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Die Geschichte vom Werwolf Teil 4

Die-Geschichte-vom-WerwolfDie Geschichte vom Werwolf
Eine Volkssage, erzählt von Alexandre Dumas
Nach dem französischen Manuskript von Dr. G. F. W. Rödiger

Kapitel 4
Agnelette

Der Baron Jean nahm den Jagdspieß und betrachtete ihn lange von der Spitze bis zum Griff, ohne ein Wort zu sagen. Dann zeigte er dem Delinquenten einen auf den Griff geschnitzten kleinen Holzschuh, an welchem Thibaut sein Eigentum erkannte.

»Leugnest du noch, Spitzbube?«, sagte der Baron. »Dieser Spieß riecht nach Wildbret. Du bist ein Wilddieb und folglich ein großer Verbrecher. Du hast falsch geschworen und folglich eine schwere Sünde begangen. Wir wollen dir zu deinem Seelenheil eine Buße auflegen. Marcotte«, sagte er zu dem ersten Jäger, »nimm zwei Riemen und binde mir diesen Wilddieb an einen Baum. Zieh ihm Jacke und Hemd aus und appliziere ihm sechsunddreißig mit deinem Bandelier, ein Dutzend für den falschen Schwur und zwei Dutzend für die Wilddieberei … nein, ich irre mich, ein Dutzend für die Wilddieberei und zwei Dutzend für den falschen Schwur.«

Die ganze Dienerschaft freute sich, dass der gestrenge Herr einen Gegenstand gefunden hatte, an welchem er seinen Zorn auslassen konnte.

Trotz aller Beteuerungen des armen Thibaut, der bei allen Heiligen des Kalenders schwur, dass er weder Hirsch noch Reh getötet habe, wurde der Wilddieb entkleidet und an einen Baum gebunden.

Die Exekution begann sogleich. Der Jäger schlug so herzhaft zu, dass Thibaut trotz seines Vorsatzes, keinen Laut von sich zu geben, bei dem dritten Hieb einen Schrei ausstieß.

Der Baron Jean de Vez war vielleicht der roheste Landjunker der ganzen Provinz, aber er hatte kein hartes Herz. Das Jammergeschrei desDelinquenten tat ihm weh, aber da die Wilddieberei in den Forsten Seiner Königlichen Hoheit immer mehr um sich griff, so beschloss er das Urteil vollziehen zu lassen. Um jedoch nicht Zeuge dabei zu sein, wandte er sein Pferd, um sich zu entfernen.

In dem Augenblick, als er fortreiten wollte, kam ein junges Mädchen aus dem Gebüsch, fiel vor dem Pferd auf die Knie und hob bittend ihre Hände empor.

»Gnädiger Herr«, sagte sie weinend, »haben Sie Erbarmen mit diesem Mann.«

Der Junker sah das Mädchen an. Es war in der Tat ein hübsches Kind, kaum sechzehn Jahre alt, schlank gewachsen, mit großen blauen Augen und so üppigen blonden Haaren, dass sie auf allen Seiten unter der groben Leinwandhaube hervorquollen.

Der Anzug der schönen Bittenden war sehr einfach, aber der Junker war keineswegs unempfänglich für weibliche Reize und er beantwortete lächelnd den flehenden Blick der hübschen Bäuerin.

Aber da er keine Antwort gab und die Exekution unterdessen ihren Fortgang hatte, so setzte das Mädchen hinzu: »Um des Himmels willen, gnädiger Herr, befehlen Sie Ihren Leuten, diesen armen Mann loszulassen. Sein Geschrei zerreißt mir das Herz.«

»Ist es denn dein Bruder«, erwiderte der Waidmann, »dass du solchen Anteil an ihm nimmst, mein schönes Kind?«

»Nein, gnädiger Herr.«

»Oder dein Vetter?«

»Nein.«

»Oder dein Geliebter?«

»Mein Geliebter! Euer Gnaden scherzen.«

»Warum sollte er es nicht sein? Ich gestehe dir, dass ich ihn beneiden würde.«

Die Kleine schlug die Augen nieder.

»Ich kenne ihn nicht, gnädiger Herr, ich sehe ihn heute zum ersten Mal.«

»Und sie sieht ihn nur von hinten«, sagte Engoulevent, der den Augenblick, einen schlechten Witz zu machen, für günstig hielt.

Der Baron gebot ihm Schweigen und wandte sich dann lächelnd zu dem jungen Mädchen.

»Wirklich? Nun, wenn er weder dein Bruder noch dein Geliebter ist, so will ich sehen, wie weit du deine Nächstenliebe treiben wirst.«

»Was meinen Sie, gnädiger Herr?«

»Ich will den Wilddieb begnadigen, wenn du mir einen Kuss gibst.«

»O, von Herzen gern«, erwiderte die Kleine. »Einem Menschen mit einem Kuss das Leben zu retten, ist gewiss keine Sünde.«

Und ohne zu warten, bis der Junker Jean sich bückte, um das Verlangte selbst zu nehmen, schleuderte sie rasch ihre Holzschuhe fort, stellte ihr Füßchen auf den Stiefel des Waidmanns, fasste die Mähne des Pferdes, hob sich in die Höhe und bot ihre runden frischen Wangen zum Kuss.

Der Wolfsjägermeister hatte nur einen Kuss als Lösegeld verlangt, aber er nahm zwei, die er langsam und bedächtig als feiner Kenner verspeiste. Dann gab er, seinem Wort getreu, dem Jäger Marcotte einen Wink, die Exekution einzustellen.

Marcotte zählte gewissenhaft die Streiche, er holte eben zum zwölften aus, als er den Befehl zum Anhalten erhielt. Er wollte den Arm nicht umsonst aufgehoben haben, vielleicht hielt er es sogar für angemessen, den letzten mit einem außerordentlichen Aufwand von Kraft zu applizieren.

Nachdem er sich diese Befriedigung verschafft hatte, band er den Delinquenten los.

Unterdessen plauderte der Junker Jean mit der hübschen kleinen Bäuerin.

»Wie heißt du, mein Kind?«, fragte er.

»Georgine Agnelet, gnädiger Herr, aber die Leute nennen mich Agnelette.«

»Ei, das ist ein Unglücksname, mein Kind«, sagte der Baron.

»Warum denn, gnädiger Herr?«

»Weil der Wolf die Lämmlein frisst.«

Die Kleine lachte.

»Wo wohnst du, Agnelette?«

»In Préciamont.«

»Und gehst so allein in den Wald! Das ist sehr keck für ein Mädchen.«

»Ich muss wohl, gnädiger Herr. Wir haben drei Ziegen, und die brauchen Streu.«

»Du wolltest also Gras für die Ziegen holen?«

»Ja.«

»Und du fürchtest dich nicht?«

Agnelette lächelte. »Ja, zuweilen denke ich wohl …«

»Was denkst du?«

»Man erzählt in den Winterabenden gar schauerliche Geschichten von Werwölfen. Wenn ich nichts als Bäume um mich sehe und nur den Wind in den Zweigen brausen höre, überläuft mir ein Schauer und meine Haare sträuben sich. Aber ich denke dann, dass Sie ihnen nicht Zeit lassen, die Mädchen zu verfolgen, und bin gleich wieder ruhig, wenn ich Ihr Waldhorn und das Gebell Ihrer Hunde höre.«

Diese Antwort gefiel dem Junker ganz ungemein.

»Ja, es ist wahr«, antwortete er schmunzelnd. »Wir ziehen tapfer gegen die Wölfe zu Felde. Wir lassen ihnen nicht einmal die Zeit, sich die Flöhe abzusuchen … Aber es gibt ein Mittel, mein schönes Kind, dir diese Besorgnisse für die Zukunft zu ersparen.«

»Was für ein Mittel, gnädiger Herr?«, fragte Agnelette, indem sie den Waidmann recht naiv ansah.

»Es ist ganz einfach. Komm in das Schloss Vez. Nie hat ein Werwolf oder ein anderer Wolf die Zugbrücke anders als tot an einer Stange hängend überschritten.«

Agnelette schüttelte den Kopf.

»Wie! Du willst nicht?«

»Ich danke schön, gnädiger Herr.«

»Warum nimmst du mein Anerbieten nicht an?«

»Weil ich es schlimmer finde als den Wolf.«

Diese Antwort reizte den Baron zu einem lauten Gelächter, in welches alle Jäger und Hundejungen mit einstimmten.

Das Erscheinen der hübschen kleinen Bäuerin hatte den gestrengen Herrn de Vez wieder ganz heiter gestimmt, und er würde vielleicht noch lange gelacht und mit ihr geplaudert haben, wenn ihn Marcotte, der die Hunde wieder zusammengekoppelt hatte, nicht an den ziemlich langen Rückweg erinnert hätte. Der Junker, dem die beiden ersten Küsse geschmeckt hatten, wollte das Experiment wiederholen, aber Agnelette, die keinen Menschen mehr zu retten hatte, entschlüpfte ihm behände. Der Waidmann drohte ihr schäkernd mit dem Finger und ritt, von seinen Leuten und Hunden gefolgt, ins Schloss zurück.

Agnelette blieb mit Thibaut allein.

Wir haben gesagt, was Agnelette für Thibaut getan hatte und wie hübsch sie war. Aber trotzdem beachtete er seine Retterin kaum, er dachte nur an Hass und Rache.

Wir sahen, Thibaut machte seit dem Vormittag rasche Fortschritte auf der Bahn des Bösen.

»Verwünschter Unhold!«, sagte Thibaut mit drohend aufgehobener Faust. »Jetzt rufe ich den Teufel um Beistand an, und wenn er mich erhört, so werde ich alles Leid, das du mir heute abgetan hast, mit reichen Zinsen zurückgeben!«

»Das ist nicht schön von Euch«, sagte Agnelette nähertretend. »Der Baron Jean ist ein guter Herr, er ist sehr nachsichtig gegen die armen Leute und freundlich gegen alle Frauen und Mädchen.«

»Ihr meint wohl gar«, erwiderte Thibaut mürrisch, »ich sei ihm Dank schuldig für die Hiebe, die er mir geben ließ.«

»Gesteht nur aufrichtig, Gevatter«, sagte die Kleine lachend, »dass Ihr ihm die Hiebe nicht gestohlen habt.«

»Ich sehe schon«, sagte Thibaut, »der Kuss des Junkers hat die schöne Agnelette ganz vernarrt gemacht.«

»Ich hätte nicht geglaubt, Thibaut, dass Ihr mir diesen Kuss vorwerfen würdet. Aber ich habe gesagt, und sage es noch, dass der Baron Jean in seinem Recht war. Warum jagt Ihr auch in den Forsten der großen Herren?«

»Ist denn das Wild nicht für jedermann?«

»Nein, das Wild ernährt sich von dem Gras, das auf dem Grund und Boden der Herrschaft wächst, und Ihr habt nicht das Recht, Euren Jagdspieß auf einen Damhirsch des Herzogs zu werfen.«

»Wer hat Euch denn gesagt, dass ich meinen Jagdspieß auf seinen Damhirsch geworfen habe?«, entgegnete darauf Thibaut, der mit fast drohender Gebärde auf Agnelette zutrat.

»Wer mir es gesagt hat? Meine Augen, die nicht lügen. Ja, ich habe gesehen, wie Ihr den Spieß geworfen habt, als Ihr hinter dem Baum dort standet.«

Die Zuversicht, mit welcher ihn die Kleine Lügen strafte, entwaffnete den Zorn Thibauts.

»Nun ja«, sagte er, »wenn sich ein armer Teufel einmal von dem Überfluss der Reichen einen guten Bissen verschafft, den ihm der Zufall in die Hände spielt, wenn er ein Kaninchen totschlägt oder einen Hasen fängt, glaubt Ihr denn, Jungfer Agnelette, dass er deshalb den Galgen verdient habe? Glaubt Ihr denn, der liebe Gott habe diesen Damhirsch nur für den Junker Jean geschaffen?«

»Der liebe Gott«, erwiderte Agnelette, »hat uns geboten, nicht nach fremdem Gut zu streben. Befolgt Gottes Gebot, und es wird Euch gewiss gut gehen, Monsieur Thibaut.«

»Ihr kennt mich also, schöne Agnelette, da Ihr mich bei meinem Namen nennt?«

»Jawohl, ich erinnere mich, dass ich Euch einmal auf der Kirmes zu Boursonne gesehen habe. Man nannte Euch den schönen Tänzer, und viele Zuschauer versammelten sich um Euch.«

Diese Schmeichelei machte Thibaut vollends zahm. »Ja, ja«, sagte er, »ich erinnere mich jetzt auch, dass ich Euch gesehen habe. Wir haben sogar zusammen getanzt. Damals wart Ihr freilich noch kleiner als jetzt, und deshalb erkannte ich Euch nicht sogleich. Aber jetzt entsinne ich mich … ja, Ihr trugt ein rotes Röckchen und ein weißes Mieder. Wir tanzten die Laitière, ich wollte Euch küssen. Aber Ihr wolltet es nicht leiden, Ihr sagtet, man küsse nur sein vis-à-vis und nicht seine Tänzerin.«

»Ihr habt ein gutes Gedächtnis, Monsieur Thibaut!«

»Wisst Ihr wohl, Agnelette, dass Ihr in dem Jahr nicht nur größer, sondern auch schöner geworden seid?«

Agnelette errötete und schlug die Augen nieder. Sie wurde dadurch noch reizender, und Thibaut betrachtete sie mit verdoppelter Aufmerksamkeit.

»Habt Ihr schon einen Geliebten, Agnelette?«, fragte er mit etwas unsicherer Stimme.

»Nein«, erwiderte sie, »ich habe keinen Geliebten und will auch keinen haben.«

»Warum denn nicht? Fürchtet Ihr Euch denn vor der Liebe?«

»Nein, aber einen Geliebten mag ich nicht.«

»Was denn?«

»Einen Mann.«

Thibaut machte eine Bewegung, welche Agnelette nicht bemerkte oder nicht bemerken wollte.

»Ja,« wiederholte sie, »einen Mann. Die Großmutter ist alt und schwach, und ein braver Mann wird das Seine beitragen, ihr die letzten Lebenstage zu versüßen.«

»Aber,« entgegnete Thibaut, »wird der Mann auch zugeben, dass Ihr die Großmutter mehr liebt als ihn? Wird er nicht eifersüchtig sein?«

»O! Das hat keine Gefahr,« erwiderte Agnelette mit reizendem, vielversprechendem Lächeln. »Er soll sich nicht zu beklagen haben. Je freundlicher und geduldiger er mit der guten Alten ist, desto zärtlicher werde ich ihn lieben, desto fleißiger werde ich arbeiten. Ihr werdet vielleicht denken, ein kleines winziges Ding, wie ich bin, könne nicht arbeiten. Aber da kennt Ihr mich schlecht, wenn man mit Lust und Liebe arbeitet, wird es nicht schwer. O, wir werden alle drei recht glücklich sein!«

»Recht arm, willst du sagen.«

»Is denn die Liebe und Freundschaft der Reichen einen Deut mehr wert? Wenn ich meiner Großmama recht schön getan habe, wenn sie mich auf den Schoß nimmt und ihre runzelige, tränenfeuchte Wange an die meine schmiegt, fange ich auch an zu weinen, und diese Tränen sind so süß, dass ich mit keiner Dame oder Demoiselle, selbst nicht mit einer Prinzessin tauschen möchte, obwohl wir sehr arm sind.«

Thibaut antwortete nicht, er überließ sich seinen ehrgeizigen Gedanken, in welche sich jedoch einige Verstimmung zu mischen begann. Er hatte oft die schönen, glänzend geschmückten Damen am Hofe des Herzogs von Orleans angestaunt. Er hatte manche Stunde der Nacht die hell erleuchteten Fenster des Schlosses Vez mit neidischen Gefühlen betrachtet – und nun fragte er sich, ob aller Prunk, den er sich so oft gewünscht hatte, wohl so viel wert sei, wie dieses schöne, liebliche Mädchen, um dessen Besetz ihn gewiss viele vornehme Herren beneiden würden.

»Höre, Agnelette«, sagte Thibaut nach einer Pause. »Wenn ein Mann, wie ich zum Beispiel, dir einen Heiratsantrag machte, würdest du ihn nehmen?«

Thibaut war ein sehr hübscher, stattlicher junger Mann mit großen feurigen Augen und schwarzem Lockenhaar. Er hatte sich auf seiner Wanderschaft mehr Gewandtheit und Bildung verschafft als ein gewöhnlicher Handwerker. Überdies fühlt man sich hingezogen zu Menschen, denen man Gutes getan, und Agnelette hatte Thibaut aller Wahrscheinlichkeit nach das Leben gerettet, denn der Unglückliche würde die sechsunddreißig Streiche des kräftigen Marcotte schwerlich ausgehalten haben.

»Ja«, sagte sie, »wenn er gut mit meiner Großmutter wäre.«

Thibaut fasste ihre Hand.

»Wir wollen ein anderes Mal davon reden, Agnelette, und sobald wie möglich.

»Wann Ihr wollt, Monsieur Thibaut.«

»Schwörst du mir, Agnelette, mich recht lieb zu haben, wenn ich dich heirate?«

»Kann man denn einen anderen Mann lieben?«

»Ich möchte aber doch einen Schwur. So zum Beispiel: Ich schwöre dir, Thibaut, nie einen anderen zu lieben als dich.«

»Wozu denn ein Schwer? Es ist ja genug, dass ein braves Mädchen etwas verspricht.«

»Wann wollen wir Hochzeit machen?«, fragte Thibaut, indem er sie zu umfassen suchte.

Aber Agnelette entwand sich seinen Armen.

»Geht zu meiner Großmutter«, sagte sie, »es hängt von ihr ab. Helft mir nur meine Tracht Heidekraut auf, denn es ist spät und es ist beinahe eine Stunde von hier nach Préciamont.«

Thibaut erfüllte ihren Wunsch und begleitete sie zum Wald hinaus. Zum Abschied bat er um einen Kuss als Abschlagzahlung des künftigen Glückes.

Agnelette, welche diesen Kuss keineswegs so gleichgültig hinnahm wie die doppelte Umhalsung des Junkers, ging rasch fort, trotz der schweren Last, die sie auf dem Kopf trug.

Thibaut schaute ihr eine Weile nach. Ihre schön geformten Arme hielten die Last, welche zu schwer schien für das niedliche Köpfchen, und ihr Wuchs erschien in dieser Stellung noch schlanker, anmutiger. Endlich verschwand sie hinter einer Anhöhe.

Thibaut seufzte unwillkürlich und versank in tiefe Gedanken. Er dachte keineswegs an das Glück, dieses holde, gute Kind bald heimführen zu können. Er hatte nach ihrem Besitz gestrebt, weil Agnelette jung und schön war und weil Thibaut leider nach allem strebte, was anderen gehörte oder künftig gehören konnte. Agnelette hatte ihn durch ihre Arglosigkeit und Unbefangenheit gefesselt, aber ihr Bild war in seinem Geist und nicht in seinem Herzen. Er war nicht fähig, ein armes Mädchen zu lieben, sich mit der Gegenliebe zu begnügen und nach höheren Dingen zu streben. Je weiter er sich von Agnelette entfernte, schien er sich von seinem guten Genius abzuwenden, und die neidischen Regungen, die ihn sooft quälten, bekamen wieder die Oberhand.

Es war finstere Nacht, als er nach Hause kam.