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Denise Mulligan – Insel-Horror Part 2

Insel-Horror-Part-2Gunter Arentzen
Denise Mulligan
Insel-Horror
Part 2: Das entfesselte Grauen

Zitat:

Sprich zum Leben so: Verlier ich dich, so geb’ ich hin, was nur ein Tor festhielte. Sprich: Du bist ein Hauch, abhängig jedem Wechsel in der Luft, der diese Wohnung, die dir angewiesen, stündlich bedroht. Du bist nur Narr des Todes; denn durch die Flucht strebst du ihm zu entgehn und rennst ihm ewig zu. Du bist nicht edel; denn alles Angenehme, das dich freut, erwuchs aus Niederm. Tapfer bist du nicht; du fürchtest ja die zartgespaltne
Zunge des armen Wurms. Dein bestes Ruhn ist Schlaf …

(William Shakespeare)

Prolog

Das Erwachen der Druiden

I

Simpsons Island, 14. Juli
[…] »Was war das?«, ruft Milou, während sich hinter uns die Treppe aufbäumt, dann aber in sich zusammenfällt. »Du sagtest, wir kommen ohne Fluch aus! Immer und immer wieder! Aber wie nennst du das?«

Sie stoppt, starrt mich an und beginnt, auf meinen Arm einzuschlagen. »Das war ein Fluch! Das war ein verdammter Fluch! Und du hast … Du hast …«

Sie bricht weinend zusammen, legt ihren Kopf auf meine Schulter und lässt sich trösten.

Um uns herum kommt das Chaos zur Ruhe. Vorsichtig, noch immer meine Freundin beruhigend, schaue ich mich um – und höre meinen ohnehin gequälten Verstand wimmern.

Denn Treppe, Plateau und Gebäude sind nicht zerstört. Oh nein, sie wirken, als habe man sie eben erst erbaut.

Und dort oben, auf dem Plateau, stehen vier männliche und drei weibliche Druiden und blicken zufrieden ins Tal, während Nebel über die Insel wabert.

Fassungslos aktiviere ich das Kommunikations-System des UEV, um mit Armstrong zu sprechen. Doch kaum steht die Verbindung, als wir auch schon gellende Schreie, Schüsse und panische Rufe hören.

»Sie kommen!«

»Sie haben Speere!«

»Ich will nicht sterben!«

Und immer wieder die Laute von Verletzten und Sterbenden, die grausam niedergemetzelt werden.

Geräusche, wie ich sie seit dem Religionskrieg nicht mehr hörte.

Milou umfasst meine Hand. »Keine Flashbacks! Nicht jetzt!«

»O…kay!«, wispere ich.

Sie fährt an und beschleunigt, der UEV gleitet zwischen die Bäume und wir ahnen, dass etwas sehr Böses, sehr Mächtiges über die Insel gekommen ist!

Und noch habe ich keine Ahnung, was man dagegen tun kann.

Oder, ob man überhaupt etwas tun kann.

 

II

 

»Sind wir hier sicher?«

Milou stellte diese Frage bereits fünf Minuten zuvor!

Und sieben Minuten zuvor!

Und vor zehn, zwölf und fünfzehn Minuten ebenfalls.

Meine Antwort fiel stets gleich aus – wahrscheinlich! Ich bin mit dem, was ich im Wagen fand und den Waffen sowie der Ausrüstung am Gürtel in der Lage, unser Versteck – wir haben uns verschanzt, wo der erste Hinweis wartete – gegen Soldaten und Partisanen der Islamic Liberation Front zu sichern.

Aber gegen magisch begabte Druiden aus einer anderen Zeit und ihre Soldaten, die überall auf Simpson Island zum Leben erwacht sind und ein Gemetzel sondergleichen anstellten? Woher zur Hölle soll ich das wissen?

»Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein! Ich schaue mich draußen um. Du versuchst hingegen, mit der Welt jenseits der Insel in Kontakt zu treten! Einen unserer Freunde vielleicht; Danny, oder Richard. Ich sehe zu, dass ich einen ordentlichen Überblick bekomme. Wir haben Wasser und Energy-Riegel, und wir sind unverletzt. Es könnte also schlimmer kommen!«

»Abgesehen von den Druiden und den blutgierigen Bastarden!«, wirft Milou ein.

»Genau!« Ich schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln, dann deaktiviere ich die Fallen und verlasse unser Versteck.

Hinter mir schalte ich die Fallen ein, um meine Freundin zu schützen. Ehe nun jemand fürchtet, ich habe Milou eingesperrt – dem ist nicht so. Sie besitzt ebenfalls einen Codegeber für Notfälle; etwa, wenn ich nicht zurückkehre …

Die Sonne versinkt blutrot hinter dem Horizont. Schatten beherrschen nun die Szenerie; lang und geheimnisvoll – ein Versteck für all jene, die uns nach dem Leben trachten.

Was wollen diese Druiden?

Warum haben ihre Leute jeden abgeschlachtet, der nicht zu ihnen gehörte?

Ist noch eines der Boote intakt?

Mein vorrangiges Ziel ist es, Milou von der Insel zu bekommen. Ich muss ihr Leben schützen – um jeden Preis!

Ist mir das gelungen … Ich könnte versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten. Es sind Druiden, ich selbst …

Schon vor den Religionskriegen war es im Westen nicht mehr modern, an einen oder mehrere Götter zu glauben. Atheisten gewannen die Oberhand und versuchten, durch wohlklingende Argumente zu verschleiern, dass sie so wenig wussten wie Katholiken oder Satanisten. Mehr noch – sie vertraten ihren Glauben so vehement, wie es sonst nur fundamentalistische Christen oder Moslems taten.

Ich selbst hielt zwar nichts vom Aberglaube meiner Freundin, suchte aber selbst nach spiritueller Geborgenheit.

Eine meiner Partnerinnen brachte mir Wicca näher, aber ich eignete mich nicht zur Hexe. Die Monotheisten konnten mit mir wenig anfangen, ich mit ihnen noch weniger. Also versuchte ich es mit den nordischen Göttern, dann mit den Alt-Ägyptischen und Indianischen. Am Ende waren es die Kelten, die mir sympathisch waren; auch wegen der Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft. Es ist kein Wunder, dass ich die Symbolik dieser alten Religion sofort erkannt habe.

Wie wohl die Druiden reagieren, wenn ich zu ihren Göttern bete?

Mit etwas Pech komme ich nicht dazu, es ihnen zu erzählen. Ihre Schergen sind, nach allem, was ich bislang hörte, nicht sehr gesprächig.

Um nicht in eine Patrouille zu laufen, wende ich die bei der Armee erlernte Taktik an, erklimme einen Baum und betrachte die Welt von oben.

Würde das Headset nicht auch das Restlicht verstärken, ich hätte kaum eine Chance, tief im Wald irgendetwas zu entdecken. So aber, dank der verschiedenen Modi, kann ich nicht nur die Nachtsicht nutzen, sondern diese mit Infrarot kombinieren.

Auf diese Weise sollte mir keine Gefahr entgehen; etwas, das sich bereits während des Religionskrieges bewährt hat!

Da der Ast, auf dem ich kauere, nicht nur lang ist, sondern auch einen beträchtlichen Umfang aufweist, kann ich mich auf ihm langsam drehen, um meine Umgebung zu erkunden.

Ein Lager in 750 Meter; zumindest, wenn die Distanzmessung der Brille funktioniert.

Das Feuer dort überlagert alle anderen Darstellungen; wie viele Personen sich in dem kleinen Lager aufhalten, kann ich nicht erkennen.

Deutlicher auszumachen sind die drei Wachen, die langsam den Wald durchstreifen. Sie bewegen sich getrennt zwischen den Bäumen hindurch, Blickkontakt können sie theoretisch keinen haben.

Also dann …

Ich koppele die Armbrust mit eServ und Brille, spanne die Sehne per Knopfdruck und betrachte kurz den High Impact Bolt.

Messungen ergaben, dass ein solcher Bolzen einen modernen Helm durchschlagen und seinen Träger töten kann; und dies binnen Sekunden.

Die Spitze besteht aus einer extrem harten Legierung. Zudem ist sie nicht rund, sondern besitzt vier messerscharfe Flügel, die sich in das Ziel bohren.

Im Krieg setzten wir diverse Bolzen ein. Solche, die Sekunden nach dem Einschlag detonierten etwa, oder auch solche, die eine selbstentzündende Flüssigkeit freisetzten. Wer einmal sah, wie ein Mensch bei lebendigem Leibe verbrennt, wer seine Schreie hörte und zuschaute, wie er sich in höchster Qual krümmt, verzichtet auf die Anwendung solcher Bolzen!

Auch jetzt trauere ich weder den Explosiv-Geschossen noch den Brand-Bolzen nach. Jene, die ich habe, werden ihren Sinn erfüllen.

Die Erinnerungen an die diversen Bolzen beschwören Szenen des Krieges herauf, ich zittere und kalter Schweiß rinnt über meine Stirn.

Kein Flashback! KEIN FLASHBACK!

Es kostet mich Mühe, die aufziehenden Bilder zu vertreiben. Dies hier ist kein Krieg! Ich bin nicht hier, um die Welt vor dem Schicksal zu bewahren, religiös-fanatisch im Mittelalter zu versinken.

Kaum hatte ich die Waffe mit eServ und Brille gekoppelt, als sich meine Sicht änderte. Ein Fadenkreuz erscheint im virtuellen Raum.

Der Farb-Code ist simpel.

Leuchtet das Fadenkreuz rot, ist kein sicherer Schuss zu erwarten.

Bei Gelb könnte es ein sofort tödlicher Schuss werden, doch die Chancen stehen nicht gut.

Wechselt die Farbe hingegen zu grün, kann ich abdrücken.

Nein, ich sollte abdrücken, denn oftmals bleibt es nur Sekunden grün. Dann, wenn sich das Ziel bewegt!

So wie jetzt!

Das Fadenkreuz wechselt von Gelb auf Grün, meine antrainierten Reflexe schlagen zu und schon sirrt der Bolzen nahezu lautlos seinem Ziel entgegen.

Der Einschlag ist so hart, dass der Krieger zu Boden geschleudert wird. Ich sehe Blut und noch etliche andere Dinge gegen einen Baum spritzen, während der Mann nahezu lautlos stirbt. Seine Glieder zucken, aber dies sind Reflexe eines sterbenden Hirns.

Wie vermutet ahnen seine Freunde nicht einmal etwas von seinem Tod. Sie sind arglos, durchstreifen den Wald – und teilen sein Schicksal im Abstand weniger Sekunden.

So leise wie möglich gleite ich vom Baum und mache mich daran, die Leichen zu durchsuchen. Sie alle sind mit Schwertern bewaffnet, wie man sie bei solchen Kämpfern erwarten kann; aus Eisen geschmiedet, enorm robust und scharf geschliffen.

Auch die Form von Klinge und Griff lässt sich keltischer Schmiedekunst zuordnen. In diesem Punkt waren die Kelten den Römern voraus – was erklärt, wie die Kelten halb Europa in die Knie zwingen konnten.

Vae victi; wehe den Besiegten!

Neben den Schwertern tragen die Männer auch Bögen sowie Pfeile. Einen Bogen und knapp 50 Pfeile samt Köcher nehme ich mit, ebenso ein Schwert. Anschließend begebe ich mich wieder auf den Baum und hangele, schwinge, klettere oder gehe von Ast zu Ast und von Baum zu Baum; so lange, bis ich mich wenige Meter vom Lager entfernt auf einen dicken Ast hocken und die Szene beobachten kann.

Zwei Männer sitzen am Feuer und unterhalten sich. Hin und wieder schauen sie sich um; so, als würden sie auf jemanden warten.

Oh, das tun sie! Sie warten auf ihre Kameraden …

Ich nehme zwei Pfeile aus dem Köcher; einen lege ich auf, einen halte ich bereit. Alte Bögen lassen sich natürlich nicht mit einem eServ koppeln. Ich nutze lediglich den Zoom der Brille, ziele und schieße.

Noch während der erste Pfeil sein Ziel trifft, spanne ich bereits erneut und schieße wieder.

Beide Pfeile treffen; sie bohren sich seitlich in die Schläfen der Männer und töten sie augenblicklich.

Nach einem Blick in die Runde verlasse ich den Baum und durchsuche das Lager. Auf die Lebensmittel verzichte ich, denn ich habe keine Ahnung, wie alt das Zeug ist! Magie mag es frisch gehalten haben, ernährt aber vielleicht nur magisch zum Leben erweckte Krieger.

Auch den Met in Tonflaschen lasse ich liegen, nehme stattdessen jedoch ein weiteres Schwert, zwei Dolche und zwei Pfeile an mich.

Zum Schluss, ich habe die Durchsuchung fast abgeschlossen, fällt mir eine Karte der Insel in die Hände. Sie ist anders als jene, die wir von IPPE erhielten.

Völlig anders, denn diese zeigt verborgene Gänge, Lager und eine verborgene Rüstkammer.

Zeit, zu Milou zurückzukehren, Ruhe zu finden und einen Plan auszuarbeiten!


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB und MOBI zum Downloaden zur Verfügung.

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