesige Sandwolken hüllten die Fes­tung ein und verdunkelten die Sonne.

In Fort Aldamo war ein Dienst­betrieb unmöglich, weil bei jedem Atemholen des Sturmes Sandwolken zwischen den Mauern niedergingen.

Seit Kriegsende diente Fort Aldamo der Strafkompanie der US Kavallerie als Standort.

Master Sergeant Finnewacker, all­gewaltiger Spieß der Strafkompa­nie, da er zugleich als Kompaniechef und kommissarischer Commander des Forts fungierte, stand breitbeinig am Fenster der Kommandantur, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und schaute in das quirlende, tosende Grau hinaus. Hin und wieder waren nicht einmal die gegenüberliegenden Mannschaftsunterkünfte zu erkennen, die sich an die Nordmauer zu ducken schienen.

Das dicke Notizbuch ragte vorn aus der Knopfleiste seines Feldrockes.

Seit Tagen tobte der Sturm nun schon durch diese weite, wüstenartige Einöde, und es war kein Ende abzu­sehen.

Drüben lagen die Sträflinge in ihren Unterkünften faul auf den Betten, und es war kaum zu kontrollieren, was sie trieben.

Sergeant Fitzgerald, ein kleiner kraushaariger Mann um die fünfzig, ein alter Soldat wie der Master Ser­geant, erhob sich vom Tisch und kam zu ihm ans Fenster.

»Der dritte Tag!«, sagte er. »Und wann hört das auf? Sandstürme haben wir hier schon oft erlebt, doch niemals von dieser Dauer. Ich kann mich jeden­falls nicht erinnern.«

Der Sergeant, Finnewackers Stell­vertreter, befand sich etliche Jahre länger in Aldamo als der Master Ser­geant. Deshalb griff Finnewacker oft auf seine Erfahrung zurück. Doch hier war auch der Sergeant mit seinem La­tein am Ende.

»Wenn die ganze Chose vorbei ist, wird eine andere Chose für uns begin­nen!«, brummte der Master Sergeant. »Von der verdammten Langeweile ge­trieben, sind die Kerle todsicher auf viele Gedanken gekommen. Dumme Gedanken, meine ich. Da werden wir zu tun haben, um es nicht einreißen zu lassen. Und bestimmt denken da drüben etliche Männer an Flucht! Da werden wir zu tun haben, um den alten Zuck wieder reinzukriegen.«

»Wir schmeißen den Laden schon!«, meinte Fitzgerald zuversichtlich.

»Wenn mir Unheil schwant, dann schwant mir Unheil!«, brummte Fin­newacker.

Sie beobachten den Wachhabenden, der vom Küchenblock her auftauchte, den Mantel über dem Kopf und gegen den Sturm gestemmt. Es war zwölf Uhr mittags. Er rief die Kompanie zugweise zum Mittagessen heraus.

Der zweite Zug war an der Reihe. Hintereinander, die grauen Tuchmän­tel über den Köpfen, kamen die Män­ner der beiden Corporalschaften aus den Unterkünften und rannten zum Küchenbau.

Finnewacker wandte sich ab, schritt zu seinem Schreibtisch und nahm in dem bequemen Drehsessel Platz. Er griff nach einer Brasil und zündete sie an.

»Setz mal für das gesamte Stamm­personal für heute Mittag vier Uhr eine Besprechung an, damit ich denen Verhaltensregeln geben und ihnen ein bisschen die Richtung weisen kann, was nach dem Sturm zu tun ist, damit Aufsässigkeit und Undiszipliniertheit im Keime erstickt werden. Drei Tage liegen die Sträflinge schon auf dem Sack.« Er vollführte mit der Zigarre Kreise. »Da spukt’s doch in so manchem Kopf. Zuviel Zeit zum Grübeln und Denken tut niemals gut.«

Fitzgerald wandte sich ihm zu und schritt langsam zum Tisch. »Du machst dir zu viele Sorgen«, sagte er und nahm wieder Platz.

Da flog die Tür auf. Der Korbmeister stolperte herein. Der Sturm riss ihm die Tür aus der Hand und blies eine Wolke von Sandstaub herein.

»Tüte!«, brummte Finnewacker, schob die Zigarre schnell zwischen die Zähne und hielt flink die Papiere fest, die ihm der Windstoß vom Tisch zu fegen drohte.

Der Korbmeister, ein Sergeant, schloss rasch die Tür und trat an den Tisch. Er nahm den Mantel herunter und hielt Finnewacker ein kleines Me­tallröhrchen hin.

»Eine Meldung vom Regiment! Ge­rade eingeflogen.«

»Was?!« Finnewacker griff nach dem Röllchen und öffnete es.

»Wie kann denn eine Brieftaube bei diesem Sturm das Fort finden?«, fragte Fitzgerald verwundert.

»Ganz erschöpft, der kleine Kerl«, sagte der Korbmeister mitfühlend. »Hoffentlich kriege ich ihn wieder rich­tig auf die Beine.«

»Können die ja dort in Camp Lowell nicht wissen, was für ein Scheißwetter wir hier haben«, sagte Finnewacker und rollte die Meldung auf.

Es war eine Meldung von Colonel Brook, dem Regimentskommandeur. Von ihm selbst geschrieben. Worüber sich Finnewacker höchst wunderte.

»Mein lieber Master Sergeant!«, las Finnewacker laut, hielt ein, sah auf und grinste. »Vom Colonel persönlich geschrieben und auch ganz persönlich gehalten.«

Sie kannten sich vom Krieg her. Colonel Brook war auf der Seite der Konföderierten General gewesen, und der Master Sergeant hatte auf der glei­chen Seite in den Reihen von Captain Conchos Reitern gekämpft. Trotzdem las sich die Anrede ungewöhnlich.

»Wie ich soeben von Gila Bend Nachricht erhalte …« Finnewacker las lautlos weiter: … sind Major Flashman, Sergeant Menken und der Reiter Pitt Brown dort aus dem Jail aus­gebrochen. Ich teile Ihnen dies mit, da mir der Townmarshal von Gila Bend dazu schreibt, dass der Major während seiner Haftzeit wiederholt geäußert hat, dass er sich an Ihnen rä­chen wird. Seien Sie also ein bisschen vorsichtig, mein Lieber. In Sorge um Ihr Leben erteilte ich Ihnen hiermit den Befehl, Fort Aldamo nicht ohne Begleitschutz von mindestens dreien Ihrer Kameraden zu verlassen. Ihr alter Brook.

Ihr alter Brook!

Da hatte Finnewacker zu kämp­fen, dass ihm nicht die Augen feucht wurden.

Gerührt legte er die Meldung auf den Schreibtisch.

Sooft er zum Rapport nach Camp Lowell bestellt worden war, sofort hatte der Colonel die Zeit gefunden, mit ihm allein einen Abend beisam­menzusitzen und bei einer Flasche Whisky von den alten Zeiten zu reden. Vor allen Dingen von jenen letzten Wochen des Bürgerkrieges, als der General mit seinen Männern von den Yankees eingeschlossen worden war und ihm und seinen Männern nichts anderes übrig geblieben wäre, als in eine schmachvolle Gefangenschaft zu gehen. Aber da war Captain Concho mit seinen Reitern aufgetaucht und hatte den General und seine Einheit herausgehauen.

Und Master Sergeant Finnewacker war einer von Captain Conchos Reitern gewesen. Das vergaß der Colonel nicht. Und wenn sie beim Whisky beisam­mensaßen und sich daran erinnerten, dann waren sie nichts weiter als alte Kameraden. Dann war er Finnewacker und der Colonel sein alter Brook.

»Was gibt es denn?«, fragte Fitz­gerald und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

Noch immer bewegt, schob Finnewacker ihm wortlos die Meldung zu.

Fitzgerald las die Meldung und gab sie an den Korbmeister weiter. »Ach du grüne Neune!«, sagte er. »Na, das kann ja heiter werden.«

»Quatsch!«, sagte Finnewacker gal­lig. »Ich habe mich im Krieg nicht vor tausend Yankees gefürchtet. Solche Kerle wie den Major, die rauche ich in der Pfeife.«

Drei Wochen war es her, dass ihn Colonel Brook zum Rapport nach Camp Lowell befohlen hatte. Und wie damals im Bürgerkrieg hatte der Colonel in der Klemme gesessen und sich an Captain Conchos Reiter erinnert.

Master Sergeant Finnewacker, ehe­mals einer von Captain Conchos Rei­tern, hatte ihn nicht enttäuscht.

Banditen-hatten mehrmals in Camp Lowell das Depot geplündert und Ge­wehre gestohlen. Gelungen war ihnen das nur, weil sie unter der Besatzung von Camp Lowell Helfer gehabt hatten.

Major Flashman hatte die Waffen­diebstähle inszeniert, und sein Ziel war es gewesen, den ehemaligen Kon­föderierten-General zu blamieren und dessen Unfähigkeit deutlich zu machen, um selbst Commander von Camp Lo­well zu werden.

Finnewacker hatte nicht nur die Banditen zur Strecke und die gestoh­lenen Gewehre nach Camp Lowell zu­rückgebracht. Er hatte auch den Major entlarvt.

Nun wollte sich dieser Hurensohn an ihm rächen.

Darüber konnte Finnewacker nur lachen.

Der Korbmeister hatte die Meldung gelesen und legte sie Finnewacker auf den Schreibtisch. »Das solltest du aber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Gegen einen Schuss aus dem Hinterhalt ist noch immer kein Kraut gewachsen.«

»Nun regt euch mal ab!«, sagte Finnewacker mit dröhnender Stimme. »Solche Hurensöhne nehme ich mit links!«

Sergeant Fitzgerald stand auf und heftete die Meldung ab. »Wie du es auch siehst, Finnewacker, an Brooks Befehl solltest du dich halten.«

»Da möchte ich dein Gesicht mal sehen, wenn ich dich und ein paar andere jetzt bitte, mich bei dem Sauwetter zu begleiten«, versetzte Finnewacker.
»Bei solchem Wetter können wir dich getrost allein reiten lassen«, versetzte der Korbmeister. »Denn da wird sich dieser Halunke kaum in unsere Gegend wagen.«

»Ich bezweifle auch, dass der Major bei Sonnenschein hier auftaucht!«, versetzte Finnewacker polternd. »Viel zu strapaziös ein Ritt durch diese Ge­gend für den Gent. Ich kenne doch diese Bagage. Hast du die Meldung abgeheftet?«

»Ja, sie befindet sich bereits im Ord­ner!«, erwiderte Fitzgerald.

Finnewacker winkte ab. »Da gehört sie auch hing«, brummte er.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 27. Bastei Verlag. Köln. 15.11.2016