Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Fort Aldamo – Band 26

band-26-der-verraeter-aus-camp-lowellBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 26
Der Verräter aus Camp Lowell

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 02.11.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Colonel Brooks Tage als Commander von Camp Lowell scheinen gezählt zu sein. Man macht ihn für das Verschwinden von Waffen und Munition aus seinem Depot verantwortlich, und die Zukunft sieht rabenschwarz für ihn aus. Doch da gibt es noch ein Trumpf-Ass, auf das der Colonel alles setzt: Master Sergeant Finnewacker von Fort Aldamo! Finnewacker findet schon bald heraus, dass es einen Verräter in Camp Lowell geben muss, der mit dem Banditenpack Hand in Hand arbeitet. Und dann begeht diese Kanaille auch noch den Fehler, ihn zu reizen! Da geht es rund, denn Master Sergeant Finnewacker kämpft wie ein Tiger für seinen Colonel …

Leseprobe:

Ein gewaltiger Donnerschlag riss Master Sergeant Finnewacker in seiner Unterkunft in Camp Lowell aus dem Schlaf, und er spürte, wie die nachfolgende Druckwelle die Baracke erbeben ließ und ihn aus dem Bett zu werfen drohte.

Feuerschein fiel von irgendwoher durch das Fenster in den schmalen Raum.

Geschrei brach los, Schüsse krachten und ein Clairon begann hektisch das Alarmsignal der US-Grenzkavallerie zu schmettern. Glas barst irgendwo mit lautem, knirschendem Geräusch.

Finnewacker war mit einem Satz aus dem Bett und stürzte ans Fenster.

Feuerschein erhellte die Baracken und den Bretterzaun, der die Garnison umschloss. Männer liefen da scheinbar sinn- und ziellos durcheinander.

Da war im Camp etwas explodiert. Vermutlich das Munitionsdepot. Aber das lag zur anderen Seite hin.

Finnewacker kleidete sich rasch an, fuhr in die Stiefel, stülpte den Feldhut über das wirre Haar und griff nach dem Koppel, an dem sein Säbel und die schwere Revolvertasche hingen.

Er schritt zur Tür, öffnete und trat hinaus.

Das ganze Depot an der Westseite von Camp Lowell stand in Flammen. Aber da waren nicht nur die Feuerwehrtrupps und Löschmannschaften unterwegs. Die Schwadronen wurden in die Alarmstellung befohlen.

Was hatte das zu bedeuten?

Griffen Apachen die Garnison an?

Hatten sie das Depot gesprengt, um eine Bresche zu schlagen und um unter den Langmesser-Soldaten Verwirrung zu stiften?

Für einen Moment erkannte Finnewacker die Gestalt von Colonel Brook vor der Kommandantur, dem Regimentskommandeur und Commander von Camp Lowell, der ihn von Fort Aldamo zum Rapport bestellt hatte.

Sergeant Jooker, der Schirrmeister und ein alter Kamerad von Finnewacker, hastete an der Unterkunft vorbei.

»He, Jooker!«, rief Finnewacker, während er die Koppelschnalle schloss. »Was ist denn los?«

Der Schirrmeister wandte sich ihm nur kurz zu. »Alarm! Mehr weiß ich auch nicht.«

»Warum? Was für′n Alarm?«

Jooker lief weiter und verschwand in Rauch und flackerndem Feuerschein.

Das war ein Rennen, Laufen und Schreien! Die Trompeten schmetterten noch immer, und ihr Getöne verstärkte noch den Eindruck Hektik und scheinbar wirrem Durcheinander.

Eine Schwadron rannte in Viererreihe die breite Straße zwischen den Mannschaftsunterkünften entlang. Im Laufschritt. Im Takt schlugen die Stiefel auf den Kies.

Eine Rauchwolke hüllte Finnewacker ein und der Wind schlug die Tür hinter ihm zu. Er musste husten und entschloss sich, zur Kommandantur zu gehen, um dort etwas zu erfahren.

Zwei Sanitäter kamen ihm entgegen.

»Was ist denn los?«, wollte er von ihnen wissen.

»Alarm!«, riefen beide und rannten an ihm vorbei.

Finnewacker zog sich den Hut in die Stirn und schritt weiter und schneller aus. In der Kommandantur brannte jetzt Licht, obwohl das Feuer auch das Innere sämtlicher Behausungen inzwischen taghell erleuchtete.

Die Clairons verstummten, und nun vermochte Finnewacker das wilde Fauchen und Tosen des mächtigen Feuers vernehmen. Überall flogen Staubwolken und Papierschnitzel durch das Camp. Man konnte kaum die Augen offenhalten. Der gewaltige Sauerstoffverbrauch des Feuers hatte einen wahren Sturm entfacht.

Gestalten standen vor der Kommandantur. Finnewacker erkannte Captain Deshay, Colonel Brooks Adjutant.

Als er unter das Vordach trat, bemerkte ihn der Captain und schritt auf ihn zu.

»Finnewacker! Wo stecken Sie denn?«, rief er und ergriff ihn am Arm. »Kommen Sie, der Colonel möchte Sie sprechen.«

»Was ist denn passiert?«

»Sehen Sie das nicht!«

Also ein gewöhnlicher Feueralarm! Er betrat mit Deshay die Kommandantur. Gedränge herrschte da. Offiziere, Ordonnanzen, das Schreibstubenpersonal und Kuriere standen in großen und kleinen Gruppen beisammen oder liefen hastig umher, emsige Geschäftigkeit verbreitend.

Deshay führte Finnewacker zu Colonel Brooks Dienstzimmer. Doch ein Major, den Finnewacker nicht kannte, verwehrte ihnen den Zutritt.

Deshay zog Finnewacker zur Seite.

»Wo sind Sie denn gewesen, Master Sergeant?«

Finnewacker zog verwirrt das Gesicht. Er verstand den Sinn der Frage nicht. Er war am Abend in Camp Lowell eingetroffen, hatte seine alte Unterkunft zugewiesen bekommen und sich bei Deshay gemeldet, der dem Colonel seine Ankunft mitgeteilt und ihn für den nächsten Morgen um zehn Uhr beim Colonel zum Rapport befohlen hatte.

Hatte Deshay das vergessen?

»Ich bin in meiner Unterkunft gewesen, Sir!«

»Schon vor zehn Minuten hat Sie der Commander ausrufen lassen!«

Zehn Minuten! Finnewacker blickte durch ein Fenster auf das Feuer. Er hätte geschworen, erst vor knapp einer Minute von der Explosion geweckt worden zu sein.

Die Tür der Kommandantur war ständig in Bewegung. Hufgetrappel und Pferdewiehern drangen hinein.

»Wir schaffen die Pferde aus dem Camp!«, erklärte Captain Deshay. »Wahrscheinlich muss das Camp völlig geräumt werden.«

Ein Offizier schaute suchend aus dem Dienstzimmer des Commanders. Als sein Blick auf Deshay fiel, rief er: »Captain, ist der Master Sergeant von Fort Aldamo jetzt hier?«

»Aye, Sir!«, rief Deshay.

Finnewacker wandte sich der Tür zu. Aber die war schon wieder geschlossen.

Für Augenblickte herrschte Ruhe im Vorraum Der Kommandantur, und Finnewacker sah alle Blicke auf sich gerichtet.

Er hatte nicht die geringste Ahnung, weshalb ihn der Colonel überhaupt nach Camp Lowell befohlen hatte, und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was der Colonel jetzt, so kurz nach dem Ausbruch der Brandkatastrophe, von ihm wollte.

Es lag nahe, den Captain zu fragen. Doch Finnewacker beherrschte sich. Nun würde ihn ja der Colonel gleich rufen.

Colonel war übrigens ein alter Bekannter von ihm. Sie hatten im Bürgerkrieg beide auf der Seite des Südens gekämpft. Brook war in der Armee der Konföderation General gewesen. Finnewacker hatte zu Captain Conchos Reitern gehört.

In den letzten Kriegstagen hatte General Brook mit seinen Leuten von Yankees umzingelt in der Falle gelegen, und eine schmachvolle Gefangenschaft wäre ihm und seinen Leuten sicher gewesen, wenn da nicht Captain Conchos Reiter gekommen wären und sie herausgehauen hätten.

Das dankte ihm Brook heute noch, und wenn sie zusammen waren, allein, versteht sich, dann gab sich Brook väterlich und vermittelte ihm das Gefühl, dass sie nichts anderes als Kameraden waren.

Fort Aldamo gehörte zu Brooks Befehlsbereich, und Finnewacker hatte nie im Traum daran gedacht, jemals als Master Sergeant nach Fort Aldamo zu gehen.

Doch in Fort Aldamo lag nicht nur vieles, sondern alles im argen, und der Colonel hatte dringend einen guten und fähigen Mann gebraucht.

Bei einer Flasche Whisky hatten sie diese Kommandierung regelrecht ausgehandelt, denn auch Finnewacker hatte Bedingungen angemeldet. Und in allem hatte der Colonel zugestimmt, der ihn ja gut genug kannte.

Er hatte Finnewacker aber auch beim Portepee gefasst, und als er ihm freie Hand in der Erziehung der Männer zugesagt hatte, bei denen es sich schließlich um Sträflinge handelte, hatte Master Sergeant Finnewacker das Versetzungsgesuch nach Fort Aldamo unterschrieben, und Brook hatte prompt gegengezeichnet und das Gesuch genehmigt.

Seitdem war er nicht das erste Mal wieder in Camp Lowell.

Im regelmäßigen Turnus wurde er von Brook zum Rapport befohlen, und nach jeder Besprechung mit dem alten Kriegskameraden hatte Finnewacker das Gefühl gehabt, dass der Colonel mit ihm zufrieden war, und auch mit seiner Art, wie er den Laden dort in Fort Aldamo schmiss.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 26. Bastei Verlag. Köln. 02.11.2016