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Detektiv Schaper – Falsches Geld – 11. Kapitel

Detektiv-SchaperM. v. Neuhof
Detektiv Schaper
Erster Teil
Falsches Geld
11. Kapitel
Seine Retterin

Kriminalkommissar Heinroth, der seinen Kollegen vom Nachtdienst um acht Uhr morgens auf dem Polizeipräsidium in Schöneberg ablöste, war nicht wenig überrascht, als ein Schutzmann ihm kurz nach Übernahme des Dienstes den Detektiv Fritz Schaper meldete.

»Wie – ich denke, Sie sind verreist, Herr Schaber?«, begrüßte er den ihm persönlich bekannten Detektiv mit einer Liebenswürdigkeit, die einen großen Teil fast ehrerbietiger Hochachtung enthielt.

»Ich wünschte, ich wäre wirklich verreist«, meinte Schaper düster, indem er auf dem ihm angebotenen Stuhl Platz nahm. »Dann hätte ich wenigstens nicht das Unglück gehabt, ein Menschenleben opfern zu müssen, um mein eigenes zu retten«, fügte er ernst hinzu.

Der Kommissar horchte hoch auf. »Also Sie haben in Notwehr jemand getötet?«, fragte er unsicher.

»Leider. Es ist das erste Menschenblut, das ich vergossen habe. Und ich werde lange und schwer daran zu tragen haben. Bisher durfte ich den gewünschten Erfolg stets erreichen, ohne zu solchen Gewaltmitteln der Selbstverteidigung greifen zu müssen. Dieses Mal war mir das Schicksal weniger günstig. Es ist einer der von der Polizei seit längerer Zeit gesuchten Banknotenfälscher, den ich erschossen habe.«

Heinroth, ein noch junger Mann, besaß doch schon die für einen Kriminalbeamten so unbedingt notwendige Selbstbeherrschung. So sehr ihn auch diese Nachricht überraschte, so bezwang er doch seine Erregung und bat nur in höflichem Ton: »Erzählen Sie, Herr Schaper, Sie werden verstehen, wie sehr mich gerade diese Sache interessiert.«

In seiner klaren, übersichtlichen Weise entwickelte der Detektiv nun den Hergang dieser Untersuchung, der es an dramatischen Momenten wahrlich nicht gefehlt hatte. Von allem sprach er, nichts vergaß er – nur eines, und dies mit voller Absicht. Horst-Günther von Molnars Name, die Rolle, die dieser in dem vorliegenden Kriminalfall gespielt hatte, wurde mit keiner Silbe erwähnt. Schaper stellte die Sache so dar, als ob die Verbrecher deshalb ihren Banknotenvorrat aus dem alten Haus hatten fortschaffen wollen, um ihn mithilfe eines von ihnen in ihren Gesprächen nicht näher bezeichneten Bankangestellten in die Kassen eines großen Geldinstituts einzuschmuggeln. Hierbei hoffte er, dass Sagnali, der doch nur halb gezwungen sich zu diesem Schurkenstreich hergegeben hatte, ebenso wie er den jungen leichtsinnigen Menschen schonen dürfte, indem der Italiener nach seiner Verhaftung, die nun unmittelbar bevorstand, ebenso wenig wie er Horst-Günther als Mitschuldigen nennen und dadurch in sein Verderben mit hineinziehen würde. Bornemann hatte der Detektiv ja in gleicher Weise instruiert, sodass auch von dieser Seite keine Gefahr drohte.

Auf diese Weise gedachte Schaper unendliches Leid von der ohnehin schon so schwer vom Schicksal niedergedrückten Majorsfamilie fernzuhalten.

 

Gegen zehn Uhr vormittags hielt ein Auto vor dem Haus Gerberstraße 14. Ihm entstiegen Kriminalkommissar Heinroth sowie Fritz Schaper – Letzterer nur recht mühsam, da sein verletztes Bein ihm böse Schmerzen bereitete.

Mariette öffnete ihnen auf ihr Läuten die Flurtür.

Der Detektiv, der inzwischen seine Maske abgelegt hatte und wieder in seiner wahren Gestalt auftrat, übernahm auch hier die Führung des Gesprächs, die der Kommissar ihm als dem Erfahreneren ohne Weiteres überließ.

»Mein Bruder ist nicht zu Hause. Vor ganz kurzer Zeit, vielleicht fünf Minuten, entfernte er sich. Wohin, sagte er nicht. Er wollte aber zu Tisch pünktlich wieder hier sein.«

Dies war Mariettes fraglos der Wahrheit entsprechende Antwort auf Schapers Frage, ob Herr Sagnali daheim sei.

»So leid es uns tut, mein Fräulein«, sagte der Detektiv nunmehr, »wir haben hier eine sehr ernste Pflicht zu erfüllen. Gestatten Sie, dass wir nähertreten. Es ist nicht nötig, dass jemand von den Hauseinwohnern uns belauscht.«

Mariette verfärbte sich leicht. Aber dennoch bewahrte sie ihre Haltung, öffnete die Tür zum Arbeitszimmer ihres Bruders und ließ die beiden Herren eintreten. Es konnte sich ja nur um Ernestos Freund, um Franz Merwinski handeln. Und selbst wenn ihr Bruder diesen in seiner Wohnung verborgen gehalten hatte, so war das doch kein so schweres Vergehen, um sich deswegen allzu sehr zu beunruhigen. Die Wahrheit ahnte das arme Kind nicht.

Schaper wandte sich nun abermals an Mariette, die abwartend neben der Tür stehen geblieben war.

»Dieser Herr da ist ein Kriminalkommissar, mein Fräulein. Er hat den Auftrag, diese Räume zu durchsuchen. Schicken Sie also zunächst die Arbeiterinnen fort. Die Tätigkeit Ihres Bruders als Schablonenfabrikant dürfte für immer vorüber sein.«

Deutlich zeigte sich daraufhin auf Mariettes Antlitz der Ausdruck einer zunehmenden Unruhe.

»Dürfte ich bitten, mir zu erklären, worum es sich hier handelt?«, fragte sie unsicher.

»Später, später«, erwiderte der Detektiv kurz, aber nicht unfreundlich. Mariette verschwand.

Kaum hatte sie das Zimmer verlassen, als Schaper auch schon einen Briefumschlag, der achtlos auf die Schreibtischplatte geworfen zu sein schien, aufnahm und prüfend musterte. Dieser trug Sagnalis Adresse. Auf der Rückseite aber stand in ebenso steilen, energischen Schriftzügen: »Abs.: Max. v. Molnar, Berlin W. 16, Ansbacherstr. Nr. 22.« Der Stempel zeigte, dass dieser Brief erst gestern Abend abgesandt war.

Der Detektiv wusste von Astrid, dass die älteste Molnar Empfangsdame bei einem Professor in Berlin war. Und schnell teilte er dem Kommissar nun seine Vermutungen mit.

»Vielleicht erfahren wir von der jungen Dame, wo Sagnali geblieben ist«, meinte er.

»Denn dass der Italiener zurzeit nur einen harmlosen Spaziergang oder eine geschäftliche Besorgung vor sich hat, glaube ich nicht. Das Wahrscheinlichste ist, dass er, durch das Ausbleiben Merwinskis stark beunruhigt, zu dem sogenannten Lagerspeicher geeilt ist, um dort nachzusehen, ob sein Komplize etwa die Banknoten an sich genommen hat und … geflohen ist. Mit dieser Möglichkeit kann er ja immerhin rechnen. Wie soll er sich auch anders die lange Abwesenheit des Chemikers erklären. Begibt er sich aber wirklich in die Wendelholzgasse, so läuft er unseren dort postierten Leuten in die Arme und ist in diesem Moment vielleicht schon abgefasst. Wenn nicht – nun, so werden wir jetzt sofort für alle Fälle zu dem Professor gehen und dort Fräulein von Molnar so etwas ins Gebet nehmen. Sollte mich wundern, wenn dieser Brief, der heute Morgen in Sagnalis Hände gelangt ist, nicht auch mit seinem Ausflug zusammenhängt.«

Eine knappe Viertelstunde später verließen die beiden dann wieder die Wohnung des Italieners und fuhren dem Westen der Reichshauptstadt zu. Vor dem Haus aber blieben zwei Kriminalbeamte in Zivil postiert, die Sagnali, den Schaper ihnen genau beschrieben hatte, sofort festnehmen sollten, wenn er ihnen in die Arme lief.

 

Im Wartezimmer Professor Neubers hatte sich indessen zwischen Maximiliane und Ernesto Sagnali eine bewegte Szene abgespielt.

Der Italiener, von der Geliebten mit einem zärtlichen Händedruck empfangen, hatte nicht den geringsten Versuch gemacht, bei der nun folgenden Beichte sein Tun und Lassen irgendwie zu beschönigen. Nur ein Bestreben leitete ihn: sich sein Herz ganz frei zu reden! Und geduldig wollte er dann ihr Urteil hinnehmen.

So sprach er dann zuerst von den Enttäuschungen, die er als Künstler erlebt hatte. Nur kurz streifte er diesen Abschnitt seines Lebens, da das meiste Maximiliane ja schon bekannt war. Ganz eingehend schilderte er erst die Dresdener Zeit, wo man ihn als angeblichen Bilderdieb verhaftet und verurteilt hatte.

»So wahr ich dich mit aller Kraft meines Herzens liebe, Maximiliane, nie habe ich das Bild stehlen wollen«, rief er eifrig. »Nur kopieren wollte ich es, um die Technik daran studieren zu können. Zu diesem Zweck gedachte ich es für einige Wochen aus der Galerie zu entfernen, da gerade das Kopieren dieses Gemäldes streng verboten war. Nachher hoffte ich es dann anonym wieder zurücksenden zu können. Glaube mir, Geliebte, ich hatte damals keine anderen Absichten! Was sollte ich auch mit dem Bild, das in der ganzen Welt berühmt und daher völlig unverkäuflich war! Nein, nur eine Verkettung unglücklicher Zufälle brachte mich damals ins Gefängnis. Die Richter hielten meine Entschuldigungen, meine Erklärungen für glatte Lüge. Kurz vorher hatte ein anderer zwei kleine Stahlstiche aus der Galerie gestohlen, ein Mensch, der nie entdeckt worden ist. Nun schob man mir auch dieses Vergehen zu. So musste ich für Taten büßen, die ich nie begangen hatte.«

Und dann kam für Sagnali das Schwerste: das Geständnis seines schmachvollen Bündnisses mit Merwinski, der nach seiner Flucht das aus der Papierfabrik geraubte Banknotenpapier aus seinem Versteck in einem verlassenen Steinbruch hervorgeholt und damit zu ihm nach Berlin gekommen war, wo sie die Schablonenfabrik eingerichtet und mithilfe der Stanzmaschinen für fast 1¼ Millionen Mark falsches Papiergeld hergestellt hatte, welches Merwinski in der Weise einzuwechseln suchte, dass er von allen möglichen Postämtern Geldsendungen an Sagnali abschickte, eben in der Hoffnung, bei dem Andrang an den Schaltern würden die Beamten nicht Zeit finden, die ohnehin ja vorzüglich geratenen Falsifikate genau zu prüfen.

Sagnali schonte sich nicht. Ohne aufzublicken ließ er Satz auf Satz folgen – Enthüllungen, die Maximiliane wie Keulenschläge trafen.

Stumm, bleichen Antlitzes saß das junge Mädchen da. Welche Abgründe einer menschlichen Seele schauten ihre Augen hier. Und das war der Mann, den sie liebte, dem sie nach kurzer Bekanntschaft in die Arme geflogen war, den sie geküsst hatte …

Aber es kam noch schlimmer. Horst-Günthers Name wurde genannt. Ein Plan, wie er nur einem raffinierten verbrecherischen Hirn entspringen konnte, entrollte sich mit allen Einzelheiten vor ihr.

Endlich, endlich war Sagnali zu Ende.

»Maximiliane«, sagte er leise und erhob sich aus dem Sessel, in dem er bisher vornübergebeugt wie ein Schwerleidender gehockt hatte. »Zu meiner Verteidigung habe ich nur eins anzuführen. Nicht um mir die Mittel zu einem ausschweifenden Leben zu verschaffen, beging ich dieses Verbrechen, nein, sondern um die Träume meines künstlerischen Ehrgeizes, der mir wie Feuer die Seele zerfraß, verwirklichen zu können. Mein Verhängnis war meine zu Unrecht erfolgte Bestrafung. Im Kerker lernte ich Merwinski kennen. Er wurde mein böser Geist, er war der geistige Urheber alles dessen, was ich getan habe. Mein Urteil weiß ich, Maximiliane. Unsere Wege trennen sich von heute. Lebe wohl! Aber stolz kannst du in dem Gedanken sein, dass du mich gerettet hast. Ich werde nach Italien zurückkehren, werde ein ehrlicher Mensch werden. Lebe wohl – und habe Dank für die wenigen Stunden reinen Glückes, die du mir geschenkt hast.«

Er wandte sich zur Tür. Aber die erhobene Hand, welche die Türklinke erfassen wollte, sank matt herab. Draußen hatte die Flurglocke geschrillt -lange, anhaltend, als ob jemand dringend Einlass fordere.

Sagnali erbleichte. In jagender Hast eilten seine Gedanken. Merwinski war nicht heimgekehrt. Vielleicht hatte man ihn verhaftet. Vielleicht drohte ihm dasselbe Schicksal.

Auch Maximiliane war erschreckt zusammengezuckt. Draußen hing doch das Pappschild: »Professor Neuber auf zwei Tage verreist.« Also konnte es kein Patient sein. Und sonst? Doch zu langem Überlegen blieb keine Zeit.

Wieder schlug die Glocke an. Da hob Maximiliane schnell einen an der Rückwand des Zimmers befestigten Vorhang empor, der eine niedrige Tapetentür verdeckte. Dahinter lag ein kleiner Alkoven, in dem der Professor seine Bibliothek aufbewahrte.

Schaper und Kommissar Heinroth standen nun Maximiliane im Wartezimmer gegenüber. Nachdem der Kriminalkommissar sich legitimiert hatte, ging er sofort auf sein Ziel los.

»Ich möchte Sie bitten, mir anzugeben, wo Herr Sagnali, an den Sie, mein Fräulein, gestern Abend einen Brief geschrieben haben, sich zurzeit aufhält.«

Absichtlich hatte der Kommissar auf Schapers Vorschlag hin dieser Aufforderung eine so unbestimmte Fassung gegeben.

In dem schönen Gesicht der jungen Frau spiegelte sich auch nicht eine Spur von dem wilden Seelenkampfe wider, der in ihrem Innern tobte.

»Ich begreife nicht, wie die Herren gerade von mir die Auskunft haben wollen! Ich weiß nicht, wo Herr Sagnali ist.« Das klang so ruhig und stolz, dass selbst der Detektiv sich täuschen ließ.

Mit einer Entschuldigung entfernten die beiden sich wieder.

Wenige Minuten später.

Sagnali lag vor Maximiliane auf den Knien. Er weinte und schluchzte, bedeckte ihre Hände mit Küssen.

Und dann streichelte sie sanft sein dunkles, leicht gewelltes Haar, zog ihn empor und lächelte gütig.

»Ich will deine Retterin bleiben«, sagte sie einfach. »Du brauchst eine starke Hand, die dich stützt.«

Die Polizei entwickelte noch an demselben Tag eine fieberhafte Tätigkeit, um des flüchtigen Italieners habhaft zu werden. Aber trotzdem alle Bahnhöfe der Reichshauptstadt sofort abgesperrt wurden und der Telegraf nach allen Richtungen spielte, blieb Ernesto Sagnali verschwunden. Dass er, von Maximiliane sehr geschickt als Dame verkleidet, geflohen war, ahnte niemand. Sein nun glattrasiertes und gepudertes Gesicht sowie die gutsitzende Perücke machten die Maskerade so vollständig, wie kein Theaterfriseur es hätte geschickter fertig bringen können.

Zu derselben Nachmittagsstunde, als der Italiener in einem gemieteten Auto zunächst nach Frankfurt an der Oder fuhr, um von dort seine Flucht fortzusetzen, hatte Schaper mit Horst-Günther von Molnar, den er vor dem Gebäude der Zentralbank nach Geschäftsschluss erwartet hatte, eine sehr ernste Unterredung.

Der Detektiv gab sich dem langen Menschen, der beinahe zum Verbrecher geworden wäre, als der Zimmerherr seiner Mutter zu erkennen und hielt ihm dann eine Strafpredigt, die Horst-Günther schweigend hinnahm.

»Nur aus Rücksicht auf Ihre Familie habe ich Sie geschont«, sagte er streng. »Lassen Sie sich dieses Vorkommnis, bei dem Sie leicht mit dem Gefängnis hätten Bekanntschaft machen können, zur Warnung dienen.«

Horst-Günther stammelte ein paar unverständliche Dankesworte. Er war völlig gebrochen. Jetzt, wo der Detektiv ihm gezeigt hatte, welche Folgen sein Leichtsinn hätte haben können, erkannte er erst, wie weit es schon mit ihm gekommen war. Dieses Abenteuer wurde für ihn so zur heilsamen Lehre. Einmal war er vom rechten Wege abgewichen. Er tat es nie wieder.

Gleich darauf fuhr Fritz Schaper zu Geheimrat Winter, dem er alles Nötige mitteilte.

»Wir haben nicht nur die sämtlichen falschen Banknoten, sondern auch die Papiervorräte in dem alten Haus gefunden – Erstere bei dem toten Merwinski, Letztere in einem Versteck unter einer Diele eines Zimmers des Obergeschosses«, erklärte er im Laufe seiner Ausführungen. »Damit ist die Sache erledigt, Herr Geheimrat. Für mich wird die Angelegenheit kein unangenehmes Nachspiel haben, da ich ja in Notwehr auf den Chemiker feuerte.«

Mariette Sagnali fand fürs Erste bei Molnars eine freundliche Unterkunft. Dann reiste sie in ihre Heimat, wo ein entfernter Verwandter ihrer Mutter sich ihrer annehmen wollte. Die Majorin aber war nicht wenig erstaunt, als sie einen Tag nach Sagnalis Flucht von dem Kolporteur Bernhard Marlow, der seine Wohnung so plötzlich verlassen hatte, einen Brief erhielt, in dem er ihr mitteilte, er sei zu seinem Bedauern genötigt, sofort auszuziehen und werde seine Sachen am Nachmittag abholen lassen. Dem Schreiben lag der Miets- und Pensionspreis für ein Vierteljahr bei.

Es erschien dann wirklich ein elegant gekleideter Herr bei Molnars, der einen schriftlichen Ausweis Bernhard Marlows mitbrachte und dessen Kleider, Bücher usw. in die Koffer verpackte. Astrid, hilfsbereit wie immer, leistete dem Fremden, der sich als »Herr Müller« und intimer Freund des Kolporteurs vorgestellt hatte, bei dieser Gelegenheit beistand. Und nachher sagte Astrid zu ihrer Mutter, die den Fortzug des freundlichen Herrn ehrlich bedauerte, in ihrer offenen Art: »Herr Müller sah wirklich aus wie ein Schauspieler mit seinem bartlosen Gesicht und seinen scharf markierten Zügen. Trotzdem er nun bedeutend jünger war wie unser lieber Marlow, gefiel er mir doch nicht so gut wie dieser.«

Maximiliane von Molnar verließ ein halbes Jahr später Deutschland und nahm eine Stellung als Erzieherin in Valparaíso in Südamerika an. Dort heiratete sie bald darauf einen Farmbesitzer namens Ernst Meinhard. Als das junge Paar der Majorin sein Bild einschickte, meinte Horst-Günther verwundert: »Ich kann mir nicht helfen – dieser Schwager hat eine merkwürdige Ähnlichkeit mit Sagnali. Meinst du nicht auch, Mama?«

Die Majorin zuckte die Achseln. »Ähnliche Gesichter findet man häufig, mein Junge. Wem mein Schwiegersohn ähnlich sieht, ist mir ganz gleichgültig. Die Hauptsache bleibt, dass Maximiliane offenbar sehr, sehr glücklich ist.«

Und das war auch tatsächlich der Fall.

Eine Antwort auf Detektiv Schaper – Falsches Geld – 11. Kapitel